Obwohl der 240. amerikanische Unabhängigkeitstag erst in vier Tagen stattfindet, hatte der US-Generalkonsul für heute traditionsgemäß zum Independence Day ins Teehaus auf der Galopprennbahn in Düsseldorf-Grafenberg eingeladen. Ich gehe dort jedes Jahr gerne hin. Nette Leute, wunderbare Cheeseburger, eiskalte Coke und Weißwein aus – ich nehme an – Kalifornien. Es ist ein schönes Fest, die Reden sind kurz, die Nationalhymnen Deutschlands und der Vereinigten Staaten werden live gesungen, man trifft ein paar Bekannte, die man jedes Jahr dort trifft. Transatlantische Freundschaft eben. Oder doch nicht so ganz? Generalkonsul Michael R. Keller, der Gastgeber, war leider erkrankt. Das kann jedem passieren. Angela Freimuth von der FDP, seit Jahren eine meiner Lieblingsabgeordneten im Hohen Haus am Rhein, hielt ein Grußwort über das Edle unserer gemeinsamen Werte. Sie ist stellvertretende Fraktions- und Parteivorsitzende im Land, vertrat nach eigener Aussage die Landtagspräsidentin Carina Gödecke von der SPD, die etwas Anderes zu tun hatte. Keine Zeit hatte auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel von der SPD, zusammen mit 500 Bürgern seiner Stadt auf das Wohlergehen der deutsch-amerikanischen Beziehungen anzustoßen. Vielleicht einfach mal eine Viertelstunde vorbeischauen. Auch Geisel schickte … seinen Stellvertreter. Um es kurz zu machen: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte auch keine Zeit. Ihr Herausforderer im kommenden Jahr, Armin Laschet von der CDU, hatte keine Zeit. Christian Lindner von der FDP – nicht zu sehen. Die Grünen? Nun, Cheeseburger sind nicht vegan, da habe ich etwas Verständnis.

Verstehen Sie mich nicht falsch: All diesen Damen und Herren entscheiden selbst, ob sie einer Einladung folgen wollen oder nicht. Und die Bundesrepublik Deutschland ist nicht die DDR, wo keiner fehlen durfte, wenn der sowjetische Stadtkommandant zum Vodka bat. Wer wegbleibt, bleibt weg. Manch einer wird Gründe haben, Guantanamo Bay ist noch in Betrieb, der Irak-Krieg nicht vergessen. Aber verdient nicht die wichtigste Wirtschafts-, Technologie- und Militärmacht auf diesem Planeten auch in Düsseldorf ein wenig mehr Respekt von den hohen Damen und Herren des größten Bundeslandes? Unsere jahrzehntelange Schutzmacht, die maßgeblichen Beitrag dazu geleistet hat, dass die DDR und all ihre Annehmlichkeiten, die heute von denen gepriesen wird, die bis 1989 nicht schnell genug da raus kommen konnten, nicht bis zum Rhein reichte…

Vorhin kam mit der Gedanke, dass es mit den transatlantischen Beziehungen so ist wie mit uns und der Europäischen Union. Der Lack ist ab, es ist ein wenig wie bei einem alten Ehepaar. Man macht, was eben erwartet wird, aber die Leidenschaft ist weg. Zeit für eine Auffrischung…

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

      • Walter Lerche Antworten

        Dagegen ist Obama ein zivilisierter Engel, der die Differenzen zwischen Vietnam und China vergrößert, sie nutzt, um in Vietnam einen Miltärstützpunkt zu errichten, der ihm in Thailand verweigert wurde, obwohl er zuvor dorthin an „Demokraten“, die danach zu den reichsten Menschen zählen, kräftig geschmiert hatte und wegen dieser „Niederlage“ das Ende der korrupten Demokratie sehr schlecht sei.

  1. Alexander Droste Antworten

    Naja, bestimmt Gerhard Schröder – nach Düsseldorf. Da kann er am wenigsten Schaden anrichten. 🙂

  2. Walter Lerche Antworten

    Nein Herr Kelle, vor der transatlatischen Verbindung kann sich niemand verstecken. Mir ging sofort ein Licht auf und ich war erschrocken, als ich Herrn Obama hören sagte, sinngemäß: „Wenn wir die Briten nun nicht mehr über TTIP erreichen, dann werden wir mit ihnen ein adäquates Handelsabkommen vereinbaren.“
    Das bedeute nichts anderes, als dass sich kein europäischer Staat, an dem US-Geschäftsleute interessiert sind, ausklinken und sein eigenes Ding machen kann. Wenn ich an das geheime TTIP denke, an die Schaltstelle Brüssel dafür und die von Brüssel wieder aufgenommenen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei denke, werde ich ganz still. – Nach Cheesebürger ist mir nicht mehr und ich wäre auch nicht hingegangen.

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