Katholische Priesterinnen? Warum werdet Ihr nicht einfach evangelisch?

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ist überhaupt nicht zufrieden mit dem Verlauf der römischen Weltsynode. Und das ist ein gutes Zeichen, zeigt es doch, dass die katholische Weltkirche gewillt ist, eine katholische Weltkirche zu bleiben.

„Enttäuschend ist, dass es keine konkreten Beschlüsse zur Öffnung von Kirchenämtern für Frauen gegeben hat“, sagte Stetter-Karp, wohl wissend, dass dies immer und immer wieder in all den Jahren von den jeweils amtierenden Päpsten eindeutig klargestellt worden ist.

Im Grunde ist es ja auch ganz einfach: Kirchengründer Jesus Christus hatte vor gut 2000 Jahren zwölf MÄNNER als seine Jünger ausgewählt. MÄNNER! Glauben Sie nicht? In der Bibel werden sie namentlich genannt: Simon Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon, Judas. Das sind die Namen, nicht Monika, Heike, Astrid und Juliette.

Wollte Jesus damit etwa Frauen diskriminieren, herabwürdigen gar?

Natürlich nicht, denn in seinem Umfeld spielten Frauen wie Maria Magdalena wichtige Rollen. Auch das ist alles überliefert.

Wusste Christus vielleicht einfach noch nicht, dass es mal Feminismus und Alice Schwarzer geben würde? Kaum vorstellbar, wenn er – wie Christen glauben – der Sohn Gottes gewesen ist. Der Sohn Gottes weiß nämlich alles, wenn er der Sohn desjenigen war, der Himmel und Erde erschaffen hat. Wenn Sie das nicht glauben, hey: das müssen sie ja nicht. Denken und glauben Sie, was Sie wollen!

Aber in der gängigen Auslegung der katholischen Kirche – mit immerhin 1,4 Milliarden Gläubigen weltweit – ist es die Rolle des Mannes, den Glauben weiterzutragen, und die Rolle der Frau ist es, das menschliche Leben weiterzugeben.

Punkt!

In dem Abschlussdokument der Weltsynode wird übrigens auch eingeräumt, dass Frauen weiterhin in der Kirche auf „Hindernisse für eine umfänglichere Anerkennung“ stoßen. Und, dass es keinen Grund gibt, Frauen nicht in „führende Rollen in der Kirche“ zu nehmen. Nur eben nicht als „Priesterinnen“.

Für Stetter-Karp ein Grund zur schlechten Laune: „Die Diskriminierung von Frauen bleibt bestehen – und es wäre abwegig zu bestreiten, dass das viele Katholikinnen und Katholiken in Deutschland frustrieren wird.“

Mein Vorschlag: wechselt einfach zu den Brüdern und Schwestern der protestantischen Kirchen, wenn ihr nicht mehr katholisch sein wollt!




Facebook-Zensur: Herabgestuft von „unserer Technologie“

Zahlreiche Leser meiner Online-Portale TheGermanZ und KELLE haben mir vergangene Nacht Screenshots geschickt, in denen ihnen Facebook mitteilt, dass der von mir gepostete Artikel zum Beginn der Karwoche und der Bedeutung des Osterfestes in der Sichtbarkeit herabgestuft worden sei. Nachzulesen übrigens hier

Als Begründung heißt es:

„Unsere Technologie hat gezeigt, dass dieser Beitrag anderen Beiträgen ähnelt, die gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Gewaltdarstellende und drastische Inhalte verstoßen.“

Das muss man erstmal sacken lassen, oder?

Wenn Sie über die Kreuzigung Jesu und das Osterfest schreiben, werden sie bei Facebook „herabgestuft“.

Ich meine, es ist ja nicht „unsere Technologie“, es ist ja ein Mensch oder eine Gruppe Menschen, der „unsere Technologie“ so programmiert, dass das wichtigste Fest der Christenheit und die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu, die weltweit Milliarden Menschen bewegt, Grund ist, „herabgestuft“ zu werden.

Das Schlimmste ist dabei, dass man solche Unverschämtheiten inzwischen mit einem Achselzucken abtut. Man kann ja sowieso nichts ändern…

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Lasst mich in Ruhe mit dem glitzernden Nippes!

Als ich heute früh unsere kleine katholische Diaspora-Kirche in der brandenburgischen Provinz betrat, traute ich meinen Augen nicht zu glauben, so voll war die Bude des Herrn, in der sich sonst sonntags 60 oder 70 Gläubige versammeln. 60 oder 70 Gläubige in einer katholischen Kirche im atheistischen Osten, das finde ich schon eine respektable Zahl, aber heute waren echt alle Bänke voll – ALLE Bänke.

Grund war ganz offensichtlich der Volkstrauertag, an dem die Meisten von uns in einer sentimentalen Grundstimmung sind, und bereit, unserer Verstorbenen zu gedenken und für ihr Seelenheil zu beten.

Aber zwischendurch dachte ich auch kurz an den Vortag, als wir im Gedränge eines Möbelhauses etwas suchten und natürlich nicht am hauseigenen „Weihnachtsmarkt“ vorbeikamen. Zipfelmännchen, Glitzerketten, Weihnachtsmann-Püppchen, dunkelrote Unterteller, Zimtsterne aus Holz – aber nichts wirklich Weihnachtliches.

Klar, die ersten Lebkuchen und Marzipankartoffeln finden wir bei manchen Discountern schon Ende August im Regal, was ich stoisch ignoriere, obwohl ich einer frischen Marzipanmasse grundsätzlich zugeneigt bin.

Und dann die Suche nach Weihnachtsmotiven

Jedes Jahr das gleiche Theater, wenn ich versuche, Weihnachtskarten mit christlichen Motiven zu finden in der Druckerei meines Vertrauens. Dazu muss ich sagen, dass ich meine Firmen-Weihnachtskarten jedes Jahr mit einem eigenen Text selbst drucken lasse, aber ich hoffe immer auf eine Jesus-Figur in der Krippe oder wenigstens ein Kreuz auf dem Bild – aber nix. Vor drei Jahren wählte ich eine Straßenszene aus Oslo bei Nacht mit leuchtenden Gaslaternen als Motiv aus, weil ich den ganzen Schmonzes mit Nikoläusen auf fliegenden Schlitten, bunten Christbaumkugeln und Schneelandschaften nicht mehr ertragen kann.

Weihnachten, verdammt noch mal, das ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Und nicht das Fest fetter Coca Cola-Weihnachtsmänner, die mit Paketen durch die Luft fliegen. Das ist eine ernste Sache. Aber bald werden sie es nicht mehr wissen. Weil es verdrängt wird aus unserem Alltag.

Genießen Sie den bevorstehenden Advent, trinken Sie ruhig einen überteuerten Glühwein mit Schuss und essen ein paar gebrannte Mandeln – aber vergessen Sie nicht, um was es beim Weihnachtsfest eigentlich geht!




Glauben Sie es oder nicht: Die Kirche Jesu lebt – aber es wird anders

Also mit der katholischen Untergrundkirche in der Volksrepublik China will ich uns nicht vergleichen, obwohl ein chinesischer Herr Bätzing da sicher seinen Platz finden würde von wegen Anpassung an den Staat und so. Aber inzwischen ist es tatsächlich so, dass ich jeden Sonntag 35 Kilometer hin- und dann zurückfahre, um einen anständigen katholischen Gottesdienst, eine Heilige Messe, mitfeiern zu dürfen.

Wir haben hier auch gute Pfarrer, aktive Gemeinden, gleich um die Ecke. Manchmal gehe ich da auch hin, denn wie „mein Pfarrer“, Pater Klaus (schöner Name übrigens), mal sagte: Auch eine langweilige Messe ist besser als keine Messe. Da hat er recht. „Mein Pfarrer“ sage ich, seit er der erste Mensch war, der nach meinem schweren Herzinfarkt Anfang 2016 im Krankenhaus in Mönchengladbach ankam. Da lag ich auf der Intensivstation, und die Ärzte kämpften um mein Leben. Drei Mal mussten sie mich mit Stromstößen wiederbeleben und drei Wochen lag ich noch im künstlichen Koma ohne eine ärztliche Prognose, ob ich jemals wieder aufwache.

Felix, einer meiner besten Freunde, war damals von meiner Frau informiert worden, rief Pater Klaus LC an, und der wiederum ließ alles stehen und liegen und raste los. Ja, ich finde es gut, dass es Priester gibt, die sich aus eigenem Entschluss für den Zölibat entscheiden und 24/7 da sind, wenn die Not bei einem seiner Schäfchen am Größten ist.

Heute Morgen also Heilige Messe in einem christlichen Haus in der Nähe von Düsseldorf, keine Kirche. Fast 100 Leute teilten sich Stühle, Hocker und Papierkopien mit Liedertexten. Brechend voll alles bis zur Haustür, ein improvisierter Altar, Zwei mit Instrumenten, ernsthafte Stille. Pater Rafael zelebrierte. Es ging – natürlich – heute um den Josefstag, um den heiligen Josef. Der war ein sehr spannender Mann. Als seine Frau ihm sagte, sie bekomme ein Kind, war das zweifellos ein Schock für den Zimmermann, denn Beischalf hatte nicht stattgefunden. Maria war noch Jungfrau, als sie schwanger wurde, was – wie Sie wissen – ein ungewöhnlicher Vorgang ist.

Es ist nicht überliefert, ob Maria ihren Josef beruhigen konnte mit einem heute beliebten Satz wie „Ich kann Dir alles erklären…“ Aber Sie wissen, wie es weitergeht in dieser großen Geschichte, die mit der Geburt Jesu am Heiligen Abend nicht endete, sondern in dieser Nacht in Bethlehem erst so richtig begann.

Kein Klima, kein Gender, keine aufgeregten kurzhaarigen Damen vom Pfarrgemeinderat, die meinen, sie müssten den ganzen Laden übernehmen, und das Zeitalter der Männer sei vorbei. Sondern einfach Kirche. Einfach Gott. Einfach – in meinem Fall – katholisch.

Es ist keine Mühe, sonntags dorthin zu fahren. Es ist wie eine Fahrt in einen kurzen Urlaub. Mehr als die Hälfte der Anwesenden waren jünger als 20, die zweitgrößte Gruppe waren Frauen/Mütter und – ich habe heimlich durchgezählt – sechs alte weißen Männer wie ich. Die anderen fünf haben sich sicher ebenso gefeut wie ich, hier die Zukunft unserer Kirche erleben zu dürfen. Weder die unsäglichen Missbrauchsfälle, weder Herr Bätzing und der Synodale Irrweg – die Kirche Jesu – katholisch oder protestantisch – wird eine Zukunft haben. Ganz sicher.

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Warum ich die Kirche nicht verlasse

Es ist wieder Weihnachten. Haben Sie es bemerkt?

Gestern Abend wollten wir mir der ganzen Familie wie früher eine Heilige Messe besuchen. Doch als wir ankamen, stellten wir a) fest, dass diese nicht um 18.30 Uhr stattfinde, sondern erst um 19 Uhr. Und es war halt 17.15 Uhr. Und als wir dann b) noch erfuhren, dass Gläubige, die zur Messe wollen, sich vorher beim Pfarramt hätten Eintrittskarten besorgen müssen, war unsere Motivation auf dem Nullpunkt.

So also heute morgen dann in deutlich kleinerer Familienbesetzung, dafür mit Freunden, um 11 Uhr die Christmette mit drei Priestern der Legionäre Christi. Und eigentlich ist ja weltweit auch heute für die Mehrzahl der Christen auf der Welt der Festtag der Geburt Jesu. Es war sehr schön, und es ging um Gott und nicht ums Klima oder Frauenpriestertum und die Homo-„Ehe“. Einfach um Gott.

Und das ist ja der eigentliche Punkt. Bei den vielen Zehntausenden evangelischen und katholischen Christen, die auch in diesem Jahr ihrer Kirche den Rücken gekehrt haben, sind eine ganze Menge, die dafür gute Gründe nennen können. Die ihrer Kirche nicht mehr vertrauen nach all den Fällen von sexuellem Missbrauch Schutzbefohlener durch Kleriker. Das ist so widerwärtig, dass es auch mich immer noch wütend macht, wenn wieder ein „Fall“ bekannt wurde. Ein Mann Gottes, ein Priester in der Nachfolge der Jünger Jesu, der sich an Kindern vergreift? Das ist durch nichts zu rechtfertigen, und – aus meiner Sicht – gibt es dafür keine Barmherzigkeit. Jesus würde das vermutlich anders sehen. Er würde es nicht gutheißen, denn er ist grenzenlos barmherzig. Das ist mir nicht gegeben, muss ich einräumen.

Ich glaube an Gott, ich versuche ein gottgefähliges Leben zu leben, was in meinem Beruf und in meiner politischen Berufung alles andere als leicht ist. Aber das mit der „anderen Wange“, die ich hinhalten soll, wenn mir jemand eine reinhaut, das war noch nie mein Ding und wird es wahrscheinlich auch nicht werden. Ich bin in meinem Glauben eher so Don Camillo als Halleluja. Aber muss ja jeder selbst wissen…

Was ich Ihnen sagen möchte, sind drei Erkenntnisse aus gut 40 Jahren Christsein 

1) Das staatliche Kirchensteuersystem ist der Tod unserer Kirche in Deutschland. Ja, wir haben schöne Gemeindehäuser und prächtige Kirchen. Und unsere Bischöfe haben Limousinen und Fahrer. Aber ist es das, was Jesus Christus von uns wollte, als er vor 2000 Jahren in Sandalen von Stadt zu Stadt lief, um zu lehren? Ich glaube, er hat Armut gepredigt.

Ich glaube, er wollte, dass wir den Armen und Ausgestoßenen helfen. So hat mir auch heute bei den Fürbitten gut gefallen, dass für „die Armen, die Einsamen zu Haus, die Patienten in Krankenhäusern, für Obdachlose und Häftlinge in den Gefängnissen“ gebetet wurde. Das ist die Kirche, wie ich sie leben möchte. Papst Franziskus hat gestern Abend im Petersdom gesagt: Ohne die Armen sei Weihnachten kein Fest im Namen Jesu. Das hat mir sehr gefallen.

2) Wenn Menschen, die nicht an Gott glauben, die Kirche verlassen, ist das folgerichtig und nicht zu kritisieren. Wenn sie gehen, weil sie Kirchensteuer sparen wollen, habe ich zunehmend Verständnis dafür, dass Menschen mit ihrem Geld nicht Gender-Seminare und „Synodale (Irr-)Wege“ mitfinanzieren wollen. Ich selbst bin ja 1981 auf der Evangelischen Landeskirche in Lippe ausgetreten, weil die Kirche dort Demonstrationen gegen den NATO-Doppelbeschluss organisierte und evangelischen Pfarrern Soldaten die Eheschließung in Uniform verweigerten. Aber alles mitnehmen, was die Kirche sonst so bietet, von der Inanspruchnahme von christlichen Kita-Plätzen, christlichen Privatschulen und christlichen Krankenhäusern, aber gleichzeitig einen Beitrag zu all dem verweigern, das ist asozial. Und, liebe Freunde, auch wenn man das Kirchensystem verlassen will, muss man niemals den Glauben an Gott damit aufgeben.

3) Die christliche Kirche besteht seit 2000 Jahren. Weltweit bekennen sich mehr als 2,5 Milliarden Katholiken, Protestanten, Orthodoxe zum christlichen Glauben. Und die Juden natürlich auch, nur mit einer anderen Gewichtung. Und dann auch noch die Muslime ein Stück weit, deren Geschichte erhebliche Schnittmengen hat, und in deren Glauben auch ein Prediger namens Jesus vorkommt. Nur die Feindesliebe, die Jesus Christus gelehrt hat, haben sie wohl damals nicht mitbekommen.

Die christliche Kirche als Institution besteht auch nach 2000 Jahren vor allem deshalb, weil sie konsequent in ihrer Lehe geblieben ist. Bei allen Stürmen, bei allen Enttäuschungen, bei allen Niederträchtigkeiten, die es hinter Kirchenmauern auch oft gegeben hat, ist die Lehre Jesu unumstößlich.

Und seine Radikalität, die er in der Bergpredigt zum Ausdruck gebracht hat. Deshalb bleibe ich trotz allem in seiner Kirche.

Ich wünsche Ihnen allen gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Ihr Klaus Kelle

 




Wortgottesdienst…nix für mich am Sonntag

Heute Morgen war ich versehentlich in einem „Wortgottesdienst“. Ich/wir fahre(n) immer 15 Kilometer, um sonntags an einer würdevollen katholischen Messe teilzunehmen Und ich war gleich gut gelaunt, weil mir die Frau aus dem Pfarrgemeinderat am Kirchentor zurief, ich bräuchte keinen Impfausweis mehr vorzeigen. Ein guter Start. Aber eben nur ein Start.

Als eine Frau im wehenden weißen Gewand zum Altar schwebte, ahnte ich, dass ich schlechte Laune bekommen würde.

Dazu müssen Sie wissen: Ich bin der letzte Mensch auf diesem Planeten, der irgendetwas gegen Frauen hätte. Frauen sind großartig, das ideale Gegenüber zu uns Kerlen, wenn sie sich eben auch selbst so verstehen. Frauen und Männer sind nicht nur unterschiedlich, sie haben auch unterschiedliche Begabungen, Empfindungen und Aufgaben. In den Augen der römisch-katholischen Kirche sind die Frauen diejenigen, die das Leben weitertragen in die Zukunft, und Männer sind die Bewahrer des Glaubens für die Zukunft, wenn Sie mir erlauben, das so vereinfacht zu beschreiben.

Ich weiß, dass meine vielen evanglischen Freunde das anders sehen, und ich war ja selbst früher Protestant und kenne bis heute phantastische und tiefgläubige Menschen, nie würde ich Menschen, die anders glauben als ich mit Hochmut, der auch nicht christlich wäre, begegnen. Niemals. Vielleicht haben die ja recht mit ihrer Art zu glauben. Alles möglich.

Aber als jemand, der sich den Weg zum katholischen Christsein aus freiem Antrieb über Jahre erkämpft hat, möchte ich da, wo Heilige Messe draufsteht, auch Heilige Messe drin haben. Mit heiliger Eucharistie, mit Weihrauch, mit lateinischen Chorälen, Messdienern und – ja – einem Mann am Altar. Weil ja Jesus Christus vor gut 2000 Jahren 12 Männer zu Aposteln berufen hat, wie wir in der Bibel gelesen haben.

Und nachher werde ich wieder viele Mails und Chat-Nachrichten bekommen, ob ich denn das mit der „Päpstin“ gar nicht wisse, und dass die Bibel doch völlig überholt sei, und Jesus natürlich Frauen dabei hatte, sogar eine Tochter, und ich bin sicher: wenn wir genau suchen bei Dan Brown – da muss auch ein Transgender mit am Tisch gesessen haben. Ganz bestimmt. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann haben amerikanische Wissenschaftler irgendwas dazu entdeckt.

Nur, bitte: Ich möchte gern weiter katholisch sein und glauben, wie es einst normal war. Und ich will natürlich auch eine Kirche, die sich an ihre eigenen Regeln hält, und die knallhart durchgreift etwa bei den widerwärtigen Missbrauchsfällen der Vergangenheit. Und ich finde Johannes Hartl toll mit seinen  MEHR-Konferenzen und seinem Gebetshaus. Gottesdienst feiern mit den Stilmitteln der modernen Zeit –  aber nicht verwässert im Inhalt und auch nicht bei den Ritualen und bei der Mystik. Die Kirche ist – wenn Sie selbst nicht glauben, hören Sie hier dann auf zu lesen! – kein Sozialverein, bei dem der Blumenschmuck neben dem Altar und das Liedgut des Männerchores entscheidend ist. Entscheidend ist, dass ein Rahmen geschaffen wird, IHN zu finden und für sich selbst entdecken zu können.

Und da will ich keine Änderungen, die einfach so gemacht werden, weil der Pfarrgemeinderat das halt beschlossen hat. Ich will da sonntags einen Pfarrer am Altar, einen Mann, so wie die Jünger Jesu Männer waren, so, wie es nach meinem persönlichen Glauben sein sollte.

Wem das egal ist, was ich will – hey, nie würde ich irgendwem vorschreiben wollen, wie er oder sie zu glauben oder auch zu leben hat. Macht, was Ihr wollt!

Der damalige Kardinal Ratzinger, später dann Oberhaupt der Katholischen Weltkirche, warnte das Kardinalskollegium im Jahr 2005 in einer Predigt im Petersdom vor – so wörtlich – einer „Diktatur des Relativismus“. Und er sagte seinen Brüdern, sie sollten keine Angst vor einem antichristlichen Zeitgeist haben, sondern einfach weiter fest im Glauben stehen.

Darüber dachte ich vorhin im Wortgottesdienst nach, der an mir vorbeiflog wie die tägliche öffentlich-rechtliche Radiorubrik namens „Kirche in 1 Live“, in der jeden Tag irgendwer etwas Belangloses aus seinem Leben erzählt, ohne dass meistens das Wort Gott überhaupt vorkommt.

Und ich fragte mich selbst, während ich da in der Bankreihe kniete, ob nicht ich selbst das Problem sein könnte. Ob nicht die Welt um mich herum zerbröselt, und ich das bestenfalls noch nicht begriffen habe oder – viel schlimmer – nicht mit der modernen Zeit zurecht komme.

Ich meine, ich stelle mich jeden Tag in dieser oder jener Sache selbst in Frage. Bin ich auf der falschen Seite, muss ich vielleicht Argumente von Gegnern doch ernsthaft bedenken? Das ist ein anstrengender Prozess. Wenn ich in den Netzwerken die Apparatschicks aller Seiten verfolge, die nie an irgendwas zweifeln, bin ich oft fassungslos. Die wissen alles, auch was Putin wirklich denkt oder Biden, und wer noch wo welchen Waffen oder Goldvorräte insgeheim versteckt hat. Sagenhaft. Irgendwer sagt es ihnen, und sie vertreten es bis aufs Blut. Manchmal glaube ich zu verstehen, wie das damals alles geschehen konnte. Es würde auch heute wieder funktionieren. Andere Ideologie, andere Uniformen, aber die Masse marschiert, wenn es ihr befohlen wird.

Vielleicht werden unsere Kinder später von mir sagen: Schrullig, der Alte. Netter Kerl, ganz passabler Vater, aber der wollte doch tatsächlich immer einen Mann am Altar stehen haben sonntags… Ja, das will er, der schrullige Alte…

P.S. Ich weiß, dass der Wortgottesdienst immer ein integraler Bestandteil der Messe ist, dem dann die Eucharistie folgt. Nur die folgte eben  nicht…

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Gedanken nach der Gänsekeule: Das Wichtigste überhaupt sind die Kinder

Nun ist es also schon wieder vorbei, dieses Weihnachtsfest. Heute Abend Gänseessen im leider nicht ganz vollständigen Familienkreis. Irgendwie anders dieses Weihnachtsfest 2020, so ohne Heilige Messe – außer am Bildschirm – und ohne vorheriges Vorglühen mit Nachbarn am Feuerkorb und mit aufgepimptem Glühwein. Nein, es war nicht so wie sonst immer, und es war trotzdem superschön. Und wissen Sie weshalb? Wegen dem Zusammensein mit der Familie. Wegen des Besuchs der Kinder mit ihren Partnern.

Ja, klar, Weihnachtsbaum, Geschenke und Bratäpfel gibt es sonst auch, aber Weihnachten ist für mich – je älter ich werde – das wichtigste Familienfest überhaupt. Und so soll es ja auch sein.

Als alle eben aufgebrochen sind und nachdem sich die Familienmitglieder in unserem Haushalt schlafen gelegt hatten, habe ich noch kurz gesündigt. Viele von Ihnen wissen, dass ich vor bald fünf Jahren einen Herzinfarkt hatte und nur haarscharf durchgekommen bin. Das einzige Laster, dass ich mir immer noch erlaube, ist hin und wieder ein kubanisches Rauchprodukt. Eine meiner hoffentlich irgendwann Schwiegertöchter hatte – in Abstimmung und mit Genehmigung des Rates unserer Nachkommen – eine Special Edition einer Havanna-Zigarre als Geschenk für den alten Herrn mitgebracht. Und mit der verzog ich mich eben, als es ruhig im Haus geworden war, im Mantel nach draußen, um allein auf einem Gartenstuhl mit dem Rauchen des Meisterwerks zu beginnen und ein wenig über das Leben an sich nachzudenken.

Warum schreibe ich Ihnen das, wahrscheinlich sind die ersten schon eingenickt? Ich wollte einfach mal loswerden, dass Kinder das Allerwichtigste im Leben sind. Mitzuerleben, wie sie aufwachsen, sich freistrampeln, eigene Wege gehen, von denen die Eltern dringend abgeraten hatten. Und dann doch diesen Zusammenhalt zu spüren, das Gefühl zu genießen, zusammenzugehören, füreinander durch Dick und Dünn zu gehen.

So viele Menschen empfinden Kinder, selbst die eigenen, eher als eine Last. Als Hemmnis auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben, als Kostenfaktor. Doch die Wahrheit ist: es gibt nichts Wichtigeres und nichts Erfüllenderes als Kinder zu haben. Wer für sich einen anderen Plan hat – kein Problem, soll jeder leben, wie er und sie das wollen. Und wer Kinder möchte, aber keine bekommen kann, der hat mein ehrliches Mitgefühl. Aber für mich sind diese Kinder der eigentliche Sinn meines Lebens, wichtiger als mein wirklich erfüllender und spannender Beruf, als meine politischen Überzeugungen. Und wer mir jetzt – das passiert bei jedem Thema, über das ich irgendwas schreibe – Mails schickt, wie verwerflich es ist, dass ich immer noch in der CDU und persönlich schuld an Frau Merkel sei – hey, pfeif drauf. Heute ist Weihnachten. Das Fest der Geburt unseres Erlösers Jesus Christus und das Fest aller Familien überhaupt.

 

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Fürbitten thematisch mal breiter anlegen!

„Und wir bergüßen besonders unsere Sternsinger…und Sternsingerinnen…“ Fing schon gut an, die Heilige Messe heute morgen in unserer Gemeinde. Ich bin ja froh, dass man _* nicht aussprechen kann. Dieser Pfarrer hätte es zweifellos getan…

Verstehen Sie mich nicht falsch, die Leistung der Frauen in der Katholischen Kirche ist nicht hoch genug zu würdigen. Viele Gemeinden wären ohne Frauen gar nicht mehr lebensfähig. Zum Beispiel heute bei uns – die Fürbitten wurden von fünf jungen Frauen vorgebetet, eine Dame aus dem Pfarrgemeinderat „moderierte“ ein wenig und befragte die Glübigen in der vollbesetzten Kirche, und dann kam der eucharistische Teil, den dann der Priester übernahm. Und das ist auch richtig so, denn Jesus Christus hat vor 2.000 Jahren zwölf  Männer zu Aposteln ausgewählt, und ich denke, dass der Sohn Gottes sich etwas dabei gedacht hat.

Bei den Fürbitten ging es um den Frieden auf  der Welt und um arme Kinder im Libanon – auch das völlig nachvollziehbar und richtig, dafür zu beten in der Kirche Jesu. Was denn sonst?

Dennoch fehlt mir etwas, nicht heute, aber immer bei den Fürbitten in meiner Kirche, nämlich der Fokus auf die Dinge, die im eigenen Land suboptimal laufen. Klar, es wird auch mal für arme Familien in Deutschland gebetet, aber schon bei Fürbitten, bei denen es um Hass und Rassismus geht, hat es stets nur eine Richtung – nämlich die, die hassen, weil sie Fremden nicht die helfende Hand reichen wollen. unabhängig davon, ob diese Fremden mit dem Messer auf uns losgehen, Terroranschläge vorbereiten oder Frauen vergewaltigen. Kann man machen. Aber wann beten wir mal für die Fremden, die uns hassen? Für die Hassenden, die Polizisten oder Politiker gewaltsam angreifen?

Ich bin seit gut 30 Jahren katholisch und habe schon in vielen Regionen gelebt, aber so eine Fürbitte habe ich noch nie gehört…

 




Was, wenn wir niemandem mehr vertrauen können?

Für Katholiken bzw. gläubige Katholiken, wie man das in Deutschland präziser formulieren sollte, ist heute das Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. In Süddeutschland finden jetzt vielerorts Prozessionen und Pontifikalämter statt. Zur Fatima-Schiffsprozession in Lindau am Bodensee und zur Lichterprozession im Wallfahrtsort Maria Vesperbild kommen dazu viele Tausend Gläubige. In weiten Teilen Deutschlands weiß man dagegen gar nicht, von was ich hier eigentlich schreibe.

Die christlichen Kirchen, das dürfte unstreitig sein, sind auch in Deutschland immer noch identitätsbildend. Sie sind ein Anker, an dem viele Menschen im Alltag Halt finden, in Lebenskrisen, Leid und Schmerz sind sie Ruhepol und Trostspender. Vor ein paar Tagen war ich bei einem katholischen Jugendcamp in Marienfried bei Neu-Ulm. Ich war eingeladen, einen Vortrag zu halten mit Diskussion, eineinhalb Stunden. Doch ich saß zwei Tage lang schon ab dem frühen Morgen mit den viel jüngeren Leuten in dem Großzelt, um kluge Gedanken von Priestern zu hören, den Lobpreis zu singen, den Rosenkranz zu beten und die Heilige Messe zu feiern. Wieso gibt es solche Veranstaltungen eigentlich nur für Teenager, dachte ich zwischendurch. Es wären gerade die 40- bis 60-Jährigen, bei denen der Glaube im Alltagsleben lau geworden ist, die einer spirituellen Auffrischung bedürften.

SPIEGEL Online, und damit komme ich zum Thema dieses Beitrags, macht heute mit einem Artikel „Katholische Kirche in Pennsylvania – Missbrauch war maßlos und weitverbreitet“ auf, der Erschütterndes zu Tage bringt. In Pennsylvania haben über Jahrzehnte rund 300 katholische Priester etwa 1.000 Jungen und Mädchen, ihre Schutzbefohlenen, sexuell missbraucht. Kaum einer der Täter wurde zur Rechenschaft gezogen, es wurde vertuscht, gelogen und abgewiegelt, die minderjährigen Opfer und ihre Eltern zum Schweigen gebracht.

SPIEGEL Online schreibt:

„Der 884 Seiten starke Bericht liest sich wie eine Botschaft aus dem neunten Kreis der Hölle. Er beginnt mit einer schockierenden Warnung: „Es geschah überall.““

Und das in der Kirche Jesu. Man möchte weinen, wenn man das alles liest. Oder ernsthaft über das Böse und den Bösen an sich nachdenken, der sich bisweilen auch in unser aller Leben einschleicht.

Ich kenne bestimmt zwei Dutzend katholische Priester und Ordensmänner persönlich. Manche machen einfach nur engagiert ihren „Job“. Manche verrichten Dienst nach Vorschrift. Aber in einigen brennt das Feuer des Glaubens, so, wie man es sich von einem Mann oder einer Frau Gottes wünscht. Ich würde für jeden von ihnen meine Hand ins Feuer legen und mein letztes Hemd geben.

Aber was, wenn herauskäme, dass auch nur ein einziger von diesen Männern, denen ich unbedingt vertraue, ein Kind sexuell missbraucht hätte? Was würde das mit mir und meinem Glauben machen? Den ich über viele Jahre gesucht und dann mit vielen Mühen gefunden habe? Sicher würde ich nicht lamentieren „Warum lässt Gott das zu?“ Gott ist keine Serviceagentur, die alles für uns regeln muss. Wir selbst sind verantwortlich dafür, wie wir leben wollen und können.

Man braucht im eigenen Leben ein paar wenige Gewissheiten. Feste Überzeugungen, einen Glauben und Menschen, denen man unbedingt vertrauen kann. Wenn das wegbricht – welchen Sinn hat alles andere noch, was wir tun?




Das Böse und den Bösen – gibt es sowas?

Für mich ist die Geschichte vom Leben, Leiden, Sterben und der Wiederauferstehen von Jesus Christus die gewaltigste Geschichte aller Zeiten. Wenn Sie „religiös unmusikalisch“ sind, wie der Philosoph Jürgen Habermas sich eins selbst beschrieb, bleibe Sie dennoch hier, liebe Leserinnen und Leser, denn es geht auch um ganz weltliche Dinge heute.

Gestern gedachten die meisten der nominell mehr als zwei Milliarden Christen auf der Welt, wenigstens die, die ihren Glauben tatsächlich leben, der Geschichte vom letzten Abendmahl und vom Verrat des Judas. Damit beginnt das furchtbare Leiden des Jesus von Nazareth, den viele für Gottes Sohn halten, und der am Kreuz zunächst stirbt. Mich beschäftigt diese Geschichte immer wieder intensiv und fast immer berührt sie mich in der Abendmesse des Gründonnerstags emotional sehr. Der Freund, der mit am Tisch sitzt, mit dem man über wichtige Themen spricht, dem man uneingeschränktes Vertrauen schenkt, mit dem man lacht und Spaß hat. Und der dann zum Verräter wird, der mit einem Satz oder einer Handlung alles zerstört, was man für Gewissheit gehalten hat. Kennen Sie so etwas auch? Ich habe es in meinem Leben immer wieder erlebt. Es muss gar nicht ein Familienmitglied oder ein wirklich enger Freund sein, einfach jemand, den man mag und dem man vertraut. Und der sich dann als echtes A….. herausstellt.

Warum passiert so etwas? Menschen, die im Gegensatz zu Habermas religiös musikalisch sind, führen das oftmals auf „das Böse“ zurück. Gibt es das überhaupt? Oder sind das Gute und das Böse in jedem von uns grundsätzlich angelegt, um uns in der Balance zu halten? So wie im chinesischen Daoismus mit Ying und Yang?

Das Böse? Gibt es das? Vielleicht sogar DEN Bösen? Für uns aufgeklärte Menschen schwer vorstellbar, auch wenn es in den christlichen Kirchen fester Bestandteil des Glaubens ist. Bei der Taufe eines Kindes und jetzt auch wieder in der Osternacht gehört es in jeder katholischen Messe dazu, dem Bösen zu widersagen.

Aber ein Böser, der in unser Leben eingreift? Einer mit Hörnern und Pferdefuß? Teuflische Besessenheit? Ich bitte Sie… Der WDR-Journalist Marcus Wegner schrieb vor Jahren ein spannendes Buch mit dem Titel „Exorzismus heute: der Teufel spricht Deutsch“. Darin erzählt er unglaublich skurrile Geschichten, die hier und heute in diesem Land jeden Tag passieren. Was für ein Quatsch, denkt man an vielen Stellen unwillkürlich. Wie kann man an so einen Firlefanz glauben? Doch dann erzählt auch Wegner im letzten Kapitel ein persönliches Erlebnis, das er offenbar selbst nicht rational einordnen kann.

Papst Franziskus hat übrigens jüngst in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ gesagt: „Die Hölle gibt es nicht, was es gibt, ist die Auslöschung der sündhaften Seelen.“ Vor wenigen Stunden korrigierte der Vatikan diese bahnbrechende Aussage des Pontifex. Er sei falsch zitiert worden, und die Hölle gibt es doch. Wenn die sich da in Rom nicht einmal einig sind…

Ihnen allen wünsche ich gesegnete Ostertage!