Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber viele haben sich inzwischen an Donald Trump gewöhnt. Ich meine das nicht bezogen auf seine bisweilen unkonventionelle Art, mit Staatschefs und Journalisten umzugehen, sondern auf die alltägliche Amtsführung – das Business as Usual. Seit Mitte Januar ist der Immobilien-Tycoon und einstige Castingshow-Moderator mächtigster Mann der Welt, und die ist seither gar nicht untergegangen. Einreiseverbote für Muslime, Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, neue Gesundheitsreform – das alles kann man bisher getrost als Rohrkrepierer verbuchen. Seine Nahost-Reise nach Saudi-Arabien und Israel war aus meiner Sicht erfolgreich und durchaus klug durchdacht. Bei der Auswahl des Spitzenpersonals seiner Administration gab es einige brillante Besetzungen und einige Totelausfälle wie den ersten Sicherheitsberater. Trump und sein Justizminister werden wohl auch keine Freunde mehr.

Aber was ich sagen will: Das ist nichts Ungewöhnliches, vergleichbare Vorgänge gab es auch bei Präsidenten vorher. Die Welt ist nicht untergegangen, es ist kein Krieg ausgebrochen und die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten läuft prima. So what?

Man muss sich als Deutscher immer mal wieder klarmachen, dass ein US-Präsident in erster Linie etwas für sein eigenes Land und das Wohlergehen seiner Bürger erreichen will. Globalisierung, Klimarettung, überstaatliche Institutionen – all das ist für den Mann nachrangig. Und das kommt uns hier in Europa seltsam vor, dass da einer „America first“ zum Maßstab macht. Nun können wir das beklagen und Trump dafür mit Hohn und Spott übergießen. Oder wir könnten nachdenken, ob uns ein wenig mehr „Germany first“ nicht auch gut tun würde.

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Dieser Artikel wurde 15 mal kommentiert

  1. Klaus Beck Antworten

    Mehr „Germany first“?

    Merkel hat alle CDU-Positionen ausradiert.
    Merkel ist schon vor Jahren zum Pacemaker der SPD geworden.
    Merkel besetzt inzwischen alle grünen Positionen.
    Merkel erhält immer mehr Zustimmung von der Linken für ihre Politik.
    Merkel bekommt Beischlaf-Avancen von Herrn Lindner.
    Und Petry/Pretzell wollen auch mit ihr gemeinsam regieren …

    Das IST „Gemany first“!

    „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“, immer und immer wieder, mit „Ist mir doch egal“, welcher Blutverlust und welcher Trümmerhaufen am Ende dabei rauskommt.
    Die ganze Welt erkennt die Gefahr, aber nicht der Idiot im eigenen Land.

  2. Tina Hansen Antworten

    Lieber Klaus Beck, ich teile die Verzweiflung über das Schleifen zahlreicher konservativer Positionen. Namentlich die Flüchtlingspolitik macht mir nackte Angst. Aber ich muss schon anerkennen, dass die gute Frau Merkel ein echtes Phänomen ist. Wer hätte vor anderthalb Jahren geglaubt, dass sie im Vorfeld der Bundestagswahl so sicher, so beliebt und allseits umworben sein würde? Wie macht sie das eigentlich?

  3. colorado 07 Antworten

    Wir trauen uns nicht “ Germany first“ zu sagen, weil wir immer noch Sklaven unserer unseligen Vergangenheit sind. Wir verteufeln unser eigenes Land, als ob es in seiner Geschichte nur Schattenseiten gäbe. Ist das nicht irre?

    • Tina Hansen Antworten

      Ja, und das Irrste ist, dass es mit zunehmendem zeitlichen Abstand nicht besser, sondern immer neurotischer wird!

    • Klaus Beck Antworten

      Ja, „irre“ trifft es ganz gut.

      Allein gestern war in der ZDF-Mediathek, wie fast täglich, eine ganze Stalinorgel an NS-Dokumentationen zu sehen. Ich warte allerdings noch auf die Folgen „Hitler und die Außerirdischen“ sowie „Hitler und die Blitzkrieg-App“ …

      Ich frage mich, ob eine solche, die Grenze zur Pathologie weit überschreitende Obsession nicht als Verherrlichung der NS-Zeit zur Anzeige gebracht werden müsste. Denn wenn ich selbst zuhause den GröFaz in 13×8 cm auf den Fernseher stelle, kommt das SEK ohne Anklopfen in meine Wohnung.

      • Walter Lerche Antworten

        …is ja witzig, leider wohl wahr. Allerdings müsste das jemand zuvor gepetzt haben. Genau so war das mit der Stasi in der DDR. Die wären allerdings nicht sofort gekommen, sondern hätten Ihr „Vergehen“ notiert, um sie irgendwann später bei Bedarf im Geiste des Sozialismus unter Druck zu setzen.
        Unlängst bei uns in der Siedlung auf einem Bauwagen sprühten Unbekannte ein Hakenkreuz. Sofort erschienen ca. 20 Polizisten mit Spusi, das große Programm.
        Ich bemerkte zu einer protokollierenden Polizistin, dass das Hakenkreuz eigentlich gar keines ist, weil es verkehrt herum (spiegelbildlich) war. Das änderte jedoch am weiteren Verlauf nichts. – Immerhin war das Wetter sehr freundlich und die Sonne lachte.

  4. Tina Hansen Antworten

    Allein die Dokumentationen ueber eine völlig belanglose Person wie Eva Braun reichen mittlerweile für eine große braune Film-Nacht locker aus. Obsession trifft es gut.

  5. Alexander Droste Antworten

    Wem nützt das eigentlich? Da soll angeblich ein Hooten-Plan laufen. Was is‘ das? Deutschland wird vernichtet durch Pseudolinke, die antideutsche Nazis sind. All solche Geschichten kursieren. Es ist kunterbunt in D. Und es wird noch viel kunterbunter, wenn man die Fortsetzung der Migrationspolitik verfolgt. Das ist echt gruselig.

    Germany first gibt es ja und zwar als Zahlmeister. Man sollte sich mal die jüngsten Vorträge von Prof. Hans-Werner Sinn zum Thema Europapolitik zu Gemüte führen.

    Die Welt geht zwar nicht unter, auch nicht durch Genderquatsch, aber besser wird sie derzeit definitiv nicht. Ob es Amerika unter Trump besser geht, müssen wir noch ein wenig abwarten. Und wie es dem Rest der Welt dabei geht, werden wir sicherlich auch erfahren.

    Die Welt geht nicht unter, nein, sie dreht sich auch ohne uns ruhig weiter.

  6. Tina Hansen Antworten

    Der letzte Satz hat etwas überaus Tröstliches, lieber Herr Droste 😉

  7. Andreas Schneider Antworten

    „Nur Mut – seien wir mehr Dubai“.

    So der Begleittext zum Kapitel „Reisegedanken“ in Ramin Paymanis Buch „Das Grauen“.

    Provokant? Nicht, wenn man den Text kannt. Ein wenig „Germany first!“ ist hier ebenfalls enthalten, nicht wahr?

  8. H.T. Bicking Antworten

    Germany First allein reicht leider nicht aus. Es fehlt auch die nüchterne Sicht auf die Welt wie sie ist. Das merkt man daran wie Berlin die europäischen Nachbarn behandelt. Entweder als ungezogene unmündige Kinder, wie die ehem. Ostblockländer. Oder als Hegemonialmacht der man tributpflichtig ist, wie Frankreich, dazu in folge Italien und Griechenland. Alternativ GB als Hassbild.

  9. colorado 07 Antworten

    Es ist schizophren: Auf der einen Seite gibt es „Germany First“, wenn zum Beispiel unsere Kanzlerin sagt „Es ist deutsche Mentalität , Größtes zu leisten“ oder wenn diverse Minister glauben , andere EU_Mitgliedstaaten in rüdem Ton maßregeln zu müssen.
    Auf der anderen Seite heißt es aber auch „Germany Last“, wenn es um die Wahrung nationaler Interessen geht oder um die historische Aufarbeitung deutscher Geschichte. Da wälzt man sich in ewiger Schuld und Selbstzweifeln und kann nicht unterwürfig genug sein.

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