Anfang 2016 war ein 13-jähriges Mädchen, eine Russlanddeutsche, in Berlin für 30 Stunden verschwunden. Als sie wieder auftauchte, erzählte das Mädchen, sie sei von drei „Südländern“ entführt und vergewaltigt worden. Eine Welle der Empörung schwappte durch Deutschland. Vor dem Kanzleramt demonstrierten Hunderte erboste Landsleute des Mädchens. Heute wissen wir: Die ganze Geschichte war frei erfunden, die Medienkampagne wurde orchestriert vom Kreml und seinen Propagandamedien, die sich die Chance nicht entgehen lassen wollten, Deutschland, seine Regierung und seine Flüchtlingspolitik zu desavouieren. Nicht das erste Mal und nicht das letzte Mal.

Der Fall ist ein Lehrbeispiel dafür, was uns alle im Bundestagswahlkampf erwarten kann. Ein Lehrbeispiel für das, was man heute selbst in Deutschland umgangssprachlich „Fake News“ nennt. Und ein Fall, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, Medien nicht nur zu konsumieren, sondern immer auch bewusst mit ihnen umzugehen.

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Dieser Artikel wurde 2 mal kommentiert

  1. Ruth Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,

    nun Falschaussagen in solchen Fällen sind ja keine Seltenheit.

    Der Göre hat man zunächst geglaubt – und bei allem Respekt – da war es völlig egal, ob das reizende Kind eine Russlanddeutsche ist, oder eine Jacqueline oder eine Aisha.

    Und seien wir ehrlich, wäre es eine Aisha gewesen, die behauptet hätte sie wäre von einem Mann vergewaltigt worden, der vielleicht noch ähnliche Wurzeln hat wie der nette Herr, der unlängst in den Bonner Auen aktiv wurde – Sie selbst haben darüber geschrieben -, glauben Sie wirklich der mediale Aufschrei wäre nicht noch gewaltiger gewesen? Wäre da nicht ebenfalls die ganze Großfamilie von Aisha auf die Straße gegangen, was heißt die Familie, der ganze Clan, das ganze Stadtviertel, dicht gefolgt von TV Auftritten der Ditip oder Herrn Erdogan persönlich?

    Aber natürlich, die bösen Russen, haben die Aussage des Mädchen ausgenutzt, um den Irrsinn der Massenmigration in Deutschland zu desavourieren.
    Dazu bedarf es weder die Russen noch sonst jemanden.

    Jede Straftat unserer Zuwanderer, den darauf folgenden Kuschelurteilen, stets mit besonderer Gnade wegen der Herkunft der Täter, zeigt unser Staat, wie sehr er versagt.

    In diesem Fall liegt das Problem jedoch woanders.
    Es erinnert sogar ein wenig an das, was mit Marco Weiss geschehen ist. Eine Göre täuscht ein falsches Alter vor, trinkt Alkohohl, treibt sich rum und erfindet nachher irgendwelche Beschuldigungen. Marco Weiss saß wegen dieser Lügerei lange in der Türkei im Gefängnis. Das reizende Mädchen hatte keinerlei Strafe wegen ihrer Lügerei zu befürchten.

    Selbst Promi-Männer blieben von solchen Lügereien so mancher Damen nicht verschont, Karl Dall und Jörg Kachelmann sind nur einige Beispiele. Gerade bei Herrn Kachelmann waren die Medien sehr schnell dabei, mit einer Vorverurteilung. Oft mit einer Schadenfreude, dem Lebemann mal richtig eins heimzuzahlen, Frau Schwarzer war hier besonders übereifrig.
    Herr Kachelmann kam sogar nur wegen den Behauptungen dieser Dame wochenlang ins Gefängnis.
    Was eine gekrängte, abgelegte Geliebte alles ungestraft anrichten kann – und die Medien springen darauf an. Gut, dass inzwischen zumindest gegen den Springer Verlag die ersten Urteile gesprochen wurden.

    Ich möchte nicht wissen, wieviele Männer wegen wegen Falschaussagen irgendwelcher Frauen veruteilt wurden. Horst Arnold ist ein weiteres Beispiel.
    5 Jahre saß ein Kasseler Lehrer unschuldig im Gefängnis, der Spiegel berichtete am 05.07.2011 darüber.
    Die Welt berichete am 29.01.2015 von einem Mann der unschuldig wegen angeblichem Missbrauch in Haft war.

    „Fake News“ – kommen vor Gericht und das ist richtig. Hoffentlich bekommen die, die falsche Aussagen verbreiten auch endlich angemessene Strafen.

    Ja hoffentlich auch die, die uns immer noch täglich in den Nachrichtensendungen einreden, die Herren auf den Schlauchbooten müssten von uns „gerettet“ werden und die Rettung kann nur so aussehen, dass man sie kurz vor der Afrikanischen Küste einsammelt und diese dann bis Italien schleppt, statt zurück an ihre Ausgangsküste. „Fake News“.
    Oder es kommen nur Goldstücke, Kulturbereicherer, Fachkräfte. „Fake News“

  2. S v B Antworten

    Schon seit langem wird Papier eine große Geduld zugeschrieben. Warum sollte dies mit Displays anders sein? Es ist anzunehmen, dass seit den frühesten Tagen der Menschheit erfunden, erdichtet, erlogen, erstunken und verunglimpft wird was das Zeug hält. Allerdings gibt es inzwischen ungleich viel mehr Exemplare unserer Spezies, die zudem, erstens, wohl über mehr freie Zeit sowie, zweitens, sehr raffinierte technische Möglichkeiten verfügen, um alles Mögliche in die Welt zu setzen. Könnte man – anstatt umständlicher und zeitraubender Prozesse mit vielleicht sogar fragwürdigen Resultaten – die Intelligenz der Öffentlichkeit nicht gerade dadurch schulen, dass man ihr selbständige Recherchen bezüglich des Wahrheitsgehaltes überantwortet? Nur mal so ein Gedanke.

    Den gegenwärtigen Super-Hype um so genannte Fake News finde ich überzogen. Die Behandlung dieses zum Mega-Problem hochstilisierten Komplexes findet allerdings auch auf anderen Gebieten ihre Entsprechung (Hypes, wohin sich die Sinne auch wenden).

    Die simplen Möglichkeiten zur globalen Verbreitung von Mitteilungen und Nachrichten hat, neben dem Reiz, teils geradezu hanebüchenen Blödsinn in die Welt hinaus zu posaunen, eine nie dagewesene Sensationalisierung und in deren Folge auch eine mitunter schon psychopathisch anmutende Hysterisierung der Gesellschaft mit sich gebracht. Letzteres beunruhigt mich weitaus mehr als die ganze Aufregung um Falschmeldungen. Falschmeldungen? Erstaunlich, aber gibt tatsächlich noch ein urdeutsches Wort für dieses vermeintlich neue Phänomen.

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