Keine Kompromisse mehr: Ich suche mir eine andere Gemeinde

Ich lebe seit eineinhalb Jahren in Brandenburg, und es gefällt mir sehr. Kleine Stadt, freundliche Nachbarn, viel Grün, viel Wasser, niemand plärrt „Allahu Akbar“ vom Minarett, dafür ist heute „Brandenburger Landpartie“ mit vielen geöffneten bäuerlichen Betrieben, Hofläden, Katzen streicheln und Schafe gucken überall im Land. Ich liebe es, hier lebt mein Deutschland noch, so, wie es vor 40 Jahren auch im Westen noch war.

Brandenburg, das ist frühere DDR, das ist Entchristlichung pur. In irgendeiner Untersuchung nach der Wiedervereinigung kamen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Ostdeutschland die größte atheistische Region auf dem Planeten ist. Vermutlich stimmt das.

Aber es gibt Christen natürlich auch hier

In unserer kleinen Stadt gibt es eine katholische Gemeinde. Kleine Kirche, kleine Gemeinde. 60 bis 70 Gläubige kommen hier sonntags um 10.30 Uhr zusammen, um zu beten und zu singen, die Eucharistie zu feiern. Im Grund fühle ich mich hier wohl, Familien, ein paar Kinder, alte Leute natürlich. Die Pfarrer, die sich aus dem Gemeindeverband sonntags abwechseln, machen ihren Dienst solide.

Doch heute Morgen war ich in der Messe genervt, wie noch nie, seit ich hier bin.

Dazu müssen Sie wissen, dass ich vor 40 Jahren aus freier Entscheidung und nach reichlicher Überlegung von einer protestantischen EKD-Kirche zur römisch-katholischen Kirche konvertiert bin. Die Gründe habe ich oft beschrieben, es hätte auch ein Wechsel zu einer Freikirche sein können, aber meine Freunde damals waren mehrheitlich katholisch, und als Papst Johannes Paul II erstmals nach Deutschland kam und ich seine Messen im Fernsehen angeschaut habe, war klar, dass ich mich auf diesen langen Weg begeben würde, der mein Leben bis heute tief prägt.

Und diejenigen, die vielleicht suchen, aber nicht glauben können…

denen möchte ich sagen: Es ist ganz einfach, den Weg zu finden, wenn man erstmal den Entschluss gefasst hat, sich ganz darauf einzulassen.

Ich gehe nicht in einen Gottesdienst, weil ich übers Klima und die NATO hören will. Ich gehe in die Kirche, weil ich Gott verstehen will. Weil ich sein Wort klug ausgelegt haben will, sein Angebot an uns und mich verstehen will.

 

Eine Kirche, wie wir sie auf evangelischen und inzwischen auch katholischen Kirchentagen präsentiert bekommen, braucht kein Mensch So eine Kirche kann weg!

Ich habe vor 40 Jahren gedacht, wenn ich schon in einer Kirche bin, dann nicht in einer rot-grünen Vorfeldorganisation, die mich belehren will, wie ich zu leben und zu denken habe. Ich will Gott, nichts anderes dort.

Heute Morgen eröffnete der Priester die Messe mit einer Begrüßung, in der er die Formulierung „Jüngerinnen und Jünger“ verwandte. Nun, so bibelfest bin ich, dass ich weiß, dass Simon Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon, Judas keine Frauennamen waren und sind. Als einfacher Geist, denke ich dann, Jesus wird sich etwas dabei gedacht haben, dass er Männer als diejenigen berufen hat, die den Glauben pflegen und in die Zukunft bringen sollen. Während Frauen diejenigen sind, die das Leben pflegen und in die Zukunft tragen. Wenn sie es denn wollen – es gibt für Christen immer die freie Entscheidung.

Also „Jüngerinnen und Jünger“, das hat schon leicht genervt

Aber es war nur der Auftakt zu weit Banalerem. Denn statt Lesung und Predigt ergriff eine Dame mit kurzem Haar, Jeanskleidchen und weißen Turnschuhen das Mikrofon und begann über eine Kinderbild zu plaudern. Vollkommen belanglos zu plaudern. „Mit wem seid Ihr denn heute gekommen“, wollte sie wissen. Und ob sie gern mit ihrer Familie zusammen seien und so weiter. Gott, unser Glaube kamen nicht vor, es war so, als wenn sich unsere Großeltern bei Kaffee und Kuchen über den letzten Kindergeburtstag unterhalten.

Das ist so ähnlich wie die christlichen Einspengsel im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich schalte inzwischen immer weg, wenn ich im Auto in NRW unterwegs bin und dann „Kirche in Einslive“ kommt, die Staatsfunk-Jugendwelle. Da erzählt dann Veronika von einer evangelischen (oder katholischen) Gemeinde im Sauerland, dass sie am Samstag den Mark mal wieder gesehen habe nach vielen Jahren. Und was es zu essen gab, welche Musik gespielt wurde, und wie schön, dass man Menschen immer mal wiedertrifft. Kein Wort über Jesus, kein Wort über Gott und Glauben. Nur belangloses Gequatsche.

Als dann vorhin bei der Fürbitten eine junge Frau – sicher vom Pfarrgemeinderat – von „Führungskräft_Innen“, genau so betont, sprach, entschied ich mich spontan, mir das nicht mehr anzutun. Trotz der lieben und frommen Leute.

Tolerant sein ist gut, Kompromisse muss man machen in einer Ehe und Familie. Aber man muss es nicht in einer Kirche oder auch Partei. Da geht man hin…oder auch nicht. Ich werde eine andere Gemeinde finden, wo nicht gegendert wird, wo die Predigt in der Osternacht (habe ich mal in Bergheim bei Köln erlebt) nicht dem Frauenpriestertum und der Abschaffung des Zölibats gewidmet wird. Wo es einfach um Gott geht. Nur um Gott.

In seiner begeisternden Rede im Freiburger Konzerthaus hat Benedikt XVI. im September 2011 die katholische Kirche in Deutschland mit der Mahnung, die Kirche müsse einen Prozess der „Entweltlichung“ einleiten, um ihren Kernauftrag zu erfüllen, den Finger in die Wunde gelegt. Und all die vermeintlichen „Modernisierer“ jaulten auf wie getroffene Hunde.

Nicht die Einrichtung des neuen Gemeindehauses, nicht die Einladung zum Buffet beim Bürgermeister, auch nicht Krankenhäuser, Kindergärten und Beratungsstellen sind der Kernauftrag. Sondern christliches Leben und Evangelisierung.

Der Kölner Erzbischof damals, Joachim Kardinal Meisner, legte ein Jahr später nach und rief die Christen in Deutschland dazu auf, der wachsenden Entchristlichung in Deutschland entgegenzutreten. Die Kirche müsse „von einer Selbst-Säkularisierung zu einer Selbst-Evangelisierung kommen“.

Und weil ich diesen Geist in meiner kleinen, bisherigen Gemeinde nicht mehr finde, suche ich mir eine neue, wo es um Gott geht.

Die Kirche Jesus besteht seit 2000 Jahren, weil sie immer dem Zeitgeist widerstanden, sich nicht angepasst hat. Vielleicht sollte das einer Mal dem deutschen Klerus und Herrn Bätzing erklären…