Nicht sehr brüderlich, Herr Kardinal!

„Afrikanische Bischöfe sollen uns nicht zu sehr erklären, was wir zu tun haben“ – mit diesem Satz in einem Interview der katholischen Nachrichtenagentur „Zenit“ eröffnet uns der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper heute einen völlig neuen Blick auf die Brüderlichkeit im Bischofskollegium. Selten zuvor blitzte derart unverstellter Rassismus bei einem hochrangigen Würdenträger der katholischen Weltkirche auf. Es muss also um etwas ganz besonders Wichtiges gehen, wenn der Mann so aufbraust. Und was ist das Wichtigste heutzutage überhaupt? Na klar, die Homosexualität. Bei der Bischofssynode in Rom, wo es in diesen Tagen um Familie und auch um das Thema Homosexualität ging, stellte Kaspar erstaunt fest, dass seine ausgesprochen liberale Sicht der Dinge von vielen Bischöfen aus Regionen der Welt wie Afrika und Asien ganz und gar nicht geteilt wird. Auf Nachfrage der „Zenit“-Journalisten behauptete der Kardinal, den afrikanischen Bischöfen werden bei diesem Thema wohl in Afrika, nicht aber in der Bischofssynode mehr zugehört. Seltsam das alles. Gibt es neuerdings Bischöfe erster und zweiter Klasse? Entscheiden jetzt eine Handvoll Geistliche aus dem reichen und zunehmend säkularen Westen darüber, welchen Bischöfen bei welchem Thema zuzuhören ist? Oder hat sich da einer, der auf seine alten Tage gern noch einmal richtig modern sein will, einfach verrannt?