Die Spiele haben begonnen – bei mir zündet der Funke nicht
Das olympischen Feuer brennt in Paris. Mit einer bombastischen Eröffnung, mit Lady Gaga und Celine Dion, mit dem US-Rapper Snoop Dogg als Fackelträger wurde der große Wettkampf eröffnet. Und mit viel, viel Regen, weshalb zahlreiche Zuschauer vorzeitig nach Hause gingen.
Das kann passieren
Auf dem deutschen Boot gab es am Abend Krach, weil Sicherheitsleute fünf unserer Sportler daran hindern wollten, vom Oberdeck nach unten zu gehen, um sich aufzuwärmen. Daraufhin – schon mal gut – solidarisierte sich die gesamte deutsche Delegation und verließ das Oberdeck. Am Anleger angekommen, verließen alle das Boot und fuhren ins Olympische Dorf zurück. Party geht anders.
Früher interessierte mich die Olympiade bis zur Eröffnung und der ersten Goldmedaille für Deutschland überhaupt nicht. Wenn es aber begonnen hatte, schaute ich mal rein. Und oft war es dann so spannend, dass ich jeden Tag stundenlang vor der Glotze hing. Das ist heute vorbei. Ich verfolge das Geschehen in Paris mit der gebotenen professionellen Distanz des Journalisten. Aber der Funke zündet nicht mehr. Gar nicht.
Jedenfalls, was die sportlichen Leistungen betrifft
Der Boykott der Spiele damals nach dem russischen Einmarsch in Afghanistan, der darauffolgende Boykott der Osteuropäer in Los Angeles, das war für mich wirklich spannend.
Und natürlich München im September 1972 – Olympiade dahoim mit dem furchtbaren Terrorangriff palästinensischer Verbrecher – also solcher Leute, die wir heute toll finden müssen – das bewegte mich alles mehr als die Bronzemedaille im Florettfechten oder die deutschen Gold-Abonnenten auf dem Pferd.
Gut in Erinnerung geblieben ist mir allerdings der 31. August 1972 als die damals 25-Jährige Heide Rosendahl im Weitsprung Gold für Deutschland gewann – das war superspannend, und sie schaffte schon mit ihrem ersten Sprung 6,78 Meter – dann letztlich auch die Siegesweite.
Unvergessen bleibt auch Ulrike Meyfarth (damals 16) mit ihrem überraschenden Gold im Hochsprung. Ich erinnere mich heute noch daran, wie ich vor dem Fernseher mit meinen Eltern mitfieberte.
Ja, Sport kann mitreißen. Es ist vielleicht sogar ein bisschen völkerverbindend. Aber ich merke bei mir selbst, dass der Funke nicht mehr überspringt.
Sollen sie ein großes Fest feiern, und wenn man in der Seine wieder schwimmen kann, ist das ja auch schön. Ich wünsche den deutschen Sportlern viel Erfolg. Es ist immer großartig, wenn Deutschland im Medaillenspiegel ganz weit oben steht. Denn Sie wissen: Ich will nie, dass Deutschland bei irgendwas verliert.