Mordanschlag auf russische Putin-Aktivistin – galt die Bombe eigentlich ihrem Vater?
Die Tochter von Putins Chefideologen Alexander Dugin ist vergangene Nacht getötet worden. Das Auto der 29-jährigen Politologin Darja Dugina explodierte plötzlich während der Rückfahrt vom „patriotischen Festival «Tradition»“, das von einer Stiftung Putins finanziert wird. Die Dugins sind selbst für russische Verhältnisse echte Hardliner. Alexander Dugin strebt ein US-freies Europa mit einem Wirtschaftsraum an, der Russland und den ganzen Kontinent umfasst, natürlich mit demütigster Unterwerfung gegenüber dem Kreml.
Nun, Putin selbst hat ja mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine dafür gesorgt, dass das Thema für viele Jahre vom Tisch sein wird. NATO und EU sind so stark und entschlossen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die Europäer sehen jeden Tag im Fernsehen, was sie von einem dominierenden Russland zu erwarten hätten, und die USA haben ihre Truppenstärke in Europa in den vergangenen fünf Monaten von 30.000 auf wieder über 100.000 aufgestockt. Gut gemacht, Riesenstaatsmann Putin!
Aber zurück zum Mord an Darja Dugina – wer ist der Täter, wer sind die Hintermänner? Klar, erste Stellungnahmen weisen natürlich auf die böse Ukraine, so ein Anschlag ist ein gutes Narrativ, um die russische Bevölkerung gegen die „Faschisten“ in Kiew ordentlich aufzuwiegeln. Aber am Morgen gibt es auch einzelne Kommentatoren, die sagen, der ukrainische Gemeindienst sei gar nicht in der Lage, einen solchen Anschlag in Russland auszuführen. Und das ist gut möglich, aber die Konsequenz daraus wäre, dass es „den Feind im Innern“ in Putins Reich tatsächlich gäbe. Und dafür verdichten sich in jüngster zeit die Hinweise.
Als Ende Februar der russische Angriff auf das Nachbarland begann, gab es in vielen russischen Städten noch Proteste vorwiegend junger Leute gegen den Krieg. Ein Leichtes für den Kreml, diese Demonstranten auseinander zu treiben, die Anführer zu identifizieren, festzunehmen und einzusperren. Mit der Unterdrückung der Opposition haben sie jahrzehntelange Erfahrung in Russland. Das gehört zu den Dingen, die dort wirklich funktionieren. Und wenn nicht, gibt es halt Nowitschok in den Schwarztee.
In jüngster Zeit verändert sich der Widerstand aber spürbar, verschiedentlich wurden Einberufungsämter der Armee abgefackelt. Die Zahl entgleister Züge als Folge von Manipulationen an Gleisen ist offiziellen Quellen zufolge um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. In St. Petersburg ist ein sogenanntes „Künstlerkollektiv“ unterwegs, das nachts Grafity gegen den Ukraine-Krieg Putins an Hauswände sprüht. Eine gefährliche Angelegenheit, die zeigt, dass nicht alle Russen Putins Wahnsinn mitmachen.
Ist es möglich, dass der Widerstand in Russland inzwischen auch vor Mordanschlägen wie in der vergangenen Nacht nicht mehr zurückschreckt? Ich kann mir das nicht vorstellen, aber offenbar passiert dort gerade etwas.
Und noch etwas ist bedenkenswert: Darja sollte eigentlich gemeinsam mit ihrem Vater nach der Veranstaltung im Auto zurückfahren. Galt der Angriff also ihm?
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