Das Gleichnis von der verlorenen Tochter

Es gibt so Momente, da muss man alles stehen und liegen lassen, weil Alarmstufe Rot ist. Wenn man zum Beispiel im Haus nachts Rauch riecht, oder wenn beim Nachbarn nachts um drei die Warnanlage an der Garage losheult. So etwas Ähnliches gab es gestern bei Kelles, als unsere Jüngste (13) mir freimütig erzählte, dass sie auf TikTok das neueste Filmchen des „CDU-Zerstörers“ namens Rezo angeschaut habe. Der 29-Jährige verdient sein Geld, wer immer es auch bezahlt, mit Kurzvideos, in denen er u. a. Partei-Bashing betreibt, er hat echt eine scheiß Frisur, deren Haare er zu allem Überfluss noch blau eingefärbt hat und ist leider manchmal auch ziemlich witzig.

Also unsere Kleene findet Rezo gut, der – so erzählte sie – sagt, dass im Grunde alle Parteien doof und unwählbar seien.

Zugegeben: Leser meiner Beiträge wissen, dass ich – fast 50 Jahre älter – auch bisweilen zu dieser Ansicht neige, dass Rezo und in der Folge meine Tochter damit also gar nicht einmal falsch liegen. Aber, bitte, liebe Freunde, zwischen Klima-Annalena, Frau Blücher von der SPD, den SED-Nachlassverwaltern und Merz, Lindner oder Meuthen sehe ich dann doch schon noch einige Unterschiede.

So also gestern Abend spontane Einladung zur Vater-Tochter-Grundausbildung im Sushi-Restaurant meines Vertrauens in Düsseldorf, was ein bisschen fies von mir war, weil die süße TikTok-Konsumentin rohen Fisch partout nicht mag. Wir fanden dann aber Avocado-Röllchen, Rinderfiletbrocken mit Knoblauchsoße und Reis ohne alles, da kommt Kind zurecht, wenn genug kaltes Ginger Ale bereitsteht.

Es ist spannend, mit einer 13-Jährigen den Unterschied zwischen Kollektivismus und Individualismus zu diskutieren, denn sie findet, dass es doch gut ist, wenn sich der Staat um alles kümmert und keiner durchs Netz fällt. Diese soziale Hängematte schätzen auch freiheitlichlich Gesinnte wie ich, allerdings nur rudimentär und nicht als Vollkasko-Nanny-Staat. Und dass man mehr fürs Klima tun müsse, findet mein Mädchen mit der Zahnspange auch noch. Und ihr Lehrer habe im Unterricht gesagt, dass man sich impfen lassen und das Klima schützen müsse. An dieser Stelle der Unterhaltung ging ich zum Alkohol über und bestellte ein Glas Dada, ein herrlicher argentinischer Rotwein, damit es bei mir nicht aus dem Ruder läuft.

Wir beendeten den schönen Vater-Tochter-Abend, ohne dass unser Verhältnis getrübt wurde. Ich versicherte ihr, dass sie denken und später wählen könne, was immer sie will – Individualität halt. Aber ich vergaß bei der Rückfahrt auch nicht so erwähnen, dass ich in meinem ganzen Leben niemals die Grünen gewählt habe und sowas auch nie, nie, nie tun werde. Ich hoffe, ich habe damit einen kleinen Gedanken in ihrem schönen Köpfchen gepflanzt, der wächst, und den sie irgendwann ihren eigenen Kindern weitergeben wird. Gern auch beim Sushi, dann aber mit Fisch.

Der verlorene Sohn kommt ja im berühmten Gleichnis (Lukas 15,11–32) nach langer Verwirrung auch wieder zurück ins Haus…seines Vaters….

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