Das muss ich leider melden! Warum sind so viele Deutsche bloß so?

Beim Verlassen des Hauses sehe ich den Mann von der Vermieter-StaSi. Er steht neben meinem Auto und fotografiert es. Wohl, weil es dort nicht stehen darf.

Also vorab erwähnt, ich habe 200 Meter entfernt auf einem Parkdeck in unserer Wohnanlage einen eigenen Stellplatz, für den ich jeden Monat bezahle. Und zu 99 Prozent der Tage nutze ich den natürlich auch. Weil ich ja ein guter Staatsbürger sein will. Aber als ich gestern Abend nach einem wunderbaren Männer-Grillabend nach Hause kam – nachzulesen hier übrigens – regnete es. Und so beschloss ich, mich nicht 200 Meter nassregnen zu lassen, sondern den Wagen in einer Ecke vor unserer Hauswand abzustellen, wo das Fahrzeug niemanden behindert und stören sollte. Einfach nur über Nacht. Weil es regnete.

Ja, und heute Morgen, als ich den Wagen aufs Parkdeck bringen wollte, stand er da, der Blockwart vom Niederrhein, den ich eigentlich immer ganz nett fand, wenn er da mit einem kleinen Wägelchen übers Gelände düst und die richtigen Mülltonnen am richtigen Tag an die Straße zu stellt und dann auch wieder abzuholt, wenn sie geleert wurden.

Das ist eigentlich für niemanden ein Problem, oder? Ach halt, doch! Für den Vollstrecker, der einen Auftrag hat. Und der einfach nur seinen Befehlen folgt. Kennen wir ja von früher. Nicht denken, durchziehen. Egal, ob auf dem Wachturm oder in der Kleiderkammer, wo ein paar Hunderttausend Schuhe, deren ursprüngliche Besitzer kurz vorher plötzlich verstorben worden sind, registriert werden müssen. Nicht nachdenken, Schultze, einfach machen! Jawoll, Herr Oberdingsirgendwas!

Nicht dass Sie denken, ich wollte unseren Hausmeister mit den Ausführenden der widerwärtigsten zwölf Jahre in der deutschen Geschichte gleichsetzen. Das verbietet sich von selbst! Aber mir fällt immer wieder dieser deutsche Untertanengeist auf. Dieses unbedingt gehorchen wollen, wenn etwas von oben angeordnet wird. Warum ist das so?

Beispiele gibt es ohne Ende von harmlos wie heute Morgen vor unserer Haustür bis am Schluss über die wunderbare Geschichte vom Hauptmann von Köpenick bis  – ganz am bitteren Ende – zum Eichmann-Prozess 1961, wo der Organisator des millionenfachen Mordes an Juden allen Ernstes auf „Nicht schuldig!“ plädierte, weil er ja nur seinen Befehlen gefolgt habe.

Wir können auch ganz harmlose Beispiele nehmen, eines habe ich in meinem Buch „Bürgerlich, christlich sucht…“ 2017 erzählt. Den Mann in blauer Uniform – Uniform ist wichtig – vom Ordnungamt Tönisvorst (Niederrhein), der mir ein Knöllchen ausstellte, weil ich etwa 2 Minuten falsch geparkt hatte, ohne irgendjemanden zu behindern oder versperren. Ich fragte den leicht übergewichtigen Mann vom Staat, warum das denn jetzt sein müsse. Und er zeigte hinter sich über die Schulter und sagte: „Weil da ein Schild steht.“

Ja, da kann man nichts machen, wenn da ein Schild steht, oder? Schon gar nicht hinterfragen, warum das Schild da steht oder gar, ob es sinnvoll ist, es da hinzustellen. Deutsche befolgen! Im Grunde habe ich ja noch Glück gehabt mit den 10 Euro, die ich natürlich schnell bezahlt habe, damit er mich nicht auch noch  beim Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall meldet…. Oder wenn auf dem Schild gestanden hätte: „Zünden Sie bitte unverzüglich Ihr Auto an!“ Nicht auszudenken…

Mit fiel heute Morgen auch direkt wieder eine Geschichte aus der Nachwendezeit in Sachsen ein. In der DDR war der Zusammenhalt ja deutlich besser als hier bei uns im konsumorientierten Westdeutschland, hat man mir damals immer wieder erzählt. Und ich glaube, ich verstehe, was damit gemeint ist. Ja, ich bin überzeugt, dass es im Alltag in einer Diktatur – die manche ja sogar wieder zurücksehnen, wie ich gerade staunend lese – sinnvoll ist, in der Familie und mit den Nachbarn fest zusammenzuhalten.

Aber erinnern Sie sich noch an den früheren sächsischen CDU-Innenminister Heinz Eggert, gelernter Theologe? Als der unbequeme DDR-Deutsche nach der Wende seine Stasi-Akten einsehen durfte, entdeckte er, dass insgesamt 26 seiner Nachbarn an der Straße seines Wohnortes sporadisch oder regelmäßig der Stasi – der Staatssicherheit – berichteten, was der Heinz so macht. Kennzeichen von Autos vor seinem Haus notierten und dann dem Führungsoffizier meldeten. Wer zu Besuch wie lange im Haus der Eggerts war. Wurde laut gelacht? Haben sie Alkohol getrunken? Und hat einer sogar das Arbeiter- und Bauernparadies kritisiert?

Dass es die Stasi gab, war an sich schon schlimm. Aber das allgemeine Denunziantentum…einfach nur ekelhaft.

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