Gestern Abend wurde in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ über den traurigen Fall eines jungen Mannes aus Offenbach berichtet. Er war – wie Zyniker sagen würden – zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein gnadenloser Schläger prügelte so lange auf ihn ein, bis drei Halswirbel zerbrochen sind. Das Opfer hat Glück, dass es überlebt hat. Wahrscheinlich ist es kein Glück, denn der junge Mann ist vom Hals abwärts gelähmt und das wird den Rest seines Lebens so bleiben. Es gibt ein Phantombild vom Täter, auf das sich schriftlich und telefonisch eine Reihe von Zeugen gemeldet hat. Sie informierten die Polizei, wer es ist – ein notorischer Schläger, der bereits immer wieder Menschen schwer verletzt hat, ohne dass Anzeige erstattet wurde. Man kennt den Täter, auch die Polizei weiß, wer er ist, aber es findet sich offenbar kein einziger Zeuge, der bereit ist, in einem Gerichtsverfahren auszusagen. Alle haben Angst, den Beamten sind die Hände gebunden, denn materielle Beweise gibt es nicht. Und so läuft eine Zeitbombe auf Beinen weiterhin unbehelligt in Offenbach herum und sucht nach weiteren Opfern. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil es mich wütend macht.

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Dieser Artikel wurde 4 mal kommentiert

  1. Uwe_aus_DO Antworten

    Wir hatten das Thema ja schon vor einigen Tagen hier im Blog: Die Politik hat die Polizei zum zahnlosen Tiger gemacht. Ich kann die Menschen, die aus Angst nicht aussagen wollen, durchaus verstehen, aber ich appelliere an sie und an die Polizei: Bitte werdet Euch Eurer Verantwortung für zukünftige Opfer bewusst – und dann tut etwas!!

  2. S v B Antworten

    Mir sind ähnliche Vorkommnisse aus einem außereuropäischen Land geläufig. In etlichen Fällen haben Geschädigte dort aus Furcht vor Racheakten auf eine Anzeige verzichtet. Nicht selten hingegen hat der Mut eines Geschädigten, der sich zu einer Anzeige entschlossen hatte, zu Bedrohungen, Einschüchterungen oder massiven Übergriffen durch den/die Täter geführt; manchmal bis hin zum Mord. Schnell könnte der in Herrn Kelles Artikel geschilderte Fall zur Normalität werden. Auf diese Weise könnte auch hier eine Kultur der Angst entstehen. Das Leben in einer Gesellschaft, die durch Angst vor Racheakten geprägt ist, verunsichert und gefährdet die Gesetzestreuen in hohem Maße; den Straftätern hingegen verleiht sie den entsprechenden Auftrieb. Eine solch schädliche Entwicklung dürfen wir in unserem Land keinesfalls zulassen.

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