Eltern wissen genau, was ich meine
Unsere Älteste ist heute auf einem Open-Air-Festival. Im Ruhrgebiet, was es nicht besser macht. In Duisburg, der Stadt, in der eine „Love Parade“ zur schrecklichen Tragödie mit vielen Toten wurde. Unsere Tochter ist 18, also volljährig. Sie darf einen Führerschein machen, abends so lange weg bleiben, wie sie möchte. Sie darf mit ihrem Freund übers Wochenende nach Amsterdam fahren, vor drei Wochen durfte sie bei der Landtagswahl zum ersten Mal wählen. Hoffentlich hat sie die Richtigen angekreuzt…
Sie ist erwachsen, und doch ist sie unser Mädchen. Vorgestern wurde das Festival „Rock am Ring“ wegen Terrorhinweisen stundenlang unterbrochen. Vergangene Nacht wurden Unschuldige von islamistischen Mördern in London wahllos abgestochen, nur ein paar Tage vorher gab es tote Kinder bei einem Popkonzert in Manchester.
Nun ist unsere Tochter mit ein paar Freundinnen unterwegs. Nach Duisburg. Mit Bus und Regionalbahn. Können wir es ihr verbieten? Wollen wir es ihr verbieten? Unsere regierenden Politiker sagen doch immer nach Anschlägen, man solle die eigene Lebensweise nicht verändern und sich den Spaß von ein paar tausend fanatischen Islamisten doch nicht vermiesen lassen. Die haben gut reden. Wenn sie zu einem Konzert fahren, dann in gepanzerten Dienstlimousinen mit bewaffneten Begleitern um sich herum. Wenn ich zu einem Konzert gehe und mir eine Waffe zur Selbstverteidigung einstecke, mache ich mich strafbar.
Als ich so alt wie unsere Tochter war, ging ich oft auf Konzerten: Supertramp, Dire Straits, später auf vielen Open Airs, einmal bei Michael Jackson in Prag mit 120.000 Menschen. Die Bühne war so weit entfernt, dass wir Mühe hatten, die Show selbst auf den Großleinwänden verfolgen zu können.
Wenn alles gut läuft, ist unser Kind gegen Mitternacht wieder zu Haus. Ich habe ihr eben noch gesagt, dass sie rennen soll, wenn es irgendwo einen lauten Knall gibt oder sie Leute mit Waffen in der Menge sieht. Wie hat sich unser Land bloß verändert…