GASTSPIEL Peter Winnemöller über das große Treffen der Jugend mit Papst Franziskus

Vor zehn Tagen ging es los. Jugendliche aus der ganzen Welt hatten sich auf den Weg gemacht, um sich in Polen zu treffen. Die ersten Tage waren die Jugendlichen auf alle Diözesen Polens verteilt. Diese Tage der Begegnung gehen dem eigentlichen Jugendtreffen voraus und dienen dazu, das Gastgeberland besser kennen zu lernen. Es ist ein Warm up für das große Treffen, zu dem dann auch der Papst hinzu kommt.

Am Montag dieser Woche haben sich die Jugendlichen auf den Weg nach Krakau gemacht, dem Ort des 31. Weltjugendtages. An diesem Ort war der Gründer der Weltjugendtage, Papst Johannes Paul II. lange Jahre als Priester. Weihbischof und Erzbischof tätig. Als junger Mann hatte Karol Woytila hier in einen Steinbruch gearbeitet. Auf diesem Gelände steht heute das Sanktuarium Johannes Paul II. Diese große Kirche steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit. Dort hatte Sr. Faustyna gelebt, die in Visionen Jesus geschaut hatte und sich um die Verbreitung der Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit verdient gemacht. Papst Johannes Paul II. hatte eine sehr enge Verbindung zu Sr. Faustyna. Er hatte sie selig und heilig gesprochen und den Sonntag der Barmherzigkeit eingeführt. Die räumliche Nähe der beiden Kirchen macht die innerliche Nähe geradezu greifbar.
Unter dem Motto „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ sind nun Jugendliche aus 178 Ländern in Krakau versammelt. Papst Johannes Paul II. und Sr. Faustyna sind auf diesem Jugendtreffen allgegenwärtig. Ausgehend von Krakau soll nach dem Wunsch des Papstes die Jugend die Botschaft der Barmherzigkeit in die Welt tragen. Es ist ein großes buntes Jugendfest, das jeden, der die Kirche schon als erledigt ansieht, eines besseren belehren müßte.

„In meinen Jahren als Bischof lernte ich eines: Nichts ist schöner, als die Begeisterung, das Engagement, den Fleiß und die Energie zu sehen, mit der so viele junge Menschen ihr Leben leben.“, sagte der Papst in seiner Ansprache an die Jugend bei der Begrüßung im Blona Park. Der Papst traut der Jugend der Kirche offensichtlich zu, etwas in der Welt zu bewegen.
Das Programm mit dem Heiligen Vater geht weiter mit dem Kreuzweg am Freitag, einer Gebetsnacht am Samstag und der Abschlußmesse, die der Papst am Sonntag auf dem Campus misericordiae mit den Pilgern feiert. Das große Jugendfest strebt seinem Höhepunkt zu. In allen Straßen und auf allen Plätzen drängen sich die jungen Pilger. Auch die Journalisten kommen nicht umhin, sich ab und an mit High five abklatschen zu lassen. Auf den Wegen wird der Rosenkranz gebetet, es werden geistliche Lieder gesungen. In den Kirchen werden zahlreiche Messen gefeiert und Jesus im Allerheiligsten angebetet. Diese Orte der Stille werden von den jungen Pilgern viel genutzt. Es ist eine frohe und zugleich fromme Stimmung, die jungen Leute zeigen der Welt, welche Freude der Glauben bereitet.

Ein besonderes Merkmal der Weltjugendtage ist auch hier in Krakau wieder zu sehen: Die große Friedfertigkeit der Teilnehmer. Die Sicherheitskräfte sind inzwischen auch schon fröhlich gestimmt, denn die jungen Pilger lachen sie an. Es gibt keine Randale, keine Straftaten und es kommt an Verletzungen allenfalls mal zu verstauchten Knöcheln, Blasen an den Füßen oder aufgeschürften Knien. Einzig die Terrorgefahr liegt wie ein Schatten über dem Jugendfestival. Die polnischen Sicherheitskräfte haben ihr möglichstes getan, um ein sicheres und friedliches Fest zu gewährleisten. Krakau ist seit Mittwoch früh außer für Einwohner und WJT- Pilger geschlossen. Möge es so friedlich bleiben, wie es bislang ist. Es werden immerhin bis zu zwei Millionen Pilger bis zur Abschlußmesse am Sonntag erwartet. Aus Deutschland sind 15.500 Pilger angereist. Weitere werden am Sonntag zur Messe noch erwartet. Schon jetzt kann man sagen, daß die polnischen Gastgeber einen ganz wunderbaren Weltjugendtag ausrichten.

Es scheint, als würde die Kirche in Westeuropa zunehmend an Bedeutung verlieren. Hier in Krakau zeigt sich, wie stark sie wirklich ist. In der Tat werden die jungen Katholiken aus Deutschland, die jetzt hier sind, in Zukunft eine Minderheit in ihrem Land sein. Schon jetzt sind sie es oft in ihrer Altersgruppe. Doch sie erfahren hier, daß die Weltkirche stark ist. Hier wird der Glaube offen gefeiert, den man zu Hause nur zu leicht schamhaft versteckt. Das „Non abbiate paura“ (Habt keine Angst), welches Johannes Paul II. den Menschen 1978 zurief, schwebt über diesem Jugendfest der Weltkirche. Der Heilige Papst Johannes Paul II. macht auch der Jugend unserer Tage Mut. Papst Franziskus fordert im gleichen Geist die jungen Menschen auf, von ihrem Glauben zu reden und aus dem Glauben die Welt zu gestalten. Das ist stark. Das macht stark. Für Barmherzigkeit braucht es Stärke, denn es heißt gegen den Strom zu schwimmen. Das ist nichts für kraft- und mutlose Menschen. Die fast 16000 jungen Katholiken aus Deutschland werden gestärkt und ermutigt in ein Land zurück kehren, in dem die Volkskirche stirbt. Diese jungen Leute aber sind die Zukunft einer neuen Gestalt der Kirche. Keiner kann wissen, wie sie aussehen wird, doch hier in Krakau kann man sehen, wieviel (Glaubens-)Kraft sie haben wird.




Unseren täglichen Zeitgeist gib uns heute und vergib uns unsere Schuld

Nur 25 Prozent der Deutschen haben Umfragen zu Folge noch eine zumindest rudimentäre Vorstellung davon, was eigentlich Pfingsten ist. 50 Tage nach dem Ostersonntag, wird von den Gläubigen die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert. Für Nicht-Gläubige ist das schwer nachzuvollziehen und auch für viele Glaubende kaum verständlich. Unser Pfarrer begann heute Morgen seine Predigt zu diesem Hochfest der katholischen Weltkirche mit Uli Hoeneß. Voller Empörung sprach der Gottesmann davon, dass gestern ein verurteilter Steuerhinterzieher von den Fans im Stadion gefeiert worden sei. Kurz blitzte ein Gedanke in meinem Kopf auf. Es drehte sich irgendwie um Vergebung und Barmherzigkeit. Doch schon ging es weiter. Empörend auch, dass viele Menschen der bisweilen unkontrollierten Massenzuwanderung nach Deutschland nicht applaudieren. Kann man so sehen, aber ist dieses Thema so simpel abzuhandeln? Im Gottesdienst zum Pfingstfest? Ich denke nicht.

Zu Glauben ist in unserer modernen Gesellschaft nicht immer leicht. Treu zu einer Kirche zu stehen, schon gar nicht. Ein wichtiger Grund, warum ich Beides mit Leidenschaft tue, ist das Synonym vom Fels in der Brandung. Die Kirche Christi muss nicht regelmäßig „modernisieren“, immer mal ein neues Parteiprogramm beschließen. Sie muss einfach nur das verkünden, was sie für die Wahrheit hält. Wer das nicht hören will, muss es nicht. Wer es nicht glauben will, muss es auch nicht. Die Attraktivität der Kirche, die seit über 2.000 Jahren ihren Weg durch die Zeiten beharrlich geht, ist genau diese Standhaftigkeit. Ein Beispiel: Viele Menschen halten Abtreibung für etwas Normales. Das dürfen sie in einer freien Gesellschaft. Aber ich finde es gut, dass auch in dieser Fit-for-Fun-Gesellschaft mal jemand widerspricht. Jeder Mensch darf denken, was er oder sie will. Aber es gefällt mir einfach, wenn jemand widerspricht, zumal wenn es aus ethischen Gründen und mit Leidenschaft ist. Kurzum: Unser Pfarrer ist ein gottesfürchtiger Mann und ein wunderbarer Seelsorger. Aber heute Morgen habe ich mich geärgert. Und das wollte ich Ihnen einfach mal erzählen.




Verdummung, Einfältigkeit, Naivität – Bischöfe sorgen für Gegenwind gegen den Gender-Schwachsinn

Das ich das nochmal erleben darf… In der Deutschen Bischofskonferenz regt sich Unmut, und zwar massiv. Grund ist ein Flyer mit dem Titel „Geschlechtersensibel: Gender katholisch gelesen“, mit dem die dümmliche Ideologie von den Hunderten Geschlechtern, die es angeblich geben soll, auch in katholischen Kreisen zum Durchbruch verholfen werden soll. Dass ein solches Heftchen überhaupt unter dem Logo der Bischofskonferenz erscheinen konnte, ist schon skandalös, denn bekanntermaßen heißt es in der Bibel, dass Gott den Menschen als Mann und Frau schuf. Sexuelle Orientierungen anderer Art, die zu Geschlechtern werden könnten, wurden da nicht erwähnt.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen erklärte sich zu dem DBK-Flyer nun in deutlichen Worten. Er sei „verärgert“, berichtete das katholische Nachrichtenportal kath.net jetzt und in der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ wurde er zitiert: „Ich bin in keinem Fall nach meinem placet gefragt worden. Und das gilt für die Bischöfe ebenso, mit denen ich in den vergangenen Tagen Kontakt aufgenommen habe. Wer also spricht da für die Bischofskonferenz?“ Dass der Flyer das DBK-Logo zeige sei ein „Akt der Anmaßung“. „Was ist von katholischen Verbänden und Einrichtungen zu halten, die nicht mehr fähig sind, die Differenz zwischen der grundsätzlich geschenkten gleichen Würde von Mann und Frau einerseits und der geplanten Gesellschaft ohne Geschlechterunterschiede andererseits zu akzeptieren?“, fragte Algermissen.

Der Fuldaer Bischof ist it seiner Kritik nicht allein. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer meldete sich zu Wort. Er empahl als Alternative zu dem Flyer den Glaubens-Kompass der Organisation „kirche in Not“: „Gender-Ideologie. Ein Leitfaden.“

Nicht minder eindeutig erklärte sich Kardinal Paul Josef Cordes gegenüber kath.net: „Was treibt Redaktoren und Verbreiter dieses oberflächlichen Flugblatts? Einfältige Naivität – politischer Opportunismus – unverantwortliche Verdummung oder einfach antirömische Überheblichkeit?“.




Als Claudia Roth einmal spitzfindig sein wollte

Claudia Roth von den Grünen ist derzeit stellvertretende Bundestagspräsidentin und damit eine der protokollarisch höchstrangigen Persönlichkeiten in diesem Land. Es sei falsch, dass „Männergewalt“ nur von außen ins Land komme, ließ sie die Nation per Interview nach den sexuellen Übergriffen in vielen Städten in der Silvesternacht wissen. Andere Damen aus der deutschen Feminismus-Industrie äußerten sich ähnlich. Beeindruckend dagegen Alice Schwarzer, die zwar zweifellos Männern auch so ziemlich alles Schlechte zutraut, die aber den Mut hat, klar zu sagen, was sich in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten tatsächlich abgespielt hat.

Doch zurück zu Claudia Roth, die gegenüber dem Münchner Merkur sagte: „Es ist doch nicht so, dass wir jetzt sagen können, das ist typisch Nordafrika, das ist typisch Flüchtling.“ Und damit hat sie ja recht. Nur wie war das damals, als der furchtbare Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche bekannt wurde? War sie, waren die Damen von der Feminismus-Industrie da auch so zurückhaltend? Sie sei schockiert über die „Unfähigkeit der katholischen Kirche, mit dem Missbrauchsskandal angemessen umzugehen” sagte sie damals. Nicht wenige Grüne erklärten, der Missbrauch von Kindern in einer solchen Organisation sei sozusagen systemimmanent. Einzelne stellten einen Zusammenhang mit dem Zölibat her. Das ist nun alles vom Tisch, denn es gab ja dann wohl gar keinen Missbrauchsskandal in der Kirche. Es gab auch damals Missbrauch durch Männer. Claudia Roth beim Wort genommen hieße das: „Es ist doch nicht so, dass wir jetzt sagen können, das ist typisch Kirche, das ist typisch katholischer Kleriker.“ Hat sie natürlich nicht gesagt, wäre aber logisch.

Ich finde übrigens, dass der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche auch weiter so bezeichnet werden sollte. Ebenso sollte auch weiter festgehalten werden: die Gewalttäter aus der Schreckensnacht von Köln, Hamburg, Bielefeld und Düsseldorf waren Migranten und Asylsuchende.




GASTSPIEL: Felix Honekamp über eine Kirche auf dem Weg in die Beliebigkeit

Über Jesus regt sich doch schon lange keiner mehr auf! Wie anders war da die Situation vor rund 2000 Jahren, als religiöses Establishment und staatliche Macht in der Botschaft von Glauben, Hoffnung und Liebe noch umstürzlerische Tendenzen vermutete? Jesus hat seinen Aposteln den Auftrag gegeben, die Kirche aufzubauen, mit ihm selbst als Fundament. Und nicht wenige meinen, eine Kirche wie die, die wir heute sehen – als katholische –, hätte er vermutlich nicht gemeint.

Dabei fehlt es nicht an guten Ratschlägen: Offener müsse die Kirche sein, mehr Liebe müsse sein, vor allem gegenüber den Sündern. Überhaupt: Sündenzentrierung ist ein immerwährender Vorwurf. Und wenn wir schon mal dabei sind: Sexualität – wenn es mal etwas gibt, an dem die Zeit vorbeigegangen ist, dann die Moralvorstellungen der Kirche in diesem Thema. Weitere Reizthemen gefällig? Ablehnung von Frauen als Priestern, Zölibat, Eheverständnis, Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Würde man nur endlich all das umsetzen, was Reformer vor Augen haben, dann hätte man die von Jesus gewünschte Kirche, dann wäre sie wahrhaft revolutionär.

Dabei müht man sich innerkirchlich gewaltig, gerade in Deutschland: Man sei hier ja schon viel weiter, müsse aber – leider, leider – den Rest der Weltkirche auch „mitnehmen“. In der Pastoral will man andere Wege gehen, unabhängig von Rom werden, mehr auf den Sünder zugehen, die Menschen dort abholen wo sie stehen, sie nicht überfordern. Und mit einem Auge schielt man dabei auf die evangelischen Landeskirchen, die viel von dem geforderten bereits umgesetzt haben. Immerhin haben sie es damit – trotz Mitgliederimplosion – erreicht, dass evangelische Bischöfe in Talkshows auch bei privaten Eskapaden als gesellschaftliches Gewissen fungieren dürfen – ihre Fehler machen sie ja gerade menschlich.

Die katholische Kirche müsse wieder Gehör finden, und darum müsse man die Sprache der Menschen sprechen, sich an ihrer „Lebenswirklichkeit“ orientieren. Daran, dass jede zweite oder dritte Ehe – je nach Statistik – geschieden wird? Daran, dass niemand mehr etwas anstößiges daran findet, die eigene Sexualität zum Politikum zu stilisieren? Und wenn jemand etwas nicht mehr als Sünde zu erkennen in der Lage ist – na, dann ist er doch unmöglich schuldig geworden. Der Geist der Zeit – so heißt es sogar von Bischöfen – müsse zur Quelle des Glaubens werden. Was nichts anderes heißt als: Die Kirche muss auf die Welt zugehen. Eine andere, nicht so gern verwendete Formulierung: Sie muss sich an die Welt anpassen.
Auf diesen Weg wird die Kirche gedrängt – sie lässt sich aber in weiten Teilen auch nicht lange bitten. In der verzweifelten Suche nach Relevanz werden strittige Themen und Widersprüche zum Zeitgeist geschleift und relativiert. Niemanden zurückzulassen bedeutet plötzlich, den Anspruch an die Menschen zu senken, statt ihnen zu zeigen, wie sie über sich hinaus wachsen können.

Und dann, was steht am Ende dieses Weges? Eine von der Welt geliebte Kirche. Wie wunderbar! Aber auch eine Kirche, die keine Widerworte gibt, keine Gegenwehr leistet, eine Kirche, deren Botschaften man so auch im Spiegel und der BILD lesen oder in Tagesthemen oder den RTL-II-News hören könnte. Eine Kirche, die kein Stein des Anstoßes mehr ist, an der sich niemand mehr reiben muss – so wie Jesus sich seine Kirche gewünscht hätte. Wirklich? Eine solche Kirche wird in Wahrheit nicht geliebt: Sie ist höchstens nützlich, wahrscheinlicher aber einfach unnötig. Eine Kirche, die kein Aufsehen erregt – wer braucht so eine Kirche noch? Wenn heute manche meinen, Jesus rege niemanden mehr auf, dann ist es wohl lediglich das Bild der Kirche, das die Menschen von Tag zu Tag, bis auf ein paar Details, mehr kalt lässt. Und sie arbeitet hart daran, dass das so bleibt. So eine Kirche soll Jesus vor Augen gehabt haben? Wenn die Kirche überall geliebt wird oder der Mehrheit egal ist, dann können wir sie zusperren. So lange katholische Positionen noch einen Aufschrei verursachen ist sicher: Diese Kirche wird noch gebraucht!

Felix Honekamp, Jahrgang 1970, ist ausgebildeter Diplombetriebswirt. Er bezeichnet sich selbst als konservativ, papsttreu und „strunzkatholisch“. Seit 2011 betreibt er seinen „Papsttreuen Blog“, in dem er sich intensiv mit theologischen Fragen und Kirche beschäftigt. Mehr unter: http://papsttreuerblog.de