Osteuropäische Spezialitäten einkaufen
Eigentlich ging es mir nur um den Senf. Also, den Senf, den ich für den besten überhaupt halte. Und Senf ist wichtig, besonders, wenn man ihn zu einer Rostbratwurst genießt. Wie in jedem guten Haushalt, steht bei uns immer Bautz’ner Senf im Kühlschrank, basic, aber auch in diversen Verfeinerungen (Ei, Paprika u.s.w.)
Bautzen, das ist eine 38.000-Seelen-Stadt in Ostsachsen, und der Senf von dort ist klasse. Nach der Wende war aber – wie bei vielen Produkten aus der ehemaligen DDR – lange unsicher, ob sich das Unternehmen unter den harten Bedingungen der Marktwirtschaft würde durchsetzen können. Die Verbraucher hielten dem Senf aus Sachsen die Treue und das Traditionsunternehmen Develey Senf & Feinkost aus Unterhaching in Bayern kaufte das Bautzener Werk mit seinen 70 Mitarbeitern 1992 von der Treuhandanstalt.
Zehn Millionen Euro wurde in eine neue Senf- und Feinkostfabrik investiert, die heute überall bekannt und beliebt bei Verbrauchern in ganz Deutschland ist. So ähnlich wie Werder-Ketchup, der schon vor zwei Jahren bei uns zu Hause den auch sehr guten Heinz-Ketchup aus USA dauerhaft abgelöst hat.
Das sind so die vielen kleinen Erfolgsgeschichten aus der deutschen Einheit. Es gibt deutlich mehr als Spreewaldgurken und Rotkäppchen-Sekt.
Aber zurück zum Senf
Der Honig-Senf von Dijon aus Maille in Frankreich ist natürlich eine andere Katgorie von Senf, und er ist unerreichbar. Aber das ist was zu Feinkost-Spezialitäten, nicht für Bratwurst.
Für die ist für mich weltweit die Nummer 1 Mustar din Tecuci, ein Produkt von „Olympia“ in Rumänien. Gestatten Sie mir die flappsige Bemerkung, aber da könnte ich mich reinsetzen. So lecker ist das Zeug.
Leider ist das in Deutschland weder beim Rewe, noch bei Edeka, Lidl oder Aldi zu erwerben.
Aus der engeren Verwandtschaft bekam ich den Hinweis, es mal bei „Mix“ zu versuchen. Von dieser Supermarktkette hatte ich vorher noch nie gehört. Aber was soll ich sagen: In Berlin bekommen sie alles – NGO-Förderung, illegale Schusswaffen und Handgranaten und natürlich auch Mustar din Tecuci aus Rumänien.
Ich war vermutlich der einzige Biodeutsche im Laden, jedenfalls wurde erkennbar überall polnisch, russisch, bulgarisch gesprochen. Ich packte Senfgläser aus Rumänien ein, Wodka aus der Ukraine, Pelmeni aus Polen. Das ist zwar eine russische Spezialität, gefüllte Teigtaschen, sehr lecker, aber ich kaufe keine russischen Produkte, wie sie wissen. So lange der Führer im Kreml ukrainische Städte mit Raketen beschießen lässt und Leute umbringen, ist das leider nicht möglich.