„Bento“ macht dicht! Kann wirklich weg!
Vorweg und ganz ehrlich: Um die 16 bald arbeitslosen Redakteure von „Bento“ tut es mir leid, dass sie nun – noch recht jung – wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. 2015 vom „Spiegel“ als junger Ableger 2015 gegründet, segelte die kleine Redaktion so erbarmungslos auf dem vermeintlichen Zeitgeist, dass das Experiment nur scheitern konnte. Der Verlag verkündete die Einstellung des Online-Titels und erinnerte zur Sicherheit nochmal: „Bento“ sei als „eigenständiges Nachrichtenportal konzipiert“ worden. Häh?
Ausgerechnet die aus Bremen stammende öffentlich-rechtliche Nervtöle Jan Böhmermann attestierte „Bento“ schon 2017 „banale Texte, die mit Journalismus nichts zu tun hätten“, und das völlig zu recht. Solche harten investigativen Geschichten hatte „Bento“ bis zuletzt am Start:
Diese zwei Studierenden haben ein feministisches Porno-Startup gegründet (16. Mai)
Isabells Sexpartner hat heimlich das Kondom abgezogen (12. April)
Menstruation ist auch Männersache (29. Februar)
Klar, ein echtes Nachrichtenmagazin, oder? Jedenfalls für die, die nicht die hellsten Kerzen auf dem Kuchen sind. Und doch gab es in der kurzen Geschichte des Online-Magazins ein echtes Highlight, ein Interview mit einer Aktivistin der konservativen WerteUnion aus Niedersachsen, eine sehr sympathische, kluge und attraktive junge Frau mit 14.134 Followern auf Twitter. Überschrift:
„So jung, so rechts: Warum die 23-jährige Linnéa in der WerteUnion ist“
Das ist mal ein Thema, an das sich viele der schrumpfenden Mainstream-Medien in Deutschland kaum mehr herantrauen, weil rechts ist ja…huhuhuhuuuu…ganz doll böse. Und die linksextremen antifa-Schlägertrupps, die Polizisten mit Bierflaschen bewerfen und Autos von AfD-Politikern anzünden, die sind ganz doll lieb.
Und so war es ausgerechnet „Bento“, das mir noch einmal ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, als sie Linnéa Findeklee in einem Tweet zitierte mit dem Satz: „Deutschland braucht wieder mehr echte #Männlichkeit und weniger #Feminismus und #Gendergaga“
Genau so ist es! Aber leider hat die Redaktion das selbst nicht begriffen, und deshalb gibt es sie demnächst auch nicht mehr. Denn auch beim SPIEGEL muss man auf die Ökonomie achten und kann sich nicht dauerhaft Verluste leisten für ein Magazin, das kein Mensch braucht.
Oliver Welke vom ZDF hat solche Sorgen nicht. Trotz seines wenig geistreichen mainstreamgebügelten wöchentlichen Gelabers wird seine Redaktion auch in 100 Jahren noch sichere Jobs haben. Weil wir ja alle gezwungen werden, seinen Laden zu finanzieren.
Oli Welke