NORD STREAM-ANSCHLAG: Hersh erfreut die Putin-Fans – nur leider ohne jede Substanz

Seymour Hersh ist in aller Munde. Der Mann ist Pulitzer-Preisträger und hat das Massaker von My Lai im Vietnamkrieg aufgedeckt. Und er ist weltweit im Augenblick der Liebling aller Putin-Fans, die irgendeinen Beleg dafür haben und verbreiten möchten, dass der Präsident der Russischen Föderation irgendwie doch ein guter Kerl ist. Was er natürlich aber leider ganz und gar nicht ist, aber sei’s drum.

Unter der Überschrift „Wie Amerika die Nord-Stream-Pipeline ausschaltete“ hat Hersh vor einigen Tagen auf seinem Blog behauptet, der Anschlag auf die Pipelines Nord Strem 1 und 2 sei von Kampftauchern der US-Marine verübt worden. Endlich mal wieder ist Amerika schuld. Das kleine Problem: Hersh beruft sich auf eine „anonyme Quelle“…und sonst nichts. Aber sofort lief die Maschine der üblichen Verdächtigen an.

Der Kreml sagte, er habe es ja immer gewusst

Und die AfD-Bundestagsfraktion assistierte und forderte die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses im Bundestag.

Doch dann grätschte Bob Woodward rein, der ebenfalls Pulitzer-Preisträger ist, weil er den Watergate-Skandal aufdeckte und sogar mit einem Hollywood-Film geadelt wurde, den jeder Journalist auf der Welt gesehen haben sollte. Mit Robert Redford und Dustin Hoffman in den Hauptrollen.

Woodward war am Montag Ehrengast beim jährlichen Arthur-F.-Burns-Dinner in New York und sollte eigentlich über seine Interviews mit Ex-Präsident Donald Trump erzählen. Doch gleich die erste Frage an den 79-Jährigen drehte sich um den Anschlag auf die Nord Stream-Röhren.

Woodward antwortete mit einer Gegenfrage: „Glauben Sie die Geschichte?“

Kollege Hersh sei ein „wunderbarer Mensch“ und weiter: „Eine Menge Leute haben ihn gebeten, die Story nicht zu veröffentlichen, weil sie einfach nicht wahr ist.“

Genau das ist der Grund, warum kein einziges renommierter Medium in den USA die Räubergeschichte veröffentlichen wollte. Niemand stieg ein, führte Interviews, recherchierte weiter. Das Weiße Haus dementierte unmissverständlich.

„Er möchte immer noch der Kreuzritter sein“, vermutet Bob Woodward als Motiv, dass sein Kollege die Story ohne jeden Beleg dennoch auf seinem eigenen Blog veröffentlichte. Und so freuen sich alle Putin-Versteher, aber leider ohne jede Substanz.

Und Woodward äußerte beim Dinner in New York durchaus Verständnis für den Kollegen, weil: „Mein erster Gedanke morgens nach dem Aufwachen ist: Was versuchen die Dreckskerle zu verbergen?“

Blöd nur, wenn es nichts Handfestes gibt.

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende über PayPal @KelleKlaus oder auf unser Konto DE18 1005 0000 6015 8528 18.