Wann kehrt endlich Ruhe ein im Weißen Haus?

«Ein großartiger Tag im Weißen Haus!» twitterte US-Präsident Donald Trump wieder einmal, nachdem der neue Kommunikationschef im Weißen Haus nach nur zehn (!) Tagen im Amt gehen musste. Großartig ist gar nichts…außer dem Unterhaltungswert, den diese Administration der ganzen Welt Tag für Tag beschert.

Ja, die Welt ist nicht untergegangen, seit Trump im Januar die Amtsgeschäfte übernommen hat. Manches, was er in Angriff genommen hat, endete als Desaster („Obamacare“ abschaffen), manches hat er gut gemacht (Nahost-Reise). Aber dass er seinen Laden offenbar nicht in den Griff bekommt, ist durchaus beunruhigend.

Nichts ist für den mächtigsten Mann der Welt so wichtig, wie das Team, das er um sich herum versammelt. Die Leute, denen er bedingungslos vertrauen kann. Den Leuten, die Profis im politischen Geschäft sind, die Ahnung haben, wie das große Spiel der Macht läuft. Die seine Regierungskunst mit Rat und Sachkenntnis begleiten.

Machtkämpfe sind da auch normal und müssen geführt werden. Aber irgendwann ist auch mal gut, dann muss das Team stehen. Nach einem halben Jahr zum Beispiel.




Ein bisschen mehr „Germany first“ würde uns auch gut zu Gesicht stehen

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber viele haben sich inzwischen an Donald Trump gewöhnt. Ich meine das nicht bezogen auf seine bisweilen unkonventionelle Art, mit Staatschefs und Journalisten umzugehen, sondern auf die alltägliche Amtsführung – das Business as Usual. Seit Mitte Januar ist der Immobilien-Tycoon und einstige Castingshow-Moderator mächtigster Mann der Welt, und die ist seither gar nicht untergegangen. Einreiseverbote für Muslime, Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, neue Gesundheitsreform – das alles kann man bisher getrost als Rohrkrepierer verbuchen. Seine Nahost-Reise nach Saudi-Arabien und Israel war aus meiner Sicht erfolgreich und durchaus klug durchdacht. Bei der Auswahl des Spitzenpersonals seiner Administration gab es einige brillante Besetzungen und einige Totelausfälle wie den ersten Sicherheitsberater. Trump und sein Justizminister werden wohl auch keine Freunde mehr.

Aber was ich sagen will: Das ist nichts Ungewöhnliches, vergleichbare Vorgänge gab es auch bei Präsidenten vorher. Die Welt ist nicht untergegangen, es ist kein Krieg ausgebrochen und die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten läuft prima. So what?

Man muss sich als Deutscher immer mal wieder klarmachen, dass ein US-Präsident in erster Linie etwas für sein eigenes Land und das Wohlergehen seiner Bürger erreichen will. Globalisierung, Klimarettung, überstaatliche Institutionen – all das ist für den Mann nachrangig. Und das kommt uns hier in Europa seltsam vor, dass da einer „America first“ zum Maßstab macht. Nun können wir das beklagen und Trump dafür mit Hohn und Spott übergießen. Oder wir könnten nachdenken, ob uns ein wenig mehr „Germany first“ nicht auch gut tun würde.




Von der Macht der Banalen

Es ist G20-Gipfel in Hamburg. Die Staatschefs der wichtigsten Länder der Welt treffen sich. Sie treffen sich an großen Konferenztischen, und sie treffen sich zu zahlreichen Vier-Augen-Gesprächen. Es geht dabei um Wirtschaft und Arbeitsplätze, um Armut und Hunger, um Krieg und Frieden. In den Medien lesen und hören wir von den Protesten dagegen und dass es ein Skandal sei, dass sich diejenigen, die entscheiden, wie sich unsere Welt entwickeln wird, überhaupt treffen dürfen. Können sich doch auf Briefe schicken, ist dann auch nicht so teuer.

In Spiegel Online sehe ich heute Morgen eine Dame, die protestiert, die Haare pink eingefärbt, ein etwas verlebtes Gesicht, bauchfreies T-Shirt und eine Flasche Bier in der Hand. Man tanzt gegen den Kapitalismus, lese ich. Ist das nicht schön? Ein anderes Foto zeigt einen schwarz gekleideten, vermummten Mann, ein Bengalo in der Hand vor beachtlichen Rauchwolken. Wahrscheinlich steht der genauso im Fan-Trikot demnächst wieder im Volksparkstadion.

Die amerikanische Schauspielerin Susan Sarandon ist gerade in Berlin. Sie kritisiert ihren Präsidenten. Der höre „sowieso nicht zu“, erfahren wir. Woher weiß sie das? War sie schon bei den Trumps im Wohnzimmer? Hat sie heimlich gelauscht, wenn er im Oval Office Gespräche führt? Warum bekommen diese Leute so eine mediale Bühne?

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Medien dürfen schreiben, was immer sie wollen. Wir haben hier eine freie Gesellschaft. Aber diese Banalität halte ich für unangemessen. Das ist auch nicht neu, denn schon seit Jahren werden in TV-Talkshow B-Movie-Darsteller und mäßig begabte Popsänger eingeladen, um über das Weltwährungssystem sachkundig Auskunft zu geben. Am besten ist es wohl, wenn wir die Banalitäten einfach nicht einmal mehr zur Kenntnis nehmen…




Wie das Abenteuer Trump ausgeht, ist noch lange nicht entschieden

Man hat den Eindruck, es gibt derzeit kein heißeres Thema auf diesem Planeten als Donald Trump. Seine Rüpeleien, sein forsches Drüberwegsetzen über alle Regeln, die Kleider seiner Frau und seiner Tochter, die Russland-Connection seines Schwiegersohns… Kein Witz, wenn ich an einem Tag wie gestern, einfach nur die Meldungen, Analysen, Beiträge und Fotos der Deutschen Presse Agentur zu diesen Themen nehmen würde, könnten wir unsere ganze Tageszeitung damit komplett gestalten. The Donald ist in aller Munde. Auch gestern Abend bei Anne Will im ARD-Talk. Privat schaue ich mir solche Sendungen in der Regel nicht mehr an, wenn nicht gerade meine Frau irgendwo dort bei diesen Maischbergers und Konsort_*Innen für Frauen und Kinder gegen Windmühlenflügel anstreitet wie einst der berühmte Don Quijote.

Aber die Sendung von Anne gestern war gut, sie hatte Niveau, sie brachte Erkenntnisgewinn und eine halbwegs ausgewogene Betrachtung der USA und ihres Präsidenten im neuen politischen Zeitalter. Wenn man vielleicht davon absieht, dass es in solchen Runden modern zu sein scheint, dass zu Beginn erst einmal alle versichern, dass sie Trump auch nicht gut finden. Sicher ist sicher!Man weiß ja nie. So schnell wird man heutzutage Rechtspopulist…

Die Umfragewerte für den Präsidenten sind in den USA im Keller, unter 40 Prozent Zustimmung. Das ist wirklich schlecht. Und Trumps barsches, an Unfreundlichkeit grenzendes, Auftreten bei EU und Nato muss uns zu denken geben. Was Angela Merkel gestern dazu in einem bayerisches Bierzelt sagte, ist absolut richtig. Wir können uns nun nicht mehr darauf verlassen, dass da jemand anderes für den ganzen Westen die Kastanien aus dem Feuer holt.

Aber versuchen wir – das ist nicht mehr üblich – auch einmal die andere Seite zu begreifen! Die Seite Trumps, die Seite der Vereinigten Staaten. Das ist nämlich durchaus kein Widerspruch. Wenn man die Nato-Staaten nüchtern betrachtet, muss man feststellen: Kein Nato-Land zahlt für das Militär so viel wie die USA. Während sich 20 Partnerländer, darunter Deutschland, schwertun, von 1,2% Verteidigungsbudget auf 2% abzuheben, wie beschlossen, leisten die Amerikaner deutlich mehr. O.k., Supermacht, globaler Anspruch, das kann man nicht mit Island vergleichen. Aber Trump thematisiert, dass man jenseits des Atlantiks die Vereinbarungen erfüllt hat und in Europa viel geschwätzt und kritisiert wird. Das ist doch wahr.

Über die Amtszeit Trumps kann noch lange nicht gerichtet werden. Dass die enttäuschten Clinton-Wähler ihre Phantomschmerzen pflegen, dass die beschimpften Mainstreammedien nachkarten, dass Europas Anti-Amerikaner alles geben – das ist nachvollziehbar. Aber wenn Trump „Jobs! Jobs! Jobs!“ in sein Land bringt und „America First!“ zelebriert, wie er es jetzt tut, dann wird das die Ideologen nicht beeindrucken, „sein“ Milieu aber durchaus. Eine aktuelle Umfrage im Heartland brachte gerade einen Zustimmungswert von 77 Prozent seiner Wähler für die bisherige Arbeit des Präsidenten. Das ist die Zahl, an der sich Trump und seine Leute orientieren. Impeachment? Abwahl in vier Jahren? Wovon redet Ihr? Es geht gerade erst los, und wie es ausgeht, ist noch lange nicht entschieden…




Meine persönlichen Phasen mit Donald Trump

Die Präsidentschaft von Donald Trump ist auch nach vier Monaten weiter atemberaubend. Mein wechselhaftes Verhältnis zum ambitionierten Milliadär in acht Phasen:

Phase 1: Trump steigt ins Rennen um die Präsidentschaft ein.

Ich halte das zunächst für einen Witz, dann für eine PR-Nummer. Und ich denke nicht eine Sekunde daran, dass er ernsthaft ins Amt des mächstigsten Mannes der Welt gewählt werden will.

Phase 2: Trump steigt in die Arena und kämpft.

Der Mann begibt sich auf die Ochsentour, die ein ernsthafter Kandidat absolvieren muss. Seine Kundgebungen haben Unterhaltungswert und großen Zulauf. Den ersten Gegenkandidaten geht die Puste aus…

Phase 3: Trump schnappt sich die GOP-Kandidatur und ruft weltweit Kopfschütteln hervor.

Donald gegen Hillary: Nicht zu fassen, dass ein so großartiges Land wie die USA keine besseren Kandidaten heraussieben kann. Aber da die Alternative Clinton heißt, können sich Amerikaner zunehmend vorstellen, den Mann wirklich zu wählen. Weil die Alternative noch schlimmer ist.

Phase 4: Der Wahltag.

Am Abend davor bin ich in Italien auf einer Konferenz mit Teilnehmern aus konservativen Organisationen aus zehn Ländern Europas und den USA. Wir trinken Weißwein am Kamin und sind uns einig: Trump hat keine Chance. Am nächsten Morgen werde ich im Hotelzimmer wach. Ich greife zur Fernbedienung, drücke und sehe nur die Gesichter der Moderatoren. Innerhalb einer Sekunde weiß ich: Oh Gott, er hat es geschafft.

Phase 5: Die ersten Tage.

Die unfaire mediale Berichterstattung und die unverholene Hass, nachdem da einer vom Volk gewählt wurde, den das Establishment nicht wollte, zieht mich zunehmend auf Trumps Seite. Demokratie nennt man das auch, wenn einer eine Wahl gewinnt. Und jeder sollte dann die Chance haben, zu zeigen, was er (oder sie) drauf hat.

Phase 6: Die „Hater“.

Ob die schlechten Verlierer in den Vereinigten Staaten, ob die Hassprediger in den sozialen Netzwerken in Europa: Für Konservative ist klar, dass wir Trump jetzt beistehen müssen. Roger Köppel macht in der „Weltwoche“ den Anfang, andere ziehen nach. Lasst Trump in Ruhe arbeiten!

Phase 7: Das Hier und Jetzt.

Der frostige Empfang für die deutsche Bundeskanzlerin in Washington, die Russland-Connection, die schnell zum Rücktritt von Flynn führt, die Frage: Haben Kreml-Geheimdienste aktiv mit Hacker-Attacken und Geld in den US-Wahlkampf eingegriffen? Der stillose Rauswurf des FBI-Chefs. Das mehrfach gefloppte Einreiseverbot und so weiter. So stellt man sich als zivilisierter Mensch einen Präsidenten nicht vor.

Phase 8: Die Zukunft.

Hat Donald Trump eine als US-Präsident? Bei den Demokraten wird unverholen über ein Amtsenthebungsverfahren nachgedacht, republikanische Hinterbänkler erwägen, sich anzuschließen. Und der linksliberale Hetzfilmmacher Michael Moore kündigt an, er werde Trump stürzen. Das ist dann allerdings schon wieder an Grund, den Präsidenten zu unterstützen…

Fortsetzung folgt…




Es ist keine „Ehre“, Herrn Kim zu treffen

Donald hat mal wieder einen rausgehauen. „Ich würde mich geehrt fühlen“, sagte der amerikanische Präsident gestern über ein mögliches Treffen mit Nordkoreas Steinzeit-Diktator Kim Jong Un. Kann man sich wirklich „geehrt“ fühlen, einen skrupelosen Diktator zu treffen, der in Straflagern zehntausende, wenn nicht hunderttausende politische Gegner und ihre Familien in Sippenhaft unter menschenunwürdigen Bedingungen verrotten lässt? Ein Mann in dessen Land außerhalb großer Städte Hunger und Not herrschen, aber die Straßen sauber gefegt sind? Ein Land, in der die Bevölkerung systematisch von Informationen über die Welt außerhalb abgeschnitten wird? Ein Land mit einer Riesenarmee mit vielen Panzern und Flugzeugen aus den 70er Jahren? Ein Land, das möglicherweise ein halbes Dutzend Atomraketen besitzt und drei Mal die Woche damit droht, sie einzusetzen?

Nein, ich glaube, man sollte sich nicht „geehrt“ fühlen, Herrn Kim zu treffen. Und dennoch: Politiker müssen reden, müssen sich gegenseitig kennen, müssen auch persönliches Vertrauen aufbauen, um die Welt in einer Balance zu halten. Unvergessen die gemeinsamen Sauna-Besuche des Kanzlers Kohl mit Boris Jelzin damals…

Wenn es dazu führt, dass Kim sein Raketenprogramm einstellt und keine Granaten mehr auf Südkorea abschießt, dann müsste Trump wohl in den sauren Apfel beißen. Wenn das nicht vorher sichergestellt ist, reicht es aus, wenn Trump Flugzeugträger und U-Boote schickt….




Ganz nah dran am Präsidenten…

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe dein Eindruck, dass die Trump-Regierung langsam in ruhigeres Fahrwasser gerät. Ein Indikator ist für mich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland, von dem ich gestern den ganzen Tag über mit Anti-Trump-Parollen irgendwann wirklich genervt wurde. Kurz vor Mitternacht unterhielten sich auf der Jugendwelle des WDR eine Moderatorin und die Korrespondentin in Washington auf dem Niveau des Kinderkanals über die Präsidentschafts Trumps, wie viele Zuschauer bei der Vereidigung waren (die ja nun schon ein paar Tage zurückliegt), „was denken denn die Amerikaner?“, „kann er denn noch einmal antreten?“, „Sie sind ja ganz nah dran am Weißen Haus…“ ) …eine 1Live-Reporterin aus Köln sitzt bekanntermaßen täglich zum Tee im Oval Office. Es war, das kann ich Ihnen versichern, intellektuell lähmend aber zugleich auch faszinierend, zuzuhören, was mit den Zwangsgebühren aller Haushalte so veranstaltet wird.

Aber zurück zu Donald Trump, dessen öffentliche Auftritte für deutsche Zuschauer immer noch bisweilen gewöhnungsbedürftig sind. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta bleibt in Kraft, gestern bat Trump alle US-Senatoren zu einem Briefing über die angespannte Lage in Südostasien, und Präsident und Finanzminister Steven Mnuchin stellten auch gestern ihre Pläne für eine umfassende Steuerreform vor, natürlich – typisch Trump-Stil – „die größte in der Geschichte“. Aber lassen wir die Folklore mal beiseite. Trump ist seit drei Monaten im Amt, seine außenpolitischen Ansichten und Handlungen haben sich ganz deutlich in der Wirklichkeit eingerichtet, innenpolitische Reformvorhaben sind auf den Weg gebracht. Ob sie wirken oder ein Fehlschlag werden, wie die Schnellschüsse in den ersten Tagen (Einreiseverbot), wissen wir alle noch nicht, denn sie haben ja gerade erst begonnen. Das weiß höchstens Marc Pitzke vom „Spiegel“, für den die gerade vorgestellte Steuerreform „Blendwerk“ ist. Und natürlich das magische Duo vom Jugendkanal 1Live. Denn die sind ganz nah dran an Trump….




Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin…

Wir wollen nie wieder Krieg, aber wir wollten auch nie wieder Auschwitz! So formulierte sinngemäß der frühere Bundesaußenminister Josef Fischer von den Grünen sein Ja zum Bundeswehr-Einsatz damals auf dem Balkan. Ein Satz, der sich mir bis heute eingeprägt hat und der schlüssig und überzeugend darlegt, warum der Einsatz militärischer Mittel als Ultima Ratio, als wirklich letztes Mittel, niemals ausgeschlossen werden kann.

Lesen Sie noch mal nach in den Geschichtsbüchern die Jahre 1938 und 1939! Die europäischen Mächte betrachteten das massiv aufrüstende Hitler-Deutschland mit Argwohn, seine offen vorgetragenen Gebietsansprüche, sein Großmachtbestreben, seine Bereitschaft zum Krieg gegen die Nachbarstaaten. Was haben sie verhandelt damals, einen Kotau vor dem Mann veranstaltet, der bald darauf die ganze Welt ins Verderben stürzen sollte. 55 Millionen Tote blieben rund um den Erdball auf den Schlachtfeldern zurück, als der Wahnsinn endlich vorbei war. All die Bemühungen der Diplomatie, all die Zugeständnisse, die der Franzose Édouard Daladier und der Brite Neville Chamberlain investierten, waren für die Katz‘. Ein skrupelloser Diktator hat niemals Respekt vor Diplomatie, die nicht mit glaubhaften Drohungen einhergeht.

Und so ist das auch jetzt in Nordkorea. Der menschenverachtende Steinzeit-Staat bedroht seit Jahren die ganze Region, setzt sich über UN-Resolutionen hinweg und hat nun höchstwahrscheinlich auch nukleare Waffen. Alle paar Tage testet Kim Jong Un Trägerraketen, droht sogar den Vereinigten Staaten mit einem atomaren Angriff. Es ist offensichtlich, dass der Herrscher in Pjöngjang entweder nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, Poker liebt oder eine ernsthafte Todessehnsucht hat. Ist so ein Mann zu beeindrucken mit Verhandlungen?

Kein zivilisierter Mensch kann Krieg wollen. Ich ganz sicher auch nicht. Doch man muss einer drohenden Gefahr frühzeitig entgegentreten, man muss sie vor allen Dinge erkennen. Der frühere US-Präsident Barack Obama pflegte gern mal „rote Linien“ zu ziehen, um bei deren Missachtung durch andere Staaten dann… nichts zu tun. Der aktuelle US-Präsident Donald Trump scheint anders zu denken und zu handeln. Ob das gut ist, können wir noch nicht beurteilen, denn wie gesagt: Krieg kann nur die Ultima Ratio schlechthin sein, wenn nichts anderes mehr greift.

Die deutsche Friedensbewegung zog einst mit einem verkürzten Zitat von Bertold Brecht in die Kampagne gegen den Nato-Doppelbeschluss: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin…“ Klang super, oder? Ein schöner Traum, den wir alle spontan teilen möchten. Doch findige Köpfe haben dann nochmal nachgeschlagen bei Brecht und hzerausgefunden, dass das Zitat noch weitergeht. Es heißt im Original: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin, dann kommt der Krieg zu euch.“ Und dann geht es noch weiter: „Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt / Und läßt andere kämpfen für seine Sache / Der muß sich vorsehen; denn / Wer den Kampf nicht geteilt hat / Der wird teilen die Niederlage.“




Amnesty International setzt heute die falschen Prioritäten

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat sich in den Jahrzehnten ihres Bestehens viele Verdienste erworben. 1961 wurde die weltweit aktive NGO (Nichtregierungsorganisation) in London von dem englischen Rechtsanwalt Peter Beneson gegründet. Bewegt durch Medienberichte über die Verfolgung politisch Andersdenkender und Folter im Auftrag von Regierungen, beschloss er, etwas zu unternehmen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen war dabei sein Leitmotiv.

Fortan führte ai weltweit Kampagnen, als in Chile unter Pinochet und in Syrien unter Assad gefoltert wurde, gegen das Apartheidsregime in Südafrika und gegen die Archipel Gulags in der ehemaligen Sowjetunion. Neben vielen anderen Preisen wurde amnesty 1977 zu recht mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Als heute Morgen die Agenturmeldung vom neu erschienenen Jahresbericht dieser Organisation die Redaktion erreichte, war unser erster Impuls: das nehmen wir mit, das muss auf die Startseite von TheGermanZ. Und dann lasen wir, was nach Meinung von amnesty die wichtigsten Menschenrechtsverletzungen auf dem Planeten sind.

Unter der Überschrift „Die Welt ist finsterer geworden“ werden nicht etwa die Konzentrationslager in Nordkorea oder der Genozid in Teilen von Afrika an erster Stelle angeprangert, sondern „eine zunehmende Aushöhlung der Menschenrechte in den USA und Europa“. Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten sei ganz schlimm wegen der „vergifteten Wahlkampfrethorik“. Und der „bösartigste Angriff“ auf die Menschenrechte bestehe darin, dass Politiker „die Anderen“ für soziale Probleme verantwortlich machten. Auch Deutschland kommt nicht gut weg. Die „Verschärfung des Asylrechts und mangelnde Maßnahmen gegen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte“, das sind anscheinend die großen Probleme dieser Welt, wenn es um die Menschenrechte geht. Nicht diejenigen, die in modrigen Kellern Menschen mit Stromstößen in die Genitalien zu Tode quälen, nicht Staaten, die Krieg gegen Volksgruppen führen, in dem sie massenhaft Frauen vergewaltigen lassen. Nicht die, die politische Gegner einfach morgens mal in den Kopf schießen, um sie mundtot zu machen. Oder doch, ja, die erwähnt man natürlich auch. Irgendwie muss man ja alle erwähnen, wenn man einen globalen Bericht veröffentlicht. Aber zur Glaubwürdigkeit dieser einst so furchtlosen und unverzichtbaren Organisation trägt die politische Manipulation durch derartige Gewichtungen der Probleme dieser Welt ganz sicher nicht bei. Die Agenturmeldung haben wir beiseite gelegt.




Die neue US-Regierung macht klar, dass sie weiter vorn mitspielen wird

Gut eine Woche ist die neue US-Regierung im Amt, und erstaunlich deutlich zeichnen sich die Konturen der neuen Außen- und Sicherheitspolitik ab. US-Verteidigungsminister James Mattis flog direkt nach Amtseinführung zu den südkoreanischen Verbündeten nach Seoul. Er sicherte ihnen zu, dass die Weltmacht weiter ohne Wenn und Aber an Südkoreas Seite stehen werde und Nordkoreas nukleare Bedrohung für die ganze Region „als Sicherheitsfrage von oberster Priorität“ behandelt werde.

Fast zeitgleich äußerte sich Nikki Haley, die neue US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen (UN), in New York. Es sei „bedauerlich wenn sie gleich bei ihrem ersten Auftritt im UNO-Sicherheitsrat das aggressive Verhalten Russlands verurteilen müsse. Die USA wollten ihre Beziehungen zu Russland ja verbessern. Allerdings erfordere die Lage in der Ostukraine eine klare und scharfe Verurteilung des Verhaltens Russlands. Zugleich betonte Haley, man halte natürlich an den Sanktionen gegen Moskau fest.

Mehrere amerikanische Zeitungen berichten heute, dass wahrscheinlich noch im Laufe dieses Tages Strafmaßnahmen gegen rund 25 iranische Einrichtungen, die am Raketenprogramm des Landes beteiligt sind oder Gruppen unterstützen, die von den USA als terroristisch eingestuft worden sind wie etwa die libanesische Hisbollah, von der Trump-Administration eingeleitet werden. Der Präsident, so berichten die Medien weiter, ziehe im Verhältnis zum Iran mehrere Optionen in Betracht, darunter auch militärische.

Was sagt uns das alles? Die USA haben auch unter ihrem neuen Präsidenten offenbar nicht vor, sich aus dem Weltgeschehen zurückzuziehen. Alle diejenigen, die in verfrühter Vorfreude auf einen Präsidenten, der das schlagkräftigste Verteidigungsbündnis der Welt als „obsolet“ bezeichnet hatte, gedacht haben, man trifft sich hin und wieder beim Wodka und macht ein paar Deals ohne sich um andere Staaten zu kümmern, können aus den vergangenen Tagen etwas Wichtiges lernen.