„Freut Euch doch, so funktioniert Demokratie! Julia trotzt dem Gendersprech im Staatsfunk

Eine Volontärin des Bayerischen Rundfunks hat in den deutschen Staatssendeanstalten für eine Menge Rumoren und Ärger gesorgt. In der vergangenen Woche hatte sie die Protagonisten einiger Öffentlich-Rechtlicher Anstalten kritisiert, die in Moderationen, Nachrichtensendungen und Talkshows Gender-Sprech verwenden. Julia Ruhs – so der Name der Auszubildenden – beklagte dort, dass „krampfhaft“ verwendete Genderbegriffe“ und „all die Sternchen, Doppelpunkte und Unterstriche gegen ihr „Sprachgefühl“ verstießen. Und sie legte im Medienmagazin „Meedia“ gleich nochmal nach und sagte: „Normalerweise wird Sprache ja nicht komplizierter, wenn sie sich wandelt, sondern vereinfacht sich eher. Beim Gendern ist das Gegenteil der Fall.“ Da hat Julia recht.

Die Retourkutsche folgte auf dem Fuße, wie die Junge Freiheit jetzt berichtete. Ein Autor der Frankfurter Rundschau hatte die junge Kollegin frontal angegriffen und geschrieben, Ruhs‘ Aussagen seien „ein schönes Beispiel für schädlichen Journalismus“. Und Tagesspiegel-Redakteur Matthias Meisner assistierte beim Bashen: „DER Volontär vom Bayerischen Rundfunk hat angerufen: Er will DER 50er Jahre zurück haben.“

Julia Ruhs blieb locker und souverän. Die öffentliche Replik der Stipendiatin der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Ihr müßt meine Meinung nicht für ‘gut’ oder ‘richtig’ befinden, sondern sie tolerieren. Sie ist ein Beitrag zur Meinungsvielfalt (und übrigens klar gekennzeichnet als journalistischer Kommentar). Freut euch doch – so funktioniert Demokratie.“




Was das ZDF kleinen Kindern über den Terror erklärt

Das sympathische Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) aus der übergroßen Familie öffentlich-rechtlicher Anstalten in Deutschland hat viele Zuschauer. Besonders im fortgeschrittenen Alter. Um da gegenzusteuern und dem Auftrag zu informationeller Grundversorgung gerecht zu werden, gibt es eine Nachrichtensendung für Kinder namens „Logo“, für deren Produktion der Sender laut wikipedia jährlich rund fünf Millionen Euro aufwendet. Auch Fernsehpreise gab es schon für das Bemühen, Kindern in einfachen Worten die Weltlage zu erklären. Einen aktuellen Beitrag finden Sie (noch) hier . Da erklärt man den wissbegierigen Kleinen, warum eigentlich so viele Terroranschläge ausgerechnet in Frankreich verübt werden. Um es kurz zu machen: Frankreich ist daran selbst schuld!

Weil man nämlich früher in Nord- und Westafrika so viele Kolonien hatte, seien die Leute dort schlecht auf die Franzosen zu sprechen. Und deshalb, so erfahren wir weiter, seien viele aus den Kolonien nach Frankreich gezogen. Gut, so richtig logisch ist das nicht, denn wenn es mit den Franzosen so furchtbar war: Warum zieht man dann dort hin? Doch das ZDF weiß noch mehr. Diese Leute aus den afrikanischen Ländern, die jetzt in Frankreich sind, müssten unter ärmlichsten Verhältnissen in heruntergekommenen Wohngegenden leben, erfahren unsere Kinder. Und – was sollen sie machen? Genau, in ihrer Not greifen sie erst zum Koran und dann zu „brutaler Gewalt“. Klingt irgendwie logisch. Was nicht so richtig erklärt wurde, ist dass der weltweite Terror hauptsächlich von Ländern ausgeht, die keine französischen Kolonien waren – zum Beispiel aus Saudi-Arabien. Oder warum man aus Wut auf Frankreich auch Hochhäuser in den USA, Züge in Spanien, Busse in London oder Ferienanlagen in Ägypten angreifen muss. Oder was die Muslimbruderschaft ist, die auch wenig mit Frankreich zu tun hatte, bevor aus ihr heraus das Konzept eines globalen Krieges gegen den Westen entstand. All das erfahren unsere Kinder bei ZDF-„Logo“ nicht. Aber ist auch nicht so wichtig: Hauptsache, die Botschaft sitzt, das Frankreich selbst schuld ist.

Kleiner Nachtrag. Heute Vormittag fand sich dieser skandalöse Beitrag auf der Facebook-Seite des ZDF. Er wurde viel geteilt und vor allem scharf kritisiert. Und schwupps – plötzlich in der Mittagszeit war er weg, samt Diskussion. Grundversorgung am Limit. Mal wieder.




Wenn nichts mehr hilft, müssen „Beobachter“ ran

In den WDR 2-Nachrichten um 21 Uhr ging es heute um den Parteichef-Gipfel der Koalitionsparteien zur Flüchtlingskrise. Die Meldung endete mit dem schönen Satz „Nach Ansicht von Beobachtern konnte die CSU am wenigsten durchsetzen.“ Klasse, oder? Das ist mal seriöser Journalismus. „Beobachter“ waren also einer „Ansicht“. Wer diese Beobachter waren, bleibt im Dunkeln. War es die WDR-Nachrichtenredaktion? Oder die SPD-Pressestelle? Wir werden es wohl ebenso wenig erfahren wie die Fakten, die diese geheimen Beobachter zu ihrer Ansicht gebracht haben. Vielleicht war ja auch nur der Wunsch Vater des Gedankens, das Bestreben, der CSU unbedingt noch einen mitzugeben, damit die Leute bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass die Bayern mit ihrer Kritik an der aktuellen Flüchtlingspolitik richtig liegen könnten.




Ein rasanter Vorbeiflug von Belanglosem

Unter dem Begriff „Nachricht“ verstand man einst im Wortsinn relevante Mitteilungen, nach denen sich andere richten – im Sinn von orientieren – konnten. Als ich heute Morgen meine Frau zum Düsseldorfer Flughafen brachte, von wo aus sie mit der Fluggesellschaft Germanwings zu einigen Vorträgen startete, kam mir unwillkürlich der Gedanke, dass der mutwillig herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine in den südfranzösischen Alpen schon wieder Lichtjahre entfernt scheint. Sechs Wochen ist das her, dass ein wohl depressiver Co-Pilot ein Passagierflugzeug bewusst gegen einen Berg steuerte. Alle 150 Menschen an Bord waren sofort tot. Beschäftigt uns das noch? Reden wir darüber, wenn wir uns mit Freunden treffen? Schließen wir die Angehörigen der Todesopfer in unser Abend- oder Sonntagsgebet ein? Immerhin, die Katastrophe mit 150 Toten hat uns alle kurz beschäftigt, viel intensiver als ungleich mehr Opfer anderer Katastrophen zum Beispiel in Afrika. Deutsche Opfer sind uns näher, auch wenn ein Mensch eigentlich ein Mensch ist. Während ich so über all das nachdachte, hörte ich nebenbei im Autoradio die neueste Meldung des heutigen Tages: Christian Wulff und Bettina Wulff ziehen wieder zusammen, die Scheidung wurde abgesagt. Wie schön, wenn sich zwei Menschen nach einer Lebenskrise wieder zusammenfinden. Ich wünsche ihnen, dass sie es hinbekommen, aus ihrer Ehe doch noch eine glückliche Angelegenheit zu machen. Aber wie relevant ist eine solche „Nachricht“ tatsächlich für den Rest der Bevölkerung? Was ich sagen will: Wir reden viel über „Lügenpresse“, wir reden nie über Relevanz. Und nicht über die wachsende Geschwindigkeit, mit der Nachrichten heutzutage an uns vorbeifliegen und resonanzlos verglühen.