„Es lebe das heilige Deutschland!“ Warum der 20. Juli 1944 für Konservative so wichtig ist

Heute vor 78 Jahren haben deutsche Offiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Adolf Hitler mit einer Bombe zu töten, um den Zweiten Weltkrieg auf diesem Weg zu beenden. Ob das funktioniert hätte wie geplant, ist letztlich irrelevant, weil das Attentat scheiterte. Noch am gleichen Tag wurden Stauffenberg und seine Mitverschwörrer inhaftiert und am Abend im Innenhof des Bendlerblocks erschossen, weitere 90 Beteiligte richteten die Nazis in den Wochen danach hin.

Stauffenbergs letzte Worte, während das Erschießungskommando die Gewehre anlegte, soll der Ausruf „Es lebe das heilige Deutschland! gewesen sein.

Vergebens war der Versuch, Hitler zu töten, dennoch nicht. Der 20. Juli 1944 ist für unser ganzes Land bis in alle Ewigkeit ein Fanal, das dokumentiert, dass es auch in den konservativen Kreisen damals nicht nur eine innere Abkehr gegenüber der Barbarei der Nationssozialisten gab, sondern auch offenen Widerstand. Die Verschwörer des 20. Juli waren keine Opfer der Nazis, viele hatten den Aufstieg Hitlers mit Sympathie begleitet. Doch gerade in der Armee, der Generalität und dem Offizierskorps sahen viele nach der Kapitulation der 6. Armee unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus am 2. Februar 1943, dass dieser Krieg für Deutschland nicht zu gewinnen sein wird. 300.000 deutsche Soldaten verloren ihr Leben in dieser Schlacht, 100.000 mussten in Gefangenschaft, von denen ganze 6000 letztlich überlebten.

Im Juni 1944 dann setzte eine gewaltige Armada mit Tausenden Schiffen über den Ärmelkanal und brachte Soldaten und Material an die Küsten der Normandie, um dem Hitler-Alptraum in Europa endlich ein Ende zu bereiten. Junge Amerikaner, Kanadier, Briten und Franzosen dachten nie daran, wegzuschauen, sondern sie erkämpfen für die nachfolgenden Generationen die Freiheit. Geschichtsvergessen und eine Schande, wie viele selbsternannte Intellektuelle in Deutschland heute bereit sind, die Menschen in der Ukraine einem russischen Aggressor auszuliefern, damit es in unseren Wohnungen Weihnachten schön warm ist.

„Dass wir Konservativen in Deutschland heute wieder aufrecht gegen dürfen, das verdanken wir auch dem Widerstand von Patrioten aus dem Militär wie im Fall Stauffenberg“, sagte mir der Herausgeber der „Jungen Freiheit“, mein guter Freund Dieter Stein, bei einem Gespräch über den 20. Juli und die Folgen bis heute einmal. Und auch da hat er absolut recht.

Und es waren nicht nur deutsche Patrioten aus der Armee, sondern es gab auch Widerstand aus der Zivilgesellschaft. Am bekanntesten sind bis heute die Sudenten der „Weißen Rose“ um Hans und Sophie Scholl und Alexander Schmorell, die mit illegalen Flugblattaktionen in München zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur aufriefen und letztlich verraten und hingerichtet wurden. Ihre Antriebsfedern waren der unerschütterliche christliche Glaube und der Humanismus.

Selbst unterhalb des offenen Widerstands, der oft mit dem Tod endete, gab es besonders in Regionen mit starker religiöser Bindung in großen Teilen der Bevölkerung eine erstaunliche Hilfsbereitschaft besonders gegenüber verfolgten Juden. In dem lesenswerten Buch „München war anders“ von Konrad Löw und Felix Diersch sind viele solche Fälle von heimlicher Nachbarschaftshilfe gegenüber den Bedrängten und Verfolgten dokumentiert.

Niemand kann bestreiten, dass im Namen Deutschlands furchtbare Verbrechen begangen wurden zwischen 1933 und 1945. Aber es ist gut zu wissen, dass die Deutschen in der Gesamtheit keineswegs ein willfähriges „Tätervolk“ gewesen sind.

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„Bomber-Harris“ sitzt uns allen noch in den Knochen

Beruflich musste ich am Freitag nach Dresden und zurück fliegen. Am Abend auf dem Rückflug gelang mir ein eigentlich schönes Foto der hell erleuchteten sächsischen Metropole, das ich – gedankenlos – ins soziale Netzwerk Facebook stellte. Da war aber was los heute…

Die Piloten der britischen Bomber hätten sicher einen ähnlichen Anblick im Februar 1945 gehabt, wurde mir vorwurfsvoll entgegnet. Ich entgegnete, dass es so ähnlich wohl auch für die deutschen Bomberpiloten gewesen sein müsse, die zuvor einen Feuersturm über London ausgelöst hatten. Da hatte ich aber was angerichtet. 70 Jahre nach Kriegsende sitzt das deutsche Trauma einer nicht bewältigten Tragödie noch tief in unserer Generation. In London gab’s militärische Ziele, die einen Angriff rechtfertigten, hält man mir vor. In Dresdner gab es Zivilisten und 200.000 Flüchtlinge. Ja, der Bombenagriff auf Dresden war ein Kriegsverbrechen. Aber mein Grundgedanke ist ein ganz anderer: Im Krieg verlieren alle. Der Krieg an sich ist der Feind des Menschen.

Das heißt nicht, dass Krieg nicht als ultima ratio legitim sein kann. Das Konzentrationslager Auschwitz wurde nicht von Sozialarbeitern und Peacenicks befreit, sondern von Soldaten der russischen Armee. Und das letzte Kapitel der Nazi-Barbarei wurde mit der Landung amerikanischer und britischer Soldaten in der Normandie im Juni 1944 eingeleitet.

Dresden hätte niemals passieren dürfen. Aber dass vielen Menschen in Deutschland beim Anblick der erleuchteten Elbmetropole direkt „Bomber Harris“ einfällt, sagt viel über den Zustand unserer Erinnerungskultur aus.