Das große Rätselraten im Revier: Wie geht es weiter mit Frau Hinz von der SPD?

Seit mehr als zwei Wochen ist die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz aus Essen in aller Munde. Da wurde durch einen anonymen Brief an mehrere regionalen und überregionalen Medien bekannt, dass die 54-jährige Politikerin die Öffentlichkeit und ihre Partei über ihren Lebensweg belogen hat. Anders als behauptet hat sie niemals Abitur gemacht und demzufolge auch kein Hochschulstudium der Rechtswissenschaften. Man habe wohl mal Gerüchte gehört, aber niemals ernsthaft nachgefragt, bekannten altgediente Genossen aus der Ruhr-SPD gegenüber Journalisten.Jetzt hat Hinz, nachdem sie sich beim Bundestagspräsidenten krank gemeldet hat, ihre Parteiämter im Unterbezirk Essen und im Ortsverein Frohnhausen niedergelegt. Was sie nicht niedergelegt hat, ist ihr Bundestagsmandat, obwohl die Bundestagsverwaltung noch Termine für ein Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert angeboten hatte. Nun ist Frau Hinz über den 31. Juli hinausgekommen, das heißt praktisch: ihre Diäten für den Monat August von 9.300 Euro sowie die monatliche Aufwandspauschale von 4.300 Euro hat sie wahrscheinlich sicher. Da sie krank gemeldet ist und sich derzeit in stationärer psychiatrischer Behandlung befindet, darf man wohl davon ausgehen, dass die gleichen Zahlungen auch noch für September anfallen werden. Telefonate nimmt sie nicht an, aber Frau Hinz hat sich inzwischen per Mail bei Ihrer Essener Partei gemeldet. Sie werde sich demnächst öffentlichen äußern… Wundert sich noch jemand, dass Politiker im Ansehen der Bevölkerung nie zuvor erreichte Negativwerte in Umfragen erhalten?




Mein Tagesposting: Stark, aber ungeliebt

Die Tagespost




Wie ich meinen Frieden mit Papst Franziskus gemacht habe

Als ich Anfang der Neunziger zum katholischen Glauben konvertierte, war Johannes Paul II Papst. Ein Mann, der den Lauf der Weltgeschichte entscheidend beeinflusst hat, der rund um den Erdball vielen Millionen Menschen persönlich begegnet ist und sie für den Glauben begeistert hat. Johannes Paul II war und ist „mein Papst“, und er hat auch die alle zwei, drei Jahre stattfindenden Welttreffen junger Katholiken, sogenannte Weltjugendtage, erfunden. Im folgte der Deutsche auf dem Stuhle Petri, Benedikt XVI, der Theologe, der Intellektuelle, der nach den Weltrreisenden seines Vorgängers Innendienst im Vatikan tun sollte. Ein Papst geschliffener Worte, Autor wunderbarer Bücher von seltener Glaubenstiefe. Fast tragisch, dass das Pontifikat Benedikts überschattet wurde von den weltweit bekannt gewordenen Missbrauchsfällen. Er hatte sich seine Amtszeit als Oberhaupt der katholischen Weltkirche zweifellos ganz anders vorgestellt. Und dann ging er in den Ruhestand. Ein Papst, der selbst bestimmt, wann es genug sein sollte.

Und nun also Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und Anführer von rund 1,2 Milliarden Katholiken rund um den Erdball. Bis heute fremdeln viele Katholiken in Europa und Deutschland mit dem Argentinier, der so ganz anders ist, als man sich hierzulande einen Papst vorstellt. Zugegeben: Als die ersten Fotos nach seiner Wahl bekannt wurden, musste ich schmunzeln. Ein Heiliger Vater, der in der Straßenbahn fährt, der an der Hotel-Rezeption auf seine Rechnung wartet, die er dann auch selbst bezahlen will, und der seinen Zeitungsboten in Buenos Aires persönlich anruft, um das Abonnement abzubestellen, da er ja jetzt eine Weile in Rom wohnen würde – das hatte was. Das war unkonventionell, das war ein Papst zum Anfassen und nicht zum Niederknien. Für die Kirche ist der Mann aus Argentinien ein Geschenk, denn bei allem Repekt vor dem brillanten Intellektuellen Ratzinger, erreicht Papst Franziskus deutlich mehr Menschen mit seiner unkonventionellen Art des Auftretens, mit seinem Abweichen von Redemanuskripten, die in der Kurie mehr als einmal zu spontanen Schweißausbrüchen seiner Mitarbeiter führte. Katholiken müssten sich auch nicht vermehren „wie Karnickel“ sagte er einmal. Und ich muss sagen, das war auch mir deutlich zu viel für den Nachfolger des Heiligen Petrus. So redet ein Papst nicht, dachte ich damals und so denken bis heute viele Gläubige.

Gestern Abend habe ich vor dem Fernseher gesessen und die Vigil, das Nachtgebet, des Papstes mit einer Million Jugendlichen beim Weltjugendtag im polnischen Krakau angeschaut. Mit mitreißenden Worten warb der Pontifex für eine engagierte Kirche. „Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu vegetieren, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert.“ Was für ein eindringlicher Appell für ein Oberhaupt der katholischen Christen. Und es ging weiter: „Ein Sofa – wie jene modernen mit einlullenden Massagen – die uns Stunden der Ruhe garantieren, um uns in die Welt der Videospiele zu begeben und Stunden vor dem Computer zu verbringen“. Es sei für viele leichter, „dusselige und benommene Jugendliche zu haben“. Die Welt brauche keine „Sofa-Jugendlichen“, sondern welche mit Schuhen an den Füßen, oder „noch besser mit Stiefeln“, damit sie Spuren hinterlassen können.

Boah! Welch‘ starke Worte, welche ansteckende Begeisterung, die in diesem Moment von dem fast Achtzigjährigen ausging. Und der Jubel der jungen Menschen, zusammengeströmt aus 180 Ländern auf dieser Welt, um zusammen den Glauben, das Vermächtnis von Jesus Christus zu feiern und zu leben. Ich habe auch heute früh die Abschluss-Messe am Bildschirm verfolgt, wieder waren deutlich mehr als eine Million Menschen auf dem gigantischen Feld vor dem Altar mit dem überdimensionalen Jesus-Bild dabei. Und wieder habe ich gedacht: Was für eine Begeisterung strahlt dieser Mann aus, die so deutlich im Gegensatz zur bräsigen Alltags-Geschäftigkeit mancher deutscher Bischöfe steht – nicht aller, wohlgemerkt. Und als ich das so dachte, bei den Klängen der WJT-Hymne „Jesus Christ, you are my life…“, da, genau in dem Moment, habe ich meinen persönlichen Frieden mit Papst Franziskus und seiner Art gemacht.




GASTSPIEL Peter Winnemöller über das große Treffen der Jugend mit Papst Franziskus

Vor zehn Tagen ging es los. Jugendliche aus der ganzen Welt hatten sich auf den Weg gemacht, um sich in Polen zu treffen. Die ersten Tage waren die Jugendlichen auf alle Diözesen Polens verteilt. Diese Tage der Begegnung gehen dem eigentlichen Jugendtreffen voraus und dienen dazu, das Gastgeberland besser kennen zu lernen. Es ist ein Warm up für das große Treffen, zu dem dann auch der Papst hinzu kommt.

Am Montag dieser Woche haben sich die Jugendlichen auf den Weg nach Krakau gemacht, dem Ort des 31. Weltjugendtages. An diesem Ort war der Gründer der Weltjugendtage, Papst Johannes Paul II. lange Jahre als Priester. Weihbischof und Erzbischof tätig. Als junger Mann hatte Karol Woytila hier in einen Steinbruch gearbeitet. Auf diesem Gelände steht heute das Sanktuarium Johannes Paul II. Diese große Kirche steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit. Dort hatte Sr. Faustyna gelebt, die in Visionen Jesus geschaut hatte und sich um die Verbreitung der Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit verdient gemacht. Papst Johannes Paul II. hatte eine sehr enge Verbindung zu Sr. Faustyna. Er hatte sie selig und heilig gesprochen und den Sonntag der Barmherzigkeit eingeführt. Die räumliche Nähe der beiden Kirchen macht die innerliche Nähe geradezu greifbar.
Unter dem Motto „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ sind nun Jugendliche aus 178 Ländern in Krakau versammelt. Papst Johannes Paul II. und Sr. Faustyna sind auf diesem Jugendtreffen allgegenwärtig. Ausgehend von Krakau soll nach dem Wunsch des Papstes die Jugend die Botschaft der Barmherzigkeit in die Welt tragen. Es ist ein großes buntes Jugendfest, das jeden, der die Kirche schon als erledigt ansieht, eines besseren belehren müßte.

„In meinen Jahren als Bischof lernte ich eines: Nichts ist schöner, als die Begeisterung, das Engagement, den Fleiß und die Energie zu sehen, mit der so viele junge Menschen ihr Leben leben.“, sagte der Papst in seiner Ansprache an die Jugend bei der Begrüßung im Blona Park. Der Papst traut der Jugend der Kirche offensichtlich zu, etwas in der Welt zu bewegen.
Das Programm mit dem Heiligen Vater geht weiter mit dem Kreuzweg am Freitag, einer Gebetsnacht am Samstag und der Abschlußmesse, die der Papst am Sonntag auf dem Campus misericordiae mit den Pilgern feiert. Das große Jugendfest strebt seinem Höhepunkt zu. In allen Straßen und auf allen Plätzen drängen sich die jungen Pilger. Auch die Journalisten kommen nicht umhin, sich ab und an mit High five abklatschen zu lassen. Auf den Wegen wird der Rosenkranz gebetet, es werden geistliche Lieder gesungen. In den Kirchen werden zahlreiche Messen gefeiert und Jesus im Allerheiligsten angebetet. Diese Orte der Stille werden von den jungen Pilgern viel genutzt. Es ist eine frohe und zugleich fromme Stimmung, die jungen Leute zeigen der Welt, welche Freude der Glauben bereitet.

Ein besonderes Merkmal der Weltjugendtage ist auch hier in Krakau wieder zu sehen: Die große Friedfertigkeit der Teilnehmer. Die Sicherheitskräfte sind inzwischen auch schon fröhlich gestimmt, denn die jungen Pilger lachen sie an. Es gibt keine Randale, keine Straftaten und es kommt an Verletzungen allenfalls mal zu verstauchten Knöcheln, Blasen an den Füßen oder aufgeschürften Knien. Einzig die Terrorgefahr liegt wie ein Schatten über dem Jugendfestival. Die polnischen Sicherheitskräfte haben ihr möglichstes getan, um ein sicheres und friedliches Fest zu gewährleisten. Krakau ist seit Mittwoch früh außer für Einwohner und WJT- Pilger geschlossen. Möge es so friedlich bleiben, wie es bislang ist. Es werden immerhin bis zu zwei Millionen Pilger bis zur Abschlußmesse am Sonntag erwartet. Aus Deutschland sind 15.500 Pilger angereist. Weitere werden am Sonntag zur Messe noch erwartet. Schon jetzt kann man sagen, daß die polnischen Gastgeber einen ganz wunderbaren Weltjugendtag ausrichten.

Es scheint, als würde die Kirche in Westeuropa zunehmend an Bedeutung verlieren. Hier in Krakau zeigt sich, wie stark sie wirklich ist. In der Tat werden die jungen Katholiken aus Deutschland, die jetzt hier sind, in Zukunft eine Minderheit in ihrem Land sein. Schon jetzt sind sie es oft in ihrer Altersgruppe. Doch sie erfahren hier, daß die Weltkirche stark ist. Hier wird der Glaube offen gefeiert, den man zu Hause nur zu leicht schamhaft versteckt. Das „Non abbiate paura“ (Habt keine Angst), welches Johannes Paul II. den Menschen 1978 zurief, schwebt über diesem Jugendfest der Weltkirche. Der Heilige Papst Johannes Paul II. macht auch der Jugend unserer Tage Mut. Papst Franziskus fordert im gleichen Geist die jungen Menschen auf, von ihrem Glauben zu reden und aus dem Glauben die Welt zu gestalten. Das ist stark. Das macht stark. Für Barmherzigkeit braucht es Stärke, denn es heißt gegen den Strom zu schwimmen. Das ist nichts für kraft- und mutlose Menschen. Die fast 16000 jungen Katholiken aus Deutschland werden gestärkt und ermutigt in ein Land zurück kehren, in dem die Volkskirche stirbt. Diese jungen Leute aber sind die Zukunft einer neuen Gestalt der Kirche. Keiner kann wissen, wie sie aussehen wird, doch hier in Krakau kann man sehen, wieviel (Glaubens-)Kraft sie haben wird.




Nicht mehr die richtige Frau am richtigen Platz

Manchmal, wenn etwas passiert, setze ich mich an den PC und schreibe einfach runter, was ich denke. Heute war es schwieriger, denn den Auftritt der Bundeskanzlerin vor der Bundespressekonferenz in Berlin musste ich erst einmal sacken lassen. Ihr Agieren war höchst professionell, sie sagte das, was man als Regierungschfin in einer solchen Pressekonferenz sagen muss. Und zwischendurch ertappte ich mich auch kurz bei dem Gedanken, diese Frau ist schon tough. Dabei hatte ich mir vor der Pressekonferenz vorgenommen, hinterher einfach abzurechnen mit diesem von einem großen Teil der Deutschen abgelehnten Land der offenen Türen. Offene Türen für diejenigen, die vor bitterer Not und Krieg Zuflucht und Schutz suchen, aber eben auch offene Türen für diejenigen, die Straftaten begehen, Frauen begrapschen und vergewaltigen und, ja, das hat Frau Merkel endlich eingeräumt, auch diejenigen, die im Auftrag des IS in Deutschland einsickern, um den Terror zu uns zu tragen, um es zurückhaltend zu formulieren.

Die schrecklichen Anschläge der vergangenen Tage, verübt von Flüchtlingen in Deutschland und bei unseren französischen Nachbarn, haben schon jetzt unser Land verändert. Die Unbeschwertheit einer freien Wohlstandsgesellschaft, in den Sommerferien sind, ist weg. Mehrfach haben in den vergangenen Tagen Freunde und Nachbarn meine Frau und mich angesprochen, wie wir das jetzt mit unseren Kindern so halten. Lassen wir sie allein ins Freibad fahren? Dürfen sie abends zu einem Konzert, etwa spät noch mit der Straßenbahn durchs Ruhrgebiet zurückfahren? Täuschen wir uns nicht: es sind nicht einige Überängstliche, die sich solche Fragen stellen. Es sind die Tischgespräche der Familien in diesen Tagen in Deutschland.

In so einem Land will ich nicht auf Dauer leben. Und so, ja wirklich, fieberte ich der Bundeskanzlerin und ihrem Auftritt heute Mittag geradezu entgegen. Würde sie endlich einen Befreiungsschlag führen und ihrem Volk, uns, eine Stimme geben? Die Angst vieler Menschen in Worte fassen? Endlich ehrliche Empathie zeigen? Noch heute bin ich wütend, dass sie nicht direkt an die Orte des Terrors fuhr, wo am Vortag Menschen starben oder schwere Verletzungen erlitten. Warum kann Frankreichs Präsident Hollande das, aber nicht meine Regierungschefin? Warum spricht US-Präsident Barack Obama nach Würzburg den Deutschen eher sein Beileid aus und bietet Hilfe an als Frau Merkel? Und wenn jemand jetzt damit ankommt, die Kanzlerin habe doch erstmal einen Überblick über die Lage gewinnen müssen, dann ist das hanebüchener Unsinn. Ich will keine Kanzlerin, die Ermittlungssergebnisse vorträgt. Ich will eine politische Führung, eine Kapitänin auf der Kommandobrücke unseres Landes, eine, die mitfühlt, die in einer schlimmen Krise fähig ist, Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen.

Aber sie kann es nicht. Vielleicht will sie es auch nicht, weil es nicht zu ihr passen würde. Ich weiß es nicht. Ich habe Angela Merkel 1989 in Ost-Berlin kurz kennengelernt. Sie war stellvertretende Pressesprecherin des Demokratischen Aufbruchs und ich Reporter eines privaten Radiosenders. Drei oder vier Sätze wechselten wir damals, und hätte mir jemand auf die Schulter getippt und gesagt: „Du, Klaus, das wird mal eine der mächtigsten Frauen der Welt!“, ich hätte gelacht. Ich habe mich geirrt. Angela Merkel hat einen beeindruckenden Lebensweg hingelegt. Auf internationaler Bühne hat sie teilweise brillant agiert. Die Kerndaten unseres Landes sind mehr als gut, es herrscht Wohlstand und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit.

Doch dies lakonische „Wir schaffen das“, was Frau Merkel heute wiederholt hat, klingt für mich wie ein Hohn, wie ein Schlag ins Gesicht all der Toten und Verletzten von Würzburg, Reutlingen und Ansbach. Wie ein Schlag ins Gesicht der Frauen aus der Silvesternacht vom Kölner Hauptbahnhof, wie ein Schlag ins Gesicht der minderjährigen Kinder, die in Freibädern landauf, landab in diessen Wochen begrapscht werden. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir denen helfen müssen, die unseren Schutz und unsere Hilfe suchen. Und diese Hilfe müssen wir auch Menschen gewähren, die einen anderen Glauben haben, als die Mehrheitsgesellschaft hierzulande. Die meisten politisch Verantwortlichen in Deutschland bemühen sich um Lösungen, die Lage in den Griff zu bekommen. Auch davon bin ich überzeugt. Aber die jetzige Situation ist unhaltbar, und sie führt direkt zu Bundeskanzlerin Merkel und ihrer Politik der unkontrollierten Masseneinwanderung. Ich habe sie zwei Mal gewählt. Doch seit ein paar Tagen ist meine Überzeugung gewachsen, dass sie jetzt nicht mehr die richtige Frau an der richtigen Stelle ist. Selbst wenn ich auch keine Idee habe, wer den Job jetzt übernehmen sollte….




Ein Interview im Kaffeesatz

Es sind nur diese Kleinigkeiten, die wir jeden Tag in den deutschen Staatsmedien erleben, hinnehmen und erdulden. Aber sie nerven, und deshalb muss man sie erzählen.

Heute Mittag, ziemlich genau eine Stunde vor der mit einiger Spannung erwarteten Pressekonferenz der Bundeskanzlerin hörte ich im Autoradio WDR 2. Die Moderatorin führte ein Interview mit der Grünen-Chefin Simone Peter. Sie wurde um Auskunft gebeten, was die Kanzlerin denn nun gleich sagen solle und sollte erraten, was Merkel denn wohl sagen werde. Das darf der WDR natürlich so machen, freies Land, freie Medien und so. Aber mir drängte sich direkt die Frage auf: Was soll das? Wäre es nicht die Aufgabe der Medien, einfach eine Stunde zu warten und dann über die Pressekonferenz zu berichten? Und dann anschließend vielleicht ein Interview mit der Dame von den Grünen führen über das, was die Kanzlerin tatsächlich gesagt hat? Was soll dieses Stochern im Nebel, diese Kaffeesatzleserei? Kostenlose Werbezeit für einen guten Zweck, könnte der Zyniker denken. Aber vielleicht war es ja ein Beitrag zur Rettung unseres Klimas…




Das alles ist erst der Anfang…

„Ich muss bei den besorgten Mitbürgern immer ein wenig lächeln. Ich sage denen gern: Gehen Sie sonntags in die Kirchen, dann müssen Sie keine Angst vor vollen Moscheen haben.“ Die evangelische Theologin Margot Käßmann sagte das in einem Interview vor zwei Jahren mit dem „Hamburger Abendblatt“. Nun, seit heute ist auch das obsolet. Zwei Islamisten stürmten heute Vormittag die Morgenmesse in einer katholischen Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray. Sie nahmen fünf Geiseln, einen Priester, zwei Ordensschwestern und zwei Gottesdienstbesucher. Die Barbaren Allahs töteten den 86-jährigen Priester, in dem sie ihm die Kehle durchschnitten. Eine der anderen Geiseln wurde verletzt und schwebt immer noch in Lebensgefahr. Als die Schlächter die Kirche verlassen wollten, wurden sie von einem Spezialkommando der Polizei erschossen.

Ein tödlicher Angriff auf eine christliche Kirche, einen Gottesdienst friedlicher Christen, verübt von Soldaten des IS, der uns allen, Deutschland, Europa und allen zivilisierten Ländern dieser Welt, den Krieg erklärt haben. Das ist eine neue Qualität. Die Angriffe der vergangenen Tage in Würzburg, Reutlingen und Ansbach und jetzt in einer katholischen Kirche in Frankreich sind nicht das schreckliche Ende einer Serie von islamistisch motivierten Verbrechen – sie sind Teil eines Anfangs. Oder glauben Sie, dass es jetzt aufhört?




Tage des Terrors in Deutschland

Nun also Ansbach. 40.000 Einwohner, beschauliche mittelfränkische Provinz. Kaum ein Tag vergeht derzeit, an dem in Deutschland Menschen, die wir in ihrer Not aufgenommen haben, Gewaltverbrechen begehen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht? Jedesmal, wenn ich die Bilder im Fernsehen sehe von Blut auf einem Straßenpflaster, von einem Mörder, der vor einem Schnellrestaurant die Waffe zieht, von zugedeckten Leichen, denn steigt in mir Wut auf, und das ist sehr zurückhaltend formuliert. Und dann bricht sich das Zivilisatorische im Kolumnisten Bahn. Auch heute Morgen gehen tausende Asylbewerber zu ihren Deutschkursen. Seit 2015 haben 30.000 Flüchtlinge in unserem Land eine Arbeitsstelle gefunden, meldete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Natürlich sind hier nicht alle Flüchtlinge potentielle Terroristen.

Und dennoch bleiben die Fakten: die Axt-Attacke eines afghanischen Islamisten im Regionalzug bei Würzburg, der Syrer, der in Reutlingen mit einer Machete eine Frau in den Kopf stach und fünf weitere verletzte, der „Deutsch-Iraner“, der 10 Menschen in München erschoss, und nun der abgelehnte syrische Asylbewerber, der sich am Rande eines Musikfestivals in die Luft sprengte und „nur“ – man fasst das schon als Erfolgsmeldung auf – Verletzte hinterlassen hat.

Und wieder in Bayern, gerade dieses Land, dass besonders herzlich und mit großem Einsatz Flüchtlinge aufgenommen hat. Ich muss sagen, ich kann derzeit keine Politiker-Statements mehr sehen. Egal wer, egal von welcher Partei. Ich kann diese Worthülsen nicht mehr hören, diese gestanzten Stellungnahmen. Und wenn mal einer etwas Konkretes sagt, wie zum Beispiel Innenminister de Maiziere, dann ist es „Bullshit“, wie man das in Amerika nennt. Sogenannte Killerspiele auf dem heimischen PC sollen schuld sein. Und wer bei Facebook und Twitter Falschmeldungen verbreitet soll jetzt bestraft werden. Und klar, Jäger und Sportschützen, sind auch ganz böse. Der einzige Politiker, dem ich derzeit zuhöre, und der in diesen Tagen einen exzellenten Job macht, ist Bayerns Innenminister Joachim Herrmann von der CSU. Den sehe ich jeden Tag im Fernsehen, abends spät im TV-Talk bei Plasberg, morgens früh auf N 24 bei der Pressekonferenz in Ansberg, mal schauen, was heute sonst noch so passiert. Ich denke, Joachim Herrmann schläft in diesen Tagen gar nicht. Und er nennt sachlich Fakten, spricht die Dinge an, zeigt seine ehrliche Betroffenheit. All das kann man wahrlich nicht von allen wichtigen Verantwortungsträgern in unserem Land sagen. Wennigstens halten Stegner, Maas und Göring-Eckard mal für ein paar Stunden das Maul. Auch was wert…

Bei „Hart aber fair“ gestern Abend kam auch Barbara Nalepa zu Wort, Mutter eines getöteten Mädchens, die bei einem Amoklauf an einer Schule in Winnenden vor sieben Jahren starb. Ob sie seither auch nur einen einzigen unbeschwerten Tag erlebt habe, fragte der Moderator Frank Plasberg. Sie würde gern den Eltern der Opfer von Würzburg und München etwas Mutmachendes sagen, antwortete Frau Nalepa, aber das könne sie nicht: „Ich kann keine einzige Nacht durchschlafen.“

Und das bringt mich zum Punkt: Ein Amokläufer ist etwas anderes als ein Terrorist. Ein psychisch kranker Mensch ist etwas anderes als ein Mörder aus einem archaisch dominierten Kulturkreis, vornehmlich aus islamischen Ländern. Aber all das ist sophisticated, wie der Brite sagen würde. Eine anspruchsvolle Diskussion unter klugen Menschen. Nur das eigentliche Thema umkreisen alle geräuschlos: Die wichtigste Aufgabe eines Staates ist es, für seine Bürger Sicherheit zu schaffen. Sollten wir nicht endlich mal intensiv darüber sprechen, wie wir das hinbekommen?




Das war’s! Donald Trump hat keine Chance im November

Ich weiß nicht, ob es in der Geschichte der US-Republikaner schon einmal so einen Parteitag gegeben hat. Chaos von der ersten Minute an, Störer im Saal, Debatten und Anträge gegen den Spitzenkandidaten Donald Trump und gestern das. Der unterlegene Gegenkandidat Ted Cruz, Senator aus Texas, sorgte zur besten Sendezeit für einen Eklat, in dem er Trump offen die Unterstützung verweigerte. Der Kandidat um die Präsidentschaft saß derweil im Kreise seiner Familie und hörte mit versteinerter Miene zu. Die Delegierten buhten Cruz derweil lautstark aus, als er ihnen zurief, sie sollten „nach ihrem Gewissen wählen“.

Was lehrt uns das, auch wenn Deutsche gemeinhin anders ticken als Amerikaner?

1) Ein Nestbeschmutzer wird nicht geliebt von den Anhängern seiner Partei. Cruz hatte noch einmal die Show im Kasten, aber dass dieser Mann die Chance bekommt, in der Zukunft noch einmal Präsidentschaftskandidat der GOP zu werden, ist unvorstellbar.

2) Wähler wollen eine geschlossene Partei. Man kann um Köpfe und Programme streiten, aber eine Partei – Helmut Kohl hat das mal unnachahmlich gesagt – ist auch ein Stück weit eine politische Familie, in der man Geborgenheit unter Gleichgesinnten findet. Bei der Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten ist davon derzeit nichts zu spüren.

3) Ein Kandidat, gedemütigt von seinen eigenen Parteifreunden ausgerechnet bei der Krönungsmesse, hat keine Chance mehr auf den Wahlsieg im November.




Islamistischer Terroranschlag im Regionalzug: Grüne Künast kritisiert die Polizei, weil sie falsch geschossen hat

Ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling hat gestern Abend in einem Regionalzug bei Würzburg Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer angegriffen und dabei vier Menschen schwer verletzt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe war, griff ein und nahm die Verfolgung auf. Als der Terrorist die Beamten angreifen wollte, erschossen sie ihn. Die unsägliche Grünen-Politikerin Renate Künast verschickte beim Kurznachrichtendienst twitter ihre Meinung dazu, und kritiserte… unfassbar… die Polizei. Die habe falsch geschossen.

Als ich meine Frau heute Morgen auf dem Weg zum Badezimmer traf, war ihr erster Satz: „Am besten, man schaut sich Nachrichten gar nicht mehr an.“ Da hat sie mal wieder recht.

Auch an diesem Dienstag drängen sich kurze Schlüsse aus dem Ereignis auf:

1) Während er auf unschuldige Fahrgäste mit einem Beil einschlug, rief der Täter „Alahu Akbar“, das heißt „Gott ist groß“. Das deutet darauf hin, dass die Tat ganz sicher nichts mit dem Islam zu tun hat.

2) Das totale Versagen unserer führenden Politiker in diesen Tagen ist erschütternd. Wenn die Verantwortlichen in Berlin nicht bald etwas unternehmen, um die Sicherheit in diesem Lande zu verbessern, wird Deutschland 2017 eine Bundestagswahl erleben, die ganz sicher in die Geschichte eingehen wird.

3) Ich freue mich auf eine Stellungnahme von Bundesjustizminister Heiko Maaas heute. Ich nehme an, dass wir jetzt alle gemeinsam im Kampf gegen Rechts zusammenstehen müssen.