Die IS ist auch ein Problem Europas
Ein Interview, das der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney dem Magazin „The Weekly Standard“ gegeben hat, sorgt heute für Aufsehen in den Vereinigten Staaten und Europa. Er beschreibt darin ein Szenario, in dem in den USA Anschläge islamistischer Extremisten in naher Zukunft erfolgen könnten, die – so Cheney wörtlich – den 11. September 2001 als „wenig gravierend“ erscheinen lassen würden. Der republikanische Politiker weist dabei speziell auf chemische Waffen hin, etwa mit Sarin gefüllte Sprengköpfe, die vermutlich in die Hände der IS gefallen sind, und auf die Möglichkeit, dass der Iran in den Besitz nuklearer Raketen gelangen oder diese produzieren könnte. Nun ist Cheney bei uns friedliebenden Westeuropäern ebenso unpopulär wie der einstige US-Präsident George W. Bush oder sein damaliger Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, doch die von ihm beschriebenen Szenarios verursachen Unbehagen, weil sie realistisch sind. Cheney zieht die Konsequenz aus seinen Überlegungen, dass die USA mit ihrer ganzen Macht antreten sollte, den IS-Terror zu bekämpfen und zu beenden. Und damit sind wir bei der NATO. Ist die Herausforderung durch die IS-Barbaren nur ein Problem der USA? Oder ist es auch ein Problem von uns? Reicht es aus, Decken, Schutzwesten und Gewehre an die Kurden zu liefern, oder muss Deutschland, muss Europa, viel mehr tun? Niemand hier hat Lust, deutsche Soldaten in einen neuen blutigen Konflikt zu schicken. Aber die Methode Käßmann stößt angesichts einer Welt, die seit Jahrzehnten nicht mehr so unsicher war wie heute, eindeutig an ihre Grenzen.