Von der Verwahrlosung der deutschen Hauptstadt

Nach zwei arbeitsintensiven Tagen bin ich gestern am späten Abend aus Berlin zurückgekommen. Ich mag Berlin, habe selbst sieben Jahre in dieser pulsierenden Metropole gelebt und als Journalist gearbeitet. Mittags eine Currywurst auf dem überschaubaren Weihnachtsmarkt direkt am Potsdamer Platz – Panzersperren angucken. Nach dem verheerenden Terroranschlag am 19. Dezember vergangenen Jahres auf den Wehnachtsmarkt am Breitscheidplatz, neben der Gedächtniskirche, hat die Hauptstadt aufgerüstet… so wie die meisten Städte in Deutschland, die Weihnachtsmärkte veranstalten oder zulassen. Kurz vor Weihnachten 2016 war der Tunesier Anis Amri mit einem LKW in die Menge gerast. Elf Besucher des Weihnachtsmarktes, die zum Feierabend noch einen Glühwein trinken wollten, starben. 55 wurden verletzt, einige von ihnen überlebten nur knapp. Ja, Deutschland ist bunter geworden, das merken wir alle inzwischen.

Aber nicht nur Angst vor dem Terror und wenig tauglich erscheinende Maßnahmen, Anschläge zu verhindern, sind das Problem, auch Politik und Justiz. Gerade wurden in Essen sechs Terrorverdächtige festgenommen, die tagelang Weihnachtsmärkte in der Ruhrmetropole ausgespäht hatten, um dort einen Anschlag zu verüben. Staatsschützer hatten sie im Visier, griffen zu, verhörten die aus Syrien stammenden Gäste unseres Landes…und seit gestern sind sie wieder auf freiem Fuß.

In Berlin unterwegs fiel mir die grassierende Verwahrlosung der Stadt auf. Natürlich, verdreckte Ecken gab es auch früher. Aber es wird immer schlimmer. Und es breitet sich aufs ganze Stadtgebiet aus. Sofas herrenlos am Straßenrand, wild geklebte Plakate, Autowrachs in der Grünanlage, überall Müll, wohin man schaut. Der Bezirk Neukölln fand mit diesem Thema immerhin das Interesse der Medien. Nach Angaben des SPD-geführten Bezirksamtes belief sich die Menge illegal abgelagerten Mülls im vergangenen Jahr 2016 auf fast 4.200 Kubikmeter, das entspricht dem Volumen von 52 Omnibussen.

Bezeichnend ist, dass die SPD-Bürgermeisterin erst handelte, als die Presse das Thema aufgriff und skandalisierte. Da Mitarbeiter des Ordnungsamtes nicht in Zivil tätig werden dürfen und zudem wegen ihrer festgeschriebenen Arbeitszeiten in der nächtlichen Haupttatzeit nicht eingesetzt werden können, sind nun sogenannte Müllsheriffs eines privaten Sicherheitsdienstes unterwegs in der Hoffnung, die Verursacher auf frischer Tat zu erwischen. Besondere Erfolge sind bislang nicht bekannt geworden.

Ein anderes leidiges Thema sind die illegalen Zeltlager. In Wilmersdorf campierten Rumänen und Bulgaren mitten in der Stadt mehr als zwei Jahre lang auf eine Brache, bis das zuständige Bezirksamt endlich die Räumung durchsetzte (die bezeichnenderweise von Protesten aus dem linken politischen Lager begleitet wurde). Weitere Lager hatten sich im Tiergarten etabliert, und auch hier sah die Politik keinen Grund, einzugreifen. Erst als im Sommer eine Berlinerin im Park von einem Bewohner dieser Lager ermordet wurde, wachten die Zuständigen auf und ließen die Camps räumen.

Ein besonders schlimmes Zeichen der Verwahrlosung ist der Zustand vieler Schultoiletten in Deutschlands Hauptstadt. Weil seit Jahren, zum Teil seit Jahrzehnten, nicht in den Erhalt der Schulen investiert wurde, sind die WCs an vielen Schulen in einem beklagenswerten Zustand. Eltern erzählen von Kindern, die in der Schule nicht essen oder trinken, um nur ja nicht die Toiletten der Lehranstalt aufsuchen zu müssen.

Und so verstetigt sich die Verwahrlosung der Hauptstadt immer mehr, geduldet von einer gleichgültigen linksgrünen Politikkaste, für die Begriffe wie Recht und Ordnung aus dem Wörterbuch des Unmenschen zu stammen scheinen.

Dass es auch anders geht, dass man selbst in einer Stadt, die schon längst verloren schien, für Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit sorgen kann, hat der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani bewiesen, der ab 1994 die Stadt, die seit den 70er-Jahren zusehends verwahrlost war, mit einer strikten Null-Toleranz-Strategie von Grund auf umgekrempelte. Die linksliberalen New Yorker wählten den knallharten Konservativen als Stadtoberhaupt, und der lieferte. 3.000 zusätzliche Polizisten auf die Straßen, die Polizeiführung gemanagt wie einen Konzern, und Richter, die durchgriffen.

Es geht also. Oder besser: Es ginge, wenn man denn wollte. Berlin allerdings hat keinen Macher wie Giuliani, sondern den grauen und profillosen Michael Müller, der an der Leine seiner radikalen Koalitionspartner Linkspartei und Grüne hängt und sich um die Zufriedenheit linker Milieus kümmert. Es ist ausgerechnet die AfD im Berliner Abgeordnetenhaus, die das Thema Verwahrlosung der Hauptstadt immer wieder zum Thema macht. Die CDU? Wahrscheinlich noch in der Nach-Wahl-Therapie…

In wenigen Wochen jährt sich der Terroranschlag vom Breitscheidplazu zum ersten Mal. Dieser Tage fiel Medien auf, dass an der Stelle, an der Menschen durch einen wahnsinnigen Terroristen zu Tode kamen, alles lieblos zusammen gekehrt worden war. Der Ort, an dem der Toten und Verletzten gedacht werden sollte. ein Müllberg aus Unrat und abgebrannten Kerzen. Auch das ein Zeichen der Verwahrlosung. Aber das soll demnächst ja schön hergerichtet werden…




Hölle von Stalingrad? Wir sondieren Jamaika….

In der aktuellen Ausgabe der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) wird an die „Hölle von Stalingrad“ erinnert, den sowjetischen Kessel an der Wolga, in dem vor 75 Jahren 270.000 Soldaten in der Falle saßen. Eine Falle, die für die meisten von ihnen den Tod bedeutete. Welche anderen Medien in Deutschland erinnern dieser Tage an dieses historisch ungemein bedeutenes Ereignis? Eine kurze Suche in Google erbringt ganze zwei aktuelle Treffer: „Die Welt“ und die „Main-Post“. Immerhin.

Wer erinnert an solche Ereignisse, an das grenzenlose Leid, an ihre Relevanz für den weiteren Gang der Weltgeschichte? In einem Land, in dem selbst der Volksaufstand 1953 in der DDR längst vergessen, längst verdrängt ist und in dem nur noch ein Viertel der Bürger wissen, was eigentlich Pfingsten ist.

Zwei der letzten überlebenden Veteranen der Schlacht um Stalingrad werden in der JF interviewt. Von beiden ein Satz, der es wert ist, der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben. Manfred Hildebrand, ehemaliger Gefreiter und Offiziersanwärter aus Sachsen, sagt dem Reporter: „Mit Stalingrad, da begann der Untergang Deutschlands. Und ich sage Ihnen, auch wenn Sie es vielleicht nicht verstehen, ich leide bis heute darunter.“

Nikolaus Giebels, ehemaliger Obergefreiter, ein Panzergrenadier, erinnert sich: „Stalingrad, das war wirklich die Hölle. Aber der ganze Krieg war für mich die Hölle. Meinen Bruder Martin begegne ich manchmal im Traum. Den Krieg versteht nur, wer ihn erlebt hat.“

Jeder Schüler in Deutschland sollte das lesen. Jeder sollte begreifen, welch ein Wahnsinn der Krieg ist. Ist ein anderes Land „der Feind“? Nein, der Krieg selbst ist der Feind des Menschen.

In seiner brillanten Kolumne schlägt JF-Herausgeber Dieter Stein den Bogen zum real existierenden Volkstrauertag in Deutschland. Ist es falsche Heldenverehrung, die so betrieben wird? Eine Verklärung der Schandtaten eines mörderischen Verbrecherregimes, getrieben von Großmachtstreben und Rassenwahn? Oder doch die Erinnerung an den Wahnsinn des Krieges und an die teuflischen Führergestalten, die Millionen 19-Jährige in Uniformen gesteckt und als Kanonenfutter verheizt haben? Stein schreibt über die Gravuren auf den Gedenktafeln eines Soldatenfriedhofs: „Wessen Hand streift noch über die Inschriften, wer nennt halblaut ihre Namen?“

Nur wenige Medien erinnern heute in Deutschland an die Hölle von Stalingrad. Aber alle berichten ausführlich über die Jamaika-Sondierungen…




GASTSPIEL SEBASTIAN REISCHMANN mit guten Argumenten für eine Minderheitsregierung

Fälschlicherweise wird von den politischen Führungen aller Parteien und den Medien so getan, als bestünden nur die Möglichkeiten einer Jamaika-Koalition oder Neuwahlen. Wer so denkt, denkt nicht in politischen Inhalten, sondern rein mathematisch, um auf mindestens 355 Sitze zu kommen. Wer sich die Inhalte betrachtet, muss zu dem Ergebnis kommen, dass das unwürdige Jamaika-Drama, das nun seit Wochen aufgeführt wird, zur Katastrophe führen muss.

Einerseits würde eine solche Koalition Stillstand für unser Land bedeuten oder sogar weitere fatale (Fehl-)Entscheidungen treffen. Zudem hätte ein solches Bündnis gravierende negative Folgen für die Stabilität unseres politischen Systems, und eine weitere Zersplitterung des Parteienspektrums wäre die unvermeidliche Folge.
Tatsächlich verfügen Union und FDP über 46 Prozent der Sitze im Deutschen Bundestag und es gibt keine Möglichkeit, gegen Schwarz-Gelb Politik zu machen oder im Klartext: Dieser Bundestag wird nichts aber auch gar nichts entscheiden, was Union und FDP nicht wollen – solange es denn Union und FDP mit ihren Wahlprogrammen ernst meinen und es selbst nicht wollen.

Möglich und sinnvoll ist daher eine schwarz-gelbe Minderheitsregierung. Jetzt gibt es eine ganze Reihe politischer Leichtmatrosen, die eine solche Konstellation als instabil bezeichnen. Schnell wird die argumentative Überforderung auch hier mit Phrasen zur internationalen Politik zu kaschieren versucht. Bei rein oberflächlicher Betrachtung mag diese Schutzreaktion aus Angst vor der eigenen Courage, die notwendig ist, um diesen Schritt zu beschreiten, noch einleuchten.

Durchdenkt man diese Option jedoch ganz konkret, so wird jeder klar denkende Mensch sehen, dass eine schwarz-gelbe Regierung nicht weniger stabil wäre, als jede andere Option. Die Regierungsbildung an sich würde ein paar Tage länger dauern, da zunächst eine absolute Mehrheit von mindestens 355 Sitzen nötig wäre, über die Union und FDP nicht verfügen. 14 Tage und ggf. weitere Wahlgänge später, reichen Union und FDP jedoch die einfache Mehrheit der Stimmen und sie könnten einen neuen Kanzler wählen. Verhindern könnte das nur ein gemeinsamer Gegenkandidat von Kommunisten, Grünen, SPD und AFD – mir jedenfalls fehlt jede Vorstellungskraft dazu, dies als realistisch und damit als Gefahr für Schwarz-Gelb anzusehen. Der neue Kanzler ernennt seine Minister und die neue Bundesregierung ist arbeitsfähig wie jede andere Bundesregierung seit 1949 auch.

Natürlich besteht das Risiko, dass die Regierung mit Gesetzesvorhaben scheitern kann. In den meisten Fällen wird das jedoch nicht passieren, da zur Beschlussfassung die einfache Mehrheit reicht. Es müsste kein Abgeordneter einer anderen Fraktion zustimmen, sondern es würde reichen, wenn sich je nach Thema maximal ein Drittel einer anderen Fraktion enthält. Der helle Kopf hat jetzt schon gemerkt: Dadurch würde eine schwarz-gelbe Koalition schon mal mindestens soviel schwarz-gelbe Politik durchsetzen können, wie es in einer Jamaika-Koalition möglich wäre. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dadurch deutlich mehr bürgerliche Politik gemacht werden könnte als bei Hinzunahme der Grünen. Jedes Gesetzesvorhaben, das tatsächlich scheitert, würde es auch bei Jamaika nicht geben. Unter Schwarz-Gelb gibt es jedoch die realistische Option, während es bei Jamaika schon qua Koalitionsvertrag ausgeschlossen wäre, dass es überhaupt zu einem solchen Gesetzesvorhaben kommt.

Kurzum: schwarz-Gelb hat null Risiko. Man bekommt mindestens das durch, was man auch mit Jamaika durchsetzen könnte, muss dafür aber keine grünen Inhalte übernehmen und die eigene Glaubwürdigkeit opfern. Wahrscheinlich bekommt man jedoch deutlich mehr eigene Politik umgesetzt. Im Bundesrat muss man sich ohnehin mit Grünen und Roten einigen, aber diesen Prozess erleichtert auch ein Jamaika-Koalitionsvertrag nicht.

Abseits von der technischen Umsetzung sind linke Inhalte bei der Bundestagswahl krachend gescheitert. Einen wieder und wieder herbei geredeten Wählerauftrag für Jamaika gibt es schlichtweg nicht. Rot-Rot-Grün verfügt gerade mal über 40 Prozent der Sitze und es gibt daher einen klaren Wählerauftrag für eine Ende links-grüner Politik. Wenn eine neue Bundesregierung unter Zuhilfenahme der Grünen weiterhin linke Politik macht, also Politik, die nur eine Minderheit will, während sie von einer Mehrheit abgelehnt wird, haben wir statt einer Minderheitsregierung eine Minderheitenregierung. Im Interesse der Glaubwürdigkeit aller Parteien und für die Stabilität unseres politischen Systems ist deshalb eine Minderheitsregierung die deutlich bessere Option als eine Minderheitenregierung!




GASTSPIEL KIRSTINE FRATZ über die Zukunft der Emanzipation

Was ist los mit den Männern und Frauen im gegenwärtigen Zeitgeist? Es herrscht eine große Verunsicherung, wie der eine noch mit der anderen Umgang pflegen soll. Was ist noch flirten und wo fängt sexuelle Übergriffigkeit an? Und warum geht auf einmal gar nicht mehr, was früher irgendwie normal war? Der Allgemeinplatz von „Und ewig lockt das Weib“ wird gerade zum Problem und keiner kennt sich mehr aus.

Der männliche Trieb ist jetzt kein Instinkt mehr, sondern ein pathologisches Verhalten geworden. Das „Kavaliersdelikt“ hängt hoch aufgehängt am öffentlichen Pranger und Männer in Machtpositionen haben ihren Respekt verspielt, weil sie unter Generalverdacht stehen, ständig auf Missbrauchschancen zu lauern. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich auch das Flirten gerade zu einem Spaziergang durch ein Mienenfeld. Man könnte meinen, dass momentan alle sorgfältig gepflegten Privilegien für das männliche Verlangen nach Frauen ihre Gültigkeit verlieren und sich gegen sie verkehren.

Was ursprünglich mal gedacht war als System, um vor sich und anderen Männern als toller Hecht dazustehen, kehrt sich gerade gegen das männliche Ego und macht aus ihm eine ziemlich traurige Figur, dem jede gesellschaftliche Anerkennung entzogen wird. Und weil das so ist, trauen sich die betroffenen Frauen zunehmend aus Ihrer Deckung, in der sie mit Ihrer Scham ausgeharrt haben, weil die Zeit nicht reif dafür war. Jetzt scheint ihr Leid gesellschaftlich anerkannt, und der Täter hat anschließend seinen Status verwirkt. Heute haben sie das gesellschaftliche Back Up für ihre Anklage – die Zeiten haben sich geändert.

Bei allem Leid, das momentan zu Tage kommt, und bei allen Problemen, die in dieser Hinsicht noch auf Frauen warten, wage ich zu behaupten, es ist eine gute Zeit für Frauen. Sie haben die gesellschaftliche Legitimation dafür, den Mann, egal in welcher Position, in seinem sexuellem Verhalten in Frage zu stellen und ihn der öffentlichen Bewertung preiszugeben. Damit setzen sie nicht nur Grenzen, die gerade alle verunsichern, sondern schieben eine interessante Dynamik an.

Frauen fühlen sich anscheinend zunehmend immer weniger verantwortlich für die erotischen Anforderungen, die Mann an sie so stellt. In Zukunft könnte das bedeuten, das Frauen ihr Selbstbild immer unabhängiger von der männlichen Vorstellungswelt machen.

Ein Grund dafür ist, dass Frauen die nächste Stufe der Emanzipation eingeläutet haben. Erst haben sie sich von den dienenden Funktionen gelöst, welche die männlich dominierte Gesellschaft ihnen zugeteilt hatte. Sie haben sich das Leben des Mannes zum Vorbild genommen und ihre Rechte erkämpft, um es der Freiheit und Unabhängigkeit von den Männern gleich zu tun. Das Leben der Männer wurde zu ihrem Referenz-Modell für Emanzipation und Selbstbestimmung, sie hatten ja auch kein anderes.

Nachdem dieser Ansatz in weiblichen Lebensmodellen und gesellschaftlichen Perspektiven schon sehr weit gekommen ist, stellt sich jetzt zunehmend die Frage, ob das wirklich echte Weiblichkeit ist oder immer noch eine männlich definierte Weiblichkeit nur mit anderem Vorzeichen?

In den gesellschaftlichen Nischen des moderne-Frau-sein überlegt man gerade, was das Wesen einer Weiblichkeit ist, die sich jenseits der Vorstellungen, Beurteilungen und Verurteilungen von Gesellschaft und Mann entfaltet? Diese Frage treibt immer mehr junge Frauen aus unseren Breiten um, und sie machen sich gerade auf, das herauszufinden. Sie diskutieren das nicht in öffentliche Debatten oder sitzen in renommierten Talk-Runden zwischen Meinungsvertretern von “Popo grabschen ist doch nicht so schlimm!“ und Vorkämpferinnen der Emanzipation, die sich in endlosen Streitereien zwischen altem Machtanspruch, demographischer Verschiebung, Kind/Karriere und dem biologischen Auftrag von Frauen herumplagen.

Was die Welt von Ihnen erwarte,t blenden Sie gerade betont aus. Sie haben genug Selbstbewusstsein, um ihrer Weiblichkeit selbst Form zu geben und vertrauen der Gesellschaft gerade nicht, dafür einen brauchbaren Beitrag zu leisten. Die blühende Szene nennt sich Woman Circle und nimmt vielerorts richtig Fahrt auf. Die Idee dahinter ist, das es sie gibt, die weibliche Urkraft, die Quelle, die Freude, die Liebe, einfach weil man eine Frau ist. Sie wollen suchen und finden was sich die Gesellschaft irgendwann mal unter den Nagel gerissen und für ihre Zwecke missbraucht hat. Sie wollen mehr und mehr diesen Kern in sich finden, der wirklich selbstbestimmt funktioniert und sie stark und kraftvoll macht mit femininen Vorzeichen.

Wenn sie diesen Kern finden und etablieren, dann hätte die Gesellschaft in der Tat zu großen Teilen die Kontrolle über Frauen verloren. Denn wenn die nächste Generation Frauen lernt, ihr Selbstbild auch jenseits von äußeren Erwartungen zu stabilisieren, dann passiert etwas Ungeheuerliches. Sie geben sich dann nicht nur selber die Form, sondern hören auch auf, formgebend für das Selbstbild der Männer zu sein. Und weil diese Entwicklung bewusst und unbewusst im vollen Gange ist, sind die Frauen zunehmend kompromisslos geworden, wenn es darum geht still zu halten, damit Mann klar kommt. Und das ist natürlich erst einmal sehr verwirrend und auf einmal kennt sich keiner mehr aus.

Die patriarchischen Strukturen haben gewährleistet, dass Institutionen und Männer eine große Kontrolle über Frauen hatten. Somit war sie eine berechenbare und konstante Größe für die Stabilität u. a. des männlichen Selbstbildes. War sie dann doch mal auf Abwegen, hatten Staat und Mann das Recht, auf Ihrer Seite sie entsprechend zu sanktionieren, damit sie ganz schnell wieder ihre formgebende Funktion einnahm und Mann in sich und vor den anderen nicht ins Wanken geriet. Diesen Mechanismus kann man noch in vielen Teilen der Welt beobachten, teilweise versehen mit den ungeheuerlichsten Sanktionen und Präventivmaßnahmen, damit Frau ja nicht auf die Idee kommt, sich frei zu machen von der männlichen Abhängigkeit bezüglich ihres Verhaltens.

Die Woman Circle-Bewegung will diesen Wahnsinn versöhnen. Sie tragen nicht den Geschlechterkampf weiter, sondern sind bereit für für den Frieden. Aber nicht auf der Basis von Gewinnern und Verlierern, sondern auf der Basis von einem Neustart. Denn wenn Sie ihre wahre Weiblichkeit gefunden haben, dann wünschen sie sich, dass es die Männer ihnen gleichtun. Sie hoffen auf eine Männlichkeit, die sich unabhängiger macht von ihrem Erwartungsdruck gegenüber Frauen und freier wird von den Anforderungen der Gesellschaft bezüglich ihres Selbstbilds.
Freie Frauen wollen freie Männer und die hat das Patriarchat eben auch nicht hervorgebracht. So dürfen wir gespannt sein, welche Chancen in dem momentan öffentlich gemachten Leid für Mann und Frau noch stecken. Arbeitet sich diese Zeitgeist-Dynamik weiter durch unsere Lebensbereiche, dann könnte die Aussage der Feministin und Schauspielerin Emma Watson vielleicht zukunftsfähig sein.

“Both men and women should feel free to be sensitive. Both men and women should feel free to be strong… it is time that we all perceive gender on a spectrum not as two opposing sets of ideas.”

Auch wenn man jetzt denkt, dass wird nie passieren, dann entsteht hier doch gerade ein neuer Zeitgeist- Sehnsuchtsort und damit eine verlockende Idee. Behalten wir im Blick, welche Kraft sie noch entfaltet!

Von Kirstine Fratz ist erschienen: „Das Buch vom Zeitgeist und wie er uns vorantreibt“.

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The Donald: Von den Höhen und Tiefen im ersten Jahr

Bald ist Donald Trump ein Jahr Herr im Weißen Hauses und zweifellos der mächtigste Mann auf diesem Planeten. Und mancher Zeitgenosse kann es immer noch nicht fassen, wie das passieren konnte. Kann man schon objektiv bewerten, wie gut oder schlecht er seinen Job macht? Natürlich nicht, dazu ist die Zeit viel zu kurz. Sehen wir es positiv: die Welt ist nicht aus den Fugen geraten, es gab keinen neuen Krieg, und wenn es einen geben wird, dann in Südostasien und es wird nicht die Schuld von Trump sein. Die Vereinigten Staaten sind als globaler Ordnungsfaktor – Spötter nennen das „Weltpolizist“ – weiterhin unverzichtbar. Wer das nicht glauben will, der betrachte die derzeitige unselige Allianz zwischen Russland und dem expansivem Iran. Der Mullah-Staat ist eine extreme Bedrohung Israels, so wie auch Nordkorea seine Nachbarn bedroht. Nun fliegt Trump zu Staatsbesuchen in Asien und lässt als Vorauskommando erstmal ein paar US-Bomber über die koeranische Halbinsel patrouillieren. Es bleibt spannend.

Zu erwähnen sind natürlich die Fehlschläge Trumps, geschuldet einer unprofessionellen Administration, falschen Personalentscheidungen zu Beginn der Amtszeit, Knüppelwürfen aus der eigenen Republikanischen Partei. Obamacare abschaffen – Pustekuchen! Mauer zu Mexiko bauen – Rohrkrepierer! Einfreiseverbote für Muslime – Schlag ins Wasser! Eine Erfolgsbilanz sieht anders aus.

Gäbe es da nicht die wunderbare First Lady Melania, die uns schon bei der ersten Nahost-Reise begeistert hat, als sie den Prinzen munter die Hände schüttelte und das Tragen eines Schleiers rundheraus ablehnte. Melania Trump ist die erste emanzipierte First Lady in der Geschichte der USA, behauptete damals die großartige Autorin Birgit Kelle in einem Essay in Der Welt. Ich finde, da hat sie mal wieder absolut recht. Und in den nächsten Tagen, wenn Melania in Japan untrwegs ist, wird sie ausschließlich von weiblichen Bodyguard_*Innen (richtig?) begleitet. Die werden schwarze Stoffhosen, schwarze Blazer und weißes Hemd tragen. Stylisch ist die Show auf jeden Fall. Also: Pluspunkt!

Und dann die Medien-Aktivitäten des Präsidenten. Für mich als Medienmenschen einfach nur genial. Donald Trump ruft keine Chefredakteure an, um zu fragen, ob man Interesse an einem Interview hat. Er beantwortet Fragen von Journalisten nur, wenn er gerade in Stimmung ist. Trump twittert! 41 Millionen Menschen rund um den Erdball erreicht er jeden Morgen von seinem Frühstückstisch aus direkt mit einem Spruch zur Weltlage. Unter den Lesern sind tausende Journalisten, die dann in ihren Medien auf der ganzen Welt darüber brav berichten. Professionellere Medienarbeit ist nicht vorstellbar. Auch wenn sein Twitter-Konto in der Nacht zu Freitag elf Minuten offline war. Verbesserungspotential hat Trump noch reichlich…




Der Letzte macht bitte das Licht aus! Zum Ende der Online-Tageszeitung TheGermanZ

3, 2, 1.. so, das war’s, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde von TheGermanZ! Mit dieser Ausgabe ist das Projekt einer bürgerlich-konservativen Online-Tageszeitung Geschichte. Die Gründe dafür sind weit vielschichtiger als dass das Geld nicht reichte. Aber klar, das Geld reichte auch nicht. Früher hätte ich trotzdem weitergemacht, weil es schon irgendwie gut gehen wird, wenn man sich bemüht. Und auch jetzt bin ich davon überzeugt, dass TheGermanZ das Potential hätte, auch wirtschaftich ein erfolgreiches Medienunternehmen zu werden. Aber ich bin kein Unternehmer, ich will einfach schreiben, reden, diskutieren und senden. Bilanzen lesen, Verträge aushandeln, Geld einsammeln, Anzeigen verkaufen – das können andere viel besser als ich. Und es gibt andere Medien, die sich darauf freuen, wenn ich bei Ihnen schreibe und sende, denn der Markt für Bürgerliches, für Konservatives, Liberales und Christliches ist in Deutschland derzeit so groß, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Medien sollten aufpassen, den anfahrenden Zug nicht zu verpassen…

Ich danke Ihnen allen! Den rund 11.000 Lesern am Tag, die TheGermanZ als seriöse Tageszeitung geschätzt haben. Ich danke den 285.080 Lesern, die wenigstens ein einziges Mal hier einen Beitrag gelesen haben. Und besonders danke ich den freien Autoren und unseren großartigen Kolumnisten Kirstine Fratz, Peter Winnemöller, Martin D. Wind, Felix Honekamp, Dr. Patrick Peters und Ralf Grengel. Was diese klugen Köpfe und exzellenten Schreiber abgeliefert haben, muss wahrlich keinen Vergleich im vielfältigen und durchaus ansprechenden Medienangebot unserer Milieus scheuen. Ein besonderer Dank auch an unseren phantastischen Grafiker Peter Esser, der unser letztes Titelbild im Tausch gegen ein signiertes Buch von Birgit (“Muttertier”) und eines von mir (“Bürgerlich, christlich sucht…”) gezaubert hat….

Gibt es eine Chance auf ein Revival? Eine Chance gibt es immer! In den vergangenen Tagen haben uns viele Leser geschrieben und Ideen vorgetragen und Abo-Bestellungen angeboten. Und es haben sich tatsächlich drei ernsthafte Interessenten gemeldet, die das Know How und das Geld hätten, TheGermanZ im bekannten Stil und mit gleicher bürgerlicher Grundhaltung wiederzubeleben. Reden kann und wird man immer, was daraus wird oder ob überhaupt etwas daraus wird, werden wir sehen. Auch ich als Zuschauer.

Ein bisschen wehmütig bin ich dennoch in diesen Minuten, denn TheGermanZ war nicht irgendein Job. Den Kampf um eine bürgerliche Mehrheit in Deutschland, den Kampf darum, dass endlich nicht mehr linksgrüne Netzwerke üppigst mit unseren Steuergeldern ausgestattet werden, den Kampf gegen den Gender-Schwachsinn und die gefährliche Frühsexualisierung unserer Kinder, den Kampf gegen den Großangriff auf die traditionelle Familie in Deutschland will ich gern mit möglichst vielen von Euch auch in Zukunft gemeinsam führen.

Viele von Euch und Ihnen kennen meinen Blog, den es weiterhin geben wird. In den nächsten Wochen und dann wieder ab März 2018 werde ich bei vielen Veranstaltungen meine politischen Überzeugungen vortragen und diskutieren, in Norddeutschland ebenso wie in Nordrhein-Westfalen, in Sachsen ebenso wie in Bayern. Leser meines Blogs, die sich dort registrieren, erhalten kostenlos jeden Freitag einen Newsletter mit interessanten Links, Terminen und dem Angebot unseres Buchshops, mit dem wir unsere Arbeit neben Spenden finanzieren. Bald ist Weihnachten, warum soll nur amazon profitieren?




Die Zeit ist reif: Von Sebastian Kurz lernen, heißt siegen lernen!

„Das Wahlergebnis zeigt, dass der Wunsch nach Veränderungen sehr groß ist in Österreich.“ So analysierte der Chef der rechtskonservativen Freiheitlichen Partei FPÖ, Heinz-Christian („HC“) Strache, gestern Abend seinen Wahlerfolg. Der Wunsch nach Veränderungen ist groß in Österreich, das stimmt. Der Wunsch nach Veränderungen ist überall in Europa groß, in den USA war er so groß, dass er sogar Donald Trump ins Oval Office spülte. Und in Deutschland ist der Wunsch nach Veränderungen ebenso groß. Am Abend wurde in einer TV-Analyse präsentiert, dass 57 Prozent der Deutschen der Auffassung sind, zwölf Jahre Bundeskanzlerin Angela Merkel seien genug.

In Niedersachsen hat die SPD gewonnen, und die CDU verloren. Die programmatisch entkernte Merkel-Union ist trotz Auftrag zur Regierungsbildung im Bund ein Schatten ihrer selbst. Keine frischen Ideen, keine beflügelnden Zukunftsvisionen… Und dann das Führungspersonal: kein Esprit, nichts Frisches, keine Begeisterung: Merkel, Tauber, Kauder und Altmaier. Fehlt noch, dass sie Herrn Polenz ins neue Kabinett holen…

Vergleichbar war auch die Situation bei der österreichischen Schwesterpartei der Union. Die ÖVP war genau so satt, selbstverliebt und lethargisch wie die Führungsriege (Einzelne natürlich ausgenommen) der selbstproklammierten Volkspartei der Mitte namens CDU. Weit weg von dem, was die Bürger denken und wollen, überhebliche Besserwisser, die sich über ihre Altersversorgung freuen.

Und nun Sebastian Kurz – 31 Jahre jung, bald der jüngste Regierungschef Europas. Ein bekennender Europäer, ein Konservativer, ein smarter Typ, der daran glaubt, dass Politik etwas zum Positiven verändern kann. Wenn man den richtigen Kompass, wenn man den Willen zur Veränderung und das Charisma hat. Die ÖVP ist die Blaupause, das Gegenmodell zur abgewirtschafteten Merkel-CDU. Es gibt auch smarte Jungs und Mädels in ihren Reihen zwischen 30 und 40 Jahren. Die Namen sind bekannt. Ich will ihnen hier nicht schaden, indem ich sie noch einmal nenne. Aber, Freunde: Die Zeit ist reif. Wann, wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt aufzustehen? Wann, wenn nicht jetzt dem Abwärtssog entgegentreten? Ja, Angela Merkel wird noch einmal Kanzlerin. Aber ihre Tage an der Spitze der CDU sind gezählt. Die Zeit ist gekommen, die Machtfrage in der Union zu stellen. Und es müssen gemäßigte Konservative sein, die diese Machtfrage stellen.

Haben Sie noch Zweifel? Dann schauen Sie auf Sebastian Kurz und was er aus der ÖVP macht. Von ihm lernen, heißt siegen lernen…




Muttis Zeit läuft ab, die Ära der jungen Männer hat auch in der Union begonnen

Eine echte Revolution gab es nicht, Rücktrittsforderungen an Angela Merkel nur vereinzelt und wenn, dann begleitet von kräftigen Buh-Rufen. Aber der Wille zu programmatischer Klarheit und einem personellen Neuanfang der Union war beim Deutschlandtag der Jungen Union in Dresden mit Händen zu greifen. Die Junge Union? Ist das nicht ein Haufen Karrieristen, die immer mal zum großen Wurf ansetzen und sich dann aber nicht trauen? Nein, genau das ist sie nicht, die Parteijugend von CDU und CSU. 110.000 Mitglieder stark, ist sie ein wichtiger Faktor bei jedem Wahlkampf ihrer Partei. Es sind die JUler, die an den Infoständen in Fußgängerzonen stehen, die den Grill beim Sommerfest der Ortsunion und die Bierbänke aufbauen. Es sind Jungunionisten, die Flyer in die Briefkästen der Haushalte verteilen, die Kandidaten bei Hausbesuchen begleiten und orangefarbene „Team“-T-Shirts tragen. Ohne die JU würde Vieles nicht mehr laufen in der träge und langweilig gewordenen Volkspartei der Mitte. Jens Spahn, den inzwishen viele in der Union als Gegenmodell zu Merkel sehen, bringt es auf den Punkt: „Glaubt denn irgendjemand ernsthaft im Saal, wir hätten in Baden-Württemberg zwölf Prozent an die AfD verloren – wegen der Pflegepolitik?“ Der Saal jubelt. Spahn wird nach seinem 40-minütigen Grußwort vom Nachwuchs der Partei gefeiert wie ein Popstar. Und manch einer wird einen kurzen Gedanken an Sebastian Kurz von der österreichischen Schwesterpartei ÖVP zugelassen haben. Neue Gesichter, junge Anführer sind gefragt bei den Bürgerlichen. Kurz macht es vor, Lindner hat es bei der FDP gezeigt und Spahn könnte der Mann der Zukunft bei der CDU sein. Mutti? Die ehrt man, aber der vertraut man nicht die Zukunft an.

Sie haben sich alle nochmal in bequeme Ämter gerettet, die Wahlverlierer. Merkel wird wieder Kanzlerin und moderiert eine Koalition mit Grünen und CSU – viel Spaß dabei! Seehofer wird in seiner CSU unverholen als Auslaufmodell betrachtet – von den eigenen Parteifreunden. Peter Gauweiler hat es knackig zusammengefasst: „Horst, es ist Zeit!“. Als Peter Tauber, der überforderte Generalsekretär in der Tradition eines Ruprecht Polenz, beim Deutschlandtag einzog, erntete er Pfiffe aus dem Auditorium. CDU/CSU-Fraktionschef Kauder fuhr bei seiner Wiederwahl ein grottenschlechtes Ergebnis der Abgeordneten ein. Und über Peter Altmeiers unsägliches Zitat aus der vergangenen Woche will ich hier gar nicht anfangen…

Sie sind die Leute von gestern, die sich hier nochmal die Pfründe und Dienstwagen gesichert haben. Ein Skandal, dass niemand, wirklich niemand von denen die Verantwortung für den katastrophalen Wahlkampf und die historische Niederlage übernimmt, die zudem – bisher ein No-Go – mit der AfD eine starke Partei rechts der Union in den Bundestag spülte. Merkels Zeit ist vorbei, sie weiß es nur noch nicht. Die Zeit der Spahns, Linnemanns und Ziemiaks (JU-Chef) hat längst begonnen.




Heute ist unser Tag: Lassen wir unseren fröhlichen Patriotismus einfach mal raushängen

von KLAUS KELLE

Herzlichen Glückwunsch zum Tag der Deutschen Einheit!

Finden Sie seltsam, diesen Gruß? Warum eigentlich?

1989 haben die Deutschen in einer friedlichen Revolution die Einheit unseres Vaterlandes (darf man das noch sagen?) erzwungen. Auf den Straßen in Leipzig und Dresden, unter großer Gefahr und ohne Wissen, ob es letztlich gut ausgehen würde. In Bonn sangen die Angeordneten „Einigkeit und Recht und Freiheit“ im alten Bundestag, Kanzler Helmut Kohl saß ausgerechnet beim Staatsbesuch in Warschau fest, als der Mantel der Geschichte wehte am 9. November. Ich hatte das Privileg, live dabei zu sein. Als Reporter des ersten privaten Radiosenders Hundert,6 in der geteilten Metropole nahm ich an diesem Abend an der Geburtstagsfeier des Gründers Ulrich Schamoni in einem Gasthaus in Neukölln teil. Politiker hielten Grußworte, die Schöneberger Sängerknaben traten auf, ich meine mich zu erinnern, dass Karl Dall auch dabei war. Chamapgner floß in Strömen, Hummer wurden auf Servierwagen durch den Saal geschoben. Ziemlich dekadent die Veranstaltung, aber der Uli war einer, der es gern auch mal krachen ließ.

Als sich dann die Nachricht von Schabowskis legendär verunglückter Pressekonferenz im Ostteil der Stadt verbreitete, gab es für uns kein Halten mehr. Lederjacke über den Smoking, rein in die Ü-Wagen, Kopfhörer auf, Mikro in der Hand und los, Weltgeschichte erleben. Bis zum Sonnenaufgang berichtete ich über den Wahnsinn an der Bornholmer Straße, am Checkpoint Charlie und morgens ab vier Uhr am Ku’damm vor der Gedächtniskirche. Interviews mit weinenden Menschen, im Gedränge Politiker wie Walter Momper von der SPD (mit dem roten Schal) und Eberhard Diepgen von der CDU. Ein Taumel der Gefühle und das Bewusstsein: So etwas werde ich nicht noch einmal erleben.

Es folgten die aufregendsten Wochen in meinem Journalistenleben. Eine dreistündige Live-Sendung vor zigtausenden Ostberlinern mit Martina und Uly vom Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz. Spannende Reportagen etwa in NVA-Kasernen, wo die Vorbereitungen der Übergabe an die Bundeswehr liefen. Die Offiziere waren mies drauf, hatten das Gefühl, gegen „den Westen“ verloren zu haben. Die Mannschaftsdienstgrade freuten sich unverholen, denn plötzlich hatten sie Rechte.

Und dann der 3. Oktober 1990, Wiedervereinigung! Der gigantische Festakt am Reichstag, wo die Fahne des wiedervereinigten Deutschlands aufgezogen wurde. Hunderttausende waren live dabei so wie ich. Und ja, ich schäme mich nicht, dass mit als Reporter die Tränen kamen als ich das Meer schwarz-rot-goldener Fahnen sah.

Aber wie feiern wir heute? Einen Festakt wird es geben im Reichstag, viele Menschen mit wichtigen aufgesetzten Mienen in dunklen Kostümen und dunklen Anzügen. Die Nationalhymne wird sicher live dargeboten und anschließend ist für die Staatsspitze und Gäste ein feines Buffet angerichtet. Rheinland-Pfalz ist dieses Mal mit der Ausrichtung des Bürgerfestes dran, in Mainz herrscht zwei Tage Ramba-Zamba. Nur in Mainz. Und im Rest der Republik?

Waren Sie mal bei den Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag dabei? Oder am 4. Juli, Independence Day in den USA? Ich schon, vor vielen Jahren in Florida, in Clearwater Beach. Berauschend, wie die Amis ihr großes Fest feiern. Mit Barbecue natürlich, mit eiskaltem Budweiser direkt aus einem Bier-Tanklastwagen. Tausende saßen auf Decken und Campingstühlen im Park, veranstalteten ein großes Picknick. Neben der großen Bühne flatterte ein beeindruckendes Sternenbanner vor dem kräftigblauen Himmel. Der örtliche Highschool-Chor sang „God bless the USA“ von dem wunderbaren Lee Greenwood:

„From the lakes of Minnesota
To the hills of Tennessee
Across the plains of Texas
From sea to shining sea
From Detroit down to Houston,
And New York to L.A
Well there’s pride in every American heart
And its time we stand and say
That I’m proud to be an American…“

Es war so ergreifend, dass ich noch heute die Gänsehaut spüren kann, die mir damals den Rücken herunterrieselte, als ich mit meiner Frau und Freunden dort in der Menge stand. Keine Überheblichkeit, kein Nationalismus, einfach ein gesunder Patriotismus, die höchst emotionale Identifikation mit dem eigenen Land. Denn darum geht es uns allen doch, die wir auch politisch engagiert sind: das Beste herausholen für unser Land, auf das wir stolz sein können. Trotz der 12 düsteren Jahre. Stolz, für das, was unsere Industrie, die Arbeiter und Ingenieure leisten. Für die besten Autos der Welt, die hier entwickelt und gebaut werden. Für das Bier, den Schweinebraten, das Oktoberfest und den Bremer Freimarkt, für den Fußball.

Warum feiern wir diesen 3. Oktober nicht so wie die Menschen in vielen anderen Ländern? Fröhlich, ausgelassen, sich selbst vergewissernd, wer wir sind und was uns ausmacht? Das darf man nicht nur wenn Fußball-WM, wenn Sommermärchen ist. Das darf man, ich meine, das muss man auch heute endlich wieder.

Wollen wir es mal versuchen, alle gemeinsam? Holen Sie die schwarz-rot-goldenen Fahnen vom Länderspiel wieder raus, hängen Sie eine Nationalfahne aus dem Fenster, bringen Sie schwarz-rot-goldene Utensilien heute wieder am Auto an! Und ärgern sie die Miesmacher von der Grünen Jugend!

Wissen Sie was? Fangen wir einfach jetzt an! Hier und heute! Zeigen Sie friedlich und fröhlich, dass man in Deutschland den Nationalfeiertag auch ausgelassen feiern kann! Starten Sie eine Aktion, laden Sie Nachbarn zum Grillen unter einer schwarz-rot-goldenen Fahne ein. Freuen Sie sich nochmal auf Youtube an dem Moment 2013, an dem der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe für wenige Sekunden unsere Fahne in der Hand halten durfte, bevor sie ihm von dieser Frau aus der Hand gerissen wurde.

Und wenn Sie ein schönes Foto von ihrer Einheits-Idee, Ihrer Fahne, Ihrem Autosticker geschossen haben, schicken Sie es uns an redaktion@the-germanz.de.

Erzählen Sie Ihren Freunden und Nachbarn davon, motivieren Sie Mitbürger, zu feiern! Und teilen Sie vor allem diesen Artikel, damit es weit verbreitet wird in Deutschland.

Und das Allerbeste: Nächstes Jahr machen wir das dann wieder!




Neues Erkenntnisse zum Stand der deutschen Einheit

von KLAUS KELLE

Sie müssen sich den Bahnhof von Bad Blankenburg ungefähr so vorstellen wie den in der Eingangssequenz des Films „Spiel mir das Lied vom Tod“… nur mit Sonne. Heute Morgen dichter Nebel über der thüringischen Provinz, man ahnt nur, dass irgendwo hinter der grauen Wand noch etwas sein muss, vielleicht sogar Zivilisation.

Da auf den zwei…nennen wir es Bahnsteigen kein Fahrkartenautomat zu finden ist, spreche ich einen jungen Mann in Sprachweite an, einer von insgesamt vier Männern, die hier scheinbar auf den Zug nach Erfurt warten. Wo ich denn ein Ticket für die Fahrt erwerben könne, will ich wissen und erfahre: „Hier gibt es schon seit Jahren keine Automaten mehr.“ Als die Deutsche Bahn abgezogen sei, habe sie auch ihre Automaten mitgenommen. Nun fahre hier nur noch die Süd-Thüringen-Bahn, ein sogenannter Regionalzug. Die hätten einen Automaten im Triebwagen, den man allerdings nur mit Bargeld bedienen könne. Ein zweiter junger Mann kommt zu uns und fragt, wann denn wohl ein Zug komme. Beide waren seit 8.15 Uhr da, um mit der Regionalbahn um 8.21 Uhr nach Erfurt zu fahren. Doch der Zug sei nicht gekommen, einfach so. Auch der eigentlich fällige Zug in Gegenrichtung sei nicht gekommen, es habe aber auch keine Durchsage gegeben, obwohl es einen kleinen grauen Lautsprecher gibt. Die beiden anderen Männer im Hintergrund mit leicht heruntergekommener Bekleidung sagen nichts und starren weiter in den Nebel. „Wir erleben gerade einen der vier Hauptfeinde des Sozialismus“, sagt der neben mir „…den Herbst.“

Wir alle warten nun auf den Zug um 9.21 Uhr. Mein Leidensgenossene neben mit sagt: „Wenn der auch nicht kommt, dann rufe ich meine Frau an.“ Der andere: „Meine Tochter wartet in Erfurt am Bahnhof auf mich, aber ich hab mein Handy nicht dabei.“

Der erste meiner Gesprächspartner, so um die 40 mit Wollmütze, Typ Rüdiger Hoffmann, vertieft sich wieder in sein abgewetztes Buch. „Entschuldigen Sie, darf ich fragen, was sie da lesen“, spreche ich ihn an und er zeigt mir den Titel „Einführung in die marxistisch-leninistische Philosophie“, ein Staatsbürgerkunde-Schulbuch aus der DDR von 1983. „Träumen Sie noch immer von der guten alten Zeit“, will ich von ihm wissen, doch er erfüllt das Klischee nicht. „Ich bin Chefarzt und komme aus Soest“, erzählt er und erinnert mich in seinem Sprachfluß unwillkührlich wieder an den Kabarettisten Rüdiger Hoffmann aus Paderborn. Das ist nicht weit entfernt von Soest im Sauerland und ich bekenne: „Ich stamme aus Lippe, auch aus Ostwestfalen. Schon irre, dass wir uns hier im Nebel auf einem Bahnhof ohne Fahrkartenautomat kennenlernen.“ Er sagt, ich solle mir wegen der Fahrkarte keine Sorgen machen. „Die kontrollieren hier nie.“

9.19 Uhr, die Männer um mich herum greifen nach ihren Taschen und Rucksäcken. „Vielleicht kommt ja jetzt ein Zug, da muss ich vorbereitet sein“, sagt einer. Mehr Defätismus geht nicht… Der Zug kommt, bzw. das was man hier für einen Zug hält: ein Triebwagen. Der ist überfüllt, aber mein neuer Freund und ich quetschen uns auf zwei Sitze gegenüber fremdländisch aussehenden Neubürgern, die man auch hier in großer Zahl trifft. Ich erzähle, dass ich am Abend zuvor bei einer christlichen Konferenz in Bad Blankenburg gewesen sei, dem wichtigsten Zentrum der Evangelikalen in Deutschland.

Auf der andere Seite des Ganges in unserem Triebwagen (schönes Wort eigentlich) sitzt ein junger Mann, der recht müde aussieht mit einer 500-Gramm-Plastikdose mit türkischem Naturjoghurt. Er schaut zu mir rüber, schaut auf sein Smartphone, wieder zu mir, wieder auf sein Smartphone und sagt dann „Klaus…?“ Ich überlege kurz, ob ich tatsächlich so heiße, denn ich habe ihn noch nie zuvor getroffen. Nachdem ich zögernd genickt habe – man weiß ja nie – stellt er sich als Ralf, ein Facebook-Freund vor. Als er seinen vollen Namen nennt, weiß ich tatsächlich wer er ist, er postet viel und ich erinnere mich, dass er ein sympathischer Typ ist. Ich freue mich ehrlich, dass wir uns mal persönlich kennenlernen, auch wenn es fahrend in einem übervollen Triebwagen ist. Der Zug hält, Ralf steigt aus, er ist DJ und kommt von der Schicht im vermutlich einzigen Club von Bad Blankenburg. Wir verabschieden uns herzlich, guter Typ. „Hier gibt es eine Pizzeria, aber die Pizza schmeckt nicht…“, sagt mein neuer Freund aus Soest neben mir. Diese Fahrt werde ich nie vergessen, wir lachen viel. „Aber es gibt hier eine Eisdiele, die ist sehr gut. Wenn Sie mal wieder hier sind…“ Ich halte das für unwahrscheinlich. Bis Erfurt erzählt er mir Geschichten aus dem real existierenden Osten, der ja nun eigentlich der Westen ist. Auch in Erfurt gibt es eine gute Eisdiele, die ich mal besuchen soll. „Riva“ heißt die, und die Chefin dort könne noch viel launigere Anekdoten erzählen als er. Also wenn ich mal wieder in der Nähe sei… Wir sind fast in Erfurt, von dort geht es rüber. Einen kurzen Blick darf ich noch wagen in das Buch meines amüsanten Gesprächspartners. Ich lese „Der dialektische und historische Materialismus – untrennbarer Bestandteil der Weltanschauung der Arbeiterklasse…“ Ja, so ist das wohl hier…