Freiheit für die Wissenschaft: Überlassen wir die Universitäten nicht linken Ideologen!

Beim Grappa kam ich vorgestern auf einer italienischen Terrasse mit zwei Professoren aus Norddeutschland ins Gespräch. Beide erzählten mir, wie viele Probleme ihnen die Uni-Leitung bereite, seit bekannt sei, dass sie politisch konservativ ticken. Also konservativ, nicht rechtsextrem. Einer von Beiden ist seit 50 Jahren CDU-Mitglied. Das ist für manche schon sehr Extremismus-verdächtig…

Aber tatsächlich reicht es in deutschen Bildungseinrichtungen vielerorts schon, die real existierende Flüchtlingspolitik in Deutschland nicht gutzuheißen, um unter Rechtspopulismus-Verdacht zu kommen. Immerhin leben wir in einem Land, in dem solche Dissidenten nur kaltgestellt aber nicht materiell oder sogar physish vernichtet werden. Der eine meiner Gesprächspartner versicherte mir, er bekomme sein Gehalt immer pünktlich, aber die Möglichkeiten, an seiner Universität Vorlesungen zu halten oder gar Themen zu publizieren, seien stark reduziert worden.

Beim zweiten Grappa brachte uns das auf den früheren „Bund Freiheit der Wissenschaft„, eine Organisation vornehmlich von Akademikern, die sich in den wilden 60ern der sozialistischen Studentenrevolte, psychischer und physischer Gewalt gegen das Establishment widersetzte. Großartige Leute waren dabei, etwa Josef Ratzinger, Hermann Lübbe, Ernst Nolte, Gerhard und Richard Löwenthal, Erwin K. Scheuch und andere. Anders als es linke Legenden besagten, handelte es sich keineswegs um einen Rentner-Club und auch keine Reformgegner, sondern um Intellektuelle, die sich dem damaligen intellektuellen Mainstream (Sie kennen das Wort?) widersetzten.

Der BFW wurde 2015 aufgelöst. Aber warum eigentlich? Gibt es nicht hinreichend Gründe, auch dem aktuellen Meinungsdruck gegen Bürgerliche an den Universitäten mutig entgegenzutreten? Immer wieder lesen wir, dass kluge Leute, die selbst denken, an Unis ausgeladen oder massiv gestört werden. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, der Biologe Ulrich Kutschera und andere haben das erst in jüngster Vergangenheit erlebt. Und wer einmal ausgeladen wurde…wir auch in Zukunft nicht mehr eingeladen.

Es gibt gute Gründe, dem linksgrün gestrickten und wissenschaftsfeindlichem Klima an vielen Hochschulen entgegenzutreten. Denken Sie nur an den Gender-Schwachsinn! 160 Lehrstühle gibt es inzwischen an deutschen Hochschulen – für eine Ideologie, gegen die der Kreationismus amerikanischer Evangelikaler Spitzenwissenschaft ist.

Bevor wir den dritten Grappa bestellten, vereinbarten wir: Der Bund Freiheit der Wissenschaft muss wiederbelebt werden. Falls Sie Professor, Dozent oder Studierender sind und mitmachen wollen, schreiben Sie mir:
kelle@denken-erwuenscht.com




Wenn die Polizei Südländer nicht Südländer nennen darf

Was haben wir gelacht, als wir vor einigen Monaten gelesen haben, dass die Polizei in Belgien nach 21 Uhr keine Hausdruchsuchungen mehr durchführen darf, weil auch Terroristen das Recht hätten, mal auszuruhen. Aber ganz ehrlich: der politisch korrekte Schwachsinn in Deutschland steht dem in anderen Ländern um nichts nach.

In Bielefeld hat sich jetzt der „Integrationsrat“ über die Polizei mockiert. Die spreche in Fahndungsaufrufen immer von „südländischer Typ“ und das sei eine „Stigmatisierung“ von Flüchtlingen.

Ich habe wirklich den guten Willen, etwas dazuzulernen. Aber wenn ein südländischer Typ der Täter eines Verbrechens war – wie dürfen wir ihn dann politisch korrekt bei der Fahndung benennen? „nen Typ“ ist möglicherweise nicht ausreichend, um den Täter dingfest zu machen. Und überhaupt: wäre das nicht eine Diskriminierung von Männern? Impliziert so ein Fahndungsaufruf nicht, dass Männer häufiger Straftäter sind? Und: Hat der Gesuchte eine Glatze – will er dann überhaupt, dass so nach ihm gefahndet wird? Oder verstößt das dann gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung?

Es ist irre, mit was für einem Schwachsinn, sich unsere satte und selbstzufriedene Gesellschaft beschäftigt. Würde mich nicht wundern, wenn demnächst ein Bielefeld ein Runder Tisch gegründet würde, um über richtig formulierte Fahndungen nach südländischen Typen, die man aber so nicht nennen darf, zu diskutieren. Natürlich mit einer Frauenquote und zwei Stühlen für Transgender….




Sie haben „Auschwitzinsassen“ gerappt: Vom kalkulierten Skandal in Showgeschäft und Politik

Beginnen wir mit dem Erwartbaren: Ed Sheeran, Helene Fischer und Mark Forster wurden in Berlin mit dem Musikpreis „Echo“ ausgezeichnet – aus meiner Sicht verdient. Wobei auch Max Giesinger einen verdient hätte, eher jedenfalls als Campino von den „Toten Hosen“. Der bekam aber trotzdem einen und nutze die TV-Bühne dieses – für deutsche Verhältnisse – Glamour-Events des deutschen Showbizz. Oder so.

Campino nämlich – so erzählte er – habe überlegt, ob er die Preisverleihung boykottieren solle. Und sich dann dagegen entschieden, weil: „Wer boykottiert, kann nicht mehr diskutieren.“ Und so mokierte sich der „Punksänger“ (naja) über zwei Kollegen von der Rap-Sparte: Die heißen Kollegah und Farid Bang und rappen auf ihrem Album mit dem schönen Titel „Jung brutal gutaussehend 3“ folgende Zeile: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“. Jeder Künstler müsse selbst entscheiden, welche Grenzen er überschreitet oder auch nicht, befand Herr Campino dazu, der früher selbst gern mal Grenzen überschritt.

Jeder weiß, dass es keine Rote Linie gibt, mit der schneller Entsetzen auszulösen ist, wie das Spielen mit dem Antisemitimus, dem Judenhass, der Relativierung von Auschwitz. Der industriell organisiserte Massenmord der braunen Rassisten an Millionen unschuldigen Menschen während der Nazi-Jahre werden immer ein tiefbrauner Fleck auf der ansonsten in vielerlei Hinsicht erfreulichen deutschen Geschichte bleiben.

Aber mit dem „Spielen“ von Ressentiments erreicht man auch heute im Jahr 2018 immer noch maximale Aufregung der Zivilgesellschaft. Wer früher erreichen wollte, dass der Unterricht in der Schule ausfällt, musste bloß heimlich vor dem Unterricht mit Kreide ein Hakenkreuz an die Tafel malen. Dann war richtig was los: Lehrerkonferenz, intensive pädagogische Gespräche mit den Schülern, zwei Mal die Woche „Die Brücke“ sehen und der Fahndung nach dem Übeltäter, bisweilen auch Berichte in der Lokalzeitung über den Frevel.

Wer auf sich aufmerksam machen will – ob im Showbizz oder in der Politik – kommt mir Rühren am letzten und absoluten Tabu, am No-Go, wie man das heute nennt, weit. Ob das Herr Kollegah ist oder Herr Gedeon, ob das bei einer Preisverleihung auf der Bühne des Berliner Messegeländes oder auch mal in einem Bierkeller in Dresden ist, wo man dem Begriff „Schuldkult“ mit rauschendem Beifall huldigt. Der Skandal ist kühl geplant und stellt sich ohne Verzögerung ein.

Muss eine freie Gesellschaft das aushalten? Ich fürchte ja. Müssen wir dazu schweigen – auf keinen Fall, niemals! Dem dumpfen Antisemitismus dieser Tage, den wir auch in Deutschland am ganz rechten und ganz linken Rand erstarken sehen, muss die Zivilgesellschaft massiv entgegentreten. Und die Politik. Die Aufmärsche islamistischer Extremisten alljährlich in Berlin, wo man Kleinkinder Attrappen von Bombengürteln umhängt und sie lachend durch die Straßen trägt, wo man „Juden ins Gas“ skandiert und T-Shirts trägt, auf denen der Nahe Osten ohne den Staat Israel abgebildet sind – all das könnte man unterbinden. Wenn man es wirklich wollte…




Bürgerliche könnten jetzt endlich etwas verändern – aber wir streiten uns lieber

„Ich bin von Vodafone“, sage ich in jüngster Zeit immer mal, wenn mich jemand fragt, was ich so beruflich mache. Und füge dann hinzu: „Connecting People!“ Der frühere Werbespruch des britischen Telefommunikationsriesen. Leute zusammenbringen, vorzugsweise solche, die eigentlich nicht miteinander sprechen sollen, es aber gerne möchten. Das ist eine schöne Aufgabe, bei der man – nebenbei bemerkt – höchst faszinierende Leute kennenlernt.

Ich weiß nicht, ob Sie schon mal von „CPAC“ gehört haben, der alljährlichen Konferenz der amerikanischen Konservativen, Christen und Libertären? Tausende Teilnehmer aus mehr als 100 Organisationen treffen sich dort, um über Fragen der Zeit und ihre Antworten aus konservativer Sicht zu diskutieren. Es ist ein Schaulaufen auch für mögliche Präsidentschaftskandidaten. Wer sich hier ordentlich präsentiert, hat die Aufmerksamkeit mindestens der halben amerikanischen Nation. Und wieder einmal sind die Amis viel weiter als wir.

Bei der Bundestagswahl im September 2014 war für mich und viele andere das wichtigste Ergebnis: Es gibt keine rot-rot-grüne Mehrheit mehr in Deutschland. Endlich! Es gibt keine Mehrheit für all den Irrsinn in der Flüchtlingspolitik, der inneren und äußeren Sicherheit, den schwachsinnigen Gender-Kreationismus, den wir alle mit dreistelligen Millionenbeträgen pro Jahr finanzieren müssen. Und mir würden noch andere Themen einfallen in der Europapolitik, bei den Steuern oder dem aufgeblähten Öffentlich-Rechtlichem Rundfunk.

Wir Bürgerlichen könnten endlich etwas verändern, aber wir streiten uns, wir grenzen uns aus, wir verweigern das Gespräch. Ist das nicht irre? Schauen Sie nach Österreich, was dort in den vergangenen Wochen passiert ist. Und ja, das ist nicht 1:1 zu vergleichen. Die FPÖ hat 30 Jahre gebraucht, bis sie zu einer koalitionsfähigen Kraft herangereift ist. Und immer noch tauchen da manchmal – vorsichtig gesagt – seltsame Irrlichter auf. Aber Sebastian Kurz? Der Wahnsinn! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mir einen solchen Mann an der Spitze von Partei und Land hier wünsche.

Natürlich geht das alles nicht so einfach. Unter Frau Merkel wird es keine liberal-konservative Politik in Deutschland geben. Und christliche Überzeugungen werden auch in den nächsten dreieinhalb Jahren bei ihr nicht festzustellen sein. Und ja, es gibt in der FDP nach wie vor eine Tiefkühl-Verstimmung gegenüber der Merkel-Union. Zu tief sitzt die Erinnerung an die Fernsehbilder 2013 von den aus dem Bundestag fliegenden Liberalen und dann die Bilder von der freudetrunkenen und singenden CDU-Führungsriege. „Merkel wollte uns damals vernichten, und sie hat es zunächst geschafft“, sagte mir erst in dieser Woche ein FDP-Bundestagsabgeordneter im persönlichen Gespräch. Und dann die AfD… sechs Millionen Deutsche haben sie in einer freien und geheimen Wahl auf dem Stimmzettel angekreuzt. Und während gestern auf Facebook ein CDU-Europaparlamentarier, von dem ich politisch in Brüssel noch niemals irgendetwas Relevantes gehört habe, meine Frau und mich anpöbelte, wegen unseres „Geschäftsmodells“ Konservativ, kam mir in den Sinn: Sollten wir nicht mal darüber nachdenken, WARUM diese Menschen keinen anderen Ausweg wussten, als eine rechtskonservative Neugründung zu wählen? Sollten wir nicht darüber nachdenken, wo die etablierten Parteien niederschmetternd versagt haben? Wo sie sich um Volkserziehung bemühten, statt darauf zu hören, was der Bevölkerung wirklich auf den Nägeln brennt?

Es ist auch nicht einfach für einen bürgerlichen Konservativen wie mich mit der AfD. Ich kenne ein halbes Dutzend Bundestagsabgeordnete der AfD persönlich. Denn ich bin nicht nur „bei Vodafone“ 🙂 sondern in erster Linie Journalist. Und ich spreche, mit wem ich will. Und es waren wirklich gute Gespräche über unser Land und seine Probleme. Trotzdem bleibt für mich die Hürde bei Herr Höcke und seiner völkischen Gesinnung, die ich überhaupt nicht teile. Ich lebe gern in einem freien Europa der Vaterländer, in einer Gesellschaft, in den jeder so leben kann, wie er oder sie es frei für sich entscheidet. In Wohlstand und in Sicherheit, ohne auch nur daran zu denken zu müssen, dass bei uns einmal die Scharia zum Gegenstand der Rechtspflege werden könnte.

Als der großartige US-Präsident Ronald Reagan 1988 aus dem Oval Office schied, schaute und hörte ich mir seine „Farewell Address to the Nation“, seine Abschiedsrede an die Nation, an, und mir kamen die Tränen vor dem Fernseher:

„Zeit meines politischen Lebens habe ich über die leuchtende Stadt gesprochen, und ich weiß nicht, ob ich jemals verständlich machen konnte, was ich damit meinte, wenn ich sie sah und von ihr sprach. In meiner Erinnerung war sie eine große Stadt, die auf massiven Steinen gebaut wurde, stärker als ein Ozean, windgepeitscht und von Gott gesegnet. Und in dieser Stadt wimmelte es von ganz unterschiedlichen Menschen von überall her, die harmonisch und in Frieden zusammenlebten. Eine Stadt mit einem großen Hafen, wo freier Handel betrieben wurde und wo es wimmelte von Kreativität. Und es gab auch Stadtmauern, doch die hatten Tore. Und die Tore standen offen für jeden mit dem Herzen und dem Willen hier dabei zu sein. Das ist es, was ich sah und immer noch sehe.“

Und genau das ist es, wie ich mir als Konservativer mein Land und meinen Kontinent auch heute vorstelle.

Die ganze Rede finden Sie übrigens hier. Legen Sie Tempotaschentücher bereit!

Am 8. September sind Sie alle eingeladen, zum dritten Treffen der bürgerlichen Schwarmintelligenz nach Paderborn zu kommen. Laden Sie Gleichgesinnte dazu ein, treffen Sie Autoren und Politiker aus dem bürgerlichen Lager, die mit Ihnen und Euch über den Zustand unseres Landes diskutieren, einander kennenlernen und feiern wollen.

Wenn Sie dabei sein möchten, schreiben Sie mir an kelle@denken-erwuenscht.com ! Das ist noch keine verbindliche Anmeldung, aber es hilft uns, zu planen.




Mit zweierlei Maß: Die Geisterjägerin ist wieder da

Kurz vorm Einnicken bei den ARD-Tagesthemen gestern Abend um 23.10 Uhr auf dem Sofa wurde ich noch einmal schlagartig wach. Bei einem Beitrag über die „Erklärung 2018“ von zunächst 27 erstunterzeichnenden konservativen Publizisten und Intellektuellen (in manchen Fällen auch beides), die Sorgen um die aktuelle Entwicklung unseres Landes zum Ausdruck bringen, erschien plötzlich „die Hamburger Autorin“ Liane Bednarz im Bild. Die eigentlich Münchner Rechtsanwältin hat inzwischen ihr ganz persönliches Geschäftsmodell entdeckt: sie versucht, harmlose bürgerliche Konservative in die gefährliche Wutbürger-Ecke zu verorten. Oftmals Leute, um die sie früher nicht nahe genug herumscharwenzeln konnte wie die Journalisten Matthias Matussek, Alexander Kissler und Birgit Kelle, die sie inzwischen fast als neurotisch anzusehen verfolgt.

Nun stand sie also da, mitten im Hamburg, und erklärte dem geneigten Publikum, dass „die allergrößte Gefahr“ darin bestehe, „das viele Rechte sich als Konservative ausgeben“. Und „viele dieser Unterzeichner würden wahrscheinlich immer noch denken, das ist alles ganz harmlos konservativ“. Ja, Liane, und das ist es auch! Damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich selbst ein Bild machen können, hier der total gefährliche Text der „Erklärung 2018“ im Wortlaut:

„Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“

Noch einmal: „Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“ Also friedlich demonstrieren ! und die rechtsstaatliche Ordnung bewahren ! – für Bednarz offenbar ein erneuter klarer Beweis, das hier ganz gefährliche Rechte ihr Unwesen treiben. Schließlich habe Herr Kubitschek von den neuen Rechten Beifall geklatscht.

Es ist das Geschäftsmodell von „Geisterjägern“, wie Frau Bednarz und die Ihren in den Sozialen Netzwerken liebevoll genannt werden, normale Bürgerliche öffentlich an den Pranger zu stellen, aber überhaupt keine Ahnung davon zu haben, wo es wirklich gefährliche Typen und Strategen und Finanziers rechtsaußen gibt. Jedenfalls liest man in Bednarz‘ Texten von den wirklich bösen Jungs und Mädchen nahezu nichts.

Die „Hamburger Autorin“ wurde übrigens einem breiteren Publikum vor Jahren als „Münchner Autorin“ durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung bekannt. Nachdem „ihr“ erstes Buch „Gefährliche Bürger“ zusammen mit dem Autor Christoph Giesa erschienen war, von dem er öffentlich behauptet, dass er es im Wesentlichen allein geschrieben habe, entbrannte eine Art medialer Rosenkrieg. Denn: Gegen den massivcen Protest Giesas, der seinen Beruf offenbar ernst nimmt, wurden – so die SZ – auf Betreiben von Bednarz Namen und Passagen aus dem Buchmanuskript gestrichen, die mögliche Zusammenhänge zwischen der Kanzlei, in der sie inzwischen nicht mehr arbeitet, und – nennen wir sie – neurechten Kreisen beschrieben werden. Alexander Filipović, Münchner Professor für Medienethik, bezeichnet das in der SZ als „Interessenkonflikt„.

Bleibt die Frage: Ist der öffentlich-rechtliche Enthüllungsjournalismus wirklich schon so auf den Hund gekommen, dass man keine glaubwürdigere Chef-Aufdeckerin gegen böse „rechte“ Machenschaften findet, als gerade diese Frau Bednarz?




Unsere parlamentarische Demokratie braucht einen Neuanstrich

Heute morgen habe ich einen Beitrag von Spiegel-TV aus dem Jahr 2010 mit großem Vergnügen gesehen. Es ging um ein Pixi-Bücher für Kinder, in denen – schlimm, schlimm – das traditionelle Familienbild gezeigt wird, also Vater, Mutter, Kinder – so, wie es Alltag ist in Deutschland. Und es wird bemängelt, dass gar nicht genug Multikulti in den Darstellungen vorkommt. Am besten schauen Sie es sich selbst an, um zu verstehen, mit welch wichtigen Themen sich unsere Berufspolitiker so beschäftigen.

Gestern morgen war ich zum Frühstück mit einem guten Freund verabredet, der beruflich für eine Parlamentspartei tätig ist. Auch er erzählte mir Geschichten aus dem Alltag in der Fraktion, der meistens von atemberaubender Schlichtheit ist. Über das Bemühen, sich persönlich als Abgeordneter legal geldwerte Vorteile zu verschaffen. Über Tricksereien bei der Finanzierung von Mitarbeitern. Und auch über Zynismus und Interessenlosigkeit von einzelnen Volksvertretern für die Sorgen der eigenen Wähler. Nur der Vollständigkeit halber: Ich habe oft darüber geschrieben, was es auch heute noch in unseren Parlamenten für unglaublich engagierte und fleißige Abgeordnete gibt – und zwar in allen ?arteien.

Ich halte die parlamentarische Demokratie für eine wirklich großartige Sache, aber ich wüsste auch Bereiche, wo eine Reform das Parlamentarismus dringend erforderlich wäre. Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry versucht mit ihrer „Blauen Wende“ in Sachsen Menschen zu sensibilisieren, über das Parteiensystem grundsätzlich nachzudenken. Mit einer Bürgerbewegung. Ihre Gedanken in Kurzform: Wer politisch etwas verändern will, kann das letztlich nur über eine Partei tun. Um aber etwas verändern zu können, muss man dabei ständig Kompromisse machen. Man muss kandidieren, man muss um Listenplätze kämpfen, man muss sich mit Leuten verbünden, die man nicht ausstehen kann und so weiter. Und weil das so ist, wollen Menschen zunehmend gar nicht mehr in die real existierenden Parteien in Deutschland gehen. Schade eigentlich…

Übrigens: Meine einstige Freundin Lilly von den „Geisterjägern“ gegen Rechts hat ein neues Buch geschrieben. Also ich hoffe, dass sie es selbst geschrieben hat. Schade, dass sie diesen Beitrag vorher nicht zu lesen bekommen hat. Dann hätte sie noch ein Kapitel darüber schreiben können, dass „der konservative Publizist Klaus Kelle“ jetzt auch noch die parlamentarische Demokratie abschaffen will…




Das Böse und den Bösen – gibt es sowas?

Für mich ist die Geschichte vom Leben, Leiden, Sterben und der Wiederauferstehen von Jesus Christus die gewaltigste Geschichte aller Zeiten. Wenn Sie „religiös unmusikalisch“ sind, wie der Philosoph Jürgen Habermas sich eins selbst beschrieb, bleibe Sie dennoch hier, liebe Leserinnen und Leser, denn es geht auch um ganz weltliche Dinge heute.

Gestern gedachten die meisten der nominell mehr als zwei Milliarden Christen auf der Welt, wenigstens die, die ihren Glauben tatsächlich leben, der Geschichte vom letzten Abendmahl und vom Verrat des Judas. Damit beginnt das furchtbare Leiden des Jesus von Nazareth, den viele für Gottes Sohn halten, und der am Kreuz zunächst stirbt. Mich beschäftigt diese Geschichte immer wieder intensiv und fast immer berührt sie mich in der Abendmesse des Gründonnerstags emotional sehr. Der Freund, der mit am Tisch sitzt, mit dem man über wichtige Themen spricht, dem man uneingeschränktes Vertrauen schenkt, mit dem man lacht und Spaß hat. Und der dann zum Verräter wird, der mit einem Satz oder einer Handlung alles zerstört, was man für Gewissheit gehalten hat. Kennen Sie so etwas auch? Ich habe es in meinem Leben immer wieder erlebt. Es muss gar nicht ein Familienmitglied oder ein wirklich enger Freund sein, einfach jemand, den man mag und dem man vertraut. Und der sich dann als echtes A….. herausstellt.

Warum passiert so etwas? Menschen, die im Gegensatz zu Habermas religiös musikalisch sind, führen das oftmals auf „das Böse“ zurück. Gibt es das überhaupt? Oder sind das Gute und das Böse in jedem von uns grundsätzlich angelegt, um uns in der Balance zu halten? So wie im chinesischen Daoismus mit Ying und Yang?

Das Böse? Gibt es das? Vielleicht sogar DEN Bösen? Für uns aufgeklärte Menschen schwer vorstellbar, auch wenn es in den christlichen Kirchen fester Bestandteil des Glaubens ist. Bei der Taufe eines Kindes und jetzt auch wieder in der Osternacht gehört es in jeder katholischen Messe dazu, dem Bösen zu widersagen.

Aber ein Böser, der in unser Leben eingreift? Einer mit Hörnern und Pferdefuß? Teuflische Besessenheit? Ich bitte Sie… Der WDR-Journalist Marcus Wegner schrieb vor Jahren ein spannendes Buch mit dem Titel „Exorzismus heute: der Teufel spricht Deutsch“. Darin erzählt er unglaublich skurrile Geschichten, die hier und heute in diesem Land jeden Tag passieren. Was für ein Quatsch, denkt man an vielen Stellen unwillkürlich. Wie kann man an so einen Firlefanz glauben? Doch dann erzählt auch Wegner im letzten Kapitel ein persönliches Erlebnis, das er offenbar selbst nicht rational einordnen kann.

Papst Franziskus hat übrigens jüngst in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ gesagt: „Die Hölle gibt es nicht, was es gibt, ist die Auslöschung der sündhaften Seelen.“ Vor wenigen Stunden korrigierte der Vatikan diese bahnbrechende Aussage des Pontifex. Er sei falsch zitiert worden, und die Hölle gibt es doch. Wenn die sich da in Rom nicht einmal einig sind…

Ihnen allen wünsche ich gesegnete Ostertage!




Rückkehrprämie: Dieser Staat, unser Staat, macht sich lächerlich

Nichts macht die Hilflosigkeit unserer Regierenden in der andauernden Flüchtlingskrise deutlicher als die Angebote des Staates, sie gegen Geld dazu bewegen, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren. Mehr als eine Million – nennen wir sie – Flüchtlinge hat Deutschland seit Herbst 2015 aufgenommen. Fast eine Viertelmillion Asylbewerber werden geduldet, obwohl nach rechtsstaatlichen Verfahren von einem Richter (ja, ja, oder einer Richterin) festgestellt worden ist, dass sie kein Bleiberecht bei uns haben. Viele von Ihnen kommen aus Nordafrika, wo sie angeblich verfolgt werden. Aus Tunesien zum Beispiel, wo Tausende Deutsche im Sommer wieder ihren Urlaub verbringen werden.

In einem funktionierenden Staat würden diese Leute konsequent abgeschoben. Nicht aber in Deutschland. Hieß es bis 2016 immer: Abschiebungen sind Ländersache und die bösen Grünen blockieren – leider, leider – Abschiebungen, so hat die CDU inzwischen zum Beispiel das nicht ganz unwichtige Nordrhein-Westfalen von Roten und Grünen zurückerobert. Und? Fällt Ihnen auf, dass jetzt konsequent abgeschoben wird? Nein, das fällt uns nicht auf in einem Land, in dem die Abschiebung von 18 Afghanen medial schon als konsequentes Vorgehen der Regierung gewürdigt wird.

3.000 Euro Prämie bietet die Bundesregierung jedem potentiellen Rückkehrer an. Heute lesen wir, dass von
Dezember bis Februar die Zahl der freiwilligen Ausreisen von abgelehnten Asylbewerbern im Vergleich zum Vorjahr „stark gesunken“ sei. Trotz der erhöhten Prämie hätten sich in diesen drei Monaten nur 4.552 Menschen entschieden, abzureisen, meldet die „Neue Osnabrücker Zeitung“. Im Jahr zuvor seien es ohne Prämie im gleichen Zeitraum 8.185 Personen gewesen.

Wer in Deutschland bleiben darf, entscheidet hierzulande offenbar jeder selbst, „der schon länger hier lebt“. Oder auch nur kurz…




Nach 15 Monaten naht schnelle Hilfe unseres Staates

15 Monate nach dem islamistisch motivierten Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz, bei dem zwölf Menschen getötet und fast 100 verletzt wurden, hat der Bund jetzt eine zentrale Anlaufstelle für Opfer eingerichtet. Sie ist mit mehreren Mitarbeitern besetzt, die helfen, wenn Opfer und Angehörige mit dem behördlichen Papierkram nicht allein zurecht kommen. In Deutschland nennt man das wohl unbürokratische und schnelle Hilfe.




Warum der gedruckte „Spiegel“ ein Genuss ist

Dieser Blog ist bekannt, ich würde fast sagen berühmt, für unkonventionelles Denken, das – wie der Name sagt – erwünscht ist. Heute möchte ich Ihnen wieder etwas zum Denken geben, das Sie vielleicht überraschen wird: ich will eine Lanze für das linkslastige Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ brechen.

Meine Präferenzen bei Printmedien sind eindeutig. Seit fast 40 Jahren lese ich „Die Welt“, die ich damals an der Universität in Bielefeld für ein Jahr kostenlos geliefert bekam, weil ich im RCDS war, danach dann auch deutlich verbilligt. Ich bin der bürgerlichen Tageszeitung bis heute treu geblieben. Damals war sie konservativ, heute ist sie liberal – anspruchsvoll und lesenswert ist sie geblieben. 25 Jahre lang habe ich den Spiegel gelesen, das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie“, das es zweifellos auch lange Jahre Jahre gewesen ist. Wie viele Schweinereien in unserer Gesellschaft wurden durch seine Redakteure aufgedeckt? Eine Demokratie braucht unerschrockene Journalisten, sonst funktioniert sie nicht.

Als der großartige Helmut Markwort („Fakten! Fakten! Fakten! Und immer an die Leser denken.“) mit „Focus“ ein bürgerliches Nachrichtenmagazin dagegen setzte, war ich von Anfang an dabei. Als er aufhörte, gefiel es mir schon nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr. Ich verabschiedete mich als Stammleser so wie auch beim gedruckten Spiegel. Dazu müssen Sie wissen, dass ich als politischer Journalist natürlich immer wieder in Spiegel und Focus schauen muss, weil hier oftmals die Agenda gesellschaftlicher Debatten in Deutschland vorgegeben werden. Heute lese ich den gedruckten Focus jede Woche, weil der junge Chefredakteur Robert Schneider dem einstigen Markwort-Magazin eine thematische Breite und eine brillante Optik verpasst hat, die nur noch Spaß bereitet.

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass ich seit gut zehn Jahren die konservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“ lese – so etwas wie die linksalternative TAZ, nur auf der anderen Seite und journalistisch erheblich anspruchsvoller, sprich: besser.

In den vergangenen drei Tagen habe ich die beiden jüngsten gedruckten Ausgaben des Spiegel gelesen, und es war ein wahrer Genuss. Man denkt ja, das Magazin aus Papier und Spiegel Online seien quasi eins. Doch mitnichten! SPON ist schnell und aktuell, bleibt aber journalistisch weit hinter anderen Medien zurück. Man bedient professionell den Mainstrem und leistet sich mit dem großartigem Kolumnisten Jan Fleischhauer einen brillanten konservativen Autor. Der Rest ist grauer Mainstream-Brei, wie man ihn sonst so konsequent nur noch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern findet.

Aber diese beiden gedruckten Spiegel-Ausgaben waren wie eine Offenbarung nach längerer Zeit, in der ich bewusst auf dieses Lesevergnügen verzichtet habe. „Todesgrüße aus Moskau“ ist der Titel aus der vergangenen Woche überschrieben, eine fesselnde Story über den „mysteriösen Giftanschlag von Salisbury“. Und dann der Beitrag des überragenden Autors Alexander Osang über den Tod einer jungen Amerikanerin im weltweit bekannten Technoklub „Berghain“. Und dann die aktuelle Ausgabe mit dem Titel „Die Falle Facebook“ und den Streitgesprächen mit Feministinnen und Nicht-Feministen*_Innen oder wie man das heute schreiben muss. Klar, ich wollte diese Ausgabe in erster Linie lesen, um zu wissen, wie sich Birgit Kelle, meine Frau, dort geschlagen hat. Und sie war wie erwartet wunderbar. Aber ebenso viel Lesevergnügen hat mir die Geschichte über das politische Ende von Martin Schulz in der SPD bereitet. Nicht, weil ich Freude am galoppierenden Untergang der deutschen Sozialdemokratie habe. Wirklich nicht! Sondern weil der Erzählstil der Kollegen beim Spiegel oftmals mitreissend und ein intellektueller Genuss sind. Etwa wenn wir erfahren, dass Schulz Freundschaften in der Politik für möglich hält und dann hinzufügt: „Aber vielleicht nicht mit Sigmar Gabriel.“

Oder als er auf dem Weg nach Berlin ist, wo er den Vorsitz der traditionsreichen Arbeiterpartei SPD abgeben wird und die Limousine am Flughafen wegen einer „Reifendrucksystenstörung“ nicht weiterfahren kann. Der Autor beschreibt, wie Schulz danach „verfolgt von überraschten, mitleidigen Passantenblicken einmal quer durch den Flughafen“ läuft, um dann in ein Taxi zu steigen. Der Spiegel-Journalist weiter: „Ein Vorgeschmack aufs neue Leben.“ Ganz groß!

Ich habe heute Morgen beschlossen: Ab dieser Ausgabe gehört der gedruckte Spiegel wieder zu den Blättern, die ich regelmäßig lesen werde.