Ein bisschen mehr „Germany first“ würde uns auch gut zu Gesicht stehen
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber viele haben sich inzwischen an Donald Trump gewöhnt. Ich meine das nicht bezogen auf seine bisweilen unkonventionelle Art, mit Staatschefs und Journalisten umzugehen, sondern auf die alltägliche Amtsführung – das Business as Usual. Seit Mitte Januar ist der Immobilien-Tycoon und einstige Castingshow-Moderator mächtigster Mann der Welt, und die ist seither gar nicht untergegangen. Einreiseverbote für Muslime, Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, neue Gesundheitsreform – das alles kann man bisher getrost als Rohrkrepierer verbuchen. Seine Nahost-Reise nach Saudi-Arabien und Israel war aus meiner Sicht erfolgreich und durchaus klug durchdacht. Bei der Auswahl des Spitzenpersonals seiner Administration gab es einige brillante Besetzungen und einige Totelausfälle wie den ersten Sicherheitsberater. Trump und sein Justizminister werden wohl auch keine Freunde mehr.
Aber was ich sagen will: Das ist nichts Ungewöhnliches, vergleichbare Vorgänge gab es auch bei Präsidenten vorher. Die Welt ist nicht untergegangen, es ist kein Krieg ausgebrochen und die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten läuft prima. So what?
Man muss sich als Deutscher immer mal wieder klarmachen, dass ein US-Präsident in erster Linie etwas für sein eigenes Land und das Wohlergehen seiner Bürger erreichen will. Globalisierung, Klimarettung, überstaatliche Institutionen – all das ist für den Mann nachrangig. Und das kommt uns hier in Europa seltsam vor, dass da einer „America first“ zum Maßstab macht. Nun können wir das beklagen und Trump dafür mit Hohn und Spott übergießen. Oder wir könnten nachdenken, ob uns ein wenig mehr „Germany first“ nicht auch gut tun würde.