Karneval 2023…von Eierlikör, Geschlechtsverkehr und „Arschlöchern“ in der Bütt

Gestern Abend habe ich unseren Sohn von einer ganztägigen Sause beim Straßenkarneval am Niederrhein abgeholt. Er hatte…ein bisschen was…getrunken und ist aber so schlau, dann nicht aufs Motorrad zu steigen, sondern den Alten anzurufen. „Papa, magst Du mich abholen?“, schreibt er dann auf WhatApp, eine interessante Formulierung, die er häufiger benutzt. Und Papa mag dann natürlich seinen Film unterbrechen und losfahren. Dafür gibt’s uns….

Ich selbst habe vorhin beim Brötchenholen einen Berliner erworben mit Vanillecreme und Eierlikör. Helau! Das war es dann für mich in dieser „Session“, wie man das hier nennt.

Karneval, Sie wissen das ist nicht so meins

Ich habe aber auch gar nichts dagegen, zumal es ein zutiefst katholisches Fest ist, was aber kaum einer der betrunkenen Leute weiß, die torkelnd und lallend durch die Altstadt-Gassen unterwegs sind und mit brüchiger Stimme „Die Karawane zieht weiter, dä Sultan hätt Doosch! …“ krächzen. Kulturvolk durch und durch.

Aber, wie der Kölner sagt, man muss auch jönne könne. Und das tue ich, wenn ich mir auch wünschen würde, dass es weniger Schlägereien und Schnapsleichen dabei gäbe. Karneval ist ebenso wie Schützenfest nicht meins. Für ersteres bin ich als (einst) evangelischer Ostwestfale nicht sozialisiert worden. Wenn am Rosenmontag in Bielefeld vor 40 Jahren einer mit Papnas auf der Straße rumgelaufen wäre, hätte man 110 gerufen…

Dennoch war ich in meiner Kölner Zeit immer mal wieder mittendrin. Der große kommerzielle Sitzungskarneval ist dabei Zeitverschwendung, Nepp oder wie immer Sie das nennen wollen. Fünf Stunden lang weitgehend blöde Büttenreden hören, unverschämt teuren Wein trinken, angeblich Chardonnay, wo nach einer halben Stunde alle am Tisch Kopfschmerzen haben – das habe ich alles durch. Soll machen, wer Spaß dran hat.

Eine Kneipenwirtin am Chlodwigplatz in der Kölner Südstadt erzählte mir mal, dass sie über Karneval für des Benutzen der Toilettenin ihrem Laden von jedem  2 Euro kassiere. „Hier kommen immer wieder kostümierte Paare und gehen durch das Gastraum gezielt „nach hinten“, um dort Sex auf dem Klo zu haben oder das, was manche Menschen dafür halten.

Bei der traditionsreichen SWR-Festsitzung mit dem Titel „Mainz bleibt Mainz“ hat sich gerade ein sogenannter „Komiker“ mit dem Namen Lars Reichow für die Ewigkeit ins Karnevalsbuch eingetragen. In einer sogenannten „Büttenrede“ sagte der „Karnevalist“ wörtlich:

„Die AfD ist eine nutzlose, rassistische und extremistische Partei, geführt von radikalen, gescheiterten und gestörten Persönlichkeiten. Und ich darf das hier ganz klar sagen: Die AfD-Fraktion im Bundestag ist ein Haufen ungehobelter Arschlöcher.“

Und das Publikum im liebenswerten Südwesten unserer Republik?

Es grölt begeistert wie seine Vorfahren 1943 im Berliner Sportpalast.

Stellen Sie sich mal vor, was los wäre, würde ein Büttenredner im Fernsehen so einen Satz über Baerbock, Scholz und Roth formulierten! ARD-Brennpunkt? ARD-„Aufsichtsgremien“ in Dauer-Krisensitzung, Rücktritte, Hausdurchsuchungen mit SEK beim Büttenredner wären das Mindeste. Aber hier sind es ja nur die AfD und Millionen ihrer Wähler, deren GEZ-Grbühren man gern kassiert, um Idioten ihre Honorare bezahlen zu können.

Und deshalb, um Ihnen zu beweisen, dass auch Ostwestfalen Karneval können: Herr Reichow, was sind Sie bloß für ein Arschloch? Tätä, Tätä, Tätä…Helau!

Beim Schützenfest in meiner ostwestfälischen Heimat ziehen sich Honoratioren der Stadt einmal im Jahr grüne Uniformen an, um mit Holzgewehren durch die Straßen zu marschieren. Dann nehmen sie Aufstellung auf dem Salzhof zur Befehlsaufgabe. Kommandos werden gebrüllt, als ginge es danach ab in den Domnbass. Und anschließend saufen sie sich im Festzelt zünftig den Kopf zu. Und wenn einer aus dem Nachbardorf zufällig mifeiern durfte und zu später Stunde seine Hand vorsichtig aber zielgerichtet in den Ausschnitt von Ursel schob, dann war schnell die ganze Dorfjugend aus dem Nachbarort zur Stelle, um die lange verlorene Jungfräulichkeit von einer der ihren mit Holzknüppeln zu verteidigen. Ach, wie ich deutsche Sitten und Gebräuche liebe.

Meine Sache sind diese Volksbesäufnisse nicht, es sei denn, sie finden in meinem Fußballstadion statt. Auf der Südtribüne. Da gibt’s auch alles wie beschrieben. Wir haben ein Kostüm an, besaufen uns und singen und die Preise für Bratwurst und Bier steigen regelmäßig. Nur auf Typen wie Lars Reichow verzichten wir gern am teutoburger Wald.

Jeder muss wissen, wo er sich auslebt.

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