Keine Kompromisse mehr: Ich suche mir eine andere Gemeinde

Ich lebe seit eineinhalb Jahren in Brandenburg, und es gefällt mir sehr. Kleine Stadt, freundliche Nachbarn, viel Grün, viel Wasser, niemand plärrt „Allahu Akbar“ vom Minarett, dafür ist heute „Brandenburger Landpartie“ mit vielen geöffneten bäuerlichen Betrieben, Hofläden, Katzen streicheln und Schafe gucken überall im Land. Ich liebe es, hier lebt mein Deutschland noch, so, wie es vor 40 Jahren auch im Westen noch war.

Brandenburg, das ist frühere DDR, das ist Entchristlichung pur. In irgendeiner Untersuchung nach der Wiedervereinigung kamen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Ostdeutschland die größte atheistische Region auf dem Planeten ist. Vermutlich stimmt das.

Aber es gibt Christen natürlich auch hier

In unserer kleinen Stadt gibt es eine katholische Gemeinde. Kleine Kirche, kleine Gemeinde. 60 bis 70 Gläubige kommen hier sonntags um 10.30 Uhr zusammen, um zu beten und zu singen, die Eucharistie zu feiern. Im Grund fühle ich mich hier wohl, Familien, ein paar Kinder, alte Leute natürlich. Die Pfarrer, die sich aus dem Gemeindeverband sonntags abwechseln, machen ihren Dienst solide.

Doch heute Morgen war ich in der Messe genervt, wie noch nie, seit ich hier bin.

Dazu müssen Sie wissen, dass ich vor 40 Jahren aus freier Entscheidung und nach reichlicher Überlegung von einer protestantischen EKD-Kirche zur römisch-katholischen Kirche konvertiert bin. Die Gründe habe ich oft beschrieben, es hätte auch ein Wechsel zu einer Freikirche sein können, aber meine Freunde damals waren mehrheitlich katholisch, und als Papst Johannes Paul II erstmals nach Deutschland kam und ich seine Messen im Fernsehen angeschaut habe, war klar, dass ich mich auf diesen langen Weg begeben würde, der mein Leben bis heute tief prägt.

Und diejenigen, die vielleicht suchen, aber nicht glauben können…

denen möchte ich sagen: Es ist ganz einfach, den Weg zu finden, wenn man erstmal den Entschluss gefasst hat, sich ganz darauf einzulassen.

Ich gehe nicht in einen Gottesdienst, weil ich übers Klima und die NATO hören will. Ich gehe in die Kirche, weil ich Gott verstehen will. Weil ich sein Wort klug ausgelegt haben will, sein Angebot an uns und mich verstehen will.

 

Eine Kirche, wie wir sie auf evangelischen und inzwischen auch katholischen Kirchentagen präsentiert bekommen, braucht kein Mensch So eine Kirche kann weg!

Ich habe vor 40 Jahren gedacht, wenn ich schon in einer Kirche bin, dann nicht in einer rot-grünen Vorfeldorganisation, die mich belehren will, wie ich zu leben und zu denken habe. Ich will Gott, nichts anderes dort.

Heute Morgen eröffnete der Priester die Messe mit einer Begrüßung, in der er die Formulierung „Jüngerinnen und Jünger“ verwandte. Nun, so bibelfest bin ich, dass ich weiß, dass Simon Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon, Judas keine Frauennamen waren und sind. Als einfacher Geist, denke ich dann, Jesus wird sich etwas dabei gedacht haben, dass er Männer als diejenigen berufen hat, die den Glauben pflegen und in die Zukunft bringen sollen. Während Frauen diejenigen sind, die das Leben pflegen und in die Zukunft tragen. Wenn sie es denn wollen – es gibt für Christen immer die freie Entscheidung.

Also „Jüngerinnen und Jünger“, das hat schon leicht genervt

Aber es war nur der Auftakt zu weit Banalerem. Denn statt Lesung und Predigt ergriff eine Dame mit kurzem Haar, Jeanskleidchen und weißen Turnschuhen das Mikrofon und begann über eine Kinderbild zu plaudern. Vollkommen belanglos zu plaudern. „Mit wem seid Ihr denn heute gekommen“, wollte sie wissen. Und ob sie gern mit ihrer Familie zusammen seien und so weiter. Gott, unser Glaube kamen nicht vor, es war so, als wenn sich unsere Großeltern bei Kaffee und Kuchen über den letzten Kindergeburtstag unterhalten.

Das ist so ähnlich wie die christlichen Einspengsel im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich schalte inzwischen immer weg, wenn ich im Auto in NRW unterwegs bin und dann „Kirche in Einslive“ kommt, die Staatsfunk-Jugendwelle. Da erzählt dann Veronika von einer evangelischen (oder katholischen) Gemeinde im Sauerland, dass sie am Samstag den Mark mal wieder gesehen habe nach vielen Jahren. Und was es zu essen gab, welche Musik gespielt wurde, und wie schön, dass man Menschen immer mal wiedertrifft. Kein Wort über Jesus, kein Wort über Gott und Glauben. Nur belangloses Gequatsche.

Als dann vorhin bei der Fürbitten eine junge Frau – sicher vom Pfarrgemeinderat – von „Führungskräft_Innen“, genau so betont, sprach, entschied ich mich spontan, mir das nicht mehr anzutun. Trotz der lieben und frommen Leute.

Tolerant sein ist gut, Kompromisse muss man machen in einer Ehe und Familie. Aber man muss es nicht in einer Kirche oder auch Partei. Da geht man hin…oder auch nicht. Ich werde eine andere Gemeinde finden, wo nicht gegendert wird, wo die Predigt in der Osternacht (habe ich mal in Bergheim bei Köln erlebt) nicht dem Frauenpriestertum und der Abschaffung des Zölibats gewidmet wird. Wo es einfach um Gott geht. Nur um Gott.

In seiner begeisternden Rede im Freiburger Konzerthaus hat Benedikt XVI. im September 2011 die katholische Kirche in Deutschland mit der Mahnung, die Kirche müsse einen Prozess der „Entweltlichung“ einleiten, um ihren Kernauftrag zu erfüllen, den Finger in die Wunde gelegt. Und all die vermeintlichen „Modernisierer“ jaulten auf wie getroffene Hunde.

Nicht die Einrichtung des neuen Gemeindehauses, nicht die Einladung zum Buffet beim Bürgermeister, auch nicht Krankenhäuser, Kindergärten und Beratungsstellen sind der Kernauftrag. Sondern christliches Leben und Evangelisierung.

Der Kölner Erzbischof damals, Joachim Kardinal Meisner, legte ein Jahr später nach und rief die Christen in Deutschland dazu auf, der wachsenden Entchristlichung in Deutschland entgegenzutreten. Die Kirche müsse „von einer Selbst-Säkularisierung zu einer Selbst-Evangelisierung kommen“.

Und weil ich diesen Geist in meiner kleinen, bisherigen Gemeinde nicht mehr finde, suche ich mir eine neue, wo es um Gott geht.

Die Kirche Jesus besteht seit 2000 Jahren, weil sie immer dem Zeitgeist widerstanden, sich nicht angepasst hat. Vielleicht sollte das einer Mal dem deutschen Klerus und Herrn Bätzing erklären…




Die christlichen Kirchen in Deutschland sterben – aber der Glaube lebt

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359.338 Katholiken haben ihrer Kirche im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt. Zählt man die Sterbefälle dazu, hat allein die Katholische Kirche in 2021 eine halbe Million Mitglieder verloren. Und weil es bei der Evangelischen Kirche nicht viel besser aussieht, sind erstmals weniger als die Hälfte der Deutschen Mitglied einer der christlichen Kirchen. Das ist ein Desaster,

Herr Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zeigte sich «zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten». Sie sei Zeugnis einer «tiefgreifenden Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden. Und für ihn sind die Skandale, besonders die zahlreichen Fälle von sexuellem Missbrauch der Grund für die Austrittswelle, die seit Jahren anhält, aber nun einen neuen Höhepunkt erreicht hat.

Natürlich ist das ein wichtiger Teil der Ursachenforschung, die Missbrauchsfälle in der Kirche Jesu sind eine Schande, und auch, wenn es richtig ist, dass sie nur ein kleiner Teil der Missbrauchsfälle in der Gesellschaft insgesamt sind, ist das hier etwas ganz anderes. Weil nämlich die Täter Männer Gottes sind, denen noch vor zehn Jahren die große Mehrheit der Bevölkerung blind vertraute. Wem, wenn nicht einem katholischen Priester oder Ordensmann, würde man arglos seine Kinder anvertrauen für die Messdienergruppe oder die Ferienfreizeit der Pfarrgemeinde? Doch das ist vorbei.

Das Misstrauen frisst sich durch alle Glieder der Kirche, und ehrlich, ich leide als gläubiger Mensch sehr darunter.

Aber neben dieser Schande und neben dem Wunsch von Kirchenmitgliedern, die eh den Sinn und Glauben an Gott verloren haben, kommt ein weiterer Punkt dazu: die Entkernung, in Einzelfällen Banalisierung des Glaubens. Wenn Sie das nicht glauben, schauen Sie sich die Katholikentage, ökumenischen Kirchentage oder Evangelischen Kirchentage an! Mehr Belanglosigkeit geht nicht.

Natürlich gibt es da Bibelkreise und Gottesdienste, in der Regel sind das die Veranstaltungen, die den stärksten Zulauf haben neben all dem Zeitgeist-Politgedöns. Aber wenn zu einem Katholikentag noch 19.000 Teilnehmer kommen, von denen 7000 „Mitwirkende“ sind, und wenn Sie – wie ich – vor 30 Jahren bei Katholikentagen mit 140.000 Teilnehmern waren, dann wissen Sie, dass die Amtskirchen etwas furchtbar falsch machen mit ihrer Anbiederung an den Zeitgeist.

Die Amtskirchen in Deutschland sterben, das ist unübersehbar. Trotz vieler Aktiver, trotz engagierter Priester, trotz eines Papstes, mit dem ich und viele andere Gläubige fremdeln. Das muss nicht so bleiben, aber ich glaube, diese Entwicklung ist nicht mehr zu stoppen.

Wird die Kirche Jesu also verschwinden? Nie im Leben, aber sie wird sich neu organisieren, sie wird von unten wieder wachsen, sie wird sich vom Amtskatholizismus lösen und ganz neu von unter beginnen. Übrigens auch bei den Protestanten. Wenn sie sonntags bei der EKD-Gemeinde mit 15 Teilnehmern im Gottesdienst sitzen und dann einmal in einer Freikirche gehen, dann sehen Sie, was ich meine.

Bei den Katholiken sind es die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, die lebendig sind und wachsen. Ich selbst gehe inzwischen sonntags oder auch mal unter der Woche meistens zur Messe bei den Legionären Christi, vor ein paar Monaten war ich zur Beichte bei einem Priester des Opus Dei. Und wir planen heute schon unsere Teilnahme bei der nächsten MEHR-Konferenz des wunderbaren Missionars Johannes Hartl im Januar in Augsburg. Von Gott erfahren, hören, was Jesus gelehrt hat, und unseren christlichen Glauben feiern – das kann man auch heute. Aber nicht so, wie Herr Bätzing sich das vorstellt…

 




Wortgottesdienst…nix für mich am Sonntag

Heute Morgen war ich versehentlich in einem „Wortgottesdienst“. Ich/wir fahre(n) immer 15 Kilometer, um sonntags an einer würdevollen katholischen Messe teilzunehmen Und ich war gleich gut gelaunt, weil mir die Frau aus dem Pfarrgemeinderat am Kirchentor zurief, ich bräuchte keinen Impfausweis mehr vorzeigen. Ein guter Start. Aber eben nur ein Start.

Als eine Frau im wehenden weißen Gewand zum Altar schwebte, ahnte ich, dass ich schlechte Laune bekommen würde.

Dazu müssen Sie wissen: Ich bin der letzte Mensch auf diesem Planeten, der irgendetwas gegen Frauen hätte. Frauen sind großartig, das ideale Gegenüber zu uns Kerlen, wenn sie sich eben auch selbst so verstehen. Frauen und Männer sind nicht nur unterschiedlich, sie haben auch unterschiedliche Begabungen, Empfindungen und Aufgaben. In den Augen der römisch-katholischen Kirche sind die Frauen diejenigen, die das Leben weitertragen in die Zukunft, und Männer sind die Bewahrer des Glaubens für die Zukunft, wenn Sie mir erlauben, das so vereinfacht zu beschreiben.

Ich weiß, dass meine vielen evanglischen Freunde das anders sehen, und ich war ja selbst früher Protestant und kenne bis heute phantastische und tiefgläubige Menschen, nie würde ich Menschen, die anders glauben als ich mit Hochmut, der auch nicht christlich wäre, begegnen. Niemals. Vielleicht haben die ja recht mit ihrer Art zu glauben. Alles möglich.

Aber als jemand, der sich den Weg zum katholischen Christsein aus freiem Antrieb über Jahre erkämpft hat, möchte ich da, wo Heilige Messe draufsteht, auch Heilige Messe drin haben. Mit heiliger Eucharistie, mit Weihrauch, mit lateinischen Chorälen, Messdienern und – ja – einem Mann am Altar. Weil ja Jesus Christus vor gut 2000 Jahren 12 Männer zu Aposteln berufen hat, wie wir in der Bibel gelesen haben.

Und nachher werde ich wieder viele Mails und Chat-Nachrichten bekommen, ob ich denn das mit der „Päpstin“ gar nicht wisse, und dass die Bibel doch völlig überholt sei, und Jesus natürlich Frauen dabei hatte, sogar eine Tochter, und ich bin sicher: wenn wir genau suchen bei Dan Brown – da muss auch ein Transgender mit am Tisch gesessen haben. Ganz bestimmt. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann haben amerikanische Wissenschaftler irgendwas dazu entdeckt.

Nur, bitte: Ich möchte gern weiter katholisch sein und glauben, wie es einst normal war. Und ich will natürlich auch eine Kirche, die sich an ihre eigenen Regeln hält, und die knallhart durchgreift etwa bei den widerwärtigen Missbrauchsfällen der Vergangenheit. Und ich finde Johannes Hartl toll mit seinen  MEHR-Konferenzen und seinem Gebetshaus. Gottesdienst feiern mit den Stilmitteln der modernen Zeit –  aber nicht verwässert im Inhalt und auch nicht bei den Ritualen und bei der Mystik. Die Kirche ist – wenn Sie selbst nicht glauben, hören Sie hier dann auf zu lesen! – kein Sozialverein, bei dem der Blumenschmuck neben dem Altar und das Liedgut des Männerchores entscheidend ist. Entscheidend ist, dass ein Rahmen geschaffen wird, IHN zu finden und für sich selbst entdecken zu können.

Und da will ich keine Änderungen, die einfach so gemacht werden, weil der Pfarrgemeinderat das halt beschlossen hat. Ich will da sonntags einen Pfarrer am Altar, einen Mann, so wie die Jünger Jesu Männer waren, so, wie es nach meinem persönlichen Glauben sein sollte.

Wem das egal ist, was ich will – hey, nie würde ich irgendwem vorschreiben wollen, wie er oder sie zu glauben oder auch zu leben hat. Macht, was Ihr wollt!

Der damalige Kardinal Ratzinger, später dann Oberhaupt der Katholischen Weltkirche, warnte das Kardinalskollegium im Jahr 2005 in einer Predigt im Petersdom vor – so wörtlich – einer „Diktatur des Relativismus“. Und er sagte seinen Brüdern, sie sollten keine Angst vor einem antichristlichen Zeitgeist haben, sondern einfach weiter fest im Glauben stehen.

Darüber dachte ich vorhin im Wortgottesdienst nach, der an mir vorbeiflog wie die tägliche öffentlich-rechtliche Radiorubrik namens „Kirche in 1 Live“, in der jeden Tag irgendwer etwas Belangloses aus seinem Leben erzählt, ohne dass meistens das Wort Gott überhaupt vorkommt.

Und ich fragte mich selbst, während ich da in der Bankreihe kniete, ob nicht ich selbst das Problem sein könnte. Ob nicht die Welt um mich herum zerbröselt, und ich das bestenfalls noch nicht begriffen habe oder – viel schlimmer – nicht mit der modernen Zeit zurecht komme.

Ich meine, ich stelle mich jeden Tag in dieser oder jener Sache selbst in Frage. Bin ich auf der falschen Seite, muss ich vielleicht Argumente von Gegnern doch ernsthaft bedenken? Das ist ein anstrengender Prozess. Wenn ich in den Netzwerken die Apparatschicks aller Seiten verfolge, die nie an irgendwas zweifeln, bin ich oft fassungslos. Die wissen alles, auch was Putin wirklich denkt oder Biden, und wer noch wo welchen Waffen oder Goldvorräte insgeheim versteckt hat. Sagenhaft. Irgendwer sagt es ihnen, und sie vertreten es bis aufs Blut. Manchmal glaube ich zu verstehen, wie das damals alles geschehen konnte. Es würde auch heute wieder funktionieren. Andere Ideologie, andere Uniformen, aber die Masse marschiert, wenn es ihr befohlen wird.

Vielleicht werden unsere Kinder später von mir sagen: Schrullig, der Alte. Netter Kerl, ganz passabler Vater, aber der wollte doch tatsächlich immer einen Mann am Altar stehen haben sonntags… Ja, das will er, der schrullige Alte…

P.S. Ich weiß, dass der Wortgottesdienst immer ein integraler Bestandteil der Messe ist, dem dann die Eucharistie folgt. Nur die folgte eben  nicht…

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Zur Wahl der neuen EKD-Chefin: Ich will gar keine gemeinsame Kirche haben

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Amtskirche, hat eine neue Chefin. Bei der jüngsten Synode in Bremen erhielt Annette Kurschus, Theologin aus Bielefeld, schon im ersten Wahlgang die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Von 140 abgegebenen Stimmen erhielt sie 126 Ja-Stimmen, es gab vier Nein-Stimmen und zehn Enthaltungen.

Kurschus (58) folgt auf den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Dessen Vorgängerin war die umstrittene Margot Käßmann.

So richtig Negatives habe ich über Frau Kurschus nicht gefunden, warum sollte ich auch danach suchen? 20 Millionen Protestanten gibt es in Deutschland – ungefähr gleich viele Katholiken. Bei beiden Großkirchen zeigt die Kurve der Mitgliederentwicklung seit Jahren steil nach unten.

Dennoch sind die christlichen Kirche einflussreich und spielen immer noch eine beachtliche gesellschaftliche Rolle auch über die vielfältigen Verflechtungen mit dem Staat und den sozialen Strukturen in Deutschland. Schulen, Beratungsstellen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindertagesstätten – kaum ein Bereich, in denen kirchliche Träger nicht eine entscheidende Rolle spielen. Und wirtschaftlich ist es ebenso, Bistümer haben Milliardenvermögen, das Erzbistum Köln zum Beispiel ein gewaltiges Immobilienvermögen auch abseits von Kirchengebäuden und Gemeindehäusern.

Ein gläubiger Christ wie ich sollte sich also eigentlich freuen, dass christliche Kirchen gesellschaftlichen Einfluss haben, aber das tue ich nicht, denn der christliche Einfluss ist kaum noch irgendwo spürbar. Bei den Katholiken wurde das deutlich, als in Deutschland der Streit ums Betreuungsgeld tobte, der es Eltern ermöglichen sollte, ihre eigenen Kinder in den ersten beiden Jahren selbst und zu Hause zu erziehen. Die Bischöfe unterstützten das Vorhaben eindeutig, nicht so der katholische Caritasverband (500.000 Mitarbeiter), der sich gegen die eigene Geistlichkeit stellte. Und warum? Weil es in seinem wirtschaftlichen Interesse war, möglich viel Staatsknete für neue Kitas und Personal und damit Fremdbetreuung der Kinder abzugreifen.

Doch reden wir über die EKD aus der Sicht eines Christen, der vor 35 Jahren von der evangelischen zur katholischen Kirche konvertierte. Damals schon störte mich der Modernismus der protestantischen Landeskirchen, in denen der Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluss in vielen Gemeinden wichtiger war als Gottes Wort zu verkündigen. Und heute? Es ist noch viel schlimmer geworden. Wer bei einem Evangelischen Kirchentag war, fühlt sich eher an eine rot-grüne Vorfeldorganisation erinnert als an die Kirche Jesu. Das Feuer des Glaubens finde ich in den Freikirchlichen Gemeinden, bei den Evangelikalen. Und auch die katholische Kirche in Deutschand ist angepasst und gibt alles auf, was sie anderswo auf der Welt so einzigartig macht. Der Fels zu sein, der fest steht in einer Welt, die immer irrsinniger wird.

Die neue EKD-Ratsvorsitzende hatte gleich nach ihrer Wahl einen Rat für die Brüder und Schwestern der anderen Seite parat: Sie riet der katholischen Kirche, bei Geschlechtergerechtigkeit mit der Gesellschaft zu gehen. Das ist wirklich unser wichtigstes Problem…

Ich fand das Streben nach Ökumene früher wirklich einmal gut, gehöre selbst einer ökumenischen Templergemeinschaft an. Ich habe viele evangelische Freunde, mit denen ich den Glauben an den einen Gott zu 100 Prozent teile, mit denen ich mich treffe, mit denen ich bete. „Mich interessieren Labels nicht“, sagte einst der wunderbare Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, und beschrieb damit treffend, welch Irrsinn es ist, zwischen Christen noch zu streiten in diesen Zeiten der zunehmenden Säkularisierung.

Aber das, was in Deutschland unter Ökumene betrieben wird, ist nichts anderes als Anpassung an den Zeitgeist und den massiven Versuch, die römisch-katholische Kirche durchzuprotestantisieren. Ich meine, niemand ist doch gezwungen katholisch zu sein, niemand muss Priester werden und zölibatär zu leben. Aber die, die das freiwillig und aus eigenem Entschluss so wollen, haben alles Recht dazu. „Keiner will heute mehr heiraten“, ätzte mal ein Prälat vom konservativen Opus Dei bei einer Podiumsdiskussion an der Uni Köln und weiter: „Aber die katholischen Priester, die sollen jetzt  müssen…“

Nichts beschreibt die Lage so treffend wie dieser Satz. Es geht weder die BILD-Zeitung, noch die Homo-Lobbyverbände noch – mit Verlaub und allem Respekt – die evangelischen Brüder und Schwester etwas an, wenn sich katholische Männer und Frauen freiwillig dazu entscheiden, zölibatär zu leben. Wer das nicht will, kann einen Dienst für Gott auch in der evangelischen Kirche leisten und heiraten. Punkt.

Mein Kollege und ein Stück weit auch Freund Matthias Matussek sagte 2016 in einem Interview mit der Online-Tageszeitung TheGermanZ, das Drängen auf Modernisierung der katholischen Kirche gehe „selbst klugen Protestanten auf den Wecker“.  Und er sagt weiter: Warum eigentlich müssen die Christen wieder in einer Kirche vereint werden? Lasst bunte Blumen blühen – bei den Protestanten ebenso wie bei den Katholiken!

Ich habe tiefen Respekt vor den Protestanten, ich liebe meine Brüder und Schwestern dort. Aber sie gehen einen anderen Weg als ich. Für mich ist die Eucharistie heilig, ich erkenne den Papst als meinen geistigen Anführer an. Und ja, mein Papst war Johannes Paul II und ich bewundere den deutschen Papst Benedikt XVI. Mit Papst Franziskus fremdele ich bisweilen, aber ich akzeptiere, dass er seinen Auftrag erfüllt, wie er es eben macht, getragen vom Heiligen Geist.

Ich will keine Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen, und wenn es ein müsste, dann mit den orthodixen Kirchen. Und ich wünsche den protestantischen Kirchen, dass sie auf ihre Art segensreich und im Sinne Gottes für diese Welt wirken. Auch Frau Kurschus natürlich. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl!

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„Synodaler Weg“ braucht (fast) kein Mensch

Der katholische „Reformdialog“ mit dem schönen Namen „Synodaler Weg“ stößt auf geringes Interesse beim Volk Gottes. Das wurde jetzt in einer repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „INSA Consulere“ dokumentiert. Nur elf Prozent der Christen insgesamr interessieren sich für das von der Amtskirche eingeleitete Palaver über angeblich notwendige „Reformen“. Der gefühlt 100. Versuch sogenannter Reformer, die katholische Kirche in Deutschland weiter zu protestantisieren.

Kann man machen, aber was ich nie verstehe werde: Warum wechseln die Freunde des „Synodalen Weges“ nicht einfach zu den reformierten Brüdern und Schwestern? Ist doch ganz einfach, und dann macht Ihr euer Ding und wir machen unseres. Ich, zum Beispiel, würde gern mal wieder in Ruhe und ohne Gesichtsmaske eine Heilige Messe besuchen. Eine Stunde, in SEINER Nähe – das ist 10.000 Mal mehr wert, als alle diese sogenannten Reformprozesse.

 




Vielleicht erwarte ich einfach nur zu viel

Als regelmäßige Leser meiner Beiträge wissen Sie, dass die Teilnahme an der katholischen Messe für mich zu jedem Sonntag unbedingt dazu gehört. Uns so saß ich auch heute in meiner Gemeinde in der vierten Reihe und wartete auf das, was da kam. Es war ein Gastprediger, der Pastor der evangelischen Kirchengemeinde im Ort. Es ist hier üblich, dass er einmal im Jahr bei uns predigt, und unser Pfarrer einmal im Jahr zu den evangelischen Brüdern und Schwestern geht.

Unser Gast erfüllte meine erwartungen zu 100 Prozent. Sein Thema war der G20-Gipfel. Was die Staatschefs alles nicht beschlossen hätten, was sie hätten anders machen sollen, über was nicht einmal geredet wurde, dass sie sich für die ihnen anvertrauten Menschen überhaupt nicht interessieren und so weiter. Christus pur, sozusagen.

Über die tagelangen Gewaltexesse in Hamburg und mehr als 200 verletzte Polizisten sagte er nichts. Und das ist auch gar nicht nötig, denn er ist ja ein Gottesmann und kein Politiker. Er hätte einfach über Jesus Christus und das Evangelium sprechen können, aber leider verpasste er diese Chance. Meine Erwartungen an moderne christliche Prediger sind einfach zu hoch.




Herr Pfarrer und das „gute Werk“

Ich fürchte, es ist dem Mann wirklich ernst. Der pensionierte evangelische Pfarrer Ulrich Wagner erstaunte in der vergangenen Woche mit dem Vorschlag, für die Asylbewerber in Flüchtlingsheimen Prostituierte zur Verfügung zu stellen. Diese Männer hätten doch „ein sexuelles Bedürfnis“, was sich in seinem Dorf u. a. daran zeige, dass Männer aus dem Asylbewerberheim immer wieder Frauen auf der Straße belästigten. Den Flüchtlingen Essen und Trinken zu geben, reiche nicht aus. Finanziert werden solle das Projekt aus einem neu zu gründenden Unterstützerkreis, der „Freie Liebe für freie Menschen“ heißen könne. Vielleicht, so Wagner weiter, finde sich auch „ein Bordellbesitzer“, der bereit sei „ein gutes Werk zu tun“. Man ist sprachlos angesichts der Frauenverachtung, die aus diesen Worten des Herrn Pfarrer spricht. Der Bordellbesitzer, der „ein gutes Werk tut“, indem er Frauen für lau zur Verfügung stellt, sozusagen als Befriedigungsmaschinen. „Am Vormittag ist da ja eh nicht viel los, vermute ich“, fügte er zynisch hinzu. Wir reden immer viel über die Glaubwürdigkeit der Kirchen, und die können nicht für das dämliche Geschwätz eines einzelnen ihrer Repräsentanten in Haftung genommen werden. Aber wie ein Mann, der Güte und Barmherzigkeit als Lebensaufgabe haben sollte, derart zynisch und menschenverachtend daherreden kann, schockiert mich dann doch ein wenig.