Nun wird er also heute zurückkehren auf die große Bühne: Uli Hoeneß, ein Mann, der für und mit dem Fußball lebt, wie kaum ein anderer. Ein Manager, der hoch geflogen und brutal abgestürzt ist. Ein Steuerhinterzieher, der mit hunderten Millionen Euro jonglierte, und in Landsberg in einer Zelle einsitzen musste. Heute werden ihn die Mitglieder des FC Bayern München, daran besteht kein ernsthafter Zweifel, wieder zu ihrem Präsidenten wählen. Das ist absehbar in Zeiten, in denen bei der SPD ein Martin Schulz schon mal ankündigt, dass er demnächst Spitzenkandidat in NRW sein wird, ohne dass ihn irgend ein Gremium gewählt hat. Sei’s drum…

Uli Hoeneß ist, und um das zu sagen, muss man wirklich kein Bayern-Fan sein, Deutschlands erfolgreichster Fußballmanager. Dass der FCB seit Jahrzehnten den deutschen Fußballsport dominiert, ist auch guten Trainern und Spielern geschuldet, aber in erster Linie Uli Hoeneß. Er hatte die Vision vom globalen Marketing, er suchte die richtigen Leute aus, er grantelte unüberhörbar, wenn ihm was nicht passte in der Liga, und er schaffte die Millionen ran. Viele Millionen. Der FC Bayern als einer, wenn nicht der, erfolgreichste Proficlub der Welt, ist sein Werk.

Und nun kommen wieder die Miesepeter. Heute Morgen konnte man sie im Radio hören, warum es „für den Fußball“ besser sei, wenn „so ein Mann“ nicht wieder Bayern-Präsident werde. Jesus Christus ist immer für Barmherzigkeit eingetreten, WDR-Zuhörer und Moderatoren mit ihren dümmlichen Comedy-Späßchen sind nicht barmherzig. Betrachten wir es mal ganz nüchtern: Hoeneß hat etwas Verbotenes getan, ist erwischt und angeklagt worden, und er hat seine Strafe abgesessen. In einer Zelle. Und das ist es dann auch schon. Warum um alles in der Welt soll ein Mann, der alles zugegeben, den entstandenen Schaden beglichen und seine Strafe abgesessen hat, nicht Bayern-Präsident werden?

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. Thomas Pfaff Antworten

    Lieber Herr Kelle,

    ich bin ein großer Fan Ihrer Kolumne und warte meistens sehnsüchtig auf den Freitag, nicht nur wegen dem bevorstehenden Wochenende. Beim vorherrschenden Wahnsinn an allen Ecken und Enden in diesem Lande, ist manche Woche – zumindest gefühlt – nur mit ihren und vergleichbaren Beiträgen zu ertragen.
    Zum Fall „Uli Hoeness“ bin ich auch hin- und hergerissen. Ob der Ermessensspielraum beim Strafmaß auch bei Otto Normalverbraucher in gleicher Weise zur Anwendung gekommen wäre, bleibt Spekulation. Allerdings kommt Otto Normalverbraucher auch in der Regel nicht in die „mißliche Lage“ sich mit so vielen Millionen herumschlagen zu müssen, dass mal ein paar unversteuerte dabei sind. Seine Verdienste für den FC Bayern und den deutschen Fußball sind unbestritten und aller Ehren wert. Sie haben aber nichts und gar nichts mit seinen strafbaren Handlungen zu tun und rechtfertigen irgendeine Art Kompensation. Es sind noch nicht einmal die zwei Seiten einer Medaille. Reue, Strafe und Vergebung sind elementare Bestandteile unserer Kultur und Rechtsprechung. Und allen Respekt vor dem Arbeitgeber, der hier ein positives Beispiel zur Resozialisierung eines einstmals verdienten, gefallenen und wieder auferstandenen Angestellten präsentiert. Allein mir fehlt der Glaube, dass bei gleichen Verfehlungen Sie, ich und der oben genannte Otto Normalverbraucher von seinem alten Arbeitgeber in gleichwertiger Funktion und Position und vorbestraft wieder eingestellt würde. Dieses Märchen bleibt Menschen wie Uli Hoeneß vorbehalten.

  2. H. Urbahn Antworten

    Volle Zustimmung Herr Kelle. Wenn man sieht, wie von den WDR-leuten und den übrigen linken Gruppierungen, die ehemaligen RAF-Terroristen mit Pöstchen versorgt werden und die Journallie dann sagt, richtig, die haben ihre Strafe abgesessen und man muß sie nun wie alle übrigen Bürger behandeln. Die Haltung gegenüber Herrn Hoennes ist dann mehr scheinheilig.

  3. G. Arnolds Antworten

    Vorab: Mir ist durchaus klar, dass Vergleiche meistens hinken- also auch der folgende:

    Natürlich ist Steuerhinterziehung ein strafrechtlicher Tatbestand und muss verfolgt und geahndet werden!

    > Wenn sich jedoch unter der maßgeblichen Mit- Verantwortung hochrangiger Politiker Hunderte von Millionen Euro aus Steuergeldern durch Inkompetenz und fehlerhafte Vorgehensweise gerade bei Großprojekten bildlich gesprochen in Luft auflösen und damit riesige volkswirtschaftliche Schäden entstehen,

    > Wenn diese Verantwortlichen hierfür praktisch überhaupt nicht in irgendeiner öffentlich wirksamen und bekannten Weise zur Verantwortung gezogen werden oder Konsequenzen zu tragen haben wie dies bei jedem „normal arbeitenden“ Menschen der Fall wäre,

    > Wenn sie nach Ausscheiden aus der ersten Linie der Politik auch noch hohe Ruhestandsgehälter ohne jede Einschränkung erhalten,

    > Wenn man ihnen dann auch und gerade von den Medien z.B. in Talkrunden eine Bühne zur Selbstdarstellung in Zeiten des Vorwahlkampfes bietet,

    >>> dann, ja dann kann ich mit einem verurteilten Steuerhinterzieher, der seine Strafe abgebüßt, offensichtlich seine Steuerschuld beglichen und zusätzlich hohe Strafen gezahlt hat,
    sich also seinem Fehlverhalten gestellt und die Konsequenzen seines Handelns getragen hat,
    in der Position als Präsident eines Fußballvereines durchaus gut leben.

    • Walter Lerche Antworten

      Sehr guter Kommentar, Punktlandung!

      Das schlimmste Delikt in Deutschland scheint zu sein, wenn jemand seine Steuern nicht bezahlt. (erinnert mich an Robin Hood)
      Dagegen ist es ein Lapsus, wenn die zuständigen Verantwortlichen für den Umgang mit Steuergeld dasselbe sinnlos vernichten, egal aus welchem Motiv und vor welchem Hintergrund.

      Der Inhalt des Topfes, in dem das Geld für den Staat liegt, ergibt sich aus Ein- und Auszahlungen. Wer bei der Einzahlung bockt, der wird gebranntmarkt und um ein Vielfaches zur Kasse gebeten. Wer dagegen bei den Auszahlungen patzt, der wird hochgelobt, der macht Karriere. – Das ist Deutschland!

  4. Hans-Jürgen Merten Antworten

    „…Warum um alles in der Welt soll ein Mann, der alles zugegeben, den entstandenen Schaden beglichen und seine Strafe abgesessen hat, nicht Bayern-Präsident werden?…“

    Weil er als Bayern-Präsident auch eine Vorbildfunktion in Puncto Moral und Sportlichkeit für junge Menschen hat. Deshalb d a r f er nie wieder ein öffentliches Amt wie dieses bekleiden.

    Herr Kelle, ihre obiger Blogeintrag passt so gar nicht in die sonst von Ihnen vorgebrachten Moralvorstellungen.

    • Arnsdorf Bürtler Antworten

      @Hans-Jürgen Merten
      völlig ihrer Meinung, Herr Merten.
      Das fatale Signal an alle Ehrlichen:
      Der Betrug und Beschiss muss nur groß genug sein, dann kommt man immer davon.
      Niemals können vergangene Leistungen als Rechtfertigung für eine Rehabilitation eines Betruges in diesen Dimensionen herhalten.
      Als Privatmann mag er seine Strafe abgegolten haben, als Person der Öffentlichkeit ist er dennoch untragbar.

  5. Konrad Kugler Antworten

    Ich will hier nur ein ganz klitzekleines bisschen übertreiben:

    Santo subito!

    Nein, noch ist nicht er nicht im Himmel, Bayern München braucht ihn noch.

    Im Gegensatz zum üblichen Gschwerl hat er gebüßt und gezahlt.

    Fußball interessiert mich nur am Rande. Spielt das eine Rolle?

  6. Felix Becker Antworten

    Ich bin kein Fußballfan. Aber ich danke dem „FC Bayern München“, dass er diesen moraltriefenden Tugendwächtern, die mit ihrer überheblichen „Reinlichkeit“ Deutschland malträtieren, die „Harke“ gezeigt hat.
    „Bayern München“ hat gezeigt, dass in unseren Rechtssystem Resozialisierung Grundlage ist! Wer zu seiner Verfehlung steht, eine Strafe akzeptiert und Schadens- oder Fehlerbehebung leistet, der ist einer wie „Du und ich“! Religiös könnte man noch sagen: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Gut, dass man nicht in die Seelen all dieser Steinewerfer schauen kann!

    • Leyh Antworten

      Resozialisierung!!!!!!!! Der FC setzt UH genau dort ein wo er vorher war!
      Kann UH überhaupt Resozialisiert werden? Meiner Meinung nach nicht!
      Viele da oben haben geschrieben UH hätte ein volles Geständniss abgegeben – das stmmt so schon mal nicht! Er und seine Winkeladvokaten haben nur das zugegeben was nachweisbar war und nach einer Summe hatt der Staat aufgehört zu suchen. Hier steht dann die Frage: Hatt Herr UH vielleicht noch einen Gewinn gemacht?
      Und so lange wir in Bayern nur Spezis haben kann auch ein UH Präsident werden.
      Herr Felix Becker das mit dem Steine werfen hat hier nichts mit Schuld zu tun.
      Und es würde bedeuten, dass ja jeder irgendwo eine Schuld auf sich geladen hat und aus dem Grund seine Meinung(Stein) nicht sagen darf und kann.
      Und Herr Becker bitte mal die Bibelstelle genau lesen! Es ging dabei um Ehebruch einer Frau.

  7. Felix Becker Antworten

    Sehr geehrte/r Frau/Herr Leyh, woher wissen Sie denn, dass UH kein volles Geständnis abgegeben hat und wieso nennen Sie seine Anwälte, deren Hilfe und Unterstützung sich in unserem Staat Gott sei Dank jeder bedienen darf „Winkeladvokatem“? Ja, das mit dem Steinewerfen ist – so man buchstabengetreu am Bibeltext haftet – auf den konkreten Fall einer Ehebrecherin zu beziehen. Ich bin aber sicher, dass Jesus hier all jene meinte, die in vor sich hergetragener Selbstgerechtigkeit sich anmaßen über andere zu urteilen ohne dabei auf ihre eigenen Verfehlungen zu achten. Und solche Selbstgerechte sind für mich auch die, die einem UH die volle Resozialisation verwehren!

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