DIE UNION VOR EINER ZEITENWENDE: Es müsste endlich einer aufstehen und sagen: „Danke, Kanzlerin, aber es reicht!“

Angela Merkel und die sie tragenden Unionsparteien haben bei der Bundestagswahl gestern die meisten Wähler hinter sich versammelt. Im Berliner Konrad-Adenauer-Haus wurde begeistert geklatscht, nun möchten die führenden Köpfe der CDU gern zurück an ihre alltägliche (Regierungs-)Arbeit gehen. Die internen Wahlanalysen werden wie nach den für die CDU desaströsen Landtagswahlen vor zwei, drei Jahren schnell abgehandelt sein. Weiter so! „Voll muttiviert!“ Die hippen Berater mit Fünf-Tage-Bart schreiben üppige Rechnungen und trinken ein Gläschen Barolo dazu. Kölner würden sagen: „Es hät noch imma joot jejange…“ Aber nichts ist gut bei der Union am Tag danach.

Diesmal nicht. Der CDU und der CSU steht eine Zeitenwende bevor. Die Strategie der „Modernisierung“, das Schielen auf die sogenannten „urbanen Millieus“ durch Übernahme vieler über Jahrzehnte als falsch erkannt und bekämpften linksgrünen Themen (unkontrollierte Massenzuwanderung, Homoehe, der unwissenschaftliche Gender-Quatsch) ist ein politischer Rohrkrepierer, wie ihn das politische Deutschland selten erlebt hat. „Wer erfahren will, wie es der CDU in Zukunft ergeht, schaue sich die Entwicklung der ÖVP an“, sagte mir vergangenes Jahr ein Journalist nach einer gemeinsamen Podiumsdiskussion in Wien am Buffet. Und wenn man heute die ÖVP unter ihrem neuen Superstar Sebastian Kurz anschaut, bekommt man eine Ahnung davon, was für eine bürgerliche Partei auch in Deutschland möglich wäre, die sich programmatisch klar aufstellt und ein neues, überzeugendes Gesicht an der Spitze präsentiert. Doch dazu später…

Union und SPD sind die großen Verlierer des Wahlabends, AfD und FDP die Gewinner. Bei der SPD kündigte sich das Desaster schon vor Wochen an, die Union hatte mit 41,5 Prozent vor vier Jahren wenigstens ein ordentliches Polster, das rund neun Prozent Verlust wegstecken lässt …wenigstens ein Mal.

Neun Prozent Verlust insgesamt, auch die bayerische Überpartei CSU quer durch den Freistaat gerupft – und kommendes Jahr ist dort Landtagswahl, eine absolute Mehrheit oberste CSU-Pflicht. Nein, es geht nicht so weiter. Die Union muss kernsaniert werden, oder sie wird über kurz oder lang den Weg anderer christdemokratischer Parteien in Europa antreten …nach unten. Eine Volkspartei ist nur dann Volkspartei, wenn sie auf ihr Volk hört. Anfang 2016 gab es in Deutschland eine repräsentative Meinungsumfrage des YouGov-Instituts, nach der 70 Prozent der Befragten der Meinung sind: Der Islam passt nicht zu Deutschland. 70 Prozent! Haben Sie im Deutschen Bundestag auch nur einen einzigen Abgeordneten von CDU/CSU gehört, der das dort vom Rednerpult aus vertreten hat?Dabei geht es gar nicht um Abstimmungen oder Mehrheiten. Ein einziger, der es wenigstens mal erwähnt hat?

Politiker der Union gehen gern zur Vernissage ins alternative Kulturzentrum, zur Moschee-Eröffnung und zum Christopher Street Day. Das dürfen und sollen sie, wenn ihnen danach ist. Aber es würde zum Profil einer Volkspartei der Mitte passen, wenn ihre Spitzenpolitiker häufiger bei Freiwilliger Feuerwehr und Landfrauen vorbeischauen oder sonntags in der Kirchenbank sitzen und um Vergebung ihrer Sünden beten. Um die eigenen Leute kümmern, die eigenen Wähler dort abholen, wo sie sind, Flagge zeigen, wo es eben nicht nur modern und hipp zugeht. Denn dort drängeln sich ja schon all die anderen.

Ein (CSU-)Freund aus München wiederholte vor Jahren in den sozialen Netzwerken immer wieder wie ein Mantra, dass es a) kaum noch Konservative in Deutschland gebe und b) die wenigen verbliebenen ja nichts anderes wählen können als die Union. Ja, wieder so eine Expertenmeinung, die kläglich in sich zusammenfällt.

Neun Prozent verlieren und einfach so weitermachen wie immer? Das wird dieses Mal nicht funktionieren. Angela Merkel hat verloren und dennoch gesiegt. Und als Bundeskanzlerin ist sie derzeit alternativlos. Oder wollen Sie Martin Schulz oder Alexander Gauland lieber als deutschen Regierungschef? Aber muss eine Parteivorsitzende nach solch einer krachenden Klatsche weiterhin Parteivorsitzende bleiben, die allein eine Million CDU-Wähler von der Bundestagswahl 2013 an die rechtskonservative AfD verloren hat – so wie hunderttausende Parteimitglieder in ihrer Amtszeit? Werden sich die Freiheitlich-Konservativen Aufbrüche in der Union, die unter dem Dach einer WerteUnion beachtlichen Zulauf gefunden haben, endlich trauen, personelle Konsequenzen zu fordern? Trennung von Parteiamt und Kanzleramt wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Den Rücktritt des Generalsekretärs Peter Tauber immerhin haben sie am Abend schon gefordert. Und wer die Stellungsnahmen der Altmaiers und Kauders gestern Abend im Fernsehen gesehen hat, der weiß: es muss sich dringend etwas verändern an der Spitze der Christlich Demokratischen Union.

Wirtschaftlich und finanziell steht unser Land gut da, Wohlstand und soziale Sicherheit sind höchst respektabel im Weltmaßstab. Aber in Fragen der Inneren Sicherheit ist viel zu tun, bei der Sicherung unserer Grenzen, bei der Abschiebung rechtskräftig abgelehnter „Flüchtlinge“. Warum finanzieren CDU-geführte Regierungen mit Millionenbeträgen aus unserer Steuern linksextreme Netzwerke und dubiose Stiftungen, die sie dann selbst bekämpfen? Warum fördern CDU-Regierungen den Gender-Schwachsinn mit Millionenbeträgen, gegen den der sogenannte Kreationismus christlicher Fundamentalisten lupenreine Wissenschaft ist? Warum machen die C-Parteien in Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen mit bei der Frühsexualisierung von Kleinkindern? Das C, liebe Freunde aus der Union, ist nicht ein Marketinginstrument, es ist ein Gütesiegel. Kein Programm für politischen Handeln, aber ein Kompass, was richtig ist und was falsch.

Ein guter Freund, der seit Jahrzehnten immer treu bei jeder Wahl die CDU gewählt hat, antwortete mir vor drei Wochen am Telefon auf die Frage, was er denn diesmal wählen werde, lapidar mit „Die AfD“. Und ich fragte ihn, wie das denn sein könne und was sein Grund dafür sei. Er sagte entwaffnend: „Ich habe die Schnauze voll!“ So viel zum Thema, die Konservativen können ja nichts anderes wählen außer Merkel.

Nochmal zurück nach Österreich mit einem Blick auf die über viele Jahre schwindsüchtige ÖVP, dort sozusagen die schwachbrüstige Volkspartei der Mitte. Ich habe mir am Wochenende den Wahlkampfauftakt von Sebastian Kurz in einer überfüllten Halle auf Facebook angeschaut, den jungen, sympathischen, rhetorisch brillanten Hoffnungsträger. Und ich habe mir durchgelesen, was die vielen Bürger dort im Forum kommentierten. Auffällig viele outeten sich als Deutsche, die begeistert waren und immer wieder schrieben: So einen brauchen wir auch in Deutschland! Und das ist wahr. Es gibt solche auch in Deutschland. Sie müssen nur endlich aufstehen und sagen: „Danke, Kanzlerin, aber es reicht!“

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 16 mal kommentiert

  1. colorado 07 Antworten

    Ich war auch so ein „guter Freund“, der bis gestern immer die CDU gewählt hat, (außer dass ich jetzt trotzdem nicht die AfD wählte). Ich frage mich auch , ob die CDU nach dem Wahldebakel die Zeichen der Zeit erkannt hat und realisiert, dass ihr Rettungsanker nicht mehr Angela Merkel heißen kann. Findet sie nun ihr eigenes Profil nicht wieder, so wird sie bald „unter ferner liefen“ landen.
    Ob es in Deutschland solche gibt, die der Kanzlerin den von Ihnen, Herr Kelle, gewünschten Dank abstatten, bezweifle ich – Seehofer kanns wohl nicht sein -, aber ich ließe mich gerne positiv überraschen.

  2. Klaus Beck Antworten

    Brilliante Analyse.
    Nur: Ein Herr Kurz wäre in Deutschland nicht an die Spitze einer Partei gelangt.

  3. Olaf Breitkopf Antworten

    Leider hat unsere Kanzlerin nicht bemerkt, daß es an der Zeit ist abzutreten. Die Gegendemokratie des Volkes ist bei ihr nicht angekommen. Aus Angst vor Extremismus haben viele Wähler nicht das Kreuz bei den linken oder rechten gemacht.
    Es genügt nicht, nur alle 4 Jahre ein Kreuzchen zu machen. Gelebte Demokratie muß anders ausschauen. Sie muß die Regierung und das Parlament lenken können. Dies ist bei uns nicht der Fall.
    Probleme weglächeln oder aussitzen genügt nicht, weil die nächsten Generationen den Giftcocktail auslöffeln werden.

  4. Uwe_aus_DO Antworten

    Auch ich bin kein Fan von Angela Merkel und von der CDU (in der ich mehr als 30 Jahre Mitglied war) schwer enttäuscht.

    Aber über eines müssen wir uns klar sein: Sie hat, wie einst Kohl, alle möglichen parteiinternen Rivalen demontiert. Wenn sie morgen abtritt, fehlt ein(e) Nachfolger(in). Und das bedeutet dann auch, dass die CDU bei der nächsten Bundestagswahl (und die wird meiner Meinung nach nicht erst in vier Jahren sein) die Regierungsführung abgibt.

    Mag sein, dass in acht oder zehn Jahren dann eine runderneuerte CDU unter einem deutschen Sebastian Kurz wieder eine Bundestagswahl gewänne. Aber angesichts der Alternativen für die Zwischenzeit graut mir. Man bedenke: Wer gestern AfD gewählt hat, bekommt nun wahrscheinlich Jamaika… Glaubt jemand wirklich, mit den Grünen ließe sich eine konsequentere Abschiebepolitik in die Realität umsetzen…??

  5. Tina Hansen Antworten

    Ich setze nur eine Fußnote. Seit Jahren beäuge ich regelmäßig, was der salafistische Islam-Prediger Pierre Vogel so in unserem Internet treibt und treiben darf. Auslöser dafür war eon Beitrag, in dem er Sex von erwachsenen Männern mit Mädchen an dem Einsetzen der Periode rechtfertigte – auch wenn dies im Einzelfall schon mit 9 Jahren geschehe. Der Dreck ist natürlich bis heute im Netz. In seinem aktuellen Kommentar nannte Herr Vogel nun die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin einen Irrsinn. Erstaunliche Dinge geschehen dieser Tage in diesem Land.

  6. S v B Antworten

    Sehen Sie, lieber Herr Kelle, so wie Ihrem Freund ist es mir auch ergangen. Und das, weil die Entwicklung längst vorauszusehen war; sie war dies sogar schon vor der Bundestagswahl 2013. Der Form halber ist das „Hohe C“ bei unserer ehemals konservativen Demokratischen Union sehr wohl noch vorhanden, aber wenn man alleine bedenkt, dass sich schon ein bemerkenswerter Zusammenschluss von muslimischen CDU(!)-Mitgliedern in den Reihen der Parlamentarier gebildet hat, gibt das einem doch sehr zu denken.

    Wenn man heute in manchen Foren unterwegs ist, betrübt es besonders, dass das gute Abschneiden der AfD im Osten Deutschlands die alten Gräben zwischen West und Ost wieder aufgerissen (oder nur sichtbar gemacht?) hat. Da werden unsere ostdeutschen Mitbürger z. B. als immer noch unwillkommene „Flüchtlinge“ beschimpft, auf welche man zukünftig am liebsten verzichten möchte. Für mich sind solche Aussagen schlicht unerträglich. Werfen sie für mich doch die brennende Frage auf, warum dieselben Leute, die über ihre eigenen Landsleute in solch despektierlicher, ja menschenverachtender Weise herziehen, sich ungemein freudig den Massen vornehmlich junger Männer zuwenden, die, mit völlig anderen Mentalitäten aus völlig fremden Kulturräumen nach Deutschland hineindrängen. Eine Fragestellung, die vermutlich nicht mehr von der Psychologie beantwortet werden kann, sondern der dringenden Überweisung an einen erfahrenen Psychiater bedarf.

    Ausnahmsweise habe selbst ich mich gestern ab 18 Uhr vor den Fernseher gesetzt und mir die üblichen ausweichenden Erklärungen der einzelnen Berliner Spitzenpolitiker zum jeweils erlittenen Wahldebakel angehört. Geradezu als symbolisch für das riesige Chaos, in welches sie unser total zerrissenes Land sehenden Auges hineinmanövriert haben, schien mir die Sendung von Anne Will. Wer sie gesehen hat, weiß, was ich meine. Dass man schließlich gar darauf pochte, Herr Seehofers CSU habe so grottenschlecht abgeschnitten, weil er sich „Parolen der AfD zu eigen gemacht“ hätte, konnte mir dann wirklich nur noch ein müdes Lächeln entlocken. Jeder weiß nun wirklich, dass Seehofer für seine abrupte 180-Grad-Wende – wieder hin zu Frau Merkel und ihrer ganz speziellen
    (Flüchtlings-)Politik – abgestraft worden ist; und dies nur zu verdient.

    Kaum waren die Wahllokale geschlossen, kaum erschienen die ersten Hochrechnungen, verfiel man, insbesondere seitens der Verlierer, wieder in die altbekannte unsachliche Hysterie gegenüber der AfD. Es war eine regelrechte Zumutung, sich über eine Stunde lang die üblichen, polit-typischen Querelen anzuhören. Frau Schwesig konnte dabei entspannt bleiben und es sich sehr wohl leisten, den Anwesenden wie auch den Wählern in ziemlich coolem Ton zu eröffnen, dass die SPD gedenke, in die Opposition zu gehen, um diese anzuführen. Für die sozialdemokratische Mutter eines Privatschülers bedeutet dies ohnehin keinen Absturz, da sie sich beizeiten den prestigeträchtigen und sicher auch einträglichen Posten einer Ministerpräsidentin sichern konnte. Sie selbst wird also die harte Oppositionsbank nicht drücken müssen.

    Sie haben recht, Herr Kelle. So wie es ist, kann, nein darf es nicht lange weitergehen. Merkel must fall, Seehofer must fall, und damit wäre die „Must-fall-Liste“ für mich noch lange nicht erschöpft. Bevor ich in meinem Leben nochmals CDU, bzw. CSU, wählen werde, muss sich noch sehr viel ändern. Konsequent, schnell und, vor allem, glaubwürdig. Stimmen wir also mal wieder den tollen Scorpions-Song „The Wind of Change“ an…. Vielleicht hilft’s?

    PS: Irgendwie haben mir die jungen Leute, die vornehmlich das Publikum der Will-Sendung stellten, leid getan. Sie klatschten, fast unisono, wie auf Bestellung: zu den richtigen Aussagen und im richtig Augenblick. Gut geklatscht, Löwe. Allerdings beschlich mich der ungute Gedanke, dass kaum einer von ihnen wirklich zu begreifen schien, wohin die Reise für sie alle letztlich einmal führen könnte.

  7. Ruth Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,

    Sie sind sauer – und das berechtigt. Was Frau Merkel aus Ihrer CDU gemacht hat, der massive Linksruck, der allein von der CDU über 1 Mio Wähler dazu gebracht hat, sich eine neue „Mitte“ zu suchen. Schuld daran ist nicht die AfD, sondern allein die CDU in ihrer Art, wie sie in den letzten Jahren tätig war. Und allein für diese Wähler-Abwanderung sollte Frau Merkel eigentlich zurücktreten.

    Die Zeichen waren nach der fragwürdigen Grenzöffnung, ohne dies im Bundestag auch nur besprochen zu haben, in allen Medien und Kommentaren erkennbar. Doch hat die CDU Führung sich auch nur irgendeine Kritik zu Herzen genommen? Nein – statt dessen bestimmte Frau Merkel überdeutlich bei ihren Wahl“kampf“auftritten, mit ihr wird es weitergehen wie bisher. Keine Korrektur der Massenzuwanderung, keine Konsequenzen für kriminell gewordene, sogenannten Flüchtlinge. Der eigene Bürger wurde zum Bürger zweiter Klasse.

    In den Reihen der CDU wurde nur „Angie“ beklatscht, es kam keine konsequente Kritik. Und von der CSU kamen nur dicke Backen, aber letztendlich kuschte man doch auch weiterhin vor „Muttis“ Entscheidungen. Und genau deswegen ist auch die Basis der CDU/CSU mit verantwortlich, am Ausgang der Wahl. Der Wähler hatte keine andere Wahl – da selbst in den eigenen Reihen der CDU/CSU keiner genug – man verzeihe mir die Wortwahl – Arsch in der Hose gehabt hat, Klartext zu reden, Frau Merkel zu widersprechen und auf den Tisch zu hauen. Lieber versteckte man sich, auf künftige Pöstchen hoffend, hinter Dauergeklatsche.

    Nur wird es wirklich zu Jamaika kommen?
    Ich bin mir da noch nicht sicher!
    Wäre eine Koalition von den Parteien, die den größten gemeinsamen Nenner haben, nicht sinnvoller? Und nein, dazu gehören eben nicht die Grünen, deren Wunsch es ist, das Deutschland verrecken möge. Bahn frei für gesunden Menschenverstand, auch bei den künftigen Koalitionsverhandlungen.

    Und auch wenn es Koalitionsverhandlungen gibt, werden diese Abgeordneten dann letztendlich ausgerechnet Frau Merkel zur Bundeskanzlerin wieder wählen? Wer weiss, vielleicht kommt dann der wirklich Wahl“schock“.

    In diesem Sinne – ich befürchte, es ist noch nicht vorbei!

    Beste Grüße

    • S v B Antworten

      Dass sich unter Merkel schon bald – und dabei erstaunlich nachhaltig – keiner mehr getraut hat, Klartext zu reden, weist doch nur darauf hin, dass diese Frau innerhalb der CDU Strukturen aufbauen konnte, die an das politische Umfeld erinnern, in dem sie dreieinhalb Jahrzehnte lang sozialisiert wurde. Sie war schon dort sehr erfolgreich und wurde es hier umso mehr; freilich auf eine etwas andere Art.

      Dass sich nicht nur mindestens eine Partei, sondern letztlich so gut wie das ganze Land so anhaltend von ihr blenden, ja hypnotisieren ließen, und dass man jetzt erst aus dem einer Trance ähnlichen Zustand in die harte Realität zurückfindet (und nun verzweifelt nach einem Ausweg sucht), wirft doch ein sehr spezielles Licht auf die Verfassung dieser Demokratie und ihrer Bürger.

  8. Alexander Droste Antworten

    33% für die CDU kommen von den ganzen eingewanderten Muslimen, weil sie dachten, das C ist der muslimische Halbmond. (Satire)

    Also, dass Merkel mal eine Ablösung braucht, will ich unterschreiben. Und auch ich bin völlig überzeugt von Sebastian Kurz. Merkel hat alle, die ihr unangenehm werden konnten, aussortiert, wie z.B. Friedrich Merz.

    Dass die AfD so groß geworden ist, ist logisch. Sie wurde ständig und immerzu thematisiert, stigmatisiert, diffamiert und was weiß ich noch. Sachliche Auseinandersetzungen gab es kaum. Viele frustrierte Menschen haben sie als Alternative gesehen und werden jetzt generell zu Nazis erklärt. Solch unsachliche Polemik setzt sich also fort und führt uns weg von dem, was wir alle wirklich wollen: Ordnung und Frieden. Diese miese Stimmung in Deutschland wird ständig angeheizt. Nicht von einer AfD sondern von einer dummen Polemik, für die dumme Politiker und dumme Redaktionen verantwortlich sind. Ignoranz und Arroganz sind die Eltern von Extremismus und Gewalt. Lange genug haben die Leute, die jetzt zur AfD strömen, protestiert, gemahnt, gebettelt. Was mich ankotzt, ist die fortgesetzte Hetze mit maßlosen Übertreibungen, das Redeverbot über bestimmte Themen, die Ausgrenzung und die Wortverdrehungen. Das nennt man übrigens Faschismus. Man wirft also einer Gruppierung von Bürgern vor, was man liebend gerne mit wachsender Begeisterung selber betreibt. Pfui Deutschland! Da sind wir also angekommen.

    Die AfD ist nicht meine Partei. Das genügt. Die CDU ist es auch nicht. Es bleibt ohnehin nur wenig übrig von den etablierten Parteien. Da muss mal ein ganz ordentlicher Wind durch gehen, damit Deutschland wieder Niveau bekommt. Ob es nun eine AfD bringt? Wir werden es sehen.

  9. S v B Antworten

    Lieber Herr Droste, bis auf den letzten Absatz Ihres Kommentars stimme ich Ihnen gerne mehr(!!!) als 100% zu.

    Aber: während ich mit meiner Stimme für die AfD einen wenn auch nur klitzekleinen Beitrag zu dem leider zwingend notwendig gewordenen, erfrischenden generalisierten Wahldebakel beitragen durfte, ist Ihre Stimme für die Deutsche Mitte jetzt schon in den Weiten des politischen Universums verglüht. Aber egal, Hauptsache ist sicher für Sie ebenso wie für mich, dass es zu der erwarteten tektonischen Verwerfung in der politischen Landschaft kam, welches von allen – insbesondere aber von den beiden großen „Volksparteien“, sehr deutlich wahrgenommen wurde.

    Man könnte den sensationellen Wahlausgang auch als lauten Warnschuss bezeichnen, der nicht nur von den ehedem verlässlich konservativen Parteien zu überhören war, sondern ebenso wenig von allen übrigen politischen Akteuren und Institutionen. Für viele sicher eine ungewohnte, aber lehrreiche Lektion. Einzig Frau Merkel, welcher der Weckruf ja zuvorderst galt, scheint sich etwas schwer zu tun mit der veränderten Sachlage. Liegt es vielleicht an einem verminderten Hörvermögen? Schaltet sie wieder einmal auf stur und und bockig, oder ist sie am Ende gar unbelehrbar, wie in der Vergangenheit bisweilen kolportiert wurde? Wie dem auch sei, eine Kanzlerin mit den vermuteten Eigenschaften will und kann sich dieses Land nun einfach nicht mehr leisten.

    Wenigstens ist endlich wieder einmal ein bisschen Dynamik in den politischen Prozess gekommen. Schon das bietet in diesen Zeiten Anlass zur Hoffnung. Dass der Wählerauftrag, Veränderungen herbeizuführen, längst überfällig geworden war, darüber sind wir uns sicher einig.

    Lb Gr

      • Klaus Beck Antworten

        Liebe(r) SvB,

        stellt das Wahlergebnis wirklich einen Wählerauftrag dar, etwas zu „verändern“?
        Wie groß ist die Veränderungsbereitschaft unserer Gesellschaft überhaupt?

        Nicht nur in meinem Beruf nehme ich – abseits der üblichen Definition des Begriffs – eine stetig zunehmende „Teilhabestörung“ des Individuums insofern wahr, als das egozentrisch motivierte, endemisch wachsende Begehren des Individuums genau das Gegenteil von Veränderungsbereitschaft hervorruft, was auch die spannende Frage aufwirft, ob die 12,6 % AfD-Wähler tatsächlich echte gesellschaftliche Veränderungen herbeisehnen oder nur an dem langjährig Gewohnten, dem Liebgewonnen und an den eingefahrenen Strukturen bzw. Ritualen festhalten wollen („Wir wollen unser Land zurückholen“).

        Auf dem Boden einer durch gesellschaftliche Prozesse erodierenden Sozialisation und hochneurotischen Individualisation sowie Mittäterschaft von Sozial- und Gesundheitswesen beschränkt sich die Veränderungsbereitschaft ganzer Generationen inzwischen auf den Umtausch des alten in das neue iPhone, den Switch vom Türkei- in den Mallorca-Urlaub und dem Change von rasiert zu unrasiert im Gesicht und – hier allerdings umgekehrt – an anderen Stellen des Körpers, während das eigenen Handeln immer mehr vom Gefühl und nicht vom Verstand diktiert wird.
        Während frühere Generationen epochale Belastungen meist ohne professionelle Hilfe bewältigten, muss der moderne Mensch in einem Land mit maximaler Psychotherapeutendichte immerhin neun Monate lang warten, um den Tod seines Schäferhundes, die Liebe seines Lebens oder den verpatzten Badeurlaub traumatherapeutisch in den Griff zu bekommen, wobei es inzwischen tatsächlich einer „Resilienzforschung“ bedarf, wo früher das „Nun hab Dich mal nicht so!“ und/oder das „Das macht man nicht!“ reichten.

        Das verstandesbefreite und oft genug auch interessengeleitete Definieren immer neuer Randgruppen und angeblich diskriminierter Minderheiten, die ubiquitär proklamierte Forderung nach „sozialer Gerechtigkeit“ und eine verarmende Diskursfähigkeit führen dann vor allem über die fehlende Anpassungsleistung des Einzelnen zu einer ungebremsten Abnahme des individuellen und auch gesellschaftlichen Freiheitsgrades. Unter der soziologischen Bedingung, dass individuelle Freiheit ohne gleichzeitige, eigene Verantwortung nicht existieren kann, muss die zunehmende Verantwortungslosigkeit des Einzelnen für das eigene Handeln zwangsläufig zu einem Erstarren seiner Veränderungsbereitschaft führen, was auch abseits der „Forschungsgruppe Wahlen“ einige Erklärungsmodelle für Wählerverhalten und -wanderung bietet.

        Insofern halte ich die von Ihnen gesehene „Dynamik nach dem Weckruf“ für eine ungerichtete Panikreaktion in allen Teilen der Gesellschaft und eher nicht als Zeichen für irgendeine, vom Verstand geleitete Veränderung.

        • Alexander Droste Antworten

          Lieber Herr Beck,

          Ihre Einschätzung ist sehr überzeugend. Empfindungsgemäß habe ich mich als ursprünglich politisch unbeleckter Mensch bei meiner Suche nach Antworten auf die Frage „ist das alles so richtig?“ insbesondere für Inhalte und Motive interessiert und mit meinem Gerechtigkeitsempfinden abgeglichen. Je tiefer ich vorgedrungen bin in die Thematik, desto angewiderter wurde ich von all dem, was derzeit in der Welt im Namen der Politik stattfindet. Beim Abgleich der offiziellen Berichterstattung mit dem „Hintergrundrauschen“ im Internet wurde ich fündig um Antworten, die jenseits der allgemein als richtig erachteten Politik liegen. Die Quellen sind derartig vielfältig, dass es kaum noch möglich ist, sie alle anzuführen. Das Bild jedoch ist inzwischen überdeutlich. Die Hoheit über Meinungen und politische Entscheidungen in unserem demokratischen Rechtsstaat liegt längst nicht mehr in der Hand des Souverän, dem Volk. Sie lag auch noch nie völlig. Die Meinungsdiktatur war aber noch nie derart plump und unverschämt seit dem Ende des dritten Reichs. Das beschränkt sich keineswegs auf Deutschland.

          Es kristallisiert sich für mich ein politischer Wille heraus, dass Ethik in die Politik eingeführt werden muss und zwar im Dienste der Menschen mit ihren wachsenden Alltagsproblemen und weniger einer Finanz- oder Großindustriellenlobby, die zunehmend zum Selbstzweck mutieren. Und das internatiomal. Als einzige Anbieter fand ich die DM nebst allerlei anderer Kleinparteien, die sich mehr als Bewegung versteht denn als Partei. Es gibt sie inzwischen auch in der Schweiz.
          Es mag auch da noch genug Diskussionsbedarf geben, aber Transparenz und Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft sind keine kleinbürgerlichen Tugenden. In unserer zusammenwachsenden Welt in ihrer ganzen Komplexität können wir uns Hegemonialallüren, Nationalegoismen oder Ressourcenschlachten einfach nicht mehr leisten. Daher bedauere ich es, dass auch eine Bewegung wie die DM von Meinungsdiktatur und Diffamierung nicht verschont bleibt und der von Ihnen kritisierten Denkbequemlichkeit der Bevölkerung im Hinblick auf notwendige Veränderungen unbeachtet bleibt. Ich werde aber nicht müde in Zukunft solche Themen, wie sie die DM vorschlägt, zu kommunizieren.

          Viele Grüße

        • S v B Antworten

          Sie haben ja – wieder einmal – so recht, lieber Herr Beck. Ich sehe vieles genau wie Sie. Dabei hatte ich mich so sehr bemüht, in dem politischen „Donnerschlag“(?) doch erheblich mehr zu erkennen, als er je zu bewirken imstande ist. Mit Ihrem Kommentar haben Sie mir wirklich die letzten meiner unendlich mühsam aufgebauten Illusionen geraubt. Ich werd’s dennoch überleben, Resilienz sei Dank.

  10. Hinrich Mock Antworten

    Danke, Frau Merkel? Wofür wollen Sie sich bedanken, sehr geehrter Herr Kelle? Haben Sie die Beschädigungen unseres Landes durch diese in meinen Augen unzurechnungsfähige und gemeingefährliche Person noch immer nicht zur Kenntnis genommen?

    In der Ära Merkel ist zudem in Politik und Medien der Einfache Anstand einer derart hybriden Verblödung und Gewissenlosigkeit gewichen, daß einem um die Zukunft Angst und Bange werden kann. Auch dafür steht diese Person mitsamt ihrer grenzwertigen Diktion, ihrem asozialen Pseudohumanismus, ihrer machthungrigen Dreistigkeit und ihrer verlogenen Feigheit.

    Der einzige Lichtblick ist derzeit die Tatsache, daß es wenigstens rechnerisch wieder eine absolute bürgerliche Mehrheit im Bundestag gibt. Noch ist Deutschland nicht verloren, aber die vor allem moralische Remedur ist wirklich überfällig, denn, in der Tat, es reicht.

  11. Holger Burkhard Antworten

    So ist es, wenn eine absolut empathielose und völlig uneinsichtige Person noch Narrenfreiheit hat. Allein schon die Schmierenkomödie anläßlich Kohls Beerdigung ( Lieber Helmut, ohne Dich wäre ich nicht das, was ich heute bin..) zeugt ganz deutlichvon einer Gewissenlosigkeit, die ihresgleich sucht. Ihre letzten Tage sind gezählt, und auch dann wird sie keinen Fehler eingestehen. Ein großer Teil Europas wird anläßlich ihres Abganges froh sein, denn sie hat D in dier EU gespaltent. Macron buhlt zwar um sie und wird auch ein paar Mrd € von D bekommen, aber das rettet niemanden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert