Ich weiß nicht, ob Sie samstags in der ARD das „Wort zum Sonntag“ gucken? Wahrscheinlich nicht, und das macht auch nix. Machen Viele nicht. Aber an diesem Samstag habe ich es geschaut, weil es früher kam als üblicherweise. Direkt vor dem europäischen Gesamgswettbewerb ESC. Im Bild die evangelische Pastorin Annette Behnken und die Travestiekünstlerin Olivia Jones. Ihre Begrüßung der Zuschauer: „Auf geht’s Ihr Hasen. Das ist keine Bildstörung.“ Da kommt der christlich gesinnte Zuschauer öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten gleich in Stimmung.

Travestiekünstler – das ist übrigens so ein moderner Begriff wie Friedensforscher oder Windkraftanlagenbauer. Olivia Jones im gewohnt organgefarbenem Paradiesvogelkostüm, Frau Behnken in dunkel-oliv gekleidet, ein wenig im Stil des legendären Mao-Looks. Und so predigten sie von Europa, was ich ja vom Grundsatz her gut finde, von Toleranz, was ich auch christlich und gut finde. Von offenen Grenzen, was mir auch gefällt, soweit es nicht für Schlepperbanden, Drogenhändler und IS-Killer gilt. Hätte ich die Augen geschlossen, und einfach nur Frau Behnken zugehört, hätte ich gedacht, Frau Göring-Eckardt spricht auf einem Parteitag der Grünen. Keine Worthülse, kein Mainstream-Begriff wurde ausgelassen: Wir-Gefühl, Solidarität, Nationalismus, Rassismus, Vielfalt, Fanatismus. An Pfingsten, lernen wir von Frau Behnken, da feiern wir das „Menschlich-verstehen-können auch ohne gemeinsame Sprache“. Nun bin ich auch Christ, muss allerdings bekennen, ich feiere an diesem Wochenende die Aussendung des Heiligen Geistes und genau genommen die Gründung der Kirche Jesu. Aber o.k., seien wir bitte tolerant auch gegen unbelehrbaren Modernitätsverweigerern wie mir. Modernitätsverweigerer – auch so ein Wort wie Travestiekünstlerin.

Fünfeinhalb Minuten dauert die Lehrstunde in modernem Kirchenverständnis, und immerhin: Ein Satz in dieser Zeit wurde auch dem Anlass gewidmet. Nein, nicht dem Schlagerwettbewerb, sondern dem Pfingstfest: „Musik kennt keine Grenzen. Pfingsten übrigens auch nicht.“ Ja, so ist es wohl.

Wer es sich antun möchte: http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/videos/pastorin-annette-behnken-macht-der-musik-100.html

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. Jens Zierold Antworten

    Ich dachte, ich bin im falschen Film – nicht nur wegen Olivia, sondern auch wegen der Ansprache der Frau vom Humanistenverband… …war sie doch, oder etwa nicht??
    Die Sprache des Volkes sprechen oder …dem Volk auf’s Maul schauen… ist das Eine. Eine dem Zeitgeist hinterher hechelnde, ihrer Inhalte beraubte Kirche ist das Andere. Ich schäme mich für die angepasste, geist- und wirkungslose Kirche in unserem Land!!

  2. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

    Im „Wort zum Sonntag“ am 27.6.2015 (Thema: Mann und Frau) meinte Frau Behnken mit der Aussage der Bibel „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau“ sei „viel Unheil“ angerichtet worden. Dann erklärte sie, „die Wissenschaft“ kenne tausende Geschlechtervarianten.
    Auf meine Rückfrage, wieso das „Unheil“ (s.o.) und wer „die Wissenschaft“ ist, habe ich keine Antwort bekommen.
    Ich schließe mich dem Vorschreiber an, für diese peinlichen Auftritte kann man sich nur fremdschämen.

  3. Dieter Schrader Antworten

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wie gut ,daß ich mir noch nie das „Wort zum Sonntag“ angetan habe. Als evangelischer Christ, fremdschäme ich mich für derartige
    Beiträge. Es wäre kein Wunder , wenn einige Aktivisten auf die Idee kommen könnten, eigentlich lohnt es sich nicht Pfingsten weiter als Feiertag zu feiern. Aber da sehe ich schon den Einspruch des DGB kommen, der die Streichung des Feiertags keineswegs billigen würde. Übrigens bei der Abschaffung des Buß-und Bettages war die evangelische Kirche schnell mit dabei. Ein Schelm der etwas Arges dabei denkt. Und trotzdem haben wir in unserer Gemeinde mit frohen Gesängen, Gebeten und hl.Abendmahl das Pfingstfest so gefeiert, wie es sich für gläubige Christen gehört. Und das hoffe und wünsche ich mir auch in anderen Konfesionen.

  4. Alexander Droste Antworten

    „… und bin deswegen noch nie mit einer anderen Orgel zusammengestoßen. … “

    O.W.

  5. Verena v. Buch Antworten

    Nichts gegen Travestiekuenstler und Pastorinnen..
    Aber der gesamte Auftritt war einfach nur peinlich

  6. Walter Lerche Antworten

    Gender-Ideologie lässt grüßen – die neue Religion für alle. Sehet, Gott konnte nur 2 Geschlechter schaffen und hat damit viel Unheil angerichtet. WIR aber schaffen viel mehr Geschlechter und tun damit Gutes. (Sarkasmus aus)
    Ich empfehle dringend, sich mal mit der Resolution der Weltfrauenkonferenz von Peking zu beschäftigen! „…die Gegner sind der Lächerlichkeit preiszugeben…“
    U. a. soll der Einfluss von Eltern auf ihre Kinder verkleinert werden. Nach dem Motto: Kinder gehören nicht den Eltern, sondern allen. In Osnabrück wird mit Gender an Kindereinrichtungen sogar geworben. Bereits 2 Schulen verhindern, dass Eltern ihre kleinen Kinder mit dem Auto zur Schule bringen können. Sie müssen mehrere Hundert Meter entfernt aussteigen und laufen. Diese Aktion war wohl auch motiviert durch Rache und Nachtragendheit der Grünen im Stadtrat, die nach Beendigung von Bauarbeiten im Zentrum den Autoverkehr weiterhin sperrten und erst ein Gericht die Öffnung der Straße anordnete. Deutschland ist krank.

  7. Walter Lerche Antworten

    Kirche ist nicht von Gott gemacht, sondern eine Organisation von und mit Menschen gemacht. Kirche ist auch wie eine Company. Bei allen Unzulänglichkeiten, die Menschen nun mal so an sich haben, würden sich die Kirchenkritiker wundern, sie wären erschrocken, wenn sie erleben würden, dass Kirche sich zurückzieht und alle von ihr getragenen Aufgaben durch den Staat zu vollbringen wären.
    Ich habe mich von der Kirche entfernt, oder umgekehrt. Doch weiß ich, wie wichtig sie ist und welche große Verantwortung sie trägt, oder eben leider nicht, weil sie sich drückt und mit der Politik mitschwingt.
    Vor den Pfarrern an der Basis in den Gemeinden, sowie allen, die hier tätig sind, habe ich großen Respekt und erkenne deren Bedeutung. Auch wenn ich persönlich diese nicht in Anspruch nehme. Andere Leute und die Gemeinschaft braucht sie.
    Die oberen Kirchenvertreter in den gehobenen Hierarchien benutzen Kirche leider sehr oft als Plattform für ihren persönlichen ideologischen Mist. Dort tummeltn sich Darsteller, die den gesselschaftlichen Ideologen sehr nützlich sind.
    Wenn Kirche tatsächlich Gender-Ideologie unterstützt, dann setzt bei mir Widerstand ein und großes Unverständnis über die schweigende Mehrheit der Christenheit. Vielleicht bin ich gegen Gender auch bloß genauso festgefahren wie Herr Kelle gegen Russland.
    Ich denke immer öfter darüber nach, wie viele Jahre mir zum Leben noch bleiben und hoffe dabei, dass es bis dahin noch irgendwie mit der Freiheit ohne Gender mit Bargeld und Frieden mit Russland und der Welt bleibt.

  8. Ulrich Hennes Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    da kann ich Ihnen nur beipflichten.
    Ich bin Ihrem Link gefolgt, weil ich es nicht glauben wollte, und habe mir soeben das Wort zum Sonntag angeschaut. Unfassbar!
    Ulrich Hennes

  9. Walter Lerche Antworten

    Mein Cousin als gelernter Speditionskaufmann ist seit ca. 40 Jahren ev. Pfarrer. In 3 Gemeinden managte er jeweils den Bau eines neuen Kindergartens. Er steht mit beiden Beinen in seiner Gemeinde. Er kennt sich in Geschichte aus wie nur wenige es tun. Er kann rechnen und ist stets pragmatisch lösungsorientiert. Und er ist ein guter Freund. Er hat mir zu den aktuellen Kelle-Beiträgen zum Thema Kirche folgendes geschrieben:

    „Was meinst Du wohl, wie ich unter diesem Dünnschiss-Geschwätz leide!? Ich habe immer wieder einmal erwogen, in die Selbständige evangelisch-lutherische Kirche (SELK) zu wechseln. Und ganz vom Tisch sind diese Pläne auch noch nicht. Ich muss aber erst wissen, wie das mit der Pension steht. Schließlich muss ich auch von etwas leben.
    Gestern war in ARTE ein interessanter Doku-Film über die Christen im Nahen Osten. Die werden vom Westen ignoriert bzw. um der „guten Beziehungen“ zu Saudi Arabien geopfert. Und die Kirchen, besonders die EKD schweigen. Die rk Kirche sagt wenigstens etwas. Im evangelischen Bereich sind es Politiker wie Kauder, die jetzt den Mund aufmachen. Aber unsere Bischöfe und Bischöfinnen samt diesem ganzem Geschmeiß, die halten wegen politischer Korrektheit den Mund. Es ist zum Kotzen.“

    • Friedrich Albrecht Antworten

      Vielleicht sollten Sie ihrem Freund empfehlen, gleich zu katholischen Kirche, dem Original, zu wechseln. Dazu Gottes Segen.

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