Ausnahmezustand – Unsortierte Gedanken zur Flüchtlings-Krise

Man kann es drehen und wenden, DAS Thema derzeit ist der Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland. Und weil die Situation so viele Facetten hat, möchte ich einfach mal ein paar Puzzlestücke zur Diskussion in den Raum werfen.

Überraschung
Warum sind wir eigentlich so unvorbereitet gewesen? Als der Andrang explodierte, waren Bund, Länder und Kommunen offenbar völlig überrascht vom Umfang des Zustroms. Inzwischen scheint die Lage halbwegs unter Kontrolle, der Bund hilft, die Städte organisieren sich, freiwillige Helfer leisten großartige Arbeit. Doch fragt man sich unwillkürlich, was eigentlich die Analysten im Bundesaußenministerium und unser Auslandsgeheimdienst BND beruflich machen. Die Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge wird ständig nach oben korrigiert – keiner weiß, was morgen sein wird. Für ein gewöhnlich gut organisiertes Land eine beschämende Situation.

Alternativen
Gibt es irgendeine Alternative dazu, den Flüchtlingen zu helfen? Das ist keine Frage: Nein, die gibt es nicht. Wollen wir abends zuschauen, wenn die Leute im Mittelmeer ersaufen? Was ist dann mit dem christlichen Abendland, das so viele Menschen hierzulande verteidigen möchten? Bei den Leuten, über die wir sprechen, handelt es sich um Menschen. Manche fliehen vor politischer Verfolgung, die meisten suchen wohl eine menschenwürdige Perspektive für ihr Leben. Egal, warum sie hier ankommen, welche Hautfarbe oder Religion sie haben, es sind Menschen, die Hilfe benötigen. Deutschland ist stark und reich, wir können diese erste Hilfe leisten.

Perspektive
Deutschland kann die Probleme aller Verzweifelten dieser Welt nicht lösen. Auch Europa kann das nicht. Wir können helfen, aber wir können nicht jeden auf Dauer bei uns behalten. Das muss immer wieder klar gesagt werden.Und es muss aufhören, dass unsere Regierung Werbefilmchen produzieren lässt, die dann auf dem Balkan in Landessprache gezeigt werden und eine Art Paradies auf Erden in Deutschland suggerieren. Stattdessen sollte man TV-Spots produzieren und klar sagen, dass es für Bewohner von Ländern, die in die EU wollen, hier auf gar keinen Fall Asyl geben wird.

Die Zukunft der großen Mehrheit der Flüchtlinge muss in ihrer Heimat stattfinden. Wir, der Westen, sollten helfen, dort sichere Inseln zu schaffen, wo die Leute, die jetzt nur noch weg wollen, eine Zukunft finden können. Ohne Angst und Krieg, aber mit Bildung und menschenwürdigen Lebensverhältnissen. Niemand soll glauben, dass das in ein, zwei Jahren zu schaffen ist. Es wird mindestens eine Generation dauern. Vielleicht länger. Aber wir können 12 Jahre lang Krieg am Hindukusch führen, dann werden wir gemeinsam mit unseren Partnern auch in Nordafrika etwas aufbauen können.

Zur Wahrheit gehört auch: Es kann nicht so bleiben, dass 85 Prozent der abgelehnten Asylbewerber einfach hierbleiben dürfen wie bisher. Wer abgelehnt wird, muss auch zeitnah abgeschoben werden – damit Platz und Mittel für diejenigen bereitstehen, die wirklich Hilfe benötigen.

Ängste
Etwa eine Millione Flüchtlinge werden in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Wer aus Syrien und Irak kommt, hat meistens schlimme Dinge erlebt. Ich bin froh, wenn wir denen, die vor den IS-Mordbanden flohen, eine sichere Zuflucht bieten können. Da sind viele Christen dabei. Aber es werden in diesem Jahr auch ca. 600.000 Muslime in unser Land kommen. Das macht vielen Menschen Angst. Nein, es ist keine „Invasion“, die hier läuft. Die Muslime aus Syrien und dem Irak sind ja gerade vor den Irren, den islamistischen Menschenschlächtern geflohen. Aber es sind Menschen aus einer ganz anderen Kultur, mit ganz anderen Vorstellungen vom Zusammenleben in einer Gesellschaft. Schon vor dem Zustrom an Flüchtlingen spitzten sich die Probleme mit Personengruppen aus dem islamischen Kulturkreis in unserem Land zu – schauen Sie nach Berlin, Dortmund, Kön, Duisburg und Essen. Eine solche Transformation ist ohne einen breiten gesellschaftlichen Konsens nicht möglich, und den gibt es nicht. Wenn führende Politiker unseres Landes glauben, man könne Multikulti anordnen, befördern sie Zustände, wie wir sie jetzt in einigen sächsischen Städten gerade zu sehen bekommen haben. Denk- und Redeverbote in der Frage, wie viel Islam diese Gesellschaft akzeptieren möchte, können zu einer gefährlichen Eskalation führen.

Hilfsbereitschaft
Die Bereitschaft der Bürger, in der aktuellen Situation aktiv zu helfen, ist sehr groß, und nach meinem Eindruck wächst sie sogar noch. Eine Facebook-Freundin schrieb heute, sie habe erstmals ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlinge gegeben und war beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit ihre „Schüler“ bei der Sache waren. In Nordhrein-Westfalen haben sich gerade Hunderte pensionierte Beamte gemeldet, die in den Flüchtlingsunterkünften organisieren helfen, Sprachkurse geben und Behördengänge mit Flüchtlingen unternehmen wollen – ohne Bezahlung.

In unserer Kirchengemeinde wurde letztens aufgerufen, alte Fahrräder für Flüchtlinge zu spenden. Wir hatten keins übrig, aber eine alte, nicht mehr schöne, jedoch voll funktionsfähige Küche. Unser Angebot wurde gern angenommen. Ein Ehrenamtlicher erschien also mit acht Männern – muslimische Syrer und christliche Nigerianer gemeinsam – um die Küche auszubauen und abzutransportieren. Keine leichte Sache bei 35 Grad Celsius. Als alles verpackt war, hatte meine Frau noch zwei Kisten mit Tellern, Töpfen, Gläsern, einem alten Skateboard und weiterem Kleinkram als Zugabe gepackt. Wir fragten, ob sie auch ein wenig Geld annehmen wollten, doch sie lehnten geradezu empört ab. Sie bedankten sich mit großer Herzlichkeit und erklärten uns, wie froh sie sind, dass es in Deutschland freundliche Menschen gibt, die helfen. Arbeiten, ja das würden sie hier gern, aber Geld geschenkt bekommen – auf keinen Fall.

Europa
Regelmäßige Leser meiner Texte wissen, dass ich Europa grundsätzlich für eine grandiose Idee halte. Als Staatenbund von Nationen, nicht als Bundesstaat, versteht sich. Immer wieder hat das Europa, das unter dem Oberbegriff EU firmiert, in großen politischen Fragen versagt. Inzwischen steht Brüssel als Synonym für überbordenden Bürokratismus, für Bevormundung, für einen Moloch. In der aktuellen Krise könnte also die Stunde der Europäer schlagen. Eine gewaltige Herausforderung – und 28 Staaten ziehen an einem Strang, um sie zu bewältigen. Doch das EU-Europa versagt erneut. Nur 10 von diesen 28 Staaten nehmen Flüchtlinge auf, der Rest schaut zu, gibt gute Ratschläge oder baut Zäune mit NATO-Draht. Was wir derzeit in Deutschland erleben, ist auch Folge des armseligen Bildes, das die EU in Sachen Flüchtlinge abgibt. Viele Länder, die auch von Deutschland und seiner Wirtschaftskraft profitiert haben, lassen uns angesichts des Millionenheeres an Flüchtlingen im Regen stehen. Und als jemand, der Europa für eine grandiose Idee hält, sage ich: Eine EU, die unsere Wirtschaft behindert und uns stattdessen mit Gender-Schwachsinn und Denkverboten beglücken möchte – auf so ein Europa kann ich verzichten, wenn es bei den wirklichen Herausforderungen unserer Zeit offenbar vollkommen unfähig ist.

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Dieser Artikel wurde 22 mal kommentiert

  1. Maryan Maier Antworten

    das sind unsortierte aber sehr hilfreiche Gedanken die dazu beitragen sollten damit aufzuhören wohlhabendere deutsche/europäische Staats-Bürger in Gut-Böse Lager aufzuteilen: diejenigen die Flüchtlinge pauschal ablehnen oder gutheißen sollen. Solche Haltungen gibt es doch in den seltensten Fällen. Herr Kelle, Sie sprechen aus, was jedem selbstverständlich sein sollte, daß Hilfsbereitschaft unabhängig von Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit selbstverständlich ist, jeder nach seinem Können. Und daß Ängste, Zweifel bzgl. der ungewissen Entwicklungen und Forderung von der Politik nach Transparenz bzgl. Zahlen, Entwicklungen, Hilfsprogrammen genauso berechtigter Weise ihren Platz haben dürfen und nicht gleichzusetzen sind mit Rassismus. Herzlichen Dank!

  2. Andreas Schneider Antworten

    Unsortierte Gedanken müssen derzeit von einen Jeden umtreiben, der offenen Auges durch eine Welt geht, deren – scheinbare – Grundpfeiler mit jedem Tag mehr ins Wanken geraten.

    Habe ich allein diesen Eindruck oder führt eine völlig ratlose und schon lange überforderte „politische“ Kaste nur noch Rückzugsgefechte, wohl wissend (oder ahnend), dass ihre hoch trabenden Wolkenkuckucksheime der letzten 30 Jahre um EU und Euro gescheitert sind? Und in dieses sich schon lange anbahnende Chaos hinein bekommen wir es nun mit einer – ebenfalls schon vor Jahrzehnten prognostizierten – Völkerwanderung zu tun.

    Ich mag mich täuschen, aber mich beschleicht mehr und mehr der Eindruck, dass solche geistlosen Träumtänzereien wie Gender & Co. für Viele die Flucht aus einer Realität darstellen, deren sie sich nicht mehr gewachsen fühlen. All dies summiert sich zum völlig verquasten Gesamtbild einer handlungsunfähigen Gesellschaft.

    Ist es nicht schon längst an der Zeit für eine Politik der Vernunft? Mir graust es bei der Vorstellung, welche Kräfte ansonsten sich dereinst bemerktbar machen und u. U. ihr Zepter schwingen werden. Nur: wem dürfen wir aus dem sich „politisch“ wähnenden Spektrum solche Tatkraft noch unterstellen?

  3. H. Urbahn Antworten

    Von meiner Seite einige unsortierte Gedanken:
    1. Warum helfen die Staaten Saudiarabien und die Golfstaaten, die den Krieg in Syrien finanzieren und die USA, die den Krieg in Syrien vom Zaun gebrochen haben (auf die Gründe dafür, will ich hier nicht eingehen aber man sollte sich schon die Frage stellen cui bono) nicht den Flüchtlingen aus Syrien in den Lagern? Diese Staaten tun nichts. Für den Irak gilt entsprechendes für die USA.
    2. Welcher Verfolgung sind die „Flüchtlinge“ aus den Balkanstaaten ausgesetzt?
    3. Aus Afrika kommen weit über 90 % junge Männer. Wo sind die Frauen und Kinder? Diese jungen Männer haben vorher in den Ölländer der Saharaländer gearbeitet, um sich das Geld für die Schlepper zu verdienen. Die haben keinerlei Interesse mit dem Geld in ihr Heimatland zurückzukehren. warum wohl
    4. Warum wollen die meisten nach Deutschland und Schweden. Stellen sie einfach mal ein Rangliste auf, wo es das meiste Geld gibt.
    Gestrige Meldung aus NRW: alle Flüchtlinge bekommen in NRW eine kostlose Gesundheitskarte, während jeder Rentner von seiner Rente Krankenkassenbeiträge zahlen muß und sei es nur der Beitrag der BfA.
    5. Auch in Deutschland gibt es eine Flüchtlingsindustrie mit 2 Millionen menschen, die daran verdienen und daher ein großes Interesse haben, daß der Flüchtlingsstrom nicht abreißt. sind die besser als die Schlepper?

  4. S v B Antworten

    Zu „Perspektive“

    Dass der Menschenstrom gen Europa auf absehbare Zeit überhaupt noch in vernünftige Bahnen zu lenken sein wird, halte ich für eine Illusion. Er wird eher noch anschwellen. Bevölkerungsexplosionen sowohl auf dem afrikanischen Kontinent wie auch in weiten Teilen Asiens lassen vermuten, dass sich in absehbarer Zeit noch sehr viel mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen werden. Um Erlaubnis zu diesem Schritt wird man uns wohl auch zukünftig nicht unbedingt bitten. Und sollte Südafrika eines Tages als Zielland für Migranten aus Ländern wie Zimbabwe, Mosambik, Malawi, Nigeria, Somalia etc. wegfallen (bekanntlich kommt es dort seit 2008 immer wieder einmal zu schweren Pogromen gegen Einwanderer aus anderen afrikanischen Staaten), würden die dort nicht Willkommenen vermutlich ebenfalls gen Norden aufbrechen. Vor wenigen Jahren nur wurde in Afrika stolz die Geburt des milliardsten Einwohners verkündet. Inzwischen steht zu lesen, dass der Kontinent annähernd 1,2 Milliarden Menschen aufweist.

    Dass Herr Kelle vorschlägt, quasi von oben her „sichere Inseln“ auf anderen Kontinenten zu schaffen, klingt zwar menschenfreundlich und vielversprechend, ist aber kaum realisierbar. Lässt sich doch auch in diesem Vorschlag der althergebrachte Eurozentrismus erkennen, der die – fälschliche – Annahme nährt, dass Europa schlichtweg weiß, wie die Welt tickt, bzw. zu ticken hat (die Amerikaner wissen es ja ohnehin). Meine Güte, selbst in Palästina sind bisher sämtliche Bemühungen, dauerhaft für Frieden zu sorgen, kläglich gescheitert! Dieses Land war und ist der erste traurige Dauerkrisenherd in der Welt nach 1948; der Vorläufer von vielen, die dann folgten und – leider – wohl noch folgen werden. Und nun will/soll man sich gar anschicken, die Bemühungen um Frieden und darauf gründende – nach unserem Dafürhalten – menschenwürdige Lebensbedingungen auf die „halbe Welt“ auszudehnen? Da hab‘ ich nicht viel Hoffnung.

    • Andreas Schneider Antworten

      Die „sicheren Inseln“ lasen bei mir einen vagen, rein hypothetischen Gedankengang Form annehmen.

      Die aktuelle Situation wurde bereits vor Jahrzehnten prognostiziert, kann also nicht ernsthaft überraschend gekommen sein. Kalt erwischt haben kann es nur solche Mitmenschen, die ideologisierten Traumgebilden eines besseren Menschen (Vorsicht: ich sage ausdrücklich nicht „Übermenschen“!) sehen – und eben „Politiker“, deren zeitlicher Horizont im Wesentlichen deckungsgleich mit der jeweiligen Legislaturperiode erscheint.

      Wie wäre es, eben diese Klientel auf einsamen Inseln auszusetzen, damit sie dort Gelegenheit erhielten, ihren Traum zu realisieren? Allerdings ohne Alimentierungen seitens eine selbst heran- und mittlerweile überzüchteten Sozialindustrie, ohne Fremdhilfe, eben ohne jede Einflussnahme von außen?

      Ja, ich weiß: aus „humanitäten Gründen“ sähe man sich hier wohl genötigt, nach spätestens 6 Monaten zu „intervenieren“, um diese Träumer vor dem sicheren Hungertod zu retten. Aber was für ein Träumchen….

      Was für eine schöne Heimat!

  5. Ulf Friedrich Antworten

    Allen Kommentaren zu dem lobenswerten Artikel ist vollkommen beizupflichten. Wenn man berücksichtigt, das Europas Bevölkerung durch seine mangelnden Geburtenzahlen immer mehr schrumpft, aber gleichzeitig in Afrika und Asien die Bevölkerung von Jahr zu Jahr wächst, müsste jedem klar sein das der Druck auf den Wohlstandskontinent Europa noch zunehmen wird. Die Hoffnung auf ein besseres Leben ist Anreiz genug. Das was Jean Raspail im „Heerlager“ und Michel Houellebecq in „Unterwerfung“ literarisch verarbeitet haben, wird wohl eintreten. Die jetzt schon existierenden Parallelgesellschaften werden zur Majorität werden.

  6. WS Antworten

    Mal illusorisch gedacht: Kassenstellen der diversen EU-Sozialämter praktischerweise gleich vor Ort in die Elendsgebiete (nicht Kriegsgebiete) dieser Welt transportiert – wieviel kollektives Fluchtelend, wieviel individuelle Integrationsnot bzw. wieviel Rücktransferchaos – und wie unglaublich viel organisatorischer Aufwand hier – wären vermeidbar … Allein: die halbe Welt – oder mehr – stünde dort Schlange!

    Also realistisch gefordert: Zur Realisierung von Arbeitsplätzen vor Ort hülfe schon, die in der EU für die Dritte Welt prohibitiv hoch subventionierte Produktion von vor allem landwirtschaftlichen Exportgütern angemessen einzudämmen. Sind hierzulande die zu umsorgenden Wählerstimmen dieser Branche wirklich so viel wichtiger? Auf lange Sicht und zugunsten einer Entzerrung des existenziellen Dritte-Welt-Elends sicherlich nicht! Einsicht sollte auch hier vor dem Fall kommen.

  7. Alexander Droste Antworten

    Man schaue in die Geschichtsbücher. Völkerwanderung. Und dann? Der Verlauf wird nicht zwingend zu gunsten der Zuzugländer sein. Es sei denn die Entscheidungsträger werden plötzlich mit Mut, Weisheit und Aufrichtigkeit gesegnet. Wir werden sehen, welchen Wirren die nächsten Jahrzehnte entgegen streben. Vielleicht sind es sogar die Zugewanderten, die uns wieder ordnen und aufrichten. Vielleicht weil wir barmherzig mit ihnen sind. Ich glaube trotz allem an das Gute im Menschen, ob Muslim oder sonst wer. Nur Fanatismus und Besserwisserei stören das. Menschenliebe und Pragmatismus gibt jedem die Chance auf eine gedeihliche Zukunft. Ich hoffe die Tugendhaftigkeit unserer Landsleute reicht aus.

    • S v B Antworten

      Sehr geehrter Herr Droste, ich bin mir sicher, dass Sie mit Ihren Ausführungen in diesen Tagen unzählige Gleichgesinnte finden werden. Allerdings mache ich auch in Ihren Worten den bereits in meinem o. a. Kommentar erwähnten Eurozentrismus aus. Irgendwelchen Idealen anzuhängen ist wunderbar, aber gewiss nicht zielführend.

      Leider haben viele Leute hierzulande keine Erfahrungen mit einer großen Zahl von Angehörigen fremder Ethnien und deren oft sehr speziellen kulturellen Besonderheiten. Urlaubsreisen tragen übrigens nicht dazu bei, seinen Erfahrungsschatz diesbezüglich zu erweitern. Dazu braucht es viele Jahre vor Ort mit vielen Episoden von „trial and error“. Missverständnisse sowie herbe Enttäuschungen – vielleicht auf beiden Seiten – fordern enorm und drücken nicht selten aufs Gemüt. Schlussendlich beschränkt man sich auf das Nötige und bleibt ansonsten unter Seinesgleichen, eben dort, wo man versteht und sich auch verstanden fühlt.

      Schauen Sie in die USA, oder nach Südafrika; beide klassische Multi-Kulti-Länder, in welchen die verschiedenen Ethnien jedoch bis heute meist nur nebeneinander her leben. Auf rein privater Ebene gibt es relativ wenige Kontakte. Ehen zwischen verschiedenen Ethnien werden geschlossen, aber dies kommt nicht gerade häufig vor. Unter dem Banner der Nation vereint fühlt man sich oft nur angesichts großer traumatisierender (z. B. 9/11) oder aber euphorisierender (z. B. Sport) Ereignisse. Ansonsten fällt in diesen Ländern das Maß an Solidarität, ohne welches eine Nation eigentlich nicht als solche bezeichnet werden kann, ja letztlich zum Scheitern verurteilt sein könnte, eher dürftig aus. Als Leuchttürme gelungener Integration mag ich weder die USA noch die Rainbow Nation Südafrika bezeichnen. Woraus sollte man die Hoffnung schöpfen, dass es in Deutschland anders werden könnte?

      • Alexander Droste Antworten

        Die gesamte Menschheit besteht aus schönen Illusionen, die wie Seifenblasen platzen oder aber real werden. Es hängt eben davon ab, wie wer was wann sagt oder tut. Offenheit und Großmut sind da hilfreicher aks Zweifel und Furcht.

  8. heribert joppich Antworten

    ich kann dem Artekel weitgehnd zustimmen. Ich bin aber immer wieder über die Aussage überrascht, dass Deutschland sio reich sei. Unsere Schulden betragen je nach Berechnungsart zwischen 72% und 84 %. Damit verstossen wird wie viele EU Stattaen gegen die entsprechenden Kriterien 60%. Unsere Schulden betragen weit über 2 Billionen. Schreiben sie mal die Zahl aus. Die Staatsschulden -ob Bund, Land oder Kommune, werden wohl kaum je zurückgezahlt werden. Also wir sind nicht reich.
    Zu Herrn Urban: er scheint ein USA Feind zu sein. Er behauptet wie andere auch, die USA hätten den Krieg in Syrien angefangen. Wo lebt Herr Urban eigentlich. Noch nie was von Assad gehört?!

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Herr Joppich,

      Schulden sagen erst einmal nichts über Reichtum aus. Entscheidend ist, was den Schulden gegenüber steht – an Wirtschaftskraft, an Wertschöpfung und an Sparvermögen, das bei den Deutschen – wenn ich das richtig in Erinnerung habe – weit über 5 Billionen Euro beträgt. Gemessen an diesen Parametern gehört Deutschland zweifellos zu den reichsten Ländern der Erde.

      Beste Grüße, Klaus Kelle

      • S v B Antworten

        Jetzt gehen mit Ihnen aber die Pferde durch, lieber Herr Kelle. Ende Juli überstieg das Sparvermögen der Deutschen erstmals die 2 Billionen-Marke. Sie hingegen veranschlagen das Zweieinhalbfache! So oder so ähnlich passiert es wohl, dass Deutschland von manch einem sehr viel reicher gerechnet wird als es tatsächlich ist. Selbst Politikern soll dies schon passiert sein; bei diesen allerdings unverzeihlich. Nur auf der Basis von korrekten Zahlen kann seriös diskutiert und ggfs. entschieden werden.

        Nebenbei bemerkt, stehen die Deutschen, was Immobilienbesitz (eigene Wohnung, eigenes Haus) angeht, im europäischen Vergleich sogar ziemlich mies da. Vielleicht hat sich die Lage in jüngster Zeit – in Anbetracht niedriger Zinsen und reger Bautätigkeit – etwas gebessert, aber die meisten Menschen hierzulande müssen nach wie vor Miete zahlen. Hätten Sie’s gewusst?

        Freundliche Grüße,

        S v B

        PS: Entschuldigen Sie die „Einkürzelung“ meines Namens. Ich habe mich unlängst dazu entschlossen, weil ich diesen nicht unbedingt in Google wiederfinden möchte.

          • S v B

            Leider konnte ich die Seite, auf der ich die 2 Mrd gefunden hatte, nicht wiederfinden (keine Ausrede!). Sie war aber definitiv vom Juli 2015.

            Deutschland ist reich: eine Nebelkerze.

            Sicher klingt der Wert von mehr als 5 Mrd enorm beeindruckend. Wo treiben sich diese riesigen Vermögen nur herum? Die mitunter kapriziösen Entscheidungen unserer Regierung wurden in der Vergangenheit hauptsächlich vom deutschen Mittelstand finanziert. Die große Mehrheit der Menschen in unserem Land – denen ja die beharrlich steigenden Ausgaben (Griechenland, Versorgung hunderttausender Flüchtlinge, etc.) „verkauft“ werden müssen – hat doch spürbar an Vermögen eingebüßt. Dazu gibt es übrigens eine interessante Pressemitteilung vom DIW Berlin (10.08.2015), welche dies schon für den Zeitraum von 2003 bis 2013 belegt. Dort wird zudem betont, dass die unterschiedlichen Erhebungen und Bewertungen sehr zu wünschen übrig lassen, mit anderen Worten, dass man nur zu gerne Äpfel mit Birnen vergleicht. Warum wohl? Mit meiner Vermutung, dass sich die finanzielle Lage der großen Mehrheit im Lande zwischen 2013 und 2015 weiter verschlechtert hat, stehe ich gewiss nicht alleine da. Diese fühlt sich mit dem Prädikat „reich“ ganz sicher nicht gemeint.

          • Gaius Julius

            Es wird immer wieder vergessen, dass Deutschland nicht nur seine 2,1 Billionen € Schulden hat, sondern auch noch Zahlungsversprechen in Form von Pensionen für Beamte und Staatsangestellte und Altersversorgung für unzählige Politiker. Wenn man alle solche Schulden zusammenzieht, dann belaufen sich die deutschen Schulden auf ca. 6,7 Billionen €.

            http://www.stiftung-marktwirtschaft.de/wirtschaft/themen/generationenbilanz.html

            Also mehr als die Guthaben der Deutschen ausmachen. Selbst wenn alle zu 100% enteignet werden, dann reicht es nicht aus, die Schulden komplett zu bedienen. Deutschland ist pleite, wie fast alle Länder, trotzdem kosten die Wahlversprechen (Bestechung) jeder Wahl wieder etliche Milliarden, damit die Bürger bei der Stange bleiben und glauben alles wäre im Lot.

  9. S v B Antworten

    Entschuldigung. Wie konnte ich? Natürlich Billionen! Diese Mega-Zahlen unterliegen seit einiger Zeit ohnehin der galoppierenden Inflation, finden Sie nicht auch? Von einem simplen Millionär lassen sich heute, wie es scheint, nicht mehr allzu viele beeindrucken. Dies zu tun gelingt fast nur noch dem Milliardär. Wie lautet überhaupt die nächst größere Einheit??? Ach ja, es ist die Trillion. Sollten wir uns vielleicht allmählich an diese Größenordnung gewöhnen? Wahrscheinlich nicht, weil eine Währungsreform oder ein wie auch immer gearteter Schnitt ohnehin den ganzen aufgeblähten Spuk einmal beenden wird.

  10. Alexander Droste Antworten

    Noch so eine schöne Illusion: Geld. Die Zahlen, mit denen da jongliert wird, sind nichts als Versprechen ohne Substanz. Kann einer sein Versprechen nicht halten, gibt es einen Kollaps. Mit lauter künstlich erschaffenen neuen Versprechen wird dieser Quark weiter am Leben gehalten. Das gesamte Finanzwesen droht wie ein Kartenhaus zusammen zu fallen. Und diese Einschättung teile ich blutiger Laie mit Fachleuten der Branche.
    Was hat das jetzt mit Flüchtlingskrise zu tun? Ganz einfach Rückbesinnung auf reale Dinge und teilen, was tatsächlich da ist. Damit sind wir bei Wahren als Zuwendung.

  11. Jürgen Backhaus Antworten

    Es wird immer nur von Flüchtlingsströmen für dieses Jahr gesprochen, man kann ja spekulieren ob es jetzt 8ooooo oder eine Million Menschen sein werden, aber diese Ströme werden auch in den kommenden Jahren nicht abreißen. Ich frage mich wie all diese Menschen untergebracht werden sollen, da ja heute schon bezahlbarer Wohnraum in den größeren Städten sehr rar geworden ist. Allein diese Situation birgt jede Menge sozialen Sprengstoff und lässt weitere rechte Ausschreitungen befürchten. Man kann nur hoffen, das diese Herausforderung möglichst zügig angegangen wird sonst sehe ich schwarz.

  12. Tom Antworten

    Lieber Herr Kelle – Ist eine Quote realistisch?

    Sie beschweren sich über mangelnde Solidarität in der EU. Das ist nachvollziehbar. Aber ist eine Quote zur Aufteilung deshalb machbar?

    Da kommen 2 Menschen aus demselben Clan.
    – Den einen verschlägt’s nach Köln und zu den „Fleischtöpfen“ von Hartz IV,-
    – den anderen nach Rumänien, zB nach Heltau, und weil viele Felder brach liegen, weist ihm der Bürgermeister 1 ha Land zu, dass er im Schweiße seines Angesichtes bearbeiten soll (zB händisch den Boden hacken zur Unkrautbekämpfung in Maiskulturen), damit er im Winter etwas zu beißen hat.

    Kann das funktionieren? Ich denke nicht!

    Die zwei Cousins telefonieren/skypen/sms-en ein paar Tage miteinander, tauschen Bilder aus … wenige Tage später gibt es die Wiedervereinigung der Familien in Köln: 1 Tag zu Fuß bis zum Bahnhof Medias, einen im Dacia-Express bis Wien und noch einen bis Köln.

  13. Tom Antworten

    Lieber Herr Kelle – die Analysten des BND und des Auswärtigen Amtes

    „was die Analysten im Bundesaußenministerium und unser Auslandsgeheimdienst BND machen“

    Kennen Sie deren Rohentwürfe, die den Politikern vorgelegt werden?
    Würden Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass diese Daten nicht politisch angepasst werden?

    „Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge wird ständig nach oben korrigiert – keiner weiß, was morgen sein wird … eine beschämende Situation“

    – die Erfahrung ziegt, dass die Zahlen derzeit sicher nicht kleiner werden …
    – Könnte es sein, dass bereits viel früher klar war, dass 2015 1.000.000 Menschen nach DE kommen werden. Oder anders herum, woher nimmt der kleine Akif den Mut, bereits Ende Juli von einer Million zu sprechen, Wochen bevor die Zahl auf 800.000 erhöht wurde?
    – auch externe Faktoren wie Äußerungen von Politikern oder Geldmangel in den Lagern des UNHCR werden ihren Einfluss haben.

    Mir klingt da Manches nach scheibchenweise die Zahl erhöhen, damit sich möglichst wenig Widerstand in der Bevölkerung regt.

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