Der Popanz von der bevorstehenden rechten Machtübernahme

Mit dem Begriff Popanz bezeichnet man gemeinhin einen Schrecken, der nicht ernst zu nehmen ist. Seit drei Tagen müssen Mediennutzer den Eindruck gewinnen, ER sei wieder da. Die Fackelmärsche Uniformierter durchs Brandenburger Tor wie 1933 seien in Vorbereitung.

Das sind sie aber gar nicht, und das ist auch gut so

Auslöser der Medienkampagne, anders kann man es nicht nennen, ist ein Treffen von einer Handvoll Leuten in einem malerischen Gästehaus in Potsdam. Bei dieser Gesellschaft handelte es sich nach Veröffentlichungen um AfD-Politiker, Unternehmer und wohl auch zwei Mitglieder der CDU. Und natürlich Martin Sellner, Chef der rechten Identitären Bewegung (IB), ein Intellektueller, der ein großes Netzwerk im deutschsprachigen Raum hat.

Bei diesem Treffen soll es um „Remigration“ gegangen sein, einen Begriff, der die Rückkehr von Migranten im großen Stil in ihre Heimatländer umschreibt – freiwillig oder durch Ausweisung. Zeitungsberichten zufolge habe man von ein bis zwei Millionen in Deutschland lebenden Menschen gesprochen, auch welche mit deutschem Pass, die man mittels eines „Masterplans“ nach Afrika abschieben will. Eine abenteuerliche Vorstellung, nicht realisierbar, vor allem aber mit unserer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung nicht vereinbar.

Jetzt hyperventiliert der Mainstream

Jetzt wird abgearbeitet, jetzt wird aus Schubladen geholt, jetzt wird die rechte Gefahr in großen Lettern an die Wand gestrahlt.

Selbst der Bundeskanzler hat sich gestern geäußert zu dem Treffen, CDU-General Carsten Linnemann drohte den beiden CDU-Teilnehmern schwerste Konsequenzen an, und sein Chef Friedrich Merz nutzte die Gelegenheit, um sich noch zum 1000. Mal von jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD zu distanzieren. Kann man alles machen, aber es gibt trotzdem keine bevorstehende rechtsextreme Machtübernahme, weil sich ein paar Leute in Potsdam getroffen haben.

Immerhin hat der Berliner „Tagesspiegel“ heute auch mich in dem Zusammenhang gewürdigt. Ich war nicht dabei, aber ich habe mein Büro unweit des Gästehauses. Immerhin habe ich in dem Artikel auch Neues über mich erfahren.

Der „Tagesspiegel“ schreibt, dass dieser dubiose Herr Kelle in die Vorbereitungen der neuen Partei des früheren Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen eingebunden sei. Das habe wohl der „Spiegel“ geschrieben. Na, dann wird es sicher stimmen. Mit mir hat jedenfalls noch NIEMAND darüber gesprochen aus der WerteUnion. Aber wenn es im „Spiegel“ steht…. Ich werde Herrn Maaßen mal anrufen,  ob er mich braucht…

Erlauben Sie mir, den Unsinn des „Tagesspiegel“ kurz einzuordnen

  • Ich sei ein „konservativer Hardliner“ und rufe „Eltern auf die Barrikaden, wenn kein Schweinefleisch mehr bei Grillfesten angeboten und Kinder im Unterricht mit Lehrmaterialien zur Frühsexualisierung drangsaliert werden“. DAS STIMMT: Ich halte es für einen Skandal, dass sich Fünf- und Sechsjährige aus ideologischen Gründen mit Dingen beschäftigen müssen, die sie überhaupt noch nicht verstehen können und die sie überfordern in dem Alter. Und ich freue mich über Gäste zum Grillen, und sie sind mir herzlich zum gemeinsamen Essen willkommen, aber ich ändere meine Essgewohnheiten nicht, um meine Gäste nicht zu verstören!
  • Ich sei für eine Zusammenarbeit zwischen AfD und CDU. DAS STIMMT: Mit den vielen AfDlern, die einfach nur Realpolitik für das Wohl der Bevölkerung machen wollen. Von denen viele früher in der Union, aber auch in SPD und FDP, In Ostdeutschland sogar bei den Linken waren. Nicht mit denen, die der Volksgemeinschaft als Alternative zu Europa und globalem Handel frönen, nicht mit denen, die Demutsgesten gegenüber dem Massenmörder Putin zeigen und glauben, die Amis würden uns mit „Chemtrails“ alle vergiften. Zusammenarbeit, zumindest mal ernsthafte Gespräche miteinander, natürlich! Alle reden mit den SED-Schranzen, Millionen Staatsknete fließt alljährlich in deren Netzwerke. Und mit AfD-Politikern darf man nicht sprechen, deren Partei in Ostdeutschland inzwischen die wählerstärkste Kraft zu werden scheint?

Wie leben in irren Zeiten

  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat letztens davon gesprochen, dass in großem Stil abgeschoben werden müsse. Ist der jetzt rechtsradikal?
  • Weder der „Tagesspiegel“ noch der „Spiegel“ haben mit mir selbst gesprochen und mir eine Möglichkeit zur Stellungnahme zu meiner Position gegeben. Aber sie wissen genau, wie ich so bin und was ich denke.
  • Ich sei Veranstalter der „Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz“ eines „konservativen bis rechten Netzwerktreffen“, heißt es da im „Tagesspiegel“. Bei den bisher acht bundesweiten Konferenzen war ein einziger AfD-Politiker auf dem Podium einer Diskussion dort: Frank-Christian Hansel, Parlamentarier des Berliner Abgeordnetenhauses und früheres SPD-Mitglied. Alle total rechtsradikal, oder?
  • Was den „Tagesspiegel“-Auszubildenden entgangen ist – der gefährliche rechte Kelle hat vor 25 Jahren auch mal eineinhalb Jahre für den „Tagesspiegel“ gearbeitet. Im Grunde arbeiten die beiden dann selbst für eine rechtsradikale Gazette, oder?

Dieses ganze Theater wird für viel Ärger sorgen, vermutlich auch juristisch. Und das gibt mir die Gelegenheit, Sie um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Wenn es Ihnen möglich ist, spenden Sie, damit wir in dieser Auseinandersetzung nicht mit leeren Händen antreten: PayPal @KelleKlaus oder per Überweisung auf DE18 1005 0000 6015 8528 18.

Vielen Dank!

 




Am unteren Rand…

Viele Läden im Potsdamer Hauptbahnhof sind morgens um 7 Uhr noch geschlossen. Außer die Fressbuden, vornehmlich Bäckereien, vor denen Menschen Schlange stehen, um ein Frikadellen-Brötchen für 3,50 Euro oder eine Laugenecke mit Kräuterquark zu erwerben.

Ich muss gestehen, ich mag diese Art urbaner Verpflegung, die wie vieles andere in Amerika erfunden wurde. Fast Food, nennt man das neudeutsch. Und, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bevorzuge natürlich einen gemütlichen Platz an einem Tisch mit gekochtem Ei und Aufschnittplatte. Aber manchmal ist es einfach nicht möglich, wenn sie zu Hause im Stehen zwei Espressi eingeworfen haben und dann ins Auto, um rechtzeitig das Parkhaus des Bahnhofs zu erreichen. In leichtem Trab die Stufen/Rolltreppen hoch, acht Minuten noch…

Und dann leuchtet da Le Crobac, Wiedemann oder Kamps auf. 1 Minute anstellen, belegtes Brötchen ziehen mit viel zu viel unnötigen Salatblättern und Remoulade und weiter zum Gleis 4… Facebook-Freunde wissen bereits, dass dort die Regionalbahn nach Frankfurt/Oder leider heute ausfällt.

Beim Eingang zum Bahnhof bemerkte ich einen Mann, der ziemlich heruntergekommen neben einem Stand-Aschenbecher an einer Kippe zog. Keine Jacke an, sah ungewaschen aus, wirre Frisur. Junge, was ist mit Dir, denke ich, während ich weiterlaufe. Im Bahnhof dann ein älterer Typ mit einem Einkaufswagen und seinem vermutlich ganzen Besitz an Wäsche und Habseligkeiten in Plastikbeuteln.

Wir nehmen das so im Vorbeigehen wahr, denken, warum kümmert sich keiner darum? Und, bevor mich wieder jemand maßregelt, warum ich denen nicht 20 Euro zugesteckt oder sie eingeladen habe, am Wochenende bei mir einzuziehen: Warum gibt es diese Leute überhaupt im besten Deutschland im Universum aller Zeiten? Wie ist es möglich, dass wir Geld für 120 GenderGaga-Schwachsinns-Lehrstühle haben und für feministische Außenpolitik aber nicht für unsere Landsleute am alleruntersten Rand dieser Gesellschaft?

Wie ist es möglich, dass die SUV-Dichte in unseren Städten beharrlich steigt, aber Menschen, Deutsche, Mitbürger in S-Bahnhöfen oder vor Sparkassen-Geldautomaten ihre Schlafsäcke fürs Nachtlager ausrollen müssen? Weil sich niemand für sie interessiert?




Den Abflug gemacht: Warum liegen überall E-Roller herum?

Mir tut nahezu alles weh im Moment. Am vergangenen Donnerstag war ich im Holländischen Viertel in Potsdam mittags unterwegs. Ich erblickte am Horizont die Fassade eines griechischen Spezialitätenrestaurants und dachte spontan, jetzt so ein Biftekim gefüllt mit Schafskäse, bisschen Paprikareis, Weißbrot, Tsatziki – kann man machen. Und während ich den Geruch von gegrilltem Hackfleisch quasi schon wahrzunehmen schien. legte ich mich voll auf die Fresse.

Vor meinen Füßen hatte ich nämlich einen dort herumliegenden E-Roller übersehen, blieb mit dem rechten Fuß hängen und Abflug. Während ich noch stürzte, wusste ich, dass es schmerzhaft sein würde.

Ich also lag da lang auf dem Gehsteig, eine Rippe links ist zwar nicht angebrochen, tut aber unangenehm weh, Platzwunden an beiden Knien und beide Ellbogen schmerzen immer noch vom Aufprall.

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Das Schöne ist ja, wenn man 63 Jahre alt ist, alter weißer Mann, dann springen sofort Leute aus den umliegenden Straßencafes auf, um zur Hilfe zu eilen. „Geht’s Ihnen gut?“, „Alles klar?“, „Sind Sie schwindelig?“ Einer streckte mit den Hand entgegen, und so hievte ich mich wieder hoch, bisschen wackelig auf den Beinen. Besonders ein junger Mann mit wilden Haaren macht mir Freude, als er mir die kleine Montechristo wiederbrachte, die mir beim Sturz aus der Hand geflogen war. Wenn ich erst 40 Jahre alt wäre, ich bin sicher, die hätten mich erstmal liegen lassen, um zuzuschauen, ob ich wohl von selbst wieder hochkomme.

Aber warum liegen in den Innenstädten überall diese sch…E-Roller nutzlos herum? Ich möchte mal wissen, wie viele Leute auf diese Art und Weise schon mal den Abflug gemacht haben und wie viele sich dabei schwerer verletzt haben als ich dieses Mal….




Gaumenfreuden und Servicewüste: Sie können gez auch hier ufflejen….

Einige von Ihnen ahnten bereits, dass ich meinen Arbeits- und damit Lebensmittelpunkt vor einigen Wochen nach Ostdeutschland verlegt habe, genau ins Berliner Umland. Nach Brandenburg. Hätte ich vor drei  Monaten noch nicht für möglich gehalten, aber jetzt isser nun mal da, der Klaus.

Und weil ich mich auch als Wessi und „Systemjournalist“ immer mal gern rauswage, mache ich jeden Tag hier so viele schöne und skurrile Erfahrungen, dass ich ernsthaft überlege, ein „Ostdeutsches Tagebuch“ zu schreiben.

Heute Morgen im Aldi bei mir im neuen Ort vier Kassen, nur eine besetzt. Zwischen den Regalen drängten sich viele Erwachsende, quengelnde Kinder, volle Einkaufswagen. Eine Frau ruft zaghaft: „Kann hier vielleicht jemand eine zweite Kasse öffnen?“, und die eine Kassiererin antwortet laut „Kollegin ist draußen, eine rooochen,…“. Man weiß im ersten Moment nicht, ob man eine Schusswaffe ziehen oder lauthals lachen soll. Die Servicewüste Deutschland manifestiert sich in Tausenden solcher kleiner Dinge.

Schließlich kam die Raucherin doch wieder rein, blond ist sie, und erlöste uns alle mit einem herzlichen „Sie können gez auch hier ufflejen….“ Machte ich dann, Waschmittel, Putzmittel, Schwämme…was man so braucht beim Umzug.

Mettbrötchen, Teil II

Letztens hatte ich Ihnen von meinem morgendlichen Mettbrötchen für 4,60 Euro erzählt hier. Das wurde viel gelesen und tagelang in den Sozialen Netzwerken diskutiert. Draußen geht die Welt unter, und wir unterhalten uns über Mettbrötchen. Ich wollte noch nachtragen, dass ich in unserer  Landbäckereit am Niederrhein vergangene Woche ein vollständiges Mettbrötchen mit Zwiebeln für 2,40 Euro erwerben konnte – statt in Potsdam ein halbes für 2,30. Es ist nicht alles schlecht im Westen…

Toll war auch die Anreise am Dienstag

Mit dem Auto 550 Kilometer die A2 entlang. Am Abend gegen 20.30 Uhr ich in die Raststätte Helmstedt. Voller Freude auf eine Currywurst mit Pommes für 12,40 Euro. Ich, der einzige „Gast“. Ein Großteil der AUTOBAHNRASTSTÄTTE schon dunkel, die Stühle hochgestellt. Zwei junge  Damen, eine auffällig tätowiert, putzten die Theke mit Glasreiniger und unterhielten sich über irgendwas. Dann bemerkten Sie mich, den Kunden. Der war da.

Sie sagten nicht, guten Abend oder fragten, was es sein darf. Beide schauten mich mitleidig an und die eine begann das Gespräch mit „Das sieht aba janz schlecht aus…“ Unwillkürlich schaute ich auf mein weißes Hemd, ob da vielleicht ein Spritzer Tomatensoße drauf ist. War aber nicht…

Dann konkretisierte sie: „Wir schließen nämlich gleich…“

Schließen? Eine Autobahnrststätte? Um 20.30 Uhr? Ich setzte ein enttäuschtes Gesicht auf und gab zu, dass ich mich so auf Currywurst/Pommes für 12,40 Euro gefreut habe. Aber nichts zu machen. Als ich mich umdrehte, um das…Lokal…zu verlassen, rief mir die Tätowierte hinterher: „Weil Sie so nett sind, schenke ich Ihnen noch was!“ Sie drückte mir die letzte Laugenbrezel in die Hand, begleitet mit der Bemerkung: „Die hätten wir sonst sowieso weggeschmissen…“ Ich mich auch, vor Lachen.

Am nächsten Tag in meinem neuen Wohnort per Handy eine Currywurstbude gesucht. Schön sah die nicht aus, aber die über 50-Jährige im grauen Kittel an der Fritteuse machte einen sympathischen Eindruck. Allerdings auch geprägt vom Leben, mit einem grausammen Zug um die Mundwinkel. Currywurst/Pommes kosten hier 5,50 Euro. Dafür werden sie in Berlin an so einer Bude nicht einmal begrüßt. „Kann ich bei Ihnen mit Karte bezahlen“, fragte ich. Und – Sie ahnen es – das sei leider, leider nicht möglich.

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Geld könne man sich einen Kilometer entfernt in einem Baumarkt auszahlen lassen. „Aber passen Sie auf, da müssen Sie für mindestens 10 Euro kaufen, sonst kriegen sie nix!“

Ich fuhr dann zur Sparkasse am Bahnhof, fünf Kilometer, um Bargeld zu ziehen. Meine neue Freundin in der Wurstbude war echt überrascht, dass dieser schnöselige Wessi wirklich zurückkam, um eine Currywurst zu essen. Die war gut, aber die Pommes völlig laberig. Mein Stammladen wird das nicht hier.

Gestern entdeckte in am Straßenrand eine „Feldküche“ in olivgrün. Ich nehme an aus alten Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) preiswert erworben. Ein total witziger junger Mann im Blaumann rührte da mit einer großen Schöpfkelle in irgendeiner Suppe. Aber es gibt da auch feste Nahrung. „Was darf’s denn sein, junger Mann“, fragte er. Knacker mit Senf, Rinderbouletten mit Kartoffelsalat, die unvermeidliche Soljanka und – der Klassiker – Rinderroulade mit Kartoffeln und Rotkohl. Ich entschied mich für Königsberger Kloppse mit Kartoffeln, Kapern und gelber Soße. War lecker. Auf dem Biertisch Senf und Ketchup aus Bautzen. Guter Laden. Bis nächste Woche, verabschiedete ich mich vom jungen Mann.

An der „Feldküche“ noch ein großes Werbeschild: „Gournet-Genuss aus dem Havelland“…So ist es wohl…

Habe ich schonmal erzählt, dass ich mich hier total wohlfühle?

+++Am 17.