Paul Farhi (58) ist Medienredakteur bei der renommierten amerikanischen Tageszeitung „Washington Post“. Im aktuellen „Spiegel“ spricht er über den gewählten Präsidenten Donald Trump und die eigene Verwunderung darüber, dass dieser Mann ins Weiße Haus einzieht. Farhi sagt: „Die Leute wussten um seinen fragwürdigen Charakter; sie wussten, dass vieles von dem, was er sagt, gelogen ist – und haben ihn dennoch gewählt.“ Nun, ich weiß nicht, ob die Leute das wirklich wussten. Und ich weiß auch nicht, ob Trump einen „fragwürdigen Charakter“ hat. Ich kenne ihn nicht persönlich, wie der Kollege Farhi anscheinend. Aber wenn man diesen Maßstab anlegt, dann müsste man auch Bundesjustizminister, die frühere Stasi-Spitzel als Meinungswächter in Deutschland fördern, oder Regierungschefinnen, die mit einem unkontrollierten Zustrom von Hunderttausenden aus einem fremden Kulturkreis in unser Land für eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit gesorgt haben, als „fragwürdige Charaktere“ bezeichnen.

Aber, lieber Kollege Farhi, ich vermisse in Ihrem Interview einen Aspekt. Wenn also Trump so unberechenbar ist, so aufbrausend und so ein fragwürdiger Charakter – und ihn die Menschen dennoch wählen: spricht das nicht dafür, dass die bisherige Politische Elite in Washington und ihre Politik als noch unberechenbarer, aufbrausender und fragwürdiger angesehen werden? Vielleicht wissen sie wirklich, dass Trump fragwürdig ist. Und vielleicht wissen sie überhaupt nicht, was Trump als Präsident anrichten wird. Aber wenn es den Wählern dennoch egal ist, wenn sie alles hinnehmen, wenn nur das bisherige Polit-Establishment endlich abgewählt wird, dann ist das etwas, über das ihr euch mal bei der traditionsreichen „Post“ Gedanken machen solltet!

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Dieser Artikel wurde 11 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Nur mal so nebenbei: Ich erinnere mich dunkel an eine Wahl in der Türkei – da regierte eine Frau und man bezichtigte sie der Korruption und Unfähigkeit … dann kam die AKP und Erdogan

    Tja ….

    • Alexander Droste Antworten

      Was wollte ich eigentlich damit … ?

      Man wollte unbedingt das Establishment loswerden.

      Und wie ist es in Belgien? Die habe schon seit Monaten keine Regierung. Das zeigt uns, dass u.U. eine Regierung tatsächlich entbehrlich ist. Naja, vielleicht.

      Und Griechenland? Vom Regen in die Traufe.

      Und Spanien? Alles bleibt beim Alten. Alternativlos.

      Was kommt in D auf uns zu? Augen zu und durch. Es kann noch doller kommen.

  2. Uwe_aus_DO Antworten

    1980 gab es, jedenfalls in Deutschland, eine heftige Abwehrbewegung und erhebliche Angstmacherei gegen Ronald Reagan. Das hat mich nicht gestört, ich fand es (von Anfang an) gut, dass Ronald Reagan den USA wieder Selbstbewusstsein und eine klare Richtung gab.

    Donald Trump hätte ich nciht gewählt. Denn es gibt Unterschiede zur Ronald Reagan. Der hat versucht, Amerikas postive Werte in den Vordergrund zu stellen – und nicht durch einfache „ich-bin-dagegen“ Parolen populär zu werden. Er hat nicht gegen Kinder, Frauen, Latinos, Schwarze usw. gepöbelt, wüste Drohungen gegen Minderheiten ausgestoßen.

    Nun aber ist es egal, wie viele von uns beim Wahlergebnis so wie beim Wembley-Tor von 1966 empfinden – es mag ungerecht sein, aber England wurde Weltmeister und Trump Präsident.

    Die Fakten sind zu akzeptieren, und ich kann nur versuchen, optimistisch zu sein.
    Vielleicht bedeutet diese Wahl das Ende der (Meinungs-) Herrschaft der 68er. Die Erkenntnis, dass eine Rückbesinnung und Rückkehr auf christliche und bürgerliche Werte unbedingt notwendig ist.

    Und vielleicht ist ein Donald Trump -und so zeichnet es sich schon ein wenig ab- beim Umgang mit seinen Wahlversprechen genau so wie andere Politiker auch: Er vergißt die meisten.

    Und darin liegt für uns auch eine Chance. Dass die USA wieder zu einer Führungsmacht werden, dass die CDU zu den Werten, die ihren programmatischen Kern ausmachen, zurückkehrt. Die AFD bei den Bundestagswahlen nicht mehr als 20 % erreicht. Und so weiter.

    Wir werden sehen. Und wenn wir, jeder an seinem Platz, mit seinen Möglichkeiten, unseren Beitrag dazu leisten, dann haben wir getan, was wir konnten. Und dann hat mir bisher immer der liebe Gott geholfen.

    • Walter Lerche Antworten

      „…das Ende der Meinungsführerschaft der 68er..“ – Das könnte ein wesentlicher Punkt für Veränderungen sein.

  3. Andreas Antworten

    Zunächst heißt es ja nicht umsonst, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen – und das gilt eben auch für amerikanische Regierungen. Also warten wir mal ab, was die Trump Administration kann.

    Was mir in Deutschland einen großen Unterschied ausmacht ist die Medienlandschaft. Es gibt eben keine Radio- und Fernsehsender die eine andere Sichtweise als die des Schwarz/rot/grünen Regierungskomplexes verbreiten.

    Man ist auf alternative Medien angewiesen, aber mal ehrlich: Wieviele tun das?

    • Uwe Monheimius Antworten

      Iieber Herr Andreas.

      Doch ..es gibt sie, die anderen Medien.
      Ohne Vorurteile ohne Parteibuchkomplott und die schreiben, reden und denken da, wo andere auffaellig aufhoeren:

      JUNGE FREIHEIT.

      Beste Gruesse

  4. Günter Munz Stuttgart Antworten

    Klaus Kelle stellt die richtigen Fragen. Warum kommen die anderen Zeitungen „Washington Post“ oder das Magazin „der Spiegel“ nicht auf so naheliegende Gedanken, die absolut nachvollziehbar sind.

  5. Walter Lerche Antworten

    Respekt! – Lieber Herr Kelle, vor einigen Wochen reagierten Sie mit Ironie auf meinen Kommentar, in dem ich den Wechsel unserer Schutzmacht halb im Ernst prognostizierte, wenn die bisherige dies nicht mehr zu leisten imstande ist.
    Wie würde Ihre Ironie dazu heute ausfallen?

    • Klaus Kelle Antworten

      Welchen Wechsel der Schutzmacht, lieber Herr Lerche? Gott sei Dank haben wir ja eine, die uns im Ernstfall vor dem IS, vor Iran, vor Russland schützen kann. Die Schutzmacht hat nur einen neuen Präsidenten, und ich bin sehr gespannt, was der tun wird.

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