Fähigkeit zur Selbstkritik ist Frau Merkels Sache nicht

„Dieser offen gezeigte, organisierte und brutale Hass machte vor keiner Obszönität mehr Halt.“ Das sagte die grüne Spitzenfrau Claudia Roth gestern nach einer Begegnung mit dem real existierenden Unmut gegen die Allparteien-Koalition im Deutschen Bundestag. Genau so wie zuvor Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel war sie vor dem Festakt zur Deutschen Einheit von hunderten Demonstranten massiv beschimpft und beleidigt worden. Die etablierte Politik zeigt sich ebenso wie Roth empört über die Störungen und Beschimpfungen. Im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb einer heute Morgen: „Dieselben Leute sind jetzt empört über den Mob, die damals die Eierwürfe in Halle auf Bundeskanzler Kohl ganz toll fanden.“ Da ist etwas dran.

Demonstrieren gegen die Mächtigen ist etwas urdemokratisches. Beleidigungen und Pöbeleien gegen die gewählten Repräsentanten unseres Staates nicht. Auch als Pegida 2014 in Dresden entstand und Woche um Woche wachsenden Zulauf hatte, schrieb ich, dass mir das nicht gefällt. Nicht, weil ich die Kritik an Merkels Flüchtlings-Politik nicht teilen würde, sondern wegen der Gemengelage dort, wo Verschwörungstheoretiker wie Ulfkotte ihre kruden Thesen unter dem Jubel der Menge verbreiteten und wo unter organisiertem Verteilen russischer Fahnen „Putin für Deutschland“ gefordert wurde – so wie übrigens auch gestern wieder.

Das Ritual der etablierten Politik wiederholte sich – so wie immer wieder nach den Wahlergebnissen der vergangenen Monate. Die Leute seien „Pöbel“ und „Mob“ und – in meinen Worten – zu doof, um die Weisheit und den Humanismus einer großen Staatsführerin Angela Merkel zu verstehen. Fähigkeit zur Selbstkritik ist Merkels Sache nicht. Kaum auszuschließen, dass nach gestern wieder Mittel „gegen Rechts“ zusätzlich bereit gestellt werden. Staatlich organisierte Gehirnwäsche, wie das andere nennen. Deutschland verändert sich in diesen Wochen in einer Dramatik, die ich mir noch vor wenigen Monaten nicht habe vorstellen können. Sogar eine rot-rot-grüne Koalition unter einem Kanzler Gabriel ist 2017 nicht mehr auszuschließen – keine schöne Verheißung. Aber die Schuld an allem trägt Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre desaströse Politik der offenen Grenzen. Die AfD eilt von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, die CDU zerbröselt zunehmend und eine ganze Partei schaut zu und lässt zu, dass sich in der Berliner Wagenburg ein paar Getreue mit ihren PR-Beratern um Frau Merkel vor „dem Volk“ verbunkern. Das wird nicht funktionieren. Die CSU denkt ernsthaft an den Absprung aus der Union-Gemeinschaft, die jahrzehntelang unser Land erfolgreich gestaltet hat. Überall in der CDU vernetzen sich in diesen Wochen Gruppen von konservativen Parteimitgliedern, die nahezu verzweifelt eine Kursänderung ihrer Partei herbeisehnen. Doch Sehnen – das reicht nicht! Es muss jemand aufstehen und die Machtfrage stellen. Sonst wird sich die Vertrauenskrise in diesem Land noch deutlich verschärfen.

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Dieser Artikel wurde 15 mal kommentiert

  1. Tina Hansen Antworten

    „Deutschland verändert sich in diesen Wochen in einer Dramatik, die ich mir noch vor wenigen Monaten nicht habe vorstellen können.“ – Eine Kristallkugel hatte ich auch nicht, lieber Herr Kelle, aber ich war vor einem Jahr absolut sicher, dass dramatische Entwicklungen auf uns zurollen.

    „Sogar eine rot-rot-grüne Koalition unter einem Kanzler Gabriel ist 2017 nicht mehr auszuschließen – keine schöne Verheißung. Aber die Schuld an allem trägt Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre desaströse Politik der offenen Grenzen.“ – Das ist freilich eine Horrorvorstellung und wäre für mich im Moment der einzige Grund, auf Bundesebene EVENTUELL doch noch einmal die CDU zu wählen, zumindest mit der Erststimme. Aber die Schuld sehe ich nicht allein bei Merkel, sondern zu einem großen Teil auch bei den deutschen Medien, die – von wenigen Ausnahmen – abgesehen, die Politik geradezu vor sich hergetrieben haben, sowie bei dieser merkwürdigen Allparteien-Koalition gegen mindestens die Hälfte (Stand: Herbst 2015) bzw. die überwältigende Mehrheit des Volkes (Stand: Herbst 2016).

    „Es muss jemand aufstehen und die Machtfrage stellen. Sonst wird sich die Vertrauenskrise in diesem Land noch deutlich verschärfen.“ – Nur: WER???

  2. Michael Werner Nickel Antworten

    Natürlich sind solche „Unmutsäußerungen“ und Pöbeleien nicht schön. Wer aber seit fast 20 Jahren Wahlkämpfe und Wahlversammlungen besucht oder gar organisiert kennt sie: Die Gift und Galle speienden LINKEN Demonstranten, die sich und ihren „Unmut“ da vertreten. Und am Ende des Kommentars noch mal an die Erinnerung an die Ordensschwester beim 2014er Marsch für das Leben: 5 Mann und Frau sprengten in den Zug, um Omchen das weiße Kreuz zu entreißen – das die Schwester dabei fast fiel… egal. Sind ja alle friedlich 😉

  3. Helga Antworten

    Warum sollte Frau Dr. Merkel Selbstkritik üben!

    Sie macht alles richtig.

    Dass sie dabei auf das Volk keine Rücksicht nimmt, dieses sogar massivst und irreversibel schädigt, wird ja von jemandem gewünscht und für gut befunden. Und diese Jemande zeigen sich garantiert hochzufrieden und werden Wohlverhalten „noch“ belohnen, bis man einen Sündenbock braucht und vielleicht irgendwelche Dateien aus dem Hut zaubert.

    Mir war noch nie so bewußt, dass Politik ein reiner Pakt mit dem Teufel ist. Wir können uns die Finger wund tippen und „aufstehen“,es wird nichts nützen, denn kein deutscher Politiker ist frei. Wer für das Volk Politik machen möchte, wird medial un ter Künstlerapplaus vernichtet.

    • Andreas Antworten

      Ich denke, dass man zur Politik noch die Medien dazurechnen muss um die ganze Partnerschaft der Zerstörung zu beschreiben.
      Der Hass und die Verachtung die sich hier gegen jeden, der nicht spurt, Bahn bricht, ist nur noch beängstigend.

      • Helga Antworten

        Stimmt genau! Partnerschaft der Zerstörung , das beschreibt es treffend.

        Das ist perfektes Social Engeneering und kommt aus ähnlichen Quellen wie Gender Mainstreaming. Die Zerstörung europäischer Gesellschaften ist ein ausgeklügelter Plan bei gleichzeitiger Flutung mit menschlichen „Werkzeugen“, die diesen Prozess umsetzen helfen müssen, sollen, dürfen.

        Aber da steckt bestimmt der „homophobe“ Russe dahinter. Der aktuelle Gott-sei-bei-uns, also einer von den vielen 2. H…..s. Denn man hält uns ja schon für so doof, dass man uns nur zutraut bis auf 2 zählen zu können.

        Wenn ich mir so anschaue, was einem vom medial-politischem Komplex an Hirnvergiftung, Denkfäulnis geboten wird, wie nach unseren Kindern gegriffen wird, um sie rechtzeitig zu programmieren, dann ist das ein ganz teuflischer, weil zersetzender Prozess.

          • Helga

            „medialo-politische Komples“ ??????

            Auf wen und was beziehen Sie sich da? Doch nicht etwa auf mich?

          • Klaus Kelle

            Doch, klar, man sollte halt nicht morgens früh einfach schnell etwas tippen und dann nicht mehr draufschauen. Sorry!

          • Andreas

            Ich finde das Paradebeispiel fūr den medial-politischen komplex sind WDR und rot gruene Landesregierung. Zur jeder Meldung bekommt der Hörer/Zuseher eine genaue Anleitung wie er/sie diese aus rot/grūner Sicht einzuordnen hat, da unmūndig eine eigene Wertung vorzunehmen.

  4. S v B Antworten

    Dass sich ausgerechnet die schillernde Frau 6. Bundestagsvizepräsidentin traut, Beschwerde über „Pöbeleien“ zu führen, entbehrt nicht einer gewissen Komik. War sie es doch, die sich, als eine der höchsten Repräsentanten unseres Staates, nicht einmal entblödete, in einer Demo mitzulaufen, bei der mit Hassbotschaften versehene Banner mitgeführt und Rufe laut wurden, die zweifellos den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllten. Den meisten „Pöblern“ dürfe dieser Sachverhalt wohl bekannt und sehr übel aufgestoßen sein. Was erlaubt sich diese Frau eigentlich? Nachsicht im Meinungsaustausch hat gerade sie nicht mehr verdient. Einzig DER Kunde ist König, der sich auch wie ein solcher benimmt. Ähnliches trifft sicher auch auf Politiker zu. Auch wenn bisweilen dagegen gehalten wird, ein „diffuses Bauchgefühl“ bezüglich Gerechtigkeit bzw. Ausgewogenheit scheint dem Menschen schon eigen zu sein. Vielleicht ist’s gar angeboren? Schade, dass die unsäglich traurige Tendenz, alles und jeden in den Schmutz zu ziehen, täglich zunimmt. Ich finde es schrecklich. Wann und wie finden wir aus dieser Lage nur wieder heraus? Quo vadis, Deutschland?

  5. Jörg Antworten

    Wer fordert „Merkel nach Sibirien, Putin nach Berlin!“, dem geht es nicht um inhaltliche Kritik an der Flüchtlingspolitik, wer so etwas fordert, der stellt die Systemfrage. Wer solche Forderungen erhebt, ist weit davon entfernt, konservativ zu sein. Leuten, die fordern, Putin nach Berlin, Merkel nach Sibirien muss man klare Ansagen machen. Etwa so wie es Franz-Josef Strauß gegenüber „seinen“ linken Gegendemonstanten auch immer getan hat.
    Wie etwa hier:

    https://www.youtube.com/watch?v=VftEzgISQCE

    (7:32-8:22 Min).

    Denn eines stimmt ja. Die schlimmsten Schreihälse und Demagogen in den letzten Jahren waren Linke: Präzedenzlos sind die Dresdner Vorfälle auch nicht. Im Vergleich zu dem was Strauß und Kohl von linker Seite ertragen mussten, war das, was in Dresden geschehen ist eher ein laues Lüftchen.

  6. Stefan Winckler Antworten

    Auch wenn Protest in der Sache mehr als gerechtfertigt ist, sollte am Nationalfeiertag eine gewisse Würde gewahrt werden. Claudia Roth ist diesbezüglich freilich eine wenig passende Kritikerin …

  7. Marcus Junge Antworten

    „sondern wegen der Gemengelage dort, wo Verschwörungstheoretiker wie Ulfkotte ihre kruden Thesen“

    Seltsam nur das diese „kruden Thesen“ des „Verschwörungstheoretikers“ sich Zug um Zug in der erlebten Realität bestätigen und das er 300, 500 oder 1000 Quellenangaben pro Buch bringt, meist direkt der Lügenpresse entnommen. Aber dafür müßte man die Bücher ja gelesen haben, oder sich erinnern, was man teilweise schon vor 10 Jahren dort las, um mit dem Hier und Heute abgleichen zu können. Und das ist schon eine „Verschwörung“, die vor aller Augen und Ohren ihre Ziele, Pläne und Mittel seit Jahrzehnten verkündet und in Presseerzeugnissen der Lügenpresse abdrucken läßt … .

    Wäre Ihnen US-Flaggen oder die von Israel genehmer? Dazu dann noch Killary Klingon als „Vision“ für die BRD?

    • Klaus Kelle Antworten

      Ulfkotte hat vergangenes Frühjahr bei Kopp-online mitgeteilt, er habe Geheiminformationen aus Washington (*lach), dass innerhalb der nächsten sechs Wochen die Nato unter Führung von Merkel (doppel *lach) Russland angreift. Ich habe eben mal aus dem Fenster geschaut. Ist noch alles ruhig draußen…

  8. Holger Burkhard Antworten

    „Dieser offen gezeigte Hass……….“, gemeint ist das Zitat der „Bundesempörungsbeauftragten“ Roth, wie gut der doch zu ihrer Teilnahme an der bekannten Demo in Berlin unter dem Motto: „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“ paßt. Treffender bezeichnen sich Menschen derzeit wohl kaum, wie Frau Roth sich selbst.

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