Der „Spiegel“ schreibt in seiner gestrigen Internet-Ausgabe von der Verwandlung des Armin Laschet, des Spitzenkandidaten der CDU für die Landtagswahl am kommenden Sonntag. Demoskopen verschiedener Institute halten inzwischen für möglich, dass Laschet und die Union nach Schleswig-Holstein und Saarland auch an Rhein und Ruhr als erster durchs Ziel kommen könnte. Sollte das passieren, was noch vor drei Wochen kaum jemand im größten Bundesland für möglich gehalten hat, dann werden wir am Wahlsonntag CDU-Generalsekretär Peter Tauber im Fernsehen sehen, der „den Wählerinnen und Wählern“ dankt und den Erfolg Laschets als erneuten Beleg dafür wertet, dass der Modernisierungskurs der Union erfolgreich ist, wir dringend die Homo-„Ehe“ brauchen und Angela Merkel sowieso eine überirdische Kanzlerin ist. So geht Parteipolitik, und seit inzwischen Jahrzehnten kann ich die gestanzten Statements der Partei-Helden an Wahlabenden nicht mehr hören, wo alle, wirklich alle, immer irgendwie gewonnen haben. Oder so…

Die Wahrheit ist allerdings anders. Die erstaunliche Aufholjagd Laschets – das schildert Spiegel Online sehr anschaulich – ist einem deutlichen Strategiewechsel der NRW-CDU zu verdanken. Lesen wir nochmal beim „Spiegel“ nach:

„Unermüdlich verweist er auf die hohen Einbruchszahlen in NRW, unterstellt Rot-Grün mangelnden Willen, Recht und Ordnung durchzusetzen, ruft nach Schleierfahndung, mehr Videoüberwachung und zusätzlichen Polizisten.“

Genau so ist es. Zumindest die CDU-Klientel sorgt sich um die gestiegene Kriminalität, ist wütend auf den SPD-Innenminister Ralf Jäger, der sich von Terror-Amri bis zur Kölner Silvesternacht als Totalausfall erwiesen hat. Unfassbar, dass dieser Mann noch im Amt ist. Und die überall zu spürende Kriminalität durch vornehmlich nordafrikanische „Flüchtlinge“, die aus dem Boden sprießenden islamistischen Extremistenzirkel und die Familienclans aus dem Nahen Osten, die jetzt im Ruhrgebiet ihr Unwesen treiben, machen die Innere Sicherheit zum Thema Nummer 1 für Wahlkämpfer, die erfolgreich sein wollen.

Wenn Armin Laschet am Sonntag das Unvorstellbare schaffen sollte, dann wegen der eindeutigen Hinwendung zum Thema Sicherheit und – seine klügste Entscheidung – der demonstrativen Einbindung des konservativen Parteifreundes Wolfgang Bosbach in seine Kampagne vor wenigen Tagen. Die CDU gewinnt Wahlen mit den harten Themen, nicht mit Regenbogen-Fahnen hissen und Gender-Gedöns an den Schulen.

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Dieser Artikel wurde 14 mal kommentiert

  1. Klaus Beck Antworten

    Wenn es nur Herr Laschet wäre, der gerade noch mal richig abgebogen ist …
    Schauen Sie sich z. B. nur den groteken Zuspruch für eine FDP an, die wie so ein amorpher, vor sich hin wabbelnder Energiehaufen aus „Raumschiff Enterprise“ jede Form und jeden Aggregatszustand annimmt, der zum Fortbestehen der Partei notwendig ist.
    Unmittelbar vor der Wahl verspühen unsere Blockparteien wieder ihre wahrnehmungslähmenden Absichtserklärungen in der Hoffnung, dass der treudoofe Michel wie in den letzten hundert Jahren wieder in seine retrograde Amnesie verfällt.
    4.2 Millionen Franzosen (= 11,5 %) haben es letzte Woche richtig gemacht und eine ungültige Stimme abgegeben.

    • S v B Antworten

      Ich bezweifle stark, dass man etwas richtig macht, wenn man eine ungültige Stimme abgibt. Man mag damit ein Zeichen setzten wollen, aber letztlich hat eine ungültige Stimme den gleichen Effekt wie die komplette Wahlverweigerung. Beide Haltungen signalisieren, dass man den Weg des geringsten Widerstandes eingeschlagen hat. Ein fatales Signal anlässlich einer Wahl, die – vielleicht mehr denn je – für unser Land wichtige Weichen stellen wird.

      Auch Herr Laschet reiht sich in die stets wachsende Zahl der politischen Wendehälse ein; auch bei ihm „las man vor Tische“ manches anders. Sollte man diese human-ornithologische Spezies für ihr billiges, durchschaubares Wahlkampfgerede gar noch belohnen? Setzen solche Leute wirklich darauf, dass man ihnen nun plötzlich die noch vor kurzem unisono verteufelten Pegida/AfD-Einsichten und -Forderungen als die eigenen abkauft? Lächerlich. Mit meinem Anspruch an Politethik ist die Strategie der etablierten Wendehälse jedenfalls unvereinbar. Deshalb kann und werde ich sie bis auf weiteres nicht mehr wählen. Zu spät, Herr Laschet; Sie retten die Stimmen des aufmerksamen und kritischen Wahlvolkes vermutlich, nein hoffentlich, nicht mehr.

      • Klaus Beck Antworten

        Ich stimme Ihnen ja in fast allen Punkten zu.
        Okay, also wählen gehen …
        Die wählen, die das alles angerichtet haben? Nein!
        Die AfD wählen, die die einzige Alternative zu den Blockparteien („Volkskammer darf ich nicht schreiben, hat Herr Kelle reklamiert;-)) darstellen?
        Einwand: Die AfD in der aktuellen Prägung soll die „Alternative“ zu den Blockparteien darstellen???

        Wer Petry/Pretzell 2016 auf dem Bundespressball, selig in die Kameras lächelnd und endlich am Futtertrog angekommen, erlebt hat und auch den Parteitag vor kurzem mit dem kaum zu unterdrückenden Wunsch der Granden nach schnellstmöglicher Koalition mit den etablierten Parteien verfolgt hat, mag kaum glauben, dass das jetzige AfD-Führungspersonal, falls es Einzug in Parlamente hält, nicht binnen Jahresfrist von den multiresistenten Keimen der Altparteien infiziert ist.

        Die Unzufriedenheit mit der Altparteienlandschaft reicht nicht für eine politische Wende, wie 95 % Zustimmung der Wählerschaft mit dem „System“ in Schleswig-Holstein und das Strohfeuer der PIRATEN zeigen.

        • S v B Antworten

          Bei meiner Wahlentscheidung geht es mir vor allem darum, hoffentlich mit dazu beizutragen, dass einige laut und deutlich vernehmbare Warnschüsse abgegeben werden. Da für mich die FDP nicht mehr in Frage kommt, bleibt mir nur die allseits bekannte Alternative. Auch mir gefallen die inneren Querelen der Partei ganz und gar nicht. Trotzdem sollte uns allen daran gelegen sein, einer Oppositionspartei in die Steigbügel zu helfen, auf die dieser Titel auch wirklich zutreffen würde.

          Im übrigen sagt mir deren Wahlprogramm zu. Erinnert es doch an die Wahlprogramme ehemals konservativer Altparteien (CDU/CSU), die ihre Stammwähler heimatlos gemacht haben. Falls die konservativen Wähler ihre Stimmen aufdröseln und bei der kommenden BT-Wahl nicht endlich mal bereit sind, auf ein Pferd zu setzen, wird die Möglichkeit zum Aufbau einer echten Oppositionspartei für weitere vier Jahre vergeben. Sollte dies so eintreten, werde ich gegenüber jedweder Klage bezüglich des Merkel’schen Weiter-so für die nächsten vier Jahre taub sein.

  2. Ruth Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    ich glaube das nicht!
    Herr Laschet wird nicht gewählt, weil die CDU plötzlich zur Einsicht gekommen sein könnte, was die Parteispitze in den letzten Jahren alles falsch gemacht hat. Auch nicht wegen dem Wahlkampf oder weil Herr Laschet plötzlich zu einer glaubwürdigen Persönlichkeit wurde, der man vertraut, dass er alles besser machen würde.

    Nein, der Wähler hat nur erkannt, dass gerade in NRW diese charakterlosen Gestalten, wie Frau Kraft und Herr Jäger, endlich aus dem Amt gejagt werden müssen.

    Es ist leider schon normal geworden, in Österreich, Frankreich und auch jetzt in Deutschland, man wählt einen Kandidaten oder eine Partei nicht aus Überzeugung, sondern lediglich, weil man einen anderen Kandidaten oder eine andere Partei verhindern will.

    Nur bringt uns so ein Verhalten unser Land zurück, oder auch unser Europa zurück?

    Die CDU Spitze mag sich selbst zwar als Sieger feiern, ignoriert aber z.b. in Schleswig-Holstein: knapp 2/3 der Wähler haben die CDU nicht gewählt! – das ist kein Sieg!
    Aber ein Umdenken an der Parteispitze bleibt aus.
    Wahlkampfthema ist das, was andere schlechter machen – kein Wort der Selbstkritik, kein Wort der Einsicht, dass auch die CDU selbst maßgeblich dafür mitverantwortlich ist, dass nach wie vor soviele „Migranten“ nach Deutschland strömen. Dass sich diese „Kulturbereicherer“ dann gerne unter ihresgleichen gesellen und Bremen, NRW, Berlin, Offenbach, etc. suchen, ist normal.

    Ich will mein Land wieder haben und ich will auch mein Europa wieder haben. Ich fühle mich als Europäerin, gerade deswegen kann mir die EU gestohlen bleiben, die es zugelassen hat, dass die EU Außengrenzen bis heute nicht angemessen gesichert werden die Europa mit Nichteuropäern nur so überrannt wird. Denn das hat nicht nur Frau Merkel allein verschuldet. Diese Probleme mit Migranten aus diesen Kulturkreisen hat auch Belgien, Frankreich, die Niederlande, Österreich, Italien, Spanien und und und.
    Gerne wird man bei Erwähnung dieser Tatsachen dann als Europafeindlich tituliert – dabei ist das Gegenteil der Fall.

    Zurück zu NRW – ich hoffe dass die SPD und die Grünen durch die Wähler endlich auf den Boden der Tatsachen gebracht werden.
    Und ich hoffe auch, dass die CDU trotzdem nicht selbst den Bezug zur Realität verlieren.
    Die CDU hat selbst zu viel falsch gemacht, als dass sie sich nur wegen dem Versagen der SPD und der Grünen feiern lassen sollte.

    Landtagswahlen sind eine andere Nummer als Bundestagswahlen. Und nur Stimmen zu bekommen, weil man das kleinere Übel ist, ist kein Grund stolz zu sein.

  3. colorado 07 Antworten

    Dass diese Wendehals-Partei als einzige Wahl-Alternative übrigbleibt, um das noch größere Übel zu verhindern, zeigt, wie trostlos die politische Landschaft inzwischen geworden ist.
    Übrigens hat dieser Herr Laschet einmal im Brustton der Überzeugung in die Kameras gesprochen , er sei voll davon überzeugt, dass „Frau Merkel die Probleme lösen wird“. So spricht ein treuer Vasall, der mit geschlossenen Augen seiner Königin alternativlos nachfolgt, auch wenn er bei eigenem Nachdenken wissen müsste, wohin die Reise geht.

    • S v B Antworten

      Falls ich Ihren Kommentar richtig interpretiere, Colorado 07, teilen anscheinend auch Sie die seit Jahren postulierte Alternativlosigkeit der Angela Merkel und Sie erwägen, bzw. beabsichtigen, dieser Frau kritiklos in ihre vierte Legislaturperiode hinein zu folgen. Mangels Alternative, wie Sie für sich feststellen. Ich wäre erleichtert, wenn ich feststellen dürfte, dass ich Sie falsch verstanden habe. Bitte korrigieren Sie mich.

      Ansonsten: schönes Wochenende!

  4. colorado 07 Antworten

    Hallo SvB
    Wenn überhaupt, kritiklos würde ich der Kanzlerin auf keinen Fall folgen. Das ist ja mein Vorwurf, dass diese CDU sich von ihrer Vorsitzenden zum kritiklosen Anhängsel degradieren ließ, wie nicht nur das Beispiel Laschet zeigt.
    Aber wen ich wählen werde, möchte ich hier nicht an die große Glocke hängen. Wenn Sie mich als alternativlosen CDU-Wähler enttarnt haben sollten, liegen Sie falsch.
    Aber viele Leute denken so, wie ich andeuten wollte, und wählen das „kleinere Übel“.
    Auch Ihnen ein schönes Wochenende!

  5. Uwe_aus_DO Antworten

    Ich habe bereits per Brief gewählt, und zwar doch wieder CDU. Aber nicht wegen der aktuellen Forderungen von Armin Laschet (die er dann, falls gewählt, doch nicht durchsetzt, die Entschuldigung kann ich jetzt schon liefern: Rücksicht auf den Koalitionspartner).

    Ich habe CDU gewählt, weil ich Kraft, Jäger und Löhrmann mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit abwählen wollte. Nahezu alles ist besser als das.

  6. Jürgen Backhaus Antworten

    Danke Uwe aus Do, genau dieses ist meine Meinung. Es darf in NRW kein „weiter so wie bisher“ geben, vieles muss sich gravierend ändern und das geht leider nur über Herrn Laschet.

  7. Tina Hansen Antworten

    Einen herzlichen Glückwunsch nach NRW! Rot-grün ist abgewählt, das Medienphaenomen Schulz endgültig entzaubert!

    • S v B Antworten

      Schön, dass Sie sich wieder zu Wort gemeldet haben, liebe Tina Hansen. Ich hatte Sie schon vermisst 😉

      Der Bann ist gebrochen, ein Anfang ist gemacht. Eine zarte Knospe der Hoffnung zeigt sich nun. Viel mehr war vorerst auch nicht zu erwarten. Dass das Gros der im Grunde so „kläglich Wahlbeteiligten“ dennoch genau die Partei gewählt hat, der es eigentlich ein gerüttelt‘ Maß seiner Probleme verdankt, ist wahrlich ein bemerkenswertes Phänomen.

      Dass viele Konservative eher der FDP als der AfD ihre Stimme gegeben haben, ist so hinzunehmen. Obschon ich nicht unbedingt ein Pretzell-Fan bin, hätte ich mir ein (noch) besseres Abschneiden der „Neuen“ durchaus gewünscht. Eine Lichtgestalt wie Hans-Dietrich Genscher gibt es bei der FDP kein zweites Mal. Herr Lindner wird diesem FDP-Giganten niemals auch nur das Wasser reichen können. Ersterer ist, für mich jedenfalls, lediglich ein vollmundiger Jungspund in der an geeigneten Persönlichkeiten so verarmten Parteienlandschaft. Die von der FDP in vergangenen Jahrzehnten meist bekleidete Rolle des Züngleins an der Waage hat mich auf eine unüberbrückbare Distanz zu dieser Partei gebracht.

      Mehr Mut zur einem deutlicheren Signal an die Etablierten hätte ich von den vielen heimatlos gewordenen Konservativen allerdings doch erwartet.

      • Tina Hansen Antworten

        Liebe S v B, danke für die lieben persönlichen Worte! Auch ich hätte der AFD ein besseres Ergebnis gewünscht, aber im Vordergrund steht für mich im Moment dennoch die Freude. Ich hatte den sog. Schulz-Effekt immer für ein reines Medienphaenomen gehalten; wie gut, dass der Wählet hier klare Kante gezeigt hat! Der AFD möchte ich wünschen, dass sich der realpolitische Flügel mittelfristig durchsetzt, der FDP ein starkes Comeback auf Bundesebene und der CDU den Mut zu bürgerlicher Politik. Ihnen einen schönen Einstieg in die Woche!

  8. colorado 07 Antworten

    Nun hätte die CDU die Chance, ihr verlorengegangenes Eigenprofil wieder zu finden. Ob sie sie nützt? Ich vermute, mit dieser Parteichefin eher nicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

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