Wundertüte AfD: Von „Deals“, Chatgruppen und einem prominenten Rücktritt

Sie war seit der Gründung der AfD im Jahr 2013 dabei, sie leitete viele Jahre das Bundesschiedsgericht ihrer Partei – nun hat sie hingeschmissen. Die Münchner Rechtsanwältin Monica-Ines Oppel  ist zum Monatsende aus der AfD ausgetreten, wie die Süddeutsche Zeitung heute meldet. Zu den Gründen ihrer Entscheidung hat sich Oppel bisher noch nicht geäußert, die Bundespartei wollte sich zu dem Vorgang bisher auch nicht äußern. In der Partei ist aber zu hören, dass ihre Entscheidung mit den Ergebnissen und dem Verlauf des jüngsten Bundesparteitag in Riesa zusammenhänge

Im neugewählten Bundesvorstand der AfD wurde kurzer Prozess mit der Ära Meuthen gemacht, der vor Monaten – für viele überraschend – unvermittelt als Bundessprecher hingeschmissen und seinen Austritt erklärt hatte. Kein Einziger aus seiner damaligen Vorstandsriege sitzt heute noch im neuen Bundesvorstand. Stattdessen zogen Vertraute des rechten AfD-Fügelmanns Björn Höcke ein wie Harald Weyel, Christina Baum und Maximilian Krah, der gerade von der eigenen AfD-Delegation im EU-Parlament einstimmig suspendiert wurde und bis Ende September aus der ID-Fraktion ausgeschlossen ist. Wie die Süddeutsche schreibt, habe Frau Baum in Riesa in ihrer Bewerbungsrede gefordert, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu ziehen. Die „Trümmer einer jahrzehntelangen Schuldhaftigkeit“ müssten „endlich beiseite“ geräumt werden. Na, wunderbar, da wird der Verfassungsschutz eifrig mitgeschrieben haben.

Die AfD dieser Zeit ist wie eine Wundertüte, aus der täglich Überraschungen geholt werden…oder auch nicht. Der Verlauf des Bundesparteitages in Riesa und das Ergebnis der Vorstandswahlen waren nämlich wenig überraschend. Um den nach Meuthens Abgang alleinigen Bundessprecher Tino Chrupalla bastelte man eine Namensliste, die durchgewählt wurde. Alice Weidel ist jetzt auch Bundessprecherin neben Chrupalla, nachdem beide auch schon die Bundesfraktion führen. Der Kandidat der Gemäßigten, Norbert Kleinwächter aus Brandenburg, hielt eine starke Bewerbungsrede und holte immerhin noch 36 Prozent der Delegiertenstimmen, was respektabel ist, wenn man weiß, dass das Chrupalla-Lager und Höckes Leute vor dem Parteitag einen Deal eingefädelt hatten, der Chrupallas Vorstandsliste damit eine deutliche Mehrheit sicherte.

Der Deal sah vor, dass der Thüringer AfD-Chef auf eine eigene Kandidatur für den BuVo verzichtet, im Gegenzug aber Vorsitzender  einer neuen Kommission „zur Vorbereitung einer Parteistrukturreform“ werden sollte. Und – Parteifreunde halt – damit nicht…zufällig…die Absprache noch scheitert, wollte Höckes Truppe, dass die Strategiekommission noch vor den Vorstandswahlen beschlossen wird, also bevor seine Freunde der Doppelspitze Chrupalla/Weidel zum Erfolg verhilft. Man weiß ja nie, was so Absprachen noch wert sind, wenn die Wahlgänge erst einmal vorbei sind.

Und woher wissen wir das alles? Der Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider aus Magdeburg, ein Höcke-Vertrauter vom rechten Parteirand, hat es öffentlich gemacht, was in einer internen Chat-Gruppe mit zahlreichen AfD-Funktionären vereinbart und diskutiert wurde. Er resümierte nach dem Parteitag:

„Was Teile der Führung zusammen mit der Parteitagsleitung am Sonntag in Riesa abgezogen haben, war nichts anderes als die Fortsetzung des Krieges gegen die eigene Partei. Ich vermute hinter dem Geschehen ein Kalkül.“

Der Parteitag in Riesa wurde übrigens nicht wie geplant zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht, sondern vorzeitig abgebrochen. Wegen eines heftigen öffentlich ausgetragenen Streits um eine EU-Resolution. Aber das ist eine andere Geschichte aus der AfD-Wundertüte…

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Die christlichen Kirchen in Deutschland sterben – aber der Glaube lebt

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359.338 Katholiken haben ihrer Kirche im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt. Zählt man die Sterbefälle dazu, hat allein die Katholische Kirche in 2021 eine halbe Million Mitglieder verloren. Und weil es bei der Evangelischen Kirche nicht viel besser aussieht, sind erstmals weniger als die Hälfte der Deutschen Mitglied einer der christlichen Kirchen. Das ist ein Desaster,

Herr Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zeigte sich «zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten». Sie sei Zeugnis einer «tiefgreifenden Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden. Und für ihn sind die Skandale, besonders die zahlreichen Fälle von sexuellem Missbrauch der Grund für die Austrittswelle, die seit Jahren anhält, aber nun einen neuen Höhepunkt erreicht hat.

Natürlich ist das ein wichtiger Teil der Ursachenforschung, die Missbrauchsfälle in der Kirche Jesu sind eine Schande, und auch, wenn es richtig ist, dass sie nur ein kleiner Teil der Missbrauchsfälle in der Gesellschaft insgesamt sind, ist das hier etwas ganz anderes. Weil nämlich die Täter Männer Gottes sind, denen noch vor zehn Jahren die große Mehrheit der Bevölkerung blind vertraute. Wem, wenn nicht einem katholischen Priester oder Ordensmann, würde man arglos seine Kinder anvertrauen für die Messdienergruppe oder die Ferienfreizeit der Pfarrgemeinde? Doch das ist vorbei.

Das Misstrauen frisst sich durch alle Glieder der Kirche, und ehrlich, ich leide als gläubiger Mensch sehr darunter.

Aber neben dieser Schande und neben dem Wunsch von Kirchenmitgliedern, die eh den Sinn und Glauben an Gott verloren haben, kommt ein weiterer Punkt dazu: die Entkernung, in Einzelfällen Banalisierung des Glaubens. Wenn Sie das nicht glauben, schauen Sie sich die Katholikentage, ökumenischen Kirchentage oder Evangelischen Kirchentage an! Mehr Belanglosigkeit geht nicht.

Natürlich gibt es da Bibelkreise und Gottesdienste, in der Regel sind das die Veranstaltungen, die den stärksten Zulauf haben neben all dem Zeitgeist-Politgedöns. Aber wenn zu einem Katholikentag noch 19.000 Teilnehmer kommen, von denen 7000 „Mitwirkende“ sind, und wenn Sie – wie ich – vor 30 Jahren bei Katholikentagen mit 140.000 Teilnehmern waren, dann wissen Sie, dass die Amtskirchen etwas furchtbar falsch machen mit ihrer Anbiederung an den Zeitgeist.

Die Amtskirchen in Deutschland sterben, das ist unübersehbar. Trotz vieler Aktiver, trotz engagierter Priester, trotz eines Papstes, mit dem ich und viele andere Gläubige fremdeln. Das muss nicht so bleiben, aber ich glaube, diese Entwicklung ist nicht mehr zu stoppen.

Wird die Kirche Jesu also verschwinden? Nie im Leben, aber sie wird sich neu organisieren, sie wird von unten wieder wachsen, sie wird sich vom Amtskatholizismus lösen und ganz neu von unter beginnen. Übrigens auch bei den Protestanten. Wenn sie sonntags bei der EKD-Gemeinde mit 15 Teilnehmern im Gottesdienst sitzen und dann einmal in einer Freikirche gehen, dann sehen Sie, was ich meine.

Bei den Katholiken sind es die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, die lebendig sind und wachsen. Ich selbst gehe inzwischen sonntags oder auch mal unter der Woche meistens zur Messe bei den Legionären Christi, vor ein paar Monaten war ich zur Beichte bei einem Priester des Opus Dei. Und wir planen heute schon unsere Teilnahme bei der nächsten MEHR-Konferenz des wunderbaren Missionars Johannes Hartl im Januar in Augsburg. Von Gott erfahren, hören, was Jesus gelehrt hat, und unseren christlichen Glauben feiern – das kann man auch heute. Aber nicht so, wie Herr Bätzing sich das vorstellt…

 




GASTSPIEL SUSANNE WENZEL: Doch kein ganz so schwarzer Tag für den Lebensschutz

Der gestrige Freitag begann für das Lebensrecht ziemlich schwarz. Heute wurde im Bundestag mit der Mehrheit der Regierung und der Linken gegen die Stimmen von CDU/CSU und AfD die Abschaffung des Werbeverbotes für Abtreibungen beschlossen.

Ich bin ehrlich erschüttert über den Stil der Abtreibungslobby in dieser Auseinandersetzung. Kaum eine der Abgeordneten aus den Reihen des links-grünen Parteienspektrums, die nicht davon sprach, das „heute ein guter Tag“ sei. Kaum eine von ihnen ist in der Lage, ihre Häme in der letzten Debatte vor der Abstimmung angesichts des sicheren bevorstehenden „Sieges“ zu verbergen. Offen wird gelacht darüber, dass man gleich triumphieren wird und immer wieder, geradezu kindisch-trotzig, wird die Formulierung vom „guten“ oder „schönen“ Tag benutzt. Als „fortschrittlich“ wird das aufgrund der derzeitigen Mehrheiten bereits feststehende Ergebnis gefeiert.

Die Auseinandersetzung um das Werbeverbot läuft seit mehreren Jahren und steuerte nun mit der Ampel-Koalition auf ihren Showdown zu. Und es gab auf dem Weg dorthin einige Geschmacklosigkeiten.

Da gab es ein widerliches Kurzvideo von FDP-Abgeordneten, augenscheinlich auf dem Weg zur Abstimmung, das mit Kopf-ab-Gesten gespickt war. Die Protagonisten des Filmchens sitzen unter anderem im Gesundheitsausschuss und im Familienausschuss, ferner waren die kulturpolitische und die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion daran beteiligt. Erwartet von diesen Leuten wirklich noch jemand fundierte Beiträge in familien- oder kulturpolitischen Belangen?

Dieselbe Frage kann man übrigens auch für die Abgeordneten der SPD stellen, die heute in einem ähnlichen Video große schwarze Würfel mit der Aufschrift §219a mit der Faust oder der Wucht ihres Körpers umwarfen zu Walzerklängen.

Man fragt sich ernsthaft, welchen Charakter man haben muss, um so etwas zu drehen.

Während der Debatte dankten etliche Rednerinnen der SPD und der Grünen den Abtreibungsärzten, die auf der Besuchertribüne die Debatte verfolgten, unter ihnen auch Kristina Hänel und Friedrich Stapf, für ihre jahrzehntelange Arbeit. Nachdem die Streichung des Werbeverbotes dann beschlossen war, standen die Fraktionen der SPD, der Grünen und der Linken sowie einige Abgeordnete der FDP auf und applaudierten auch noch in ihre Richtung. Man muss das einmal übersetzen: sie dankten und applaudierten diesen Ärzten für die Tötung von jährlich rund 100.000 ungeborenen Kindern. Das ist nicht nur geschmacklos. Es ist menschenverachtend. Auch gegenüber den Frauen, die Abtreibungen hinter sich haben, also den ehemaligen Klienten dieser Ärzte. Von denen hat ganz sicher kaum eine Freudentränen angesichts der durchgemachten Abtreibung vergossen.

Nach der Abstimmung hatten SPD und Grüne dann offenbar zu einem Empfang geladen, um die Abschaffung des Werbeverbotes zu feiern als einen Sieg für die „Rechte“ der Frau. Wohlgemerkt, die Abtreibungslobby reklamiert ein angebliches Frauenrecht darauf, einen unschuldigen Menschen zu töten. Wundert es wirklich, dass das Kind nie vorkommt in ihren Reden?

Doch es gab dann heute noch Nachrichten, die den Protagonisten der Kultur des Todes ihre Feier ordentlich verhagelt haben dürften. Der Supreme Court der USA hat heute entschieden, das Urteil im Fall „Roe vs. Wade“ zu revidieren und die Gesetzgebung zur Abtreibung wieder in die Hände der einzelnen Bundesstaaten zurückzugeben. Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika sehe kein Recht auf Abtreibung vor, so die Richter. Wir haben lange auf die Entscheidung gewartet und gebangt, ob sie wirklich so ausfällt, wie es Anfang Mai durchgesickert war. Zwischendurch gab es in den Reihen der Abtreibungslobby in den USA den Plan, einen der Richter des Obersten Gerichtshofes, Brett Kavanaugh, zu ermorden, damit US-Präsident Joe Biden dessen Posten mit einem liberalen Richter hätte nachbesetzen können, um das heutige Urteil zu verhindern. Während Linke, Grüne und SPD hier die Mär von „Gehsteigbelästigungen“ in die Welt setzen, fassen ihre Kampfgenossen in den USA schon Mordpläne. Aber niemand hier aus ihren Reihen verurteilt das. Auch das ist bezeichnend.

Mit dem Urteil Roe vs. Wade begann am 22. Januar 1973 das Drama der Abtreibung in den USA. Und vielleicht wurde gestern an diesem 24. Juni 2022, 49 Jahre später, mit dessen Revision auch das Ende eingeläutet. Am Ende also ein nicht ganz so schwarzer Tag für das Lebensrecht.




Ex-BILD-Chef Reichelt zum „Spiegel“: „Auch das wird mich nicht aufhalten“

Der frühere BILD-Chefredakteur Julian Reichelt zählt für mich persönlich zu den besten Journalisten in Deutschland. Das vorab.

Gestern Abend wurden in Hamburg „vier herausragende journalistische Arbeiten“ mit dem „stern Preis 2022“ ausgezeichnet. Einer der Beiträge stammt vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“: „Warum Juian Reichelt gehen musste“.

Der bei Springer geschasste Journalist, der heute mit politisch inkorrekten Internet-Videos für Aufsehen sorgt, ist stocksauer und wandte sich im Vorfeld der Preisvergabe an die Jury des „Stern“. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen:

„Heute wird der Henri-Nannen-Preis vergeben. Nominiert ist auch eine Geschichte über mich, die im Spiegel erschienen ist. Die Geschichte besteht aus Verleumdungen und Erfindungen, die sowohl persönlich, als auch politisch motiviert waren.

„Der brutale Aktivismus, den ‚Journalisten‘ wie die des Spiegel gegen Menschen betreiben, die aus ihrer Sicht politisch und gesellschaftlich ausgelöscht gehören, ist gefährlich für unser Land und unsere Gesellschaft. Diffuse Vorwürfe und Kampfbegriffe wie ‚Machtmissbrauch‘ , die ohne jeden Beweis erhoben und verwendet werden, haben nur ein Ziel: Menschen vernichten, die das links-woke Gesellschaftsprojekt, das viele Journalisten, Politiker und Aktivisten gemeinsam verfolgen, kritisieren und es hinterfragen. Nahezu alle Menschen außerhalb der politisch-medialen Blase Berlin durchschauen dieses abstoßende Spiel. Sie wissen und spüren, dass es für eine Gesellschaft bedrohlich ist, wenn Menschen mundtot gemacht werden. Sie wissen, dass es jeden treffen kann.“

Für Reichelt ist der unjournalistische und diffamierende Text Hetzpropaganda. Für ihn sei der Artikel ein Beispiel, wie man  gegen „alle journalistischen Standards“ verstoßen könne. Die Überschrift des Artikels „Vögeln, fördern, feuern“ sei nichts als eine „freie Erfindung“.

Und Reichelt fasst zusammen:

„Was ich in meinem Beruf am meisten liebe, war nie die Marke BILD, sondern mein Glaube an das, was Journalismus sein muss: Respektlos gegenüber Autoritâten, unbequem und unbeugsam zu recherchieren und auszusprechen, was ich als Missstände in diesem Land erkenne, was unzählige Menschen als Missstände erkennen. Dafür habe ich einen hohen Preis gezahlt, aber das wird mich nicht aufhalten.“




Hayek-Tage in Potsdam: Handelsbeziehungen sind kein Garant für dauerhaften Frieden

„Kapitalistischer Friede“, so nennt man die im Westen weit verbreitete Auffassung, dass Handelsbeziehungen zwischen Staaten die Gefahr kriegerischer Konflikte minimieren, ja nahezu ausschließen. Russlands Präsident Wladimir Putin beweist der Welt gerade, dass der nationalistische Machthunger eine stärkere Antriebsfeder sein kann als gute Geschäfte.

Der Krieg gegen die Ukraine und die darauf erfolgten beispiellosen Sanktionen der USA, der EU und zahlreicher weiterer Staaten des Westens widerlegen die These vom kapitalistischen Frieden, denn neben den enormen Preissteigerungen auf unserer Seite, wird sich Russland in vielen Bereichen von der Schäden für die eigene Volkswirtschaft auf lange Jahre nicht mehr erholen. Aber das ist dem Kriegsherrn im Kreml offenbar egal.

Die Diskussion über den Krieg in der Ukraine zählte zweifellos zu den Höhepunkten der „Hayek-Tage“ in Potsdam am vergangenen Wochenende. Russlands Angriff auf die Ukraine habe den Krieg nach Europa zurückgebracht, stellte Moderator Malte Fischer (Wirtschaftswoche) fest und fragte „Warum sollte ein Staat Bomben auf seine Lieferanten und Kunden werfen?“

Ja, warum sollte er das? Die Antwort gibt Putin in diesen Monaten: um „russische Erde einzusammeln“ und um zumindest Teile der ehemaligen Sowjetunion wie die Ukraine und Weissrussland heimzuholen ins verloren geglaubte russische Großreich.

Prof. Dr. Erich Weede von der Universität Bonn stellte klar, dass Großmächte nun einmal „Einflussspähren“ für sich beanspruchten. Das machen die Amerikaner mit ihrem „Hinterhof“ so, und das will auch Russland. Aus Weedes Sicht, sei es der Ukraine jetzt angeraten, sich entweder besiegen zu lassen oder zu kapitulieren. Denn: „Je härter die Sanktionen des Westens in Russland Wirkung zeigen, je erfolgreicher der Widerstand der ukrainischen Streitkräfte mit westlichen Waffen sei, desto größer werde die Wahrscheinlichkeit, dass ein in die Enge getriebener Putin taktische Atomwaffen einsetzen werde.

Der Publizist und Unternehmer Dr. Dr. Rainer Zitelmann widersprach vehement der These, dass Russland inzwischen ein kapitalistisches Land sei. „Putin ist unfähig, für seine Bevölkerung Wohlstand zu schaffen“, behauptet Zitelmann und nannte die Russische Föderation eine „Kleptokratie“, also eine Art Selbstbedienungsladen der Mächtigen und Reichen, denen der Lebensalltag der eigenen Bevölkerung egal sei. Und wenn ein Land „wirtschaftslich nichts auf die Reihe bekommt“, dann führe es halt Kriege, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten: in Tschetschenien und in der Ukraine.

Prof. Dr. Stefan Kooths (Kiel) zeigte sich zuversichtlich, dass es möglich sein werde, nach dem Krieg in der Ukraine wieder Handelsbeziehungen zur Russischen Föderation aufzunehmen. Aber der Verlust von Wohlstand seiner Bürger oder tote Soldaten, das interessiere jemanden wie Putin nicht, wenn er seine Ziele durchsetzen will.

Interessante Fakten lieferte Prof. Weede ganz am Schluss der überaus spannenden und auch kontroversen Diskussion mit dem Publikum. Natürlich sei es möglich, dass Russland einen Teil der durch die Sanktionen verursachten Schäden durch Handel und Lieferungen an China kompensiere. Dass könne allerdings dazu führen, dass Russland auf mittlere Sicht zu einem „chinesischen Satelliten“ werde.

Vor 40 Jahren habe die Verteilung der Wirtschaftskraft zwischen Sowjetunion und China 4:1 zugunsten Moskaus betragen. Heute stehe es zwischen Russland und China 1:10 zugunsten Pekings, das ein moderner und innovativer, ja kapitalistischer Staat geworden sei, anders Russland, das weiterhin hauptsächlich von dem lebe, was es an Bodenschätze habe, sich aber ökonomisch kein Stück weiterentwickle.

„Die Ukraine kann den Krieg nicht gewinnen“, resümierte Weede, aber Putin werde mit seinen Eroberungen „nicht froh“ werden, weil er inzwischen zum international geächteten „Paria“ geworden sei.

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GASTSPPIEL BORIS REITSCHUSTER: Partyszene im Freibad aktiv

Vor einigen Jahren habe ich mich in einem Berliner Freibad länger mit einem der Bademeister unterhalten. Anlass und Thema des Gesprächs war die Aggression in den Bädern – die ich zuvor so nicht gekannt hatte. „Die Entwicklung ist dramatisch, das ist nicht mehr wie früher. Wenn es so weiter geht, müssen wir unsere Bäder in ein paar Jahren dicht machen“, warnte der Mann damals und verwies darauf, dass es an den Eingängen bereits Taschenkontrollen gebe wie am Flughafen: „Das einzig Positive ist, dass ich bald in Rente gehe und das hoffentlich nicht mehr miterleben muss“.

An den Bademeister musste ich denken, als ich heute folgende Schlagzeile las: „Berlin: Massenschlägerei nach Spritzerei mit Wasserpistolen – in einem Berliner Sommerbad prügelten 100 Menschen aufeinander ein. Zuvor hatten sich zwei Gruppen mit Wasserpistolen bespritzt.“ Wir erleben also eine Katastrophe mit Ansage. Doch wehe, man spricht darüber – dann ist man „Nazi“. Frei nach dem legendären Ausspruch von Kurt Tucholsky: „In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht“.

Am Nachmittag musste die Berliner Polizei am Sonntag zu der Massenschlägerei in das Steglitzer Schwimmbad „Insulaner“ ausrücken. 13 Funkwagen und Teile einer Einsatzhundertschaft mussten anrücken; es kam zu mehreren Festnahmen und mehreren Verletzten. Auslöser für die Kulmination der Aggression war nichts Geringeres als ein Bespritzen mit Wasserpistolen. Im Internet kursieren Bilder der Eskalation – anzusehen hier.

„Nach bisherigem Kenntnisstand sollen sich gegen 16.25 Uhr zunächst zwei Gruppen, bestehend aus vier und zehn Personen, spaßig mit Wasserpistolen bespritzt haben. Dann soll sich zunächst eine verbale und anschließend eine körperliche Auseinandersetzung entwickelt haben“, sagte eine Polizeisprecherin der Berliner Zeitung. Und weiter: „Als das dortige Sicherheitspersonal einschritt, um zu schlichten, soll die Lage eskaliert sein und sich schließlich etwa die einhundert Personen an der Auseinandersetzung beteiligt haben“.

Erst nach Anrücken der massiven Polizeikräfte beruhigte sich die Lage wieder halbwegs. Die Ermittlungen führten zunächst laut Berliner Zeitungen zu vier Tatverdächtigen: „einem 23-jährigen Mann türkischer Staatsangehörigkeit, einem 21-jährigen Deutschen, einem 21-jährigen Mann aus Saudi-Arabien sowie einem 15-jährigen Deutschen.“ Einer der jungen Männer soll demnach auch auf einen 23-jährigen Sicherheitsmitarbeiter des Schwimmbades eingeschlagen haben. Er kam dem Bericht zufolge in Polizeigewahrsam und wurde erkennungsdienstlich behandelt. Der Angegriffene erlitt leichte Verletzungen an Kopf und Rumpf, die ambulant behandelt werden mussten.

Ein weiterer Tatverdächtiger gab laut dem Blatt an, von einem Unbekannten mit einem Messer angegriffen und am Oberarm verletzt worden zu sein. Er erlitt Schnittwunden und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Den Angaben zufolge wurde eine weitere Person vom selben Mann mit einem Messer an der Schulter verletzt. Weder der mutmaßliche Täter noch dieses weitere mutmaßliche Opfer sind bisher namentlich bekannt. Es wird nun wegen schwerem Landfriedensbruch sowie gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Der alte Bademeister, so meine traurige Befürchtung, hatte Recht. Was wir inzwischen fast schon jeden Sommer in Freibädern erleben, ist dabei nur die Spitze eines Eisberges. Doch wehe, man nennt die Entwicklung beim Namen, oder gar die Ursachen. In den Augen der Verharmloser handelt es sich sicher nur um eine altdeutsche Tradition, und um die „Partyszene“. Der Begriff wurde 2020 deutschlandweit bekannt, weil Polizei und Politik so einen gewaltbereiten Mob, der vorwiegend aus Migranten bestand, beschönigend und irreführend benannten.

PS: Bereits 2019 hatte WDR-Journalist Georg Restle Gewalt-Exzesse in Schwimmbädern verharmlost. Solche Verharmlosung ist ein Teil des Problems.

Dieser Beitrag wurde zuerst auf dem Blog von Boris Reitschuster veröffentlicht hier




Weiber, Weiber… warum Quoten völlig idiotisch sind

Friedrich Merz von der CDU wird, da bin ich sicher, demnächst Coverboy bei der „Emma“. Vielleicht gibt’s sogar eine Einladung zum Redaktionsgespräch mit Sitzhocker für den Sauerländer, rechts unten zu Füßen von Alice Schwarzer auf dem pinkfarbenen Frauen-…äh, Pfauenthron.

Die – bis zur Machtübernahme der Uckermarkerin Merkel – Patriarchenpartei á la Adenauer und Kohl goes feminin. Kann man sich gar nicht audenken.

Und dabei sind Frauen ganz großartig, klug, gebildet, warmherzig, anmutig – HALT! Begriff bitte streichen! SEXISMUS! – ausgestattet mit soft skills, von denen wir Kerle nicht einmal zu träumen wagen. Es ist mir völlig wurscht, ob mein Chef ein Mann oder eine Frau ist. Oder ob meine Firma als Dienstleister für ein Unternehmen tätig ist, das von Frauen geführt wird. Es interessiert mich einfach nicht.

Das ist übrigens so ähnlich wie bei Homosexuellen. Die sind Menschen wie jeder andere von uns auch. Punkt. Mich nervt, dass man mir ständig medial und politisch aufdrängen will, wie unglaublich normal das ist. Ich möchte ins Stadion gehen können, ohne mit Regenbogenbeleuchtung belästigt zu werden. „Ich bin übrigens schwul“, ja toll, und weiter?

Es ist mir vollkommen egal, welche sexuelle Orientierung jemand hat. Wichtig ist, dass er oder sie einen guten Charakter haben, dass sie in ihrem Job etwas leisten können. „Guten Tag, ich bewerbe mich bei Ihnen als Informatiker und ich schätze Oralverkehr…“ Was soll das? Lasst mich in Ruhe und macht, was ihr wollt, ohne es mir und der ganzen Welt ständig erzählen zu müssen.

Doch zurück zu Frauen. Ich bin gegen eine 50/50-Quote. Warum? Weil ich finde, für einen Job sollte ausschließlich die Qualifikation ausschlaggebend sein. Und nicht, „ob sie zwischen den Beinen anders aussieht als ich“, wie das mal der SPD-Politiker Friedhelm Fahrtmann in einer hitzigen Quotendabette auf einem Parteitag in NRW formulierte. Da war aber was los.

Ich finde, es wäre gut, wenn jemand mal wieder Verteidigungsminister würde, der auch mal in Uniform gedient hat. Der begreift, über was er spricht und entscheidet. Und ich halte auch eine Linksextremistin als Innenministerin nicht für zielführend. Aber ob Mann oder Frau? Das sind doch Debatten der Vergangenheit.

Jeder muss die Chance haben in Deutschland, aus seinem oder ihren Leben etwas zu machen. Und jemand, der etwas gut macht, muss besser vorankommen und bezahlt werden, als jemand der es schlecht macht. Aber es ist völlig irrelevant, ob es ein Mann oder eine Frau ist.

Von mir aus können alle Bundestagsabgeordneten Frauen sein. Wenn sie gut sind und sich in ihren Parteien und bei den Wählern durchsetzen.

Und so ist es auch in der CDU.

Wenn nur 25 Prozent der Mitglieder weiblich sind, warum um Himmels willen, sollen daraus 50 Prozent der Posten entstehen? Warum? Wenn die Frauen mehr Einfluss haben wollen, dann sollen sie mehr Frauen als Mitglieder werben und Bündnisse mit Männer-Netzen schmieden. Wie alle anderen auch. Warum auf weichen Kissen zu den Töpfen getragen werden? Warum macht Merz das mit? Weiß er eigentlich, dass vornehmlich die jungen Frauen auf Quotierung überhaupt keinen Bock haben? Auch die in der Union nicht. Warum machen die bürgerlichen Parteien jeden Unfug von links mit?

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Besuch bei den Brüdern und Schwestern: Anders, aber nicht eine Sekunde fremd

Zu den Vorzügen meiner Profession gehört es, jeden Tag neue und meistens spannende Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Ich bin seit 38 Jahren Redakteur, so die korrekte Berufsbezeichnung für einen ausgebildeten Journalisten. Ich fühle mich gesegnet, dass ich bin heute meinen Beruf und mein Hobby Neugier in Einklang bringen kann. Und weil gesegnet etwas mit Christus zu tun hat, diese Geschichte…

Ein Freund, den ich – wie so viele – einst auf Facebook kennengelernt habe, ist – wie seine Familie auch – engagiert in einer Freikirche. Vergangene Woche ludt er mich zum wiederholten Mal zu einem Männer-Grillabend in der Gemeinde ein, und endlich hatte ich an dem Abend Zeit und fuhr hin. Was ich da erlebte, können Sie hier nachlesen.

Heute folgte ich dann auch seiner Einladung zu einem Gottesdienst in einer Stadt ganz nah an Düsseldorf.

Vorweg: Der ein oder andere von Ihnen weiß, dass ich 1981 von der evangelischen Amtskirche zur Katholischen Kirche konvertiert bin. Ich habe oft darüber geschrieben, wie es mir mit dieser Entscheidung erging und heute noch ergeht. Kurz: Ich ruhe in mir und meinem christlichen Glauben, und kaum eine Woche, an dem ich nicht neue Dinge erlebe und lerne. Das Leben ist ja überhaupt ein ständiger Prozess des Lernens und – wenn es gut läuft – der Weiterentwicklung.

Vielleicht ist Ihnen im Absatz zuvor aufgefallen, dass ich katholisch mit einem großen „K“ und evangelisch mit einem kleinen „e“ geschrieben habe. Aber Sie täuschen sich, wenn Sie denken, dass machte ich, um die protestantischen Brüder und Schwester abzuwerten. Weit gefehlt. Es ist ein reiner Zufall, dass ich damals nicht zu einer Freikirche gewechselt bin. Ich hatte einfach einige katholische Freunde damals, die mich ganz selbstverständlich auf den Weg begleiteten, als ich entschieden hatte, der linken lippischen EKD-Landeskirche den Rücken zu kehren.

Ich bin wirklich gern katholisch, tief geprägt durch Papst Johannes II, bis heute „mein Papst“. Aber ich fühle mich nicht als „echter“ oder gar besserer Christ. Ich möchte nur, wenn ich Mitglied der gesamten Kirche Jesu bin, nicht über Klima, NATO-Doppelbeschluss, Gendern und Homo-„Ehe“ belehrt werden.

Ich gehe in einen  Gottesdienst, um von Jesus Christus zu hören, um mehr und mehr zu verstehen, und um zu IHM zu beten. Und das ist heute leider auch in der deutschen katholischen Amtskirche immer schwerer zu finden. Und ich finde diese Nähe bei Freikirchen und Evangelikalen genauso, als wenn ich in einer Heiligen Messe bin, wo Gott zu spüren ist, wo man ihm näher sein kann als im Alltagsleben. Ich gehe vorzugsweise zu den Messen, die von Priestern des Ordens der Legionäre Christi zelebriert werden. Die sind charismatisch, die predigen leidenschaftlich. Ich liebe die Zeit dort. Und ja, bevor Sie mir erboste Mails schreiben, ich kenne natürlich die leidvolle Geschichte um den verlogenen Gründer des Ordens, der seiner Gemeinschaft so schweren Schaden zugefügt hat.

Das ist ja auch immer eine Tragik, wenn man von Menschen, die mal als Apostel betrachtet hat, belogen und betrogen wird. Und die gibt es natürlich auch in den christlichen Kirchen, in anderen Religionen, in Sportvereinen, Parteien und der eigenen Familie. Wenn man sonntags in die Kirche geht, beweist man dadurch keineswegs automatisch, dass man ein gottesfürchtiges Leben lebt und wirklich an IHN glaubt, an seine Existenz. Und so wie in meiner katholischen Kirche widerwärtige Missbrauchsfälle in erschütternder Zahl geschehen sind, so kenne ich zumindest persönlich einen Evangelikalen, der ein niederträchtiger Heuchler ist und für mich ein Stück weit das verkörpert, das man wohl als „das Böse“ bezeichnet. Wenn Sie Christ sind, wissen Sie, dass sich auch dieser Mann eines Tages dafür wird verantworten müssen, was er getan hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Was ich Ihnen sagen möchte, ist, dass ich es mit dem großartigen Johannes Hartl halte, dem Leiter des Gebetshauses in Augsburg und Organisator der wunderbaren MEHR-Konferenzen, wo christlicher Glaube gemeinsam intensiv gelebt wird, wo Tausende meist junge evangelische und katholische Christen zusammenkommen, und – außer bei der Eucharistie – miteinander beten, singen und IHN feiern.

„Ich interessiere mich nicht mehr für Labels“, hat Johannes mal gesagt. In einer sich immer stärker von Gott abwendenden Gesellschaft ist es völlig irrsinig, dass wir uns noch untereinander zoffen, wie die Amtskirchen-Funktionäre das lustvoll zelebrieren, und die deutschen Gremien des Herrn Bätzing die Protestantisierung und bei manchen Themen Banalisierung der Katholischen Kirche betreiben. Es interessiert mich nicht mehr, was solche Leute sagen. Ich habe gelernt, von evangelikalen Freunden übrigens, mich immer stärker direkt auf  Jesus selbst zu konzentrieren in meinem Glaubensleben. Und ich habe katholische Priester, die noch immer katholische Priester sind und bleiben werden, egal, was Herr Bätzing und seine grünwoke Laienschar erzählen. Nie war der Begriff Laie so treffen wie im Zentralkomittee der deutschen Katholiken.

Wie hat es Dir gefallen, wollte mein Freund wissen, als wir nach dem Gottesdienst zusammen mit seiner Frau noch einen Capuccino tranken. Und ja, es war sehr gut, aber es war anders.

Die tiefe Glaube der evangelischen Christen um mich herum war überall deutlich zu spüren in dieser bis auf den letzten Platz besetzten Kirche. Der Lobpreis mit den Texten auf Videowand und die Liveband, christliche Popmusik, waren anders als in meiner angestammten Gemeinde am Niederrhein, wo man Orgel und Chorgesang vorzieht. Aber es war sehr schön, es war jung und mitreißend. So viele junge Familien, so viele Kinder. Und ich dachte, eigentlich schön, dass wir Christen die Wahl haben zwischen dem traditionellen Ritus bei den Katholiken und der modernen Form des Gottesdienstes in den Freikirchen.

Ich habe mich keine Sekunde „anders“ oder fremd gefühlt vorhin. Die Eucharistie hat mir gefehlt – natürlich, wie sollte es anders sein? Aber ich werde sicher in dieser Woche auch noch zu einer katholischen Messfeier gehen. Und ich fand es fremd, dass kein „Vaterunser“ gebetet wurde, das Gebet, dass der Herr uns aufgetragen hat zu beten…

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Das muss ich leider melden! Warum sind so viele Deutsche bloß so?

Beim Verlassen des Hauses sehe ich den Mann von der Vermieter-StaSi. Er steht neben meinem Auto und fotografiert es. Wohl, weil es dort nicht stehen darf.

Also vorab erwähnt, ich habe 200 Meter entfernt auf einem Parkdeck in unserer Wohnanlage einen eigenen Stellplatz, für den ich jeden Monat bezahle. Und zu 99 Prozent der Tage nutze ich den natürlich auch. Weil ich ja ein guter Staatsbürger sein will. Aber als ich gestern Abend nach einem wunderbaren Männer-Grillabend nach Hause kam – nachzulesen hier übrigens – regnete es. Und so beschloss ich, mich nicht 200 Meter nassregnen zu lassen, sondern den Wagen in einer Ecke vor unserer Hauswand abzustellen, wo das Fahrzeug niemanden behindert und stören sollte. Einfach nur über Nacht. Weil es regnete.

Ja, und heute Morgen, als ich den Wagen aufs Parkdeck bringen wollte, stand er da, der Blockwart vom Niederrhein, den ich eigentlich immer ganz nett fand, wenn er da mit einem kleinen Wägelchen übers Gelände düst und die richtigen Mülltonnen am richtigen Tag an die Straße zu stellt und dann auch wieder abzuholt, wenn sie geleert wurden.

Das ist eigentlich für niemanden ein Problem, oder? Ach halt, doch! Für den Vollstrecker, der einen Auftrag hat. Und der einfach nur seinen Befehlen folgt. Kennen wir ja von früher. Nicht denken, durchziehen. Egal, ob auf dem Wachturm oder in der Kleiderkammer, wo ein paar Hunderttausend Schuhe, deren ursprüngliche Besitzer kurz vorher plötzlich verstorben worden sind, registriert werden müssen. Nicht nachdenken, Schultze, einfach machen! Jawoll, Herr Oberdingsirgendwas!

Nicht dass Sie denken, ich wollte unseren Hausmeister mit den Ausführenden der widerwärtigsten zwölf Jahre in der deutschen Geschichte gleichsetzen. Das verbietet sich von selbst! Aber mir fällt immer wieder dieser deutsche Untertanengeist auf. Dieses unbedingt gehorchen wollen, wenn etwas von oben angeordnet wird. Warum ist das so?

Beispiele gibt es ohne Ende von harmlos wie heute Morgen vor unserer Haustür bis am Schluss über die wunderbare Geschichte vom Hauptmann von Köpenick bis  – ganz am bitteren Ende – zum Eichmann-Prozess 1961, wo der Organisator des millionenfachen Mordes an Juden allen Ernstes auf „Nicht schuldig!“ plädierte, weil er ja nur seinen Befehlen gefolgt habe.

Wir können auch ganz harmlose Beispiele nehmen, eines habe ich in meinem Buch „Bürgerlich, christlich sucht…“ 2017 erzählt. Den Mann in blauer Uniform – Uniform ist wichtig – vom Ordnungamt Tönisvorst (Niederrhein), der mir ein Knöllchen ausstellte, weil ich etwa 2 Minuten falsch geparkt hatte, ohne irgendjemanden zu behindern oder versperren. Ich fragte den leicht übergewichtigen Mann vom Staat, warum das denn jetzt sein müsse. Und er zeigte hinter sich über die Schulter und sagte: „Weil da ein Schild steht.“

Ja, da kann man nichts machen, wenn da ein Schild steht, oder? Schon gar nicht hinterfragen, warum das Schild da steht oder gar, ob es sinnvoll ist, es da hinzustellen. Deutsche befolgen! Im Grunde habe ich ja noch Glück gehabt mit den 10 Euro, die ich natürlich schnell bezahlt habe, damit er mich nicht auch noch  beim Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall meldet…. Oder wenn auf dem Schild gestanden hätte: „Zünden Sie bitte unverzüglich Ihr Auto an!“ Nicht auszudenken…

Mit fiel heute Morgen auch direkt wieder eine Geschichte aus der Nachwendezeit in Sachsen ein. In der DDR war der Zusammenhalt ja deutlich besser als hier bei uns im konsumorientierten Westdeutschland, hat man mir damals immer wieder erzählt. Und ich glaube, ich verstehe, was damit gemeint ist. Ja, ich bin überzeugt, dass es im Alltag in einer Diktatur – die manche ja sogar wieder zurücksehnen, wie ich gerade staunend lese – sinnvoll ist, in der Familie und mit den Nachbarn fest zusammenzuhalten.

Aber erinnern Sie sich noch an den früheren sächsischen CDU-Innenminister Heinz Eggert, gelernter Theologe? Als der unbequeme DDR-Deutsche nach der Wende seine Stasi-Akten einsehen durfte, entdeckte er, dass insgesamt 26 seiner Nachbarn an der Straße seines Wohnortes sporadisch oder regelmäßig der Stasi – der Staatssicherheit – berichteten, was der Heinz so macht. Kennzeichen von Autos vor seinem Haus notierten und dann dem Führungsoffizier meldeten. Wer zu Besuch wie lange im Haus der Eggerts war. Wurde laut gelacht? Haben sie Alkohol getrunken? Und hat einer sogar das Arbeiter- und Bauernparadies kritisiert?

Dass es die Stasi gab, war an sich schon schlimm. Aber das allgemeine Denunziantentum…einfach nur ekelhaft.

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Auf Dauer ist Peking die einzige globale Herausforderung für den Westen

Der Angriff Russlands auf die Ukraine überdeckt seit drei Monaten jedes andere Thema in diesem Teil der Welt und damit natürlich auch in Deutschland. Putins Russland und der aggressive globale Islamismus – so denken viele Deutsche –  sind außenpolitisch unsere größten und gefährlichsten Herausforderungen. Doch diese Sichtweise ist verengt. In Südostasien lauert eine ungleich größere Herausforderung auf Deutschland, Europa und die westliche Welt: China.

China hat eine Strategie, die es seit Jahrzehnten beharrlich verfolgt. China will die global bestimmende Macht werden. Und China hätte das Zeug dazu, die Vereinigten Staaten als Führungsmacht irgendwann abzulösen, weil Peking viel klüger vorgeht, als der Islam und Russland sowieso, das mit seinem imperialen Gehabe gerade alles einreißt, was es positiv in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut hat.

Die Russische Föderation stützt sich einzig auf ihre reichhaltigen Öl- und Gasvorkommen im Boden und natürlich auf die gewaltigen Weizenproduktionen, die große Teile der Welt vor Hunger bewahren – jedenfalls bisher. Und natürlich auch auf seine Atomwaffen. Die so hochbewertete Armee zeigt seit dem 24. Februar 2022 dagegen, was für eine desorganisierte und unmotivierte Durchschnittsstreitmacht sie tatsächlich ist. In einer Woche in Kiew und dann zurück nach Hause? War wohl nichts. Da hat sich ein „Stratege“ im Kreml selbst entzaubert.

Auch die islamischen Staaten sind – differenziert betrachtet – für den Westen interessanter als Russland. Zum einen Steinzeit-Länder wie Afghanistan, Somalia oder Jemen, die nur insofern wichtig für uns sind, als dort weiter terroristische Krebsgeschwüre wuchern. Hier sind die Demokratien und das christliche Abendlang gefragt, stets ein Auge drauf zu behalten, dass Al-Kaida und der IS nicht wieder ihr mörderisches Haupt aufrichten und uns bedrohen können. 9/11 und der Angriff auf Paris am 13. November 2015 sind nicht vergessen und dürfen niemals vergessen werden, sonst erleben wir irgendwann wieder Ähnliches oder sogar Schlimmeres. Der islamische Terror ist ein Krebsgeschwür, und der Westen darf nicht zulassen, dass sich wieder Metastasen bilden.

Interessant ist natürlich der Kurs des islamisch geprägten Staates Türkei, dessen Präsident Erdogan einen ganz anderen, für uns unberechenbar erscheinenden Kurs fährt. Zweifellos will er den Einfluss und die Macht Ankaras im Nahen Osten und Europas verstärken. So kauft er Flugabwehrraketen bei den Russen, ist Mitglied des westlichen Bündnisses NATO, mit einem extrem wichtigen Standort an der NATO-Außengrenze zum explosiven Nahen Osten, blockiert die Beitrittswünsche Schwedens und Finnlands, hält der EU Millionen Flüchtlinge vom Leib, kassiert dafür Milliarden aus Brüssel und Berlin, bombardiert die Kurden im Norden Iraks und verbreitet gute Laune im Rosengarten des Weißen Hauses beim Plausch mit Uncle Joe. Das muss Erdogan erstmal einer nachmachen.

Interessant auch die Bemühungen der reichen Öl-Staaten wie Dubai und Katar, die ihre sprudelnden Dollar-Milliarden in Tourismus, Sport, Beteiligungen in USA und Europa und nun auch in Erdgasgeschäfte mit Deutschland stecken. Die Scheichs denken voraus, sie wollen weiter ganz vorn dabei sein, wenn irgendwann das Öl nicht mehr sprudelt. Sie investieren in ihre Zukunft. Schade, dass Präsident Putin keine Zeit hat, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen.

Und wenn wir gerade dabei sind: Pakistan ist auch ein islamisches Land, und es hat Atomwaffen. Direkt daneben liegt der aufstrebende Riese Indien. Der hat auch Atomwaffen. Und weil der mit Moskau rummacht, ist Pakistan automatisch unser Freund. Oder so. Aber ist er das wirklich? Freund der Amerikaner wollen sie auf jeden Fall bleiben, auch wenn ihr Geheimdienst ISI gern mit den Taliban im Nachbarland kungelt.

Ist der Iran nun soweit?

Und dann wollen wir auch nicht diese Mittelmacht Iran vergessen, der Unruheherd schlechthin im Nahen Osten. Der Gegenspieler Saudi-Arabiens, der Exporteur von Terrorismus und Entwickler von Atomwaffen. Gerade las ich, dass es mal wieder so weit ist.

Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) warnt, dass der Iran „in einigen Wochen“ genug Uran angereichert haben wird, um eine Atomwaffe herzustellen. „Das wird passieren“, sagte Grossi am Montag in Wien.

Für einen Atomsprengkopf braucht ein Staat etwa 50 Kilogramm angereichertes Uran mit einem Reinheitsgrad von 90 Prozent. Der Iran besitzt laut IAEA bereits 43 Kilogramm mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Da ist es nicht mehr weit…

Kann insbesondere der Staat Israel – ebenfalls Atommacht – und kann Europa zuschauen, wenn ein fanatisches Mullah-Regime in den Besitz einer solchen Waffe kommt? Zumal es in der Vergangenheit immer wieder Führer in Teheran gab, die davon schwafelten, Israel von der Landkarte auslöschen zu wollen? Ich denke, hier können die USA, Europa und insbesondere Israel nicht tatenlos zuschauen.

Es gibt ganz viele Facetten in diesem großen Spiel, weit mehr, als man in einem einzelnen Beitrag hier schildern kann. Im Grunde müsste ich mal ein Buch darüber schreiben, was ich zu diesem Thema inzwischen alles an Informationen habe.Wenn ich bloß nicht seit vier Jahren schon an einem anderen Buch schreibe, dass jetzt endlich mal fertig bekommen sollte.

Aber ein Aspekt fiel mir heute noch auf zum Thema China. Der Rote Drache kauft ja seit vielen Jahren Beteiligungen an ertragsreichen und strategisch wichtigen Unternehmen in den USA, Europa und anderen Teilen der Welt. Da geht es um Hightech und die Möglichkeit, weiter Wissen zu klauen, wie sie das seit vielen Jahren tun. Da geht es aber auch um verschachtelte Beteiligungen zum Beispiel an Versicherungsunternehmen, um sich Zugang zum europäischen Bankensystem zu verschaffen.

Heute überraschte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit einer Aussage im „Handelsblatt“, er und das Bundesland würden eine denkbare Übernahme von Mercedes durch chinesische Investoren „im Notfall verhindern“.

Denn die bereits jetzt starke Stellung von zwei chinesischen Großinvestoren bei Mercedes hatte in der Vergangenheit Ängste ausgelöst. Der Stuttgarter Dax-Konzern befindet sich bereits zu knapp einem Fünftel in chinesischer Hand. Der chinesische Mercedes-Partner BAIC ist bei den Schwaben größter Einzelaktionär mit einem Anteil von 9,98 Prozent. Der chinesische Investor Li Shufu hält zudem über eine Firma 9,69 Prozent. Auch der Staatsfonds von Kuwait hat mit 6,84 Prozent ein dickes Aktienpaket.
Dass neben der Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nun auch der einzige grüne Ministerpräsident in der Außenpolitik klare Kante zeigen – ich muss sagen, das überrascht mich wirklich.

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