Deutsche Einheit: Nächstes Jahr machen wir es richtig – wir alle zusammen!

Der CDU-Stadtverband in der 20.000-Einwohner-Stadt Eislingen nahe Stuttgart ist so, wie die CDU mal war, als sie noch die große Volkspartei der Mitte war. Heute ist sie das auch noch irgendwie, aber eben nicht mehr ganz so groß, weil ihr durch eigene Fehler in den Merkel-Jahren eine ernsthafte Konkurrenz von rechts erwachsen ist.

Aber hier ist das traditionelle Bürgertum versammelt, und so brauchte ich nicht 30 Sekunden, um darüber nachzudenken, als mir der Stadtverbandsvorsitzende schrieb, dass sie mich gern als Redner zur alljährlichen Festveranstaltung zum Jahrestag der Deutschen Einheit gewinnen möchten. Natürlich komme ich gern, auch wenn 650 Kilometer mit dem Auto, weitgehend auf der A 9, nicht vergnügungssteuerpflichtig sind.

Als „Zeitzeuge“ wurde ich vorgestellt, als einer, der dabei war am 9. November 1989 und mittendrin in Berlin. Erst an der Bernauer Straße, dann kurz am Checkpoint Charlie, schließlich ab 4 Uhr morgens am Kurfürstendamm direkt vor der Gedächtniskirche.
Wie berauschend war diese Nacht nach 28 Jahren gewaltsamer Teilung, nach Mauer, Schießbefehl und Stasi.
Ein späterer Freund aus Ostberlin erzählte mir irgendwann, als er die Fernsehbilder vom Gedränge der Menschen an den Berliner Übergängen im Fernsehen sah, habe er spontan gedacht, es handele sich um die Sendung von Kurt Felix mit der „Versteckten Kamera“. Aber es war echt, wirklich echt. Und egal, ob Günter Schabowski einen Moment verwirrt war oder der Halbsatz „…das ist…ich glaube sofort…“ geplant war – er hat Weltgeschichte geschrieben.

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Ich hab Günter Schabowski später persönlich kennengelernt, habe ein Interview mit ihm geführt und ihn dann später zu einem Dinner mit 50 Gästen in Köln eingeladen, um seine Geschichte zu hören. Glauben Sie mir, ein ganz beeindruckender Mann, auch nachdem wir zu zweit am Schluss im Restaurant saßen und weiterredeten. Wahrscheinlich war er der einzige aus dem Politbüro, der irgendwann begriffen hat, dass das mit dem Sozialismus und der Mauer gar keine gute Idee war!

Zum Abschluss meiner Rede am Vormittag in der Stadthalle appellierte ich an die CDUler, mehr zu tun, dass unser Nationalfeiertag ein echtes Fest des Volkes wird – so, wie es das in Frankreich, den USA und vielen Ländern auch ist. Egal, was ihr besitzt. Oder was euch bewegt, wie ihr lebt – wir sind Deutschland. Und man kann Deutschlandfahnen nicht nur aus dem Fenster hängen oder Fahnen ans Auto stecken, wenn Fußball-„Sommermärchen“ ist. Das kann man auch an jedem 3. Oktober. Und was machen wir in Deutschland?

Die Grüne Jugend lässt Deutschland-Fahnen an Autos abreißen, die Linke erinnert sich gar nicht mehr an ihre DDR und die Bundesregierung denkt, es ist mit einem Festakt, Rede des Bundeskanzlers, Buffet für die Honoratioren und Bratwurst fürs Volk in irgendeiner Landeshauptstadt getan.

Nein, ist s nicht

Und weil es sonst keiner macht, werden wir – ja, wir alle hier – Sie und ich – im Jahr 2026 damit beginnen. Am 3. Oktober mit Grillfesten, mit Fahnen raushängen, und alles, was bürgerlich und patriotisch ist, laden wir ein, mitzumachen. Überall in Deutschland: Parteien, Gemeinden, Bürgervereine, Freiwillige Feuerwehr, Schützen…es gibt so viele, die sich freuen, dass wir wieder ein vereintes Deutschland sind. Und die, die nicht zufrieden über den Verlauf des Prozesses sind, die müssen, die wollen wir überzeugen.

Denn wir sind Deutschland. Und es gibt wahrlich Schlimmeres.

 

 




Heute vor 35 Jahren Weltgeschichte live – heute Abend gibt’s Rotkäppchen-Sekt

Heute vor 35 Jahren um diese Uhrzeit wussten wir alle noch nicht, dass wir in ein paar Stunden Weltgeschichte auf deutschen Boden erleben werden.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie der Schuppen in Neukölln hieß, in den Firmengründer Uli Schamoni an seinem 50. Geburtstag viele Freunde und leitende Mitarbeiter des ersten Berliner Privatradios Hundert,6 eingeladen hatte. Ich weiß aber noch, dass Eberhard Diepgen da war, Karl Dall natürlich und dass die Schöneberger Sängerknaben auftraten. Es gab – altes mondänes West-Berlin – Schampus und Hummer, die mit Servierwagen zu den Tischen gefahren wurden. In der Rückschau schon ein wenig dekadent alles.

Irgendwann am Abend kam mein Chefredakteur zu mir an den Tisch und sagte: „Herr Kelle, trommeln Sie die Mannschaft zusammen! Die DDR hat die Grenze aufgemacht…“

Ich muss zugeben, ich verstand erst gar nicht, was er meinte. Die DDR macht keine Grenze auf. Die DDR schießt Menschen in den Rücken, die ihr Land verlassen wollen. Und Genosse Honecker prophezeite seinem Mauerstaat einen langen Fortbestand, als man sich ein paar Wochen vorher im Palast der Republik zum 40-Jährigen bei Rotkäppchen-Sekt ein Stelldichein mit Kreml-Gorbi gab, während draußen das immer unzufriedenere deutsche Volk mit Wasserwerfern und von Stasi-Knüppelschwingern durch die Straßen getrieben wurde.

Ja, die Situation war angespannt, es lag was in der Luft…

Aber die Öffnung der unüberwindbar scheinenden Berliner Mauer? Das hatte niemand von uns erwartet an diesem Morgen des 9. November 1989. Ich nicht, Sie nicht, und die Bundesregierung auch nicht.

Die ganze Nacht bis weit nach Sonnenaufgang stand ich an der Bernauer Straße, am Checkpoint Charlie, dann an der Gedächtniskirche mit meinem Smoking vom Fest noch, der Lederjacke eines unserer Techniker drüber, Kopfhörer auf, Mikro in der Hand und berichtete alle paar Minuten live über die Weltgeschichte vor unseren Augen. Ein unvergessliches Erlebnis.

Jeden Tag war ich danach in Ost-Berlin und dann zunehmend in Ostdeutschland unterwegs, um diesen mir so fremden Teil meines Landes kennenzulernen. So viel habe ich seitdem erlebt, so viele phantastische Menschen kennengelernt, Freunde, Kollegen, politische Mitstreiter, viele bis heute.

Der aus Sachsen stammende Schriftsteller Marko Martin hat mir das gestern wieder noch einmal ins Bewusstsein gerückt, der Mann, der unserem Staatsoberhaupt die Leviten lies, ihn zur Weißglut reizte und auch seinen ostdeutschen Mitbürgern (und den Wessis) Klartext ins Stammbuch schrieb. Sie sollten sich bewusst sein, was sie geleistet und erreicht hätten mit der friedlichen Revolution 1989. Aber sich auch bewusst sein, wer sie sind, was wir sind und auch nicht wegschauen, wenn andere den Kampf für ihre Freiheit und die Zukunft ihrer Kinder kämpfen.

Ich bin bis heute überaus dankbar, dass wir Deutschen wieder in einem Land leben. Ist das einfach? Nein, es ist total schwierig gerade. Aber es ist lösbar alles, mit ein wenig Anstrengung und einem patriotischen Grundgefühl.

Heute Abend trinke ich ein Gläschen Rotkäppchen-Sekt auf Sie alle!




„Der Putin, der Putin…und was ist mit uns?“ Ostdeutscher Schriftsteller Marko Martin hält Steinmeier den Spiegel seines Versagens vor

Der ostdeutsche Schriftsteller Marko Martin hat bei einer Feierstunde „35 Jahre Friedliche Revolution“ im Schloss Bellevue in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in ungewöhnlicher Klarheit ausgesprochen, was schief gelaufen ist seit dem Tag morgen vor 35 Jahren, als die Mauer fiel und das Ende der DDR eingeleitet wurde. Dabei kritisierte er die „Geschichtsvergessenheit in Ost und West“ und seine ostdeutschen Landsleute für ihre auch heute noch „nostalgische Erinnerung an den guten Zaren Gorbi, unter dem der Kreml damals nicht Panzer auffahren und auf Zivilisten schießen ließ“. Als Gorbatschow das dann später in Vilnius machen ließ, hätten sich die wiedervereinigten Bürger wieder in ihr „Lieblingshobby“ zurückgezogen: „Sich mit sich selbst zu beschäftigen und zu grummeln.“ So höre er immer wieder bei Gesprächen in Ostdeutschland „Der Putin, der Putin…und was ist mit uns?“

Martin erinnerte daran, dass es die konsequente Haltung des Westens und der Amerikanern war, die Freiheit und Sicherheit für Westdeutschland garantierten und der Sowjetunion letztlich ihre Grenzen aufzeigte.

Mit versteinerter Miene hörte der Bundespräsident in der ersten Reihe zu, als sich der Festredner mit der sogenannten „Entspannungspolitik“ der SPD in den 80er Jahren befasste.

Martin sprach von einer als „Geo- und Realpolitik kaschierten“ Verachtung osteuropäischer Freiheitsbewegungen. Und von Gerhard Schröder, dem „nach wie vor großsprecherischen Duzfreund des Massenmörders im Kreml“, dem gerade vom neuen SPD-Generalsekretär bescheinigt wurde, dass er „weiter einen Platz in der deutschen Sozialdemokratie“ habe. Steinmeier war von 1999 bis 2005 Chef des Bundeskanzleramtes unter Gerhard Schröder und gehörte damit zu den Architekten, der fahrlässigen Appeasementpolitik seines Kanzlers gegenüber Russland, die Deutschland in eine tiefe Abhängigkeit von russischen Energielieferungen geführt hatte.

„Bei allem Respekt, Herr Bundespräsident“, sprach Martin die Rolle der Steinmeier-SPD und der Merkel-CDU bei der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 an. Die hätten „gegen alle fundierte Kritik“ am Bau festgehalten. Die Pipeline sei nur insofern „eine Brücke“ gewesen, wie Steinmeier 2022 selbst gesagt hatte, „als dass es Putin zusätzlich ermutigte, dass die Deutschen – sonst Weltmeister im moralisieren – das lukrative Geschäft nicht sausen lassen würden.“

Dabei sei mit erstaunlicher Arroganz überhört worden, wie „hellsichtig in Osteuropa gewarnt“ wurde.

„Ich danke auch allen, die vielleicht eine andere Rede erwartet hatten…“, endete Marko Martin unter Beifall. Nur der Bundespräsident saß mit eingefrorener Miene in der ersten Reihe und rührte keine Hand…

Die kompletten Reden der Feierstunde können Sie hier ansehen

 




Hatte Frau Merkel eine spezielle Mission?

Die Sommerferien neigen sich überall in Deutschland dem Ende zu. Es ist spürbar kühler geworden draußen, und in Dubrovnik (Kroatien) beginnt heute die Weltmeisterschaft im Zigarrenrauchen, wo sich der Deutsche Hauke Walter  anschickt, heute Nachmittag seinen Titel zu verteidigen und den schwarz-rot-goldenen Farben wieder alle Ehre zu machen.

Kurzum, es ist Wochenende, Zeit für ein bisschen Plauderei…und eine Verschwörungstheorie, der wir mal ernsthaft auf den Grund gehen sollten.

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Also, Sie wissen, ich habe es nicht so mit jedem Müll, der durchs Internet wabert. Reptiloiden im Weißen Haus, Selenskyj kauft sich ein Spielcasino für 160 Millionen auf Zypern, Bill Gates hat uns über die Corona-Impfung alle gleich einen Chip in den Kopf eingebaut, um uns fernzusteuern. Erstaunlich, was Millionen Menschen ernstnehmen, wenn es nur ihr eigenes Weltbildirgendwie bestätigt.

Und, verstehen Sie mich nicht falsch: Natürlich gibt es eine Reihe Beispiele von realen Verschwörungen, die zunächst als Unsinn dargestellt wurden und sich später als absolut wahr herausstellten. Klar, bei Corona gab es gleich mehrere handfeste Verschwörungen, beim Mord an John F. Kennedy zweifellos, und der angebliche polnische Angriff auf den Sender Gleiwitz 1939 wurde als Begründung herbeigezogen für den Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Wir sollten Verschwörungstheorien immer ernsthaft betrachten, ob sie nicht vielleicht doch einen wahren Kern haben

Ein langjähriger Facebook-Freund aus Bayern machte mich gestern auf einen alten „Spiegel“-Artikel aus dem Jahr 2013 aufmerksam, den der Journalist Jan Fleischhauer verfasst hatte. Den kennen Sie alle, er ist ein scharfsinniger Beobachter des Wahnsinns unserer Zeit und wohl deshalb auch nicht mehr beim „Spiegel“.

Fleischhauer beschäftigte sich damals mit den aufkommenden Verschwörungstheorien um die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die sei nämlich angeblich eine Einflussagentin des sowjetischen KGB, die in den 90er Jahren wie andere Agenten auch in die neue Zeit – also auch dem wiedervereinten Deutschland – platziert wurden, um mal zu schauen, wo sie ankommen. Und Angela Merkel. was soll ich sagen, wurde dann zum Haupttreffer.

Mir fällt dazu immer wieder ein Telefonat vor ungefähr vier Jahren mit dem früheren Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen ein, der heute die WerteUnion-Partei anführt. Dabei ging es um die Zeitenwende und den bevorstehenden Zusammenbruch der Sowjetunion, über die man nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste schon 1987 im Politibüro in Moskau sehr ernsthaft diskutierte.

Wie geht es weiter nach der Sowjetunion mit dem Sozialismus?

Eine gute Frage, und Maaßen stellte damals treffend fest: „Die Männer im Moskauer Politibüro waren doch überzeugte Kommunisten. Die waren doch nicht ernsthaft beeindruckt, wenn ein paar Bürgerrechtler in Ost-Berlin mit Kerzen vor einer evangelischen Kirche stehen.“ Aus seiner Sicht habe man sich damals Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen könnte, wie ihre Überzeugungen in die neue Zeit zu retten seien, wie sie direkt Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen können, wenn dieses Deutschland wiedervereinigt wird. Der Westen gewinnt eine Schlacht, aber die strahlende rote Zukunft leuchtet weiter am Horizont.

Es gibt mehrere lesenswerte Bücher zu diesem Thema. Verschwörungen? Ich weiß ja nicht…

Lesen Sie „Merkels Maske“ von Hinrich Rohbohm oder „Weltoktober“ von Torsten Mann. Das regt Ihr Gehirn an, das verspreche ich Ihnen!

Natürlich alles nur Verschwörungstheorien, oder?

Was keine sind ist allerdings, dass es in den Stasi-Unteragen keine Akten über eine Angela Merkel, Angela Kasner oder IM Erika gibt. Es gibt nichts. Über ihre anderen Familienmitglieder gibt es reichlich, über private und politische Freunde, über de Maiziére, Böhme, Schnur gibt es lange Regale voll. Von Frau Merkel nicht einmal einen Klebezettel.

Bestimmt alles nur ein Zufall.

 




Pflichterfüllung und Loyalität: Nachruf auf einen außergewöhnlichen Politiker: Danke, Wolfgang Schäuble!

Es gibt keinen Politiker, an dem nicht herumgemeckert wird. Zu Lebzeiten nicht und natürlich auch nicht nach dem Tod.

Gestern Abend ist der frühere Bundestagspräsident, Bundesinnenminister, Kanzleramtsminister und CDU-Vorsitzender Wolfgang Schäuble im Alter von 81 Jahren an seinem Krebsleiden verstorben. Er wurde 81 Jahre alt und schlief im Kreise sein Familie friedlich ein.

Dieser Politiker galt als ein Musterbeispiel an Pflichterfüllung und Loyalität in der Politik, wie man das heute nur noch sehr selten findet. Als einer der Architekten des Einigungsvertrages hatte er maßgeblichen Anteil daran, die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes zu gestalten. War alles perfekt? Natürlich nicht. Nur Politiker, die nichts tun, machen keine Fehler. Aber allein für seine Rolle bei der Ausgestaltung des Einigungsprozesses verdient Schäuble unser aller Dank.

Nach einem Attentat, wo ihn bei einer Wahlveranstatung ein psychisch-gestörter Täter mit einem Schuss so schwer verletzte, dass er seitdem an den Rollstuhl gefesselt war, erfüllte Wolfgang Schäuble weiter seine Pflicht.

1942 in Freiburg geboren, galt er stets als ein Mann mit konservativen Grundüberzeugungen, der auch lange Zeit seinen Parteifreund Hans-Georg Maaßen gegen allerlei vollkommen überzogene Angriffe in Schutz nahm. Dennoch begleitete Schäube den Aufstieg der „linken“ Angela Merkel an die Spitze von Partei und Land ebenso aktiv, wie er ein loyaler Diener ihres Vorgängers Helmut Kohl war, der ihn in der Nachfolgefrage böse düppierte. Danach wandte sich Schäuble öffentlich von Kohl ab.

Ich sebst erinnere mich an zwei persönliche Momente mit Wolfgang Schäuble

Das eine Mal war eine Podiumsdiskussion in Bremerhaven, eine Wahlveranstaltung der CDU, die ich die Ehre hatte, moderieren zu dürfen. 500 Bürger im Saal, gute Stimmung, für Schäuble ein Heimspiel. Für mich ein Job.

Als die Veranstaltung vorbei war und alle sich anschickten, den Saal zu verlassen, räumte ich meine Unterlagen zusammen und achtete gar nicht mehr groß aufs Drumherum, als plötzlich der Innenminister von einem Mitarbeiter geschoben in seinem Rohlstuhl vor mir stand. Überrascht blickt ich den Politiker an, der mir die Hand entgegenstreckte und sagte: „Vielen Dank für die Moderation, Sie haben das sehr gut gemacht.“ Ich war echt baff, denn Schäuble war mir als strenger und unnahbarer Politiker beschrieben worden. Und so wichtig war und bin ich nun wirklich nicht, dass er das hätte zun müssen. Aber das hat mich damals – ich war 26 – sehr beeindruckt.

Das andere Mal war am 20. Juni 1991 in Bonn

Entscheidung über die zukünftige Bundeshauptstadt. Der Fraktionszwang war aufgehoben. Viele Abgeordnete aller Parteien hatten es sich am Rhein gemütlich gemacht, ein Appartment oder ein kleines Häuschen, alles übersichtlich und beschaulich. Wer will denn da nach Berlin?

Ich war als Berichterstatter damals in Bonn vor Ort dabei. Es stand spitz auf Knopf, wie man so schön sagt. Keiner wusste morgens, wie es ausgehen würde.

Und dann kam Wolfgang Schäuble und überzeugte die Mehrheit mit einer Rede, die mir heute noch Gänsehaut macht. Schäuble sagte:

„Und das Symbol für Einheit und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für das ganze Deutschland war wie keine andere Stadt immer Berlin: von der Luftbrücke über den 17. Juni 1953, den Mauerbau im August 1961 bis zum 9. November 1989 und bis zum 3. Oktober im vergangenen Jahr. Die Einbindung in die Einigung Europas und in das Bündnis des freien Westens hat uns Frieden und Freiheit bewahrt und die Einheit ermöglicht. Aber auch diese Solidarität der freien Welt mit der Einheit und Freiheit der Deutschen hat sich doch nirgends stärker als in Berlin ausgedrückt. Ob wir wirklich ohne Berlin heute wiedervereinigt wären? Ich glaube es nicht.“

Und er endete:

„Deswegen bitte ich Sie herzlich: Stimmen Sie mit mir für Berlin.“

Und das taten sie mit 338 gegen 320 Stimmen.

Als jemand, der vor Ort war und die Stimmung im Bundestag geradezu  aufgesogen hat, sage ich Ihnen: Ich bin bis heute überzeugt, dass es Wolfgang Schäuble allein war, der mit seiner historischen Rede die Stimmung im deutschen Parlament damals gedreht hat.

Wen es interessiert: Die ganze Rede können Sie hier nachlesen…

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Unfähig, unser eigenes Land zu feiern

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einen wunderbaren Tag der Deutschen Einheit!

Haben Sie heute vor dem Haus eine schwarz-rot-goldene Fahne aufgezogen oder aus dem Fenster gehängt im oberen Stock? Sind Sie vielleicht in einen Gottesdienst gegangen, um für das Geschenk der Deutschen Einheit unseres Vaterlandes zu danken, oder haben Sie irgendwo an einem Mahnmal Blumen niedergelegt für die vielen Opfer in den 28 Jahren der Trennung?

Haben Sie vielleicht wenigstens für heute Nachmittag Nachbarn eingeladen zum Grillen und Bier kaltgestellt? Auch im Garten kann man eine schwarz-rot-goldene Fahne aufhängen, noch jedenfalls.

Sitzen Sie abends am Feuerkorb und erzählen Geschichten, wo sie gerade waren, als am 9. November 1989 die überraschende Nachricht von der Öffnung der Grenze in Berlin die Runde machte? Von Verwandtenbesuchen im Osten, von „Goldbrand“-Gelagen, von tränenreichen Abschieden auf dem S-Bahnhof an der Friedrichstraße nach kurzen Besuchen „drüben“. Von unfreundlichen Grenzern in Helmstedt, von Paketen mit Bohnenkaffee und Seidenstrümpfen. Von Peter Fechter, Chris Gueffroy und Nico Hübner? Oder schauen Sie vielleicht später am Abend noch „Mit dem Wind nach Westen“ oder „Ballon“?

Ich wette, die meisten von Ihnen tun heute nichts davon

Stolz auf sein Land sein, das darf man allerhöchstens mal, wenn Fußball-Weltmeisterschaft ist. Aber die Zeiten, als Deutschland da noch die globale Fußball-Gemeinde in Entzücken versetzte sind vorbei. Der deutsche Nationalmannschaftsfußball ist an Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Wenigstens versagen Männer und Frauen gleichermaßen dabei, ich finde Gleichberechtigung gut. Immerhin sind unsere Vereinsmannschaften weiter auch international klasse.

Erinnern Sie sich noch an das „Sommermärchen“ und den schwarz-rot-goldenen Rausch 2006, der das ganze Land mit Ausnahme einiger grün-woker Deppen erfasst hatte? Ich konnte das kaum glauben, als ich damals durch deutsche Großstädte fuhr, durch enge Häuserschluchten, wo unzählige Fahnen flatterten, genauso wie an jedem dritten Auto.

Wir möchten so gern stolz sein auf unser Land

Aber wir dürfen es nicht. Weil voll Nazi, oder?

In Hamburg wird heute verordnet gefeiert. Jedes Jahr muss ein Bundesland ran. Es gibt eine Feierstunde für 1300 Politiker und Honoratioren und ein Buffet. Und draußen tummeln sich Hunderttausende rund um die Binnenalster, essen Fischbrötchen und Bratwurst und informieren sich an weißen Infozelten der Behörden und Ministerien über deren segensreiches Wirken. Mehr Emotionslosigkeit geht nicht.

Wir sind ein trauriges Volk. Wir können nur feiern, wenn Fußball, Karneval oder Oktoberfest ist und wir uns volllaufen lassen.

Aber wir sind vollkommen unfähig, unser eigenes Land und uns zu feiern…

Dieser Beitrag von Klaus Kelle erschien heute Morgen auf dem Portal TheGermanZ




Wie vereint ist unser Deutschland im Jahr 2023 – reden wir drüber!

Mit meinem Freund Mathias aus Brandenburg kam ich im vergangenen Herbst ins Gespräch über die Frage, warum viele Ost- und Westdeutsche immer noch so unterschiedlich ticken. Warum manche, die damals froh waren, endlich die DDR loszusein, heute wieder Linke wählen oder mit Russland-Fähnchen für den Frieden demonstrieren, was in meinen Augen ein wahres Paradoxon ist.

Warum waren so viele Westdeutsche noch nie in Sachsen, Thüringen oder auf Usedom? Und umgekehrt? Ich kenne eine Frau aus Ost-Berlin, die sich bis heute nicht traut, mit ihrem VW Polo “ rüber in den Westen“ zu fahren. Irre, oder?

Das Werk, das andere im Grunde 1988 begonnen und 1990 vollendet haben, ist eben noch lange nicht vollendet

Das merken wir jeden Tag.

Mathias und ich laden deshalb für den 17./18. Juni an einen historischen Ort an der früheren Zonengrenze ein – „Ost und West am Feuerkorb“ wird das heißen, und optimal wäre es, wenn je ungefähr 100 Deutsche aus Ost und West kämen, um über die Lage unseres Landes zu reden. Nicht aktive Politiker, sondern Bürger. Männer und Frauen, die von ihren Erfahrungen im bunten Deutschland der Vielfalt reden. Was haben sie 1989 erhofft, was ist daraus geworden?

Dazu gibt es Filme, was zu Essen aus Ost- und Westdeutschland, und einen Kranz für die Opfer der Teilung werden wir auch niederlegen.

Ost und West am Feuerkorb – wenn Sie Interesse haben, dabei zu sein, schicken Sie mir eine Mail mit Namen, Vornamen und Wohnort des/der Teilnehmer an <strong>kelle@denken-erwuenscht.com</strong>. Alles weitere erhalten Sie dann per Mail.

Wir müssen deutlich mehr tun, wenn wir unser Land wieder auf Kurs bringen wollen. Und, Sie wissen ja: Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit einem Schritt!

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Ein großer Konzernchef ist tot: Carl H. Hahn war der deutsche Elon Musk

Am Samstag ist  Carl Horst Hahn im Alter von 96 Jahren verstorben. Der frühere Vorstandsvorsitzende des VW-Konzerns machte mit den richtigen Weichenstellungen den  deutsche Automobilkonzern zu einem Global Player im besten Sinne des Wortes.

Anfang der 80er Jahre setzte er ein umfassendes Engagement von VW in China durch – gegen vielerlei Widerstände aus Politik und auch aus der deutschen Wirtschaft. Kaum ein anderer wichtiger Unternehmenslenker in Deutschland erkannte damals das ungeheure Potential des schlafenden Riesen in Asien. «Die hielten mich alle für verrückt», erzählte Hahn in einem späteren Interview. Ein früherer Chef eines anderen deutschen Konzerns habe damals bei einer Reise im Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl gesagt, «der Hahn» versenke 100 Millionen Dollar bei den Kommunisten.

Ich möchte Hahn auch hier inmitten des politischen Alltags-Getümmels besonders hervorhaben, weil es diese Menschen sind, die Zeichen der Zeit erkennen und gegen Widerstände das Richtige tun, die uns alle voranbringen.

Kennen Sie noch das Modell „Santana“, dieses kantige 80er-Jahre-Auto? Weder in Deutschland noch in Europa verkaufte sich die Karre gut – aber in China. «Mit nur 5000 verkauften Fahrzeugen hatten wir praktisch über Nacht schon im ersten Jahr einen Marktanteil von 27 Prozent», erinnerte sich Hahn. Heute werden an zehn Standorten in China jährlich mehr als 2 Millionen Autos der deutschen Marke VW produziert und verkauft.

Und Hahn war ein Pionier der Deutschen Einheit.

Geboren im sächsischen Chemnitz sorgte Hahn dafür, dass VW nach der Vollendung der staatlichen Einheit massiv in Zwickau (Sachsen) investierte. Heute arbeiten dort 11.400 Menschen.




Frau Bas, sparen Sie sich solche Reden, wenn Sie nicht danach handeln wollen!

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat zum Tag der Deutschen Einheit an die Bürger appelliert, in der Krise zusammenzuhalten und Streit demokratisch auszutragen. «Wie wir miteinander umgehen, entscheidet wesentlich über die Stärke unseres Landes», sagte sie beim Festakt in Erfurt.

Klingt gut, oder? Es wäre nur auch schön, wenn sich Frau Bas und die etablierten Parteien abseits von schönen Fensterreden im politischen und parlamentarischen Alltag daran halten würden, was sie sagen.

Damit meine ich explizit den Umgang mit der AfD im Deutschen Bundestag. Die rechtskonservative Partei konnte in der Spitze bis zu sechs Millionen Wähler hinter sich vereinen und war von 2017 bis 2021 die größte Oppositionspartei im Hohen Haus. Bis heute verweigert man den demokratisch gewählten Abgeordneten den ihr seit fünf Jahren zustehenden Platz im Bundestags-Präsidium. Alle haben das Recht, dort vertreten zu sein, alle sind dort vertreten…bis auf die AfD, denn die sind ja rechts. Demokratie geht anders.

Der AfD stehen im aktuellen Bundestag gemessen an ihrer Fraktionsgröße auch drei Vorsitze in Fachausschüssen zu. Und der parteinahen Desiderius-Erasmus-Stiftung stehen nach dem zweiten Einzug in den Bundestag viele Millionen Euro für politische Bildungsarbeit zu. Alle anderen Parteien wissen das, aber sie vderweigern es einfach. Arroganz der Macht, so nennt man das. „Ihr könnt ja vor Gericht ziehen“, sagt man der AfD und der Stiftung dann lakonisch.

Und das geht nicht. Das ist undemokratisch, und so sollte es in einem Land, dass sich frei und demokratisch empfinden will, nicht sein.

Frau Bundestagspräsidentin Bas kann sich ihre wohlfeilen Ansprachen schenken, so lange sie und die anderen Parteien nicht bereit sind, mit der gewählten AfD umzugehen wie mit allen anderen auch.

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Ruhe in Frieden, Michail Gorbatschow!

In Moskau wird heute der frühere sowjetische Staatschef und spätere Friedensnobelpreisträger Michail Gotbatschow beigesetzt. Es werden nicht Hunderttausende weinend mit Blumen an den Straßen stehen, wenn schwarze „Wolga“-Limousinen vorbeirollen, eine davon mit den sterblichen Überresten (was für ein schlimmer Begriff) des Mannes, der wie nur wenige andere Staatenlenker die Deutsche Einheit möglich gemacht hat.

Es werden sicher einige Wegbegleiter kommen, Freunde, Mitarbeiter, mangels Staatschefs werden viele Botschafter stellvertretend für ihre Länder am Sarg Abschied nehmen. Nicht einmal Präsident Putin wird kommen, weil er – leider, leider – „Terminprobleme“ habe, wie sein Sprecher mitteilte. Putin, der so gerne die Sowjetunion zurückhaben möchte, wollte seinen Fans wohl ein Zeichen geben, was er von Gorbatschow wirklich gehalten hat mit seiner Perestroika und Glasnost – dem genauen Gegenteil dessen, für das Putin steht.

Aber einen weltweit geachteten Friedensnobelpreisträger, den kann man auch nicht einfach ignorieren. Und so kam Putin gestern für einen schnellen Fototermin zum Sarg „Gorbis“ und fertig.

Mein Vater, WK2-Teilnehmer und drei Jahre unfreiwillig „Gast“ in einem sibirischen Gefangenenlager wie Millionen andere deutsche Soldaten auch, hat mich schon als kleiner Junge immer wieder gewarnt, man könne Russland – also der politischen Führung – nicht trauen. Heute weiß ich, wie recht er mit seiner Einschätzung hatte. Aber ich weiß noch, wie fasziniert mein Vater war, als Gorbatschow auf der Weltbühne erschien und dann mit seiner weltgewandten Frau Raissa nach Deutschland kam, wo ihm auch die Bevölkerung einen begeisterten Empfang bereitete. Und wie er 1989 mit seinem Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ den Aufbruch in der DDR einleitete, den die Ostdeutschen damls auf den Straßen bereits begonnen hatten…

Tatsächlich hatte ich die Ehre, Gorbatschow vor 20 Jahren in Köln, wo er von einem Bürgerverein für seine Verdienste geehrt wurde, live zu erleben. Ein wirklich beeindruckender Mann, der die Welt verändert hat, und der in wenigen Jahren als Fußnote der Geschichte wohl vergessen sein wird…

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