Nachschlag: Wut-Bürger gibt’s ja, aber gibt es auch Wut-Christen?
Am frühen Morgen des ersten Weihnachtstages habe ich heute meinen Unmut über das gestrige Erlebnis eines Weihnachtsgottesdienstes in der niederrheinischen Provinz niedergeschrieben. Sie finden den Text hier… Und weil der Beitrag viel gelesen und in Netzwerken intensiv diskutiert wird, erlaube ich mir hier im Blog einen „Nachschlag“ dazu.
Natürlich kann man in der Kirche ein Krippenspiel inszenieren, um insbesondere Kinder an die großartige Geschichte von Josef und Maria heranzuführen, die Gottes Sohn Jesus Christus in einem Stall in Bethlehem zur Welt brachten. Und natürlich ist es besser, kirchenferne Menschen, die aus Tradition einmal im Jahr am Heiligen Abend zur Kirche gehen, mit dieser Geschichte wieder in Berührung zu bringen, bevor sie nach Hause gehen, ein Bier aufmachen und RTL 2 gucken.
Mein Ärger resultierte aber aus etwas anderem. Weihnachten, der Heilige Abend, die Geburt Jesu – das ist das zweitwichtigste Fest im Kirchenjahr für Christen überhaupt (nach Ostern). Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, wenn dann in der überfüllten Kirche kein Pfarrer zugegen ist, sondern eine – sicher privat sympathische – Dame aus dem Pfarrgemeinderat – sagen wir – durch’s Unterhaltungs-Programm führt. Aber es gibt doch so wenige Pfarrer, werden Sie jetzt spontan erwidern? Falsch! Im Erzbistum Köln ist die Zahl der Priester seit Jahren recht konstant. Aber die Zahl der katholischen Gläubigen und Gottesdienst-Besucher nimmt spürbar ab. Das heißt: das Verhältnis Zahl der Priester zu Zahl der Gläubigen ist sogar BESSER geworden. Wieso soll es also nicht möglich sein, dass beim Gottesdienst oder bei der Messe am zweitwichtigsten Fest für die Christen ein Geistlicher anwesend ist? Ist das wirklich unzumutbar? Ist es unzumutbar, wenn ein Pfarrer zwei oder drei Gemeinden betreuen muss, zwei oder drei Messen zu lesen. An Weihnachten, dem christlichen Fest also, zu dem deutlich mehr Gläubige und Ungläubige strömen als zu den anderen Gottesdiensten im Jahreskreis?
Ich habe kein Verständnis dafür, nicht weil ich Kirchensteuer zahle und eine „Gegenleistung“ erwarte, sondern weil ich denke, dass auch die heutigen Priester die Nachfolger der Jünger Jesu sind, und eigentlich brennen müssten für ihren Glauben. Eigentlich immer, aber mindestens am Fest der Geburt ihres, unseres Herrn…
Ich soll mich mal nicht schon wieder so aufregen, wird jetzt der ein oder andere der geschätzten Leser denken? Doch, ich rege mich auf! Dass meine Kirche, nein, falsch, meine deutsche Kirche zu so einem Quasi-Beamtenladen geworden ist, wo zur Messe der Caritas am Jahresanfang bei 1.000 Hauptamtlichen nicht mehr als zwei Dutzend kommen. Wo in der einzigen katholischen Grundschule in der Nachbarstadt einmal im Jahr Erstklässler eingeschult werden und die Gemeindereferentin den Job übernehmen muss, den eigentlich der Pfarrer ausüben sollte. Und wo ein katholischer Kardinal und Erzbischof des größten Bistums in Deutschland Flüchtlingsboote ankauft und vor den Dom stellen lässt. Und mit einer Spaydose das Wort „Gutmensch“ aufs Kölner Straßenpflaser sprüht. Was haben wir bloß in der Kirche Jesu in Deutschland für ein belangloses und uninspiriertes Personal?
Noch ein Wort zur Klarstellung: Es gibt großartige Priester in deutschen Gemeinden und den Ordensgemeinschaften. Evangelische, Katholische, Orthodoxe. Sie sind der Grund, warum ich immer wieder hingehe. Sie erkären mir den Glauben. Sie sind für meine Familie und mich da, wenn wir Beistand und Rat brauchen. Sie haben Zeit für uns, hören zu, beten gemeinsam mit uns. Aber in diesem Land werden sie subjektiv betrachtet immer weniger.