Nach dem mutwillig herbeigeführten Absturz der Gemanwings-Maschine in den französischen Alpen haben Ermittler und Terrorfahnder festgestellt, dass es heutzutage gar nicht mehr so einfach ist, herauszufinden, wer tatsächlich an Bord eines Flugzeugs gesessen hat. Die Freizügigkeit zwischen den EU-Ländern, zusammengefasst unter dem Begriff „Schengen“, macht’s möglich. Also als Beispiel: Wenn ich einen Flug nach Rom buche und zu Hause am PC bereits einchecke, dann mein Flugticket aber – sagen wir – Matthias Matussek schenke, der auch gern in Rom ist, dann kann der am Flughafen direkt bis in den Flieger durchgehen, sofern er nur Handgepäck hat. Auf der Passagierliste steht dann „Kelle“, aber im Flugzeug sitzt in Wirklichkeit „Matussek“. Nun sind sowohl Herr Matussek als auch ich keine „Gefährder“ im eigentlichen Sinne, aber Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat erkannt, dass die Situation prinzipiell unhaltbar ist, wenn man ernsthaft mehr Sicherheit schaffen will. Er regt nun an, darüber nachzudenken, die Ausweispflicht wieder einzuführen. Konkret: Jemand, der ein Passagierflugzeug besteigt, soll beim Einsteigen wie früher Boarding-Pass zusammen mit dem Ausweis vorzeigen.
Ich werde mir jetzt Popcorn besorgen, mich in einen bequemen Sessel setzen und darauf warten, wie die politischen Reaktionen auf diesen absolut sinnvollen Vorschlag des Ministers ausfallen. Ich erwarte, ehrlich gesagt, einen ordentlichen Shitstorm der Datenschützer und der Snowden-Fan-Millieus. Den Ausweis vorzeigen? Das ist schließlich ein schwerer Eingriff in das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“, da wird ja selbst der friedfertigste Bundesbürger unter „Generalverdacht“ gestellt, er könnte Terrorist sein. Und wen das alles nicht überzeugt, werden sie ein gehässiges „Ich will das aber nicht“ entgegenrufen, die tapferen Verteidiger meines überaus wichtigen Grundrechts, einen Ausweis, den ich besitzen muss, nicht vorzeigen zu dürfen.

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Dieser Artikel wurde 11 mal kommentiert

  1. Dorothea Hohner Antworten

    Bravo, Herr Kelle,

    Dank für Ihren Artikel, es ist himmelschreiend, Sie haben Recht. Sie brauchen im Übrigen nicht mehr warten, ein Parteisöldner der Linken hat schon getönt: es sei purer Aktionismus, was der Minister vorschlage, man solle warten…….ect pp.

    Wenn diese strammen Gessinnungsgenossen so mutig wären, beim richtigen Datenschutz, z. B. bei der NSA Überwachung, oder der Vorratsdatenspeicherung, dann wäre viel gewonnen, aber da verbrennt man sich nicht den Mund. Bei der Ausweiskontrolle, die ich inzwischen für sehr nötig halte, nicht nur im Flugverkehr, da krakeelt man herum. Wir haben früher an jeder Grenze den Ausweis gezeigt, da war aber der Kontrollwahn noch nicht so weit fortgeschritten, wie heute. Da sollte man ansetzen, und zwar mit Courage.

  2. Helga Haverkamp Antworten

    Auch ich bin für Ausweiskontrollen und nicht nur beim Fliegen.

    Schöne Feiertage.

  3. Alexander Droste Antworten

    wenn alle so artig wären wie Sie und ich, …

    dann bräuchte man keine solchen Überlegungen.

  4. Helmut Zilliken Antworten

    Ich hab keine schlechtes Gewissen, ich hab nichts Schlechtes vor und ich bin ein redlicher Mensch. Eine Kontrolle über den Personalausweis ist mir Schnurzepiepse. Man kann auch bei jeder Kontrolle die Flöhe husten hören, wenn man denn ein sehr empfindliches Gehör hat.

  5. St.Ex Antworten

    Bekenntnis eines Schützenbruders und kulturhistorische Gegenstände (Preußen/Deutsches Reich) Langwaffen sammelnden unbescholtenen ehem. Staatsdieners:
    Also ich muß meinen Ausweis immer dabei haben und auch vorzeigen. Jedenfalls dann, wenn ich in meinem Heimatort, wie schon seit Jahrzehnten, mit Rad oder Auto zum Schießstand unterwegs bin. Ich bin nämlich nach Meinung der „Gutmenschen“ potentieller „Gefährder“. Ich bin nämlich mit „Waaaffen“ unterwegs und zum vollkommenen Unverständnis dieser, die bessere Welt schaffenden Linken/Roten/Grünen, auch noch mit der zugehörigen Munition.
    Ich kann froh sein, dass man nicht sofort einen Warnschuß abgibt wenn man mich erkennt.

  6. Müller-Langguth Antworten

    Ich bin verwundert zu lesen, dass man innerhalb Europas ohne Ausweiskontrolle fliegen könne. Ich fliege immer wieder – u.a. mit airberlin – in eines der EU-Länder der ersten Stunde und beobachte, dass ständig beim Boarding nicht nur die – selbst oder auch beim Einchequen am Flughafen ausgedruckte – Bordkarte sondern auch ein Ausweispapier auf Namensübereinstimmung kontrolliert werden.
    H.Müller-Langguth

    • Klaus Kelle Antworten

      Manchmal wird es gemacht, aber keineswegs immer. Ich war neulich unterwegs nach Berlin und hatte zu Hause am PC eingecheckt. Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückflug wollte irgendjemand meinen Ausweis sehen.

  7. Gisbert Britz Antworten

    Was ist denn mit ALDI; REWE; EDEKA, Kirchen, Fußballspielen? Überall wo mehr als 10 Personen zusammenkommen.
    Stellt Selbstmord unter Strafe!

    • St.Ex Antworten

      Genau. Selbstmord sollte bestraft werden. Bei Ersttätern sollte man aber die soziale Komponente beachten und bei einer ansonsten unbefleckten Weste Gnade vor Recht walten lassen.
      Übrigens, was ist mit den Kindergärtnerinnen. Stellen sie sich nur mal vor sie wären selbst ungewollt Kinderlos und hätten deshalb ein Problem anderer Leute Pänz zu versorgen. Die brauchen keine PPL oder Berufspilotsenlizenz, nein, es würde ein Kanister Benzin genügen.
      Ergo: Kinderlose Kindergärtnerinnen die zusätzlich zu ihrem Auto an der Tankstelle noch einen Ersatzkanister auffüllen sollten sofort psychiatrisch untersucht weren.

  8. Susanne von Belino Antworten

    Herrschaftszeiten! Warum denn keine Ausweiskontrolle beim Borden? Ich fliege öfters und würde das kleine Mosaiksteinchen zur Erhöhung der Sicherheit im Luftverkehr begrüßen. Der Nutzen würde den „Schaden“ (welchen Schaden?) in jedem Falle übertreffen. Allerdings hätte diese Maßnahme den Passagieren des zum Absturz gebrachten Germanwingsfluges leider nichts genützt; saß doch der „Feind“ schon bei ihrem Einstieg im Cockpit. – Übrigens befürworte ich eine Zwei-Mann(!)-Regelung für die vorübergehende Abwesenheit eines Piloten/einer Pilotin vom Cockpit. Alternativ – und, eingedenk der furchtbaren Germanwings-Katastrophe, absolut nicht scherzhaft gemeint – schlage ich den Einbau eines kompakten WCs ins Cockpit vor, dessen Zugangstür aus einem leichten, ohne besonderen Kraftaufwand zu durchbrechenden Material besteht (z. B. ein Alurahmen, der mit blickdichtem Pergamentpapier o. ä. bespannt ist). Dann befänden sich jederzeit zwei Piloten im Cockpit. Störende Geruchsbelästigungen im Cockpit dürften aufgrund der effizienten Ablufttechnik, welche in allen Bord-WCs spürbar greift, ausgeschlossen sein. Wie allerdings der letztgenannte Vorschlag bei den Piloten ankäme, die sich, besonders während eines Langstreckenfluges, bisweilen gerne mal „die Beine vertreten“ – who knows? Auch welche der beiden Lösungen die zuverlässigere, und welche letztlich die für die Airlines kostengünstigere wäre, kann ich nicht sagen.

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