Angeblich sind 40 Prozent der deutschen Wähler noch unentschlossen, welche Partei sie am 24. September wählen werden. Ein hoher Wert. Die SPD will nun mit ihrem Hoffnungsträger Martin Schulz den Turnaround am Sonntag beim Fernsehduell schaffen. Darauf setzen die Sozialdemokraten zu 100 Prozent – was klar ist, weil eine Partei angesichts einer drohenden Wahlniederlage immer nach jedem Strohhalm greift.

Können Sie sich erinnern, dass jemals eine Fernsehdebatte in Deutschland entscheidend für ein Bundestagswahl gewesen ist? In den Vereinigten Staaten gab es so etwas schon, etwa bei der großen Fernsehdebatte, die letztlich Ronald Reagan ins Weiße Haus beförderte. Aber in Deutschland?

Ich werde mir das – sagen wir – Gespräch am Sonntag anschauen, weil ich es muss als politischer Journalist. Aber ich erwarte weder Spannung noch Erkenntnisgewinn daraus.

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    „Ich werde mir das – sagen wir – Gespräch am Sonntag anschauen, weil ich es muss als politischer Journalist. Aber ich erwarte weder Spannung noch Erkenntnisgewinn daraus.“

    Ich auch nicht, Herr Kelle, und erst recht keine Illusionen. Es wird auf eine GroKo hinauslaufen und alles geht verschärft weiter so. Wenn man etwas in diesem Land verändern will, so nur durch eine radikale Abwahl der sog. etablierten Parteien. Sie sind alle nicht mehr glaubwürdig. Und deren Programme sind ebenfalls nicht zukunftsgerichtet. An Demokratie kann man hierzulande auch nur noch bedingt glauben. Allzuseher wird über die Köpfe der Bevölkerung hinweg regiert und das nicht unbedingt zum Nutzen des Souveräns. Ich schaue mir das Phrasendreschen an. Fragt sich nur wozu?

  2. S v B Antworten

    Ich bin noch im Zweifel, ob ich mir diese Show überhaupt anschauen soll oder nicht. Wie gewiss auch Sie, lieber Herr Kelle, bin ich der Ansicht, dass in Deutschland die Entscheidungen der Wähler doch (noch) einem längeren Informations- oder auch Symphthie-Vorlauf unterliegen. Zu Recht. Wahlentscheidungen erfolgen (wiederum: noch) nicht ganz den Regeln von Casting-Shows. Allerdings könnten es zukünftig durchaus in diese Richtung gehen. Das würde Wahlen natürlich eine völlig neue, eben „moderne“, Qualität verleihen. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich auch das Wahl-Prozedere verändern wird. Hat es sich ja bereits (siehe „Kanzler-Duelle“). Auch sind Wahl-Plakate m. E. vom Aussterben bedroht. Sie sind für den Wähler immer unattraktiver geworden, da sie an Aussagekraft verloren haben. Wie auch nicht, in unserer neuzeitlichen Medienlandschaft? Informiert man sich doch immer weniger „en passant“ als im Internet. Obwohl – immer wieder beobachte ich Leute aller Altersstufen, die an einer Litfaßsäule (ja, die gibt es noch!) den Aushang unserer regionalen Tageszeitung studieren! Toll.

    Eines ist für mich sicher am Abend des 24. September: die Flasche Prosecco bleibt im Keller. Wer mag schon auf den Wahlsieg einer Person, bzw. Partei, anstoßen, die man nicht wirklich für geeignet (willens?) erachtet, die schwerwiegenden Probleme unseres Landes wenn schon nicht über Kurz, so doch wenigstens über Lang, in den Griff zu bekommen.

    • Ruth Antworten

      Wahlsieg?

      Was wäre ein Wahlsieg? Wenn eine der Parteien mehr Stimmen bekommt, als bei der letzten Wahl? Oder gar die Mehrheit der Wähler von sich überzeugen kann?

      Ich habe noch die Farce bei der Wahl in Berlin vor Augen, als sich die „Wahlsieger“, die gerade mal 21,6% der Stimmen erhalten hatten, das waren 6,7 % weniger als bei der Wahl zuvor, sofort selbst gefeiert hatten. 78,4 % der Wähler wollten diese Partei nicht! Egal – was der Wähler will, wir bleiben auf unseren Posten sitzen. Und das Chaos in der Stadt geht unverändert weiter. Welch ein Wahlsieg!

      Ich befürchte auch, ich werde am 24. September nicht feiern können, weil es alternativlos weitergehen wird wie bisher.

      Beste Grüße
      Ruth

  3. colorado 07 Antworten

    Ich tu mir das nicht an! Werden sowieso nur Versprechungen sein, an die man sich nach der Wahl nicht mehr erinnert. Und warum sich Frauen und Männer, die nach der Wahl verantwortungsvoll ein Land zu führen beanspruchen, auf so ein Brot und Spiele – Show-Spektakel einlassen , ist mir sowieso ein Rätsel.

  4. Tina Hansen Antworten

    Die ZEIT versteigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe dazu, ueber die „sinnlichen Lippen“ von Herrn Schulz und den festen Stand (der Beine und Fuesse) von Frau Merkel zu philosophieren. Vielleicht sollten wir am Ende der Show die Heidi reinholen, die dann zu einem der beiden sagt: „Ich habe für dich heute kein Foto.“

    • S v B Antworten

      Na also, so unrecht habe ich mit meinen Vermutungen (Befürchtungen) wohl nicht. Wenn selbst ein Zeit-Artikel eindeutig in Richtung einer Casting Show weist! Aus Paritätsgründen würde ich allerdings empfehlen, neben Heidi noch Dieter Bohlen als Juror zu gewinnen. Das böte den Vorteil, dass man sich auch vergewissern könnte, ob Merkel oder Schulz imstande sind, ein Liedchen zu trällern. Dass Merkel „Kartoffelsuppe kann“ ist mittlerweile ja schon aktenkundig. Das ist doch schon mal was. Aber Schulz, was kann der, außer nicht Kanzler?

      Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

  5. Tina Hansen Antworten

    Man könnte die Kandidaten in eine der unzähligen Kochshows einladen, die Tag und Nacht im Fernsehen laufen; das wäre dann wohl klar Vorteil Merkel und dürfte insfern vom Kanzleramt abgenickt werden. – Spaß beiseite, morgen früh wissen wir mehr – oder auch nicht.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert