Wer regiert uns eigentlich?

Heute bekam ich eine Übersicht der Grünen im Deutschen Bundestag und wohl auch einiger ihrer Mitarbeiter dort. Die Übersicht über Abschlüsse und Berufsleben vor dem Politikerleben ist erschütternd. Viele sind Studienabbrecher, haben sich an der Uni eingeschrieben, wurden dann Mitarbeiter eines Abgeordneten und letztlich selbst Mandatsträger.

Mir geht es nicht darum, hier einzelne der Herrschaften, die uns regieren, vorzuführen. Aber wenn ich so eine Häufung von Menschen ohne jede Erfahrung im Berufsleben entdecke, die uns erklären, wie wir zu leben und uns zu verhalten haben, da wird mir schlecht.

Sollte man vielleicht doch die Zulassung zu einer Wahl für Bundestag, EU-Parlament oder Landtag daran knüpfen, dass ein Nachweis über 5 Jahre Erwerbsleben oder ein Studium erbracht wird?




Was wäre eigentlich, wenn es plötzlich keine Smartphones mehr gäbe?

Die Neue Züricher Zeitung berichtet heute über das Handyverbot an einem amerikanischen Internat, der Buxton School in Williamstown (Massachusetts). Dort gab es im Herbst 2021 eine Rauferei unter Jungs auf dem Schulhof, und ein Mitschüler hatte das Handgemenge mit seinem Smartphone live gestreamt, also in alle Welt übertragen, was für beträchtliches Aufsehen sorgte.

Zum nächsten Schuljahr verbot die Schulleitung daraufhin die Nutzung von Handys auf dem Schulgelände – für Schüler und ebenso für die Lehrer.

Ein interessantes Experiment, finde ich, denn der Schulalltag veränderte sich daraufhin fundamental.

«Jederzeit klingelte es in unserer Tasche, im Ohr, am Arm. Die Dauer-Ablenkung verschaffte keine Zeit oder Ruhe, geschweige denn das seelische und geistige Wohlbefinden, das man hier zu kultivieren versuchte.»

In der Außenwelt, das wissen wir alle, ist das inzwischen so. Aber sollte man unseren Kindern nicht auch den Raum geben, ihr soziales Leben anders zu gestalten und einen Freiraum zu entwickeln, wo sie sich selbst kennenlernen und Freundschaften pflegen und sich auf den Unterricht und die Vorbereitung auf das Lebens konzentrieren können, statt ständig nach unten zu schauen und irgendwas zu wischen oder zu tippen?

Bei vielen von Ihnen wird es ähnlich sein, wie bei unseren Kindern und auch bei mir selbst. Als Journalist, so nehme ich auch selbst an, muss ich 24/7 erreichbar sein. Und unsere Kinder? Da schaue ich bisweilen heimlich rüber am Tisch, ob ihre iPhones bereits mit der rechten Hand verwachsen sind. Insta, TikTok und Co. sind da fester Bestandteil jeden Tag, und glauben Sie mir: das ist unfassbar belanglos, was da zu sehen ist.

Neulich bin ich mal aus Versehen in TikTok reingerutscht, und weil ich Zeit hatte, habe ich mir ein paar Minuten angeschaut, was da an Schwachsinn läuft, wie sich da großbusige Mädchen von teils grenzenloser Doofheit präsentieren, um für einen kurzen Moment „Celebrity“ sein zu dürfen. Oder irgendwelche langweiligen Witzeerzähler, oder Spielhandlungen, wo Vollidioten „heimlich“ etwas ins Getränk eines anderen schütten, und der dann die Gläser vertauscht. Haha, total witzig, wenn man die IQ-Grenze solide unter 70 halten kann.

„In the future everyone will be world-famous for 15 minutes“ hat der amerikanische Ausnahmekünstler  Andy Warhol einmal prophezeit. Ich habe den Eindruck, viele in der jungen Generation leben konsequent danach, diesen Anspruch zu erfüllen.

Ich will überhaupt keine Bilderstürmerei, und ich weiß auch nicht, ob das Experiment an der Buxton School ein Vorbild für andere Schulen sein sollte. Aber ich finde es spannend, zu erfahren, ob zum Beispiel die Wissenaufnahme von Schülern und ihr Sozialverhalten in der Gemeinschaft ohne dauerndes Smartphone-Summen besser funktioniert. Andererseits weiß ich natürlich auch, dass es nicht möglich ist, einen technischen Fortschritt großflächig durch Verbote aufzuhalen. Was einmal auf dem Markt und massentauglich ist, das wird bleiben.

Die Frage bleibt nur: Ist das gut für die Zukunft unserer Kinder?

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Die Lehrerinnen und Lehrer – ein besonderer Menschenschlag

„Helden des Alltags“, so nannten wir früher bei Radio Hundert,6 in Berlin Menschen, die nie in der Zeitung stehen, die nie einen Orden oder auch nur eine öffentliche Würdigung erhalten. Und die dennoch ihre Arbeit tun. Alleinerziehende Mütter sind meistens solche. Krankenschwestern und Pfleger, die trotz verbesserungswürdiger Bezahlung und Arbeitsbedingungen und Corona jeden Morgen zur Arbeit gehen. Man könnte so viele nennen, doch heute morgen kamen mir in diesem Zusammenhang auch die Lehrer in den Sinn.

Als ich noch jung und kinderlos war, hatte ich keine gute Meinung von den meist linkssozialisierten Staatsdienern mit gefühlt fünf Monaten Urlaub im Jahr. Als wir und damit auch ich dann aber selbst schulpflichtige Kinder hatte, dann begriff ich schnell, wie falsch meine Geringschätzung der Pädagogen vorher war.

Natürlich gibt es in jedem Lehrerkollegium immer ein, zwei Ausfälle, die Arbeit vermeiden, dauernd krankgeschrieben sind, im Unterricht nur das tun, was sie unbedingt müssen. Aber ich habe als Vater in den vergangenen 15 Jahren so unfassbar viele engagierte und pädagogisch wie menschliche großartige Menschen kennenlernen dürfen, das ich ihnen persönlich auch dankbar bin, für das, was sie für unsere Kinder geleistet haben und weiter leisten.

Frau F. fällt mir das gerade ein, Bücher-Vorlesenacht bei Kerzenlicht, Pizza und Schlafsäcken in der Turnhalle. Hätte sie nicht tun müssen, aber ein Lehrer und eine Lehrerin, die ihren Job nicht als Beruf verstehen, sondern als Berufung, die leisten viel mehr. Sie sind Vorbilder, und sie vergessen ihre Schützlinge auch dann nicht, wenn die das Schulgelände verlassen haben.

Warum schreibe ich Ihnen das heute? Wegen Gerald Miebs.

Gerald wer? So werden Sie jetzt denken, und ja, ich kannte den Namen heute Morgen auch noch nicht, bis ich den Artikel über den Leiter der deutschen Schule in Kiew erhielt.

Leiter der deutschen Schule in der umkämpften und mit Raketen beschossenen ukrainischen Hauptstadt. 180 Schüler und 50 Kinder im Kindergarten sind seine Berufung. Der Unterricht findet natürlich weiter online statt – und zwar streng nach Stundenplan, so wie man sich deutsche Lehrer so vorstellt anderswo. Ein Teil der Pädagogen aus Kiew sind irgendwo im noch freien Westteil der Ukraine, manche sind inzwischen auch in Deutschland und unterrichten ihre Klassen von hier aus per Zoom. Auch Miebs musste inzwischen vor dem Krieg nach Berlin fliehen und wartet, dass er zurückkehren und sich wieder um seine Schule und die Kinder kümmern kann. «Ich kriege das von meinen Familien mit, die sagen: „Wenn das zu Ende ist, kommen wir wieder zurück.“

Der Krieg habe seine Schule um mehrere Jahre zurückgeworfen. «Das wird alles sehr viel Aufbauarbeit brauchen», sagte er. «Aber der Wille ist da.»

Ich kenne Gerals Kniebs nicht und werde ihn vermutlich auch nie kennenlernen. Hoffentlich kann er mit seinem Lehrerkollegium und den Kindern bald zurück, wenn die Waffen endlich schweigen. Aber ich möchte mich vor diesem Mann verneigen, der einfach seine Pflicht erfüllt, egal was da draußen passiert.

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