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Zu Zweit durch die Zeit

Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer hat sein letztes Match gespielt. Das Publikum feierte den Ausnahmespieler minutenlang mit Sprechchören,  und der lange im Welttennis dominierende Sportler weinte hemmungslos, selbst in der anschließenden Pressekonferenz musste er immer wieder seine Statements unterbrechen.

Auf dem Platz wandte er sich direkt an seine Frau und sagte: «Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Du hast es mir erlaubt, immer weiter zu machen.» Du hast es mir ERLAUBT immer weiter zu machen. Was für ein gewaltiger Satz, oder?

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, so sagt man. Und in der heutigen Zeit trifft auch zu: Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann. Und bevor Sie mich jetzt ermahnen, hinter einem starken Mann könne auch ein starker Mann, hinter eine Frau auch eine Frau, hinter einem Transgender auch ein Cis oder was auch immer stehen – darum geht es mir gar nicht.

Mir geht es darum, dass ich den Zweierbund fürs Leben immer noch für das perfekte Lebensmodell halte, um gut durch anstrengende Zeiten zu kommen. Ausnahmen gibt es immer, klar.

Aber zusammenhalten durch dick und dünn, wenn Turbulenzen entstehen, miteinander reden, Lösungen finden, sich unbedingt vertrauen, ehrlich sein. Dann klappts auch bei Gegenwind. Leider sind viele Menschen heute nicht mehr fähig, sich auf so etwas einzulassen. Schön, dass es bei den Federers geklappt zu haben scheint.




Ein Urteil für die Ehe, das manche Medien wohl gar nicht gut finden

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat vergangene Woche entschieden, dass Staaten grundsätzlich das Recht haben, die juristische Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare zu verweigern. Woher ich das weiß? Aus dem Nachrichtendienst von Radio Vatikan, den nur Feinschmecker wie ich lesen. Die Richter urteilten, dass es nicht diskriminierend sei, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare einzuschränken. Das Thema sei zentral für nationale Identitäten und Traditionen. Es genüge, wenn ein Staat homosexuellen Paaren hinreichende rechtliche Alternativen anbiete, etwa die „eingetragene Partnerschaft“. Dies ist in Deutschland, Italien und einigen osteuropäischen Ländern der Fall. Komisch, irgendwie habe ich das in den großen Medien Deutschlands nicht entdeckt. Wie es wohl gewesen wäre, wenn die Richter in Straßburg entgegengesetzt geurteilt hätten?