Ein Video zeigt Kinder, die gequält werden – die Stadt weiß davon und … unternimmt …was genau?

Es war der Privatsender RTL, der gestern in der Sendung „Punkt 12“ eine Lawine losgetreten hat. In einem Beitrag berichtete der Sender über die offensichtliche Misshandlung zweier Kinder durch ihre Mutter. Eine weitere Person filmt die körperliche und physische Quälerei, die in der beschaulichen Stadt Kempen am Niederrhein stattfand.

Auf welchem Weg genau RTL das Video bekommen hat, wissen wir nicht, wohl aber dass weitere Personen das Jugendamt der Stadt über die erschütternden Vorgänge informiert haben sollen. Weil vom Rathaus keine erkennbare Reaktion erfolgt sei und die Kinder – insgesamt sind es drei – in der Familie verblieben, hätten sich Dritte an RTL gewandt – und die Kollegen wurden aktiv, marschierten direkt ins Rathaus.

Die Lokalausgabe der Westdeutschen Zeitung (WZ) hat heute das skandalöse Lavieren der Behörden heute dokumentiert. Den ganzen Artikel lesen Sie hier.

Neben den widerwärtigen Szenen auf den Filmaufnahmen ist noch ein anderer Aspekt wichtig: Die Behörden räumen gegenüber den Journalisten ein, dass man die Videoaufnahmen bereits am 7. Dezember vergangenen Jahres zur Kenntnis bekommen habe. Doch erst am 26. Januar wurden die Kinder behördlich aus der „Familie“ genommen. Was also ist dazwischen passiert, oder anders gefragt: Warum wurde nicht sofort und konsequent gehandelt? Nicht einmal klar ist bis jetzt, ob sich inzwischen alle drei Kinder in staatlicher Obhut befinden.

So zitiert die WZ die Jugendamtsleiterin Andrea Terschüren lakonisch:

„Angesichts der Darstellungen in der Filmsequenz wurde die damit zugegangene Information im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte als Kindeswohlgefährdung (KWG) im Sinne des §8a Sozialgesetzbuch, Achtes Buch (SGB VIII) – Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung – gewertet. Die Verfahrensschritte im Umgang mit einer solchen Meldung sind im SGB VIII eindeutig geregelt. Das Vorgehen ist insoweit standardisiert und wird in allen Fällen von so genannten KWG-Meldungen angewandt.“

Ja, alles ist geregelt in Deutschland, darauf sind manche ja besonders stolz. Aber: Wenn das Amt am 7. Dezember von psychischer und körperlicher Gewalt gegen Kinder in einem Haushalt Kenntnis bekommt, warum wurde nicht sofort reagiert?

Es deutet alles darauf hin, dass sich die Stadt nicht allzu engagiert darum bemüht hat, die Qual der Kinder zu beenden. Der Verweis auf Gefährdungseinschätzung, Kontaktaufnahme, Anbieten von Hilfe und so weiter ist nichts anderes als ein Ausdruck von Hilflosigkeit und behördlichem Versagen. Anscheinend bewegte man sich erst richtig, als der Vorfall an die Öffentlichkeit zu dringen drohte.

Und im letzten Satz des Artikels wird dem skandalösen Verhalten des Kempener Jugendamtes noch die Krone aufgesetzt:

„Andrea Terschüren dazu: „Um eine Traumatisierung der Kinder zu verhindern, wäre es aus Jugendhilfe-fachlicher Sicht wünschenswert, den bislang üblichen Umgang mit der Familie möglichst beizubehalten.“

Den üblichen Umgang mit der Familie beizubehalten…ob das im Interesse der Kinder wäre, darf wohl bezweifelt werden.

Fälle wie diese kommen häufig vor, jeden Tag irgendwo in Deutschland. Dienst nach Vorschrift, Tarifvertrag mit festen Pausenregeln, keinerlei Empathie für Menschen in Not, nicht einmal, wenn es sich um Kinder handelt. Ich bin gespannt, wie dieser Fall weitergeht, vor allem, welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Ein runder Labertisch reicht nicht aus – wenn die Öffentlichkeit bei solchem Amtsversagen nicht genau hinschaut, bei was dann? Wir bleiben dran – verlassen Sie sich darauf!

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Erst Steimle jetzt Naidoo…

Jetzt also Xavier Naidoo…

RTL hat gestern das Jury-Mitglied aus der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ aus der Sendung gekickt. Weil der Sohn eines Vaters mit südafrikanisch-indischer und einer Mutter mit südafrikanisch-irischer Abstammung ein Rassist, ein Rechtsextremer sein soll. In einem kurzen Video hatte er u. a. gerappt, dass: „jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber das Leben stiehlt“. Bei 230 Tötungsdelikten durch Flüchtlinge und Migranten im Jahr – offizielle Zahlen BKA für 2018 – ist das jetzt nicht so abwegig, was Naidoo singt. Und bei mehr als 6.000 sexuellen Übergriffen und über 60.000 Gewaltdelikten wie Messerstechereien wäre es erste Bürgerpflicht, die Probleme klar zu bennen. Und das kann man auch, ohne Ausländerfeind oder rechtsradikal zu sein.

Naidoo ist ein begnadeter Künstler, der aber auch zu Verschwörungstheorien neigt. Sein Auftritt damals vor dem Reichstag bei einer Demo der sogenannten „Reichsbürger“ war suboptimal. Seine vorgetragene Ansicht, dass Deutschland ein „besetztes Land“ sei, grotesk. Aber es gibt noch mehr Menschen in Deutschland, die zu solchen Verschwörungstheorien neigen – und das darf man in einer Demokratie.

Naidoo ist kein Einzelfall, wenn Sie zum Beispiel an den Kabarettisten Uwe Steimle aus Dresden denken, beim MDR rausgeflogen, weil er seinen Job ernstgenommen hat, politisches Kabarett gegen das Establishment zu machen. Zack. und raus bist Du.

Meinungsfreiheit geht anders. Freiheit geht anders.

Wenn Naidoo Flüchtlinge und Migranten unisono als Kriminelle bezeichne, dann könne er nicht mehr bei RTL in der Show sitzen. Sagt der Sender. So eine differenzierte Betrachtung würde ich mir dort und bei ARD und ZDF mal wünschen, wenn jedes AfD-Mitglied für schuldig am Terror von Hanau erklärt wird. Und die Machtelite nickt selbstgefällig dazu.

 

 




Auch die Generation Klum wird ihren Weg machen

Während ich diesen ersten Satz schreibe, gehen bereits die ersten Postings und Mails von Lesern ein, die sich empören, dass wir über die Siegerin der Casting-Show „Germany’s next Topmodel“ in unserer Online-Zeitung TheGermanZ berichten. Wie kann sich ein intelligentes Medium für das Bürgertum mit derartigem Quatsch beschäftigen? Was für eine Zumutung, Leser, die konservativ und liberal ticken, sich für Politik, Wirtschaft und Glauben interessieren, mit so etwas zu behelligen?

Wir tun das, weil TheGermanZ eine Tageszeitung ist, die sich mit Relevantem beschäftigt. Relevantem? Spinnt der Kelle jetzt völlig?

Millionen unserer Kinder gucken derartige Castingshows. Als vor vielen Jahren RTL zum ersten Mal und dann immer wieder Deutschlands „Superstar“ suchte, der nie einer wurde, schaute bei uns die ganze Familie zu. Ich auch. Die Kinder riefen sogar beim „Voting“ immer wieder an, um ihre Favoriten nach vorn zu bringen und die Kassen beim Sender klingeln zu lassen.

Warum ist das schlimmer, dümmer, niveauloser als damals, als unsere Eltern bei „Einer wird gewinnen“ oder dem heute ESC genannten europäischen Schlagerwettbewerb mitfieberten? Für Abba oder Katja Ebstein anriefen? Klar, heute ist alles kommerzialisiert. Geschenkt, Kommerz treibt unsere Wirtschaft voran. Das Geld ist ja nicht weg, es hat nur jemand anders.

Aber ernsthaft: Warum muss man als Konservativer alles grundsätzlich doof finden, was neu ist? Nur, weil es neu ist? Unsere älteste Tochter sitzt jetzt gerade bei der mündlichen Abi-Prüfung ihren Lehrern gegenüber. Sie ist eine wirklich gute Schülerin, vor den Abi-Prüfungen (wahrscheinlich würde sie es Challenge nennen) mit 1,5 vorbenotet. Sie will ab Herbst studieren und schaut sich schon seit Monaten nach einer geeigneten Universität um, wo Leistung wichtig ist, Beziehungen zu anderen Universitäten weltweit gepflegt werden. Und einmal in der Woche übernimmt sie unser Wohnzimmer, sitzt mit ihren besten Freundinnen vor der Glotze, isst mit ihnen Nachos und Guacamole. und guckt Heidi Klum und ihren Hühnern bei der Arbeit zu. Na und? Was sagt uns das über sie aus?

Zeiten und Trends verändern sich, Vieles ist besser geworden. Früher war alles besser? Manches sicherlich, aber auch die Generation Heidi Klum wird ihren Weg machen. Daran habe ich keinen Zweifel.