Gucken Sie ruhig einmal bei Harry & Meg rein!

Schauen Sie Netflix? Ich schon, viel und gern. Staatsfernsehen war vorgestern. Ich habe alle Blockbuster durch: Breaking Bad, Fauda, Homeland, Haus des Geldes, House of Cards, Berlin Station, Game of Thrones und Squid Game.

Bei Dokumentationen bin ich eher zurückhaltend, die über den Terroranschlag in Paris habe ich allerdings zweimal gesehen.

Heute möchte ich Ihnen empfehlen, bei „Harry & Meghan“ reinzuschauen, die Dokumentation über die beiden Aussteiger bei den Windsors mit Popstar-Appeal!

Ich habe mir gestern Abend die ersten drei Folgen angeschaut und bin begeistert.

Klar, die Beiden inszenieren sich als das einzige Liebespaar ever bei den britischen Royals, aber im Detail die Jagd der Paparazzis auf Mitglieder des Königshauses so geballt gezeigt zu bekommen, da möchte man sich als Journalist die Sinnfrage stellen. Das ist ekelhaft, Fremdschänen ist zu wenig für das, was gewissenlose Foto- und Geldjäger dort Tag für Tag abziehen. Das hat mit Medien, Berichterstattung und Journalismus nichts mehr zu tun.




Satire ist nicht grenzenlos

Satire ist eine gute Sache und hilfreich in einer freien Gesellschaft, besonders wenn sie ernsthaft und intelligent ist. Satire darf alles, hat das der deutsche Schriftsteller und Satiriker Kurt Tucholsky mal vor über 100 Jahren beschrieben. Nun, ich bin froh, dass er das, was in unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Satire dargeboten wird, nicht mehr miterleben musste. Zugegeben, an Dieter Nuhr hätte er sicher genau so viel Freude gehabt, wie ich heute auch.

Der amerikanische Komiker Hasan Minhaj hat jetzt in seiner Show über den saudischen Kronprinzen hergezogen, der verantwortlich für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi Anfang Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul sein soll. Minhajs Show läuft auf dem Streamindienst Netflix, und der hat jetzt mächtig Ärger mit den Saudis.

Gestern informierte Netflix, dass die Episode der Show, in der Khashoggi aufs Korn genommen wurde, in Saudi-Arabien nicht mehr zu sehen ist. Das Informationsministerium in Riad hatte erklärt, die Satire verstoße gegen das Gesetz zur Cyber-Kriminalität. Das reichte, um die Meinungsfreiheit bei Netflix auszuhebeln. Man will ja weiter gute Geschäfte machen.




Warum folgen wir eigentlich den blauen Pfeilen bei ikea?

TV-Serien sollen uns unterhalten, und in den vergangenen Jahren hat es dabei einen beachtlichen Qualitätssprung gegeben, den Netflix und amazon prime noch deutlich befördert haben. „House of Cards“, „Breaking Bad“, „Homeland“, „Game of Thrones“ – Sie wissen, was ich meine. Wir konsumieren das, essen Kartoffelchips dazu, fiebern mit, schütteln den Kopf…was man halt so macht, wenn man eine Serie guckt.

In den vergangenen drei Tagen habe ich die acht Folgen der Netflix-Serie „Manhunt: Unabomber“ angeschaut. „Unabomber“ ist dabei die Abkürzung für „university and airline bomber“. Wie der Titel schon sagt, geht es um die Menschenjagd des FBI auf einen Mann namens Ted Kaczynski, der real existiert und zwischen 1978 und 1995 16 Briefbomben an Menschen in den USA geschickt und damit drei getötet und 23 verletzt hat.

Warum erzähle ich Ihnen das? Kaczynski, ein hochintelligenter Einzelgänger, war – ich nehme an ist – ein Anarchist, der seine Taten in einem Manifest gegen die Technisierung der amerikanischen – und damit unserer – Gesellschaft begründete. Nun habe ich kein Faible für Serienmörder, für Fanatiker und auch nicht für anarchische Lebensmodelle. Aber ich habe Freude am Denken. Kaczynski lebte jahrlang in einer Holzhütte im Wald in Montana ohne Strom und Wasser. Er erfreute sich am selbstbestimmten Leben in der Natur. Was sind wir für Marionetten, die sich von einer roten Ampel vorschreiben lassen, ob sie fahren dürfen oder stehen bleiben müssen? Warum folgen wir klaglos den blauen Pfeilen auf dem Boden von ikea, statt einfach dahin zu gehen, wohin wir wollen?

Verrückt, nicht wahr? Aber absolut nachdenkenswert. Ich habe ein paar Freunde, die libertär ticken. Seit ich diese Serie geschaut habe, verstehe ich sie ein Stück weit besser…