Unterwegs im schönen Göttingen: Botanischer Garten und antifa

Ehrlich gesagt, ich wusste nicht einmal, wo Göttingen genau liegt, als mich die private Einladung in die niedersächsische Universitätsstadt erreichte. Göttingen? Was soll ich da? 120.000 Einwohner, davon 20.000 Studenten, die SPD dominierende Kraft in der Kommunalpolitik.  Ich muss sagen, ich wurde mehr als positiv überrascht bei meinem ersten Besuch in dieser Stadt nach 60 Lebensjahren. Total freundliche Leute, ein großes Stadtfest mit Gute-Laune-Künstlern, eine stimmungsvolle Abendmesse in einer modernen Kirche, tolle Restaurants. Selbst der Botanische Garten hat seinen Reiz. Mein erster Besuch in Göttingen war überwältigend. Tolle Stadt, viel erlebt, alle Vorurteile in drei Tagen widerlegt.

An dieser Stelle hätte meine Geschichte mit Göttingen enden können. Doch tatsächlich und absolut zufällig bekam ich drei Wochen später eine Einladung zu einem Bürgerlich-Konservativen Stammtisch in…was soll ich sagen…Göttingen. Zufälle gibt es…meine Gastgeber waren wunderbare junge Leute, die meisten Studenten und Mitglieder der WerteUnion, der Basisbewegung in CDU und CSU, die vom Parteiestablishment in Berlin so gar nicht goutiert wird.

Bei diesem zweiten Besuch lernte ich die andere Seite dieser Stadt kennen, die beunruhigende. Als mir gesagt wurde, dass wir die Veranstaltung besser nicht öffentlich ankündigen sollten wegen antifa und so, kam mir das komisch vor, denn ich bin ja wirklich sowas von bürgerliche Mitte. Und der Abend verlief tatsächlich ruhig, das Publikum gut gemischt, anständiges Bier und offene Gespräche über die politische Lage in Deutschland.

Erst später nach dem offiziellen Teil, als wir uns einen langen Tisch in einer Pizzeria ergattert hatten und noch mit einem Dutzend Leuten begannen, über Göttingen zu plaudern, begriff ich, wo ich hier war. Die Studenten erzählten vom linken Meinungsterror an der Georg-August-Universität, wo man als „Bürgerlicher“ lieber mit seiner Meinung zurückhaltend sein sollte. Und von der ausgefallenen Lesung mit dem früheren Innenminister Thomas de Maizière in Göttingen, der nicht sprechen konnte, weil linke „antifa“-Aktivisten die Zugänge blockierten, so dass 300 Interessierte und der Politiker wieder nach Hause abziehen mussten.

Sie erzählten von Straßenzügen, durch die wir um diese Zeit besser nicht mehr gehen sollten, weil da besetzte Häuser seien, die inzwischen von der Stadt mit dem Geld der Steuerzahler renoviert und für eine Spottmiete zur Verfügung gestellt worden seien. Und von Linksradikalen, die sich ausgerechnet hier, wo Jürgen Trittin seinen Wahlkreis hatte, auf ihre aktive Rolle bei den G20-Krawallen in Hamburg im Jahr 2017 vorbereiteten. Schon bei meinem ersten Besuch war mir aufgefallen, dass an einem Haus eine Fahne der Grünen mit dem Logo der linksextremistischen „antifa“ flatterte. Berührungsängste gibt es hier nicht wenn man auf der richtigen Seite steht. Und die antifa hat sogar einen Sitz im Stadtrat, nahdem sie im Jahr 2016 immerhin 2,4 Prozent erzielte.

Im vergangenen Jahr erst war ein 24-jähriger V-Mann des Verfassungsschutzes in Göttingen aufgeflogen, was bundesweit Wellen schlug. Immerhin kümmert sich der Verfassungsschutz hier auch um Linksradikale – eine gute Nachricht. Und so verging der Abend wie im Fluge mit Geschichten über die örtliche Tageszeitung, die grundsätzlich nicht die Herkunft von Tätern von Gewaltverbrechen nennt, von Mitgliedern des Stadtrates, die von der „antifa“ bedroht würden, wenn sie Mittel für linksextreme Projekte kürzen wollten von Buttersäue-Anschlägen und so weiter und so weiter. Nicht in Kreuzberg oder im Hamburger Schanzenviertel, sondern…..in Göttingen.

„Hey, wir sind in Deutschland, hier ist Rechtsstaat“, wagte ich irgendwann naiv einzuwenden. Einer aus der Runde erwiderte: „In Göttingen nicht….“ Und dann ein kurzes, bitteres Lachen am Tisch….




St. Petersburg, Davos und Bilderberger verbindet nichts Geheimnisvolles

In St. Petersburg findet derzeit das Internationale Wirtschaftsforum statt. Jedes Jahr treffen sich über 7000 Führungspersonen aus Politik und Wirtschaft, führende Wissenschaftler und Medienvertreter aus der ganzen Welt unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der russischen Föderation. Sie dikutieren über die wichtigen Fragen der Gegenwart: wie wird sich die globale Wirtschaft entwickeln? Wie kann das Verhältnis zwischen den Staaten West und Ost entspannt werden? Wie entwickelt sich diese Welt für alle gedeihlich? EU-Kommissionspräsident Juncker schaute heute vorbei, sozusagen als Friedenstaube, der unter bestimmten Bedingungen die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland in Aussicht gestellt hat.

Wenn geneigte Leser zufällig gerade in St. Petersburg sein sollten, mein Tipp: Schlendern Sie doch einfach mal dort in den Saal! Geht nicht? Klar, aus Sicherheitsgründen werden hochkarätige Treffen solcher Art vom gemeinen Publikum abgeschirmt. So wie bei den Bilderbergern. Das ist dieser total verschwörerische „Geheimbund“, von denen die Feinde der westlichen Lebensart so gern schreiben und sprechen. Im Jahr 1954 auf Einladung von Prinz Bernhard der Niederlande im „Hotel de Bilderberg“ in Oosterbeek gegründet, treffen sich alljährlich hochrangige Persönlichkeiten aus westlichen Staaten zum Meinungsaustausch. So ähnlich wie bei der alljährlichen Wirtschaftskonferenz in Davos oder jetzt im russischen St. Petersburg. Völlig normal, ja sogar wünschenswert, gerade in rauhen Zeiten. Gut, dass sich die Herren Putin und Juncker treffen und mal die Meinung geigen.

Verschwörungstheoretiker erfinden allerlei Geschichten um solche Konferenzen. Welcher Krieg geführt wird, wer zum Bundeskanzler gewählt wird, wie der Leitzins der US-Notenbank festgelegt wird – all das beschließt man nicht bei den Bilderbergern. Glauben Sie nicht? Im Jahr 2012 fand die Bilderberger-Konferenz in – höchst verdächtig! – USA statt, genau in Chantilly. Und mal ehrlich: welcher düstere Geheimbund, der Böses im Schilde führt, würde dazu ausgerechnet einen deutschen Grünen einladen?