„Verpiss‘ Dich!“ Bodeneinsatz in der deutschen Hauptstadt

Ich war am Freitag ohne Auto und musste ein paart Termine in Berlin absolvieren – vom Havelland aus. Und, ganz ehrlich, ich bin davon ausgegangen, dass Berlin ungefähr so gut funktioniert wie die Deutsche Bundesbahn. Aber das ist ein Irrtum. Ich bin seit Monaten nicht mehr U-Bahn in Berlin gefahren, und wenn, dann eine Strecke direkt von A nach B ohne Umsteigen – also etwas für Drittklässler. Bus bin ich in Berlin seit 30 Jahren nicht mehr gefahren, S-Bahn ebenso lange nicht mehr.

Und soll ich Ihnen etwas sagen?

Es hat alles funktioniert wie am Schnürchen. Die Taktung der Züge ist perfekt. Sie steigen irgendwo ein und vier Minuten später sitzen sie in der fahrenden Bahn. Als eigntlich notorischer Autofahrer musste ich zweimal etwas fragen – einmal den Busfahrer in Spandau, einmal einen BVG-Mann am Bahnhof Alexanderplatz. Beide super freundlich, meine Frage einfach – für Doofe eben – beantwortet, und weiter ging’s.

Natürlich hat sich augenscheinlich etwas verändert in Berlin, seit so viele Neubürger aus allen Ecken der Welt hier leben, In der U-Bahn fühlte ich mich wie im Vorderen Orient. Ich bemühte mich wirklich, aber ich glaube, in meinem Wagen sprach niemand deutsch. Keiner!
Menschen aller Hautfarben waren hier versammelt, auch ein paar Weiße, die englisch sprachen, Frauen mit Kopftüchern, jung Leute mit Rucksäcken und eine schwarzhaarige Mitvierzigerin spielte schwermütige Weisen wohl aus Roma-Sinti-Land. Es war multikulti pur, aber es war keine angespannte oder gar bedrohliche Stimmung.

Es war wie im Urlaub damals, als wir mit der ganzen Familie und Freunden zwei Wochen in Antalya verbrachten. Meistens waren wir am Strand, am Pool oder auf dem Volleyballplatz. An einem Tag aber tauchten wir mal ins bunte Treiben auf dem Basar in der Innenstadt ein. Und wenn Sie mal auf einem Basar in der Türkei oder in Marokko waren – dann wissen Sie, wie es in einer U-Bahn der Linie 8 von der „Resi“ (Residenzstraße) zum „Alex“ (Alexanderplatz) aussieht.

Später am Tag sprach ich mit einem Berliner Politiker aus dem Abgeordnetenhaus über all das, was in der deutschen Hauptstadt auch unter dem neuen Senat von Kai Wegner nicht funktioniert. Und in einem Punkt widersprach mir der Mann.

Die Berliner Polizei habe sich in den vergangenen zwei Jahren in vielerlei Hinsicht besser aufgestellt. Und er verwies in diesem Zusammenhang auf die vielen Kurzvideos in jüngster Zeit von Polizeieinsätzen auch aus Berlin, viral gehen, in denen junge Beamte insbesondere unseren Freunden aus Arabien deutliche Ansagen machten. Besonders bekannt wurde eins, das allerdings aus Duisburg stammt, wo einer dieser Gäste eine junge Polizistin bedrängt und fotografieren will. „Wenn Du fotografieren willst, geht nach Hause“, empfiehlt sie ihm mit klarer und lauter Stimme, und als der Typ immer noch nicht aufhören will, brüllt sie ihn an: „Verpiss‘ Dich!“.

Herrlich, oder? Wir haben wieder eine Polizei, die sich Unverschämtheiten nicht gefallen lässt

Zumindest in unseren Großstädten.

Am Nachmittag bog ich irgendwann zu Fuß – ja, auch das gibt es – von der Meineckestraße auf den Ku’damm ein. Dort stieß ich auf etwa 50 kreischende Palästinenser-Kids. Und das Problem bei diesen Leuten ist ja nicht, dass sie demonstrieren, sondern dass sie rumbrüllen, als seien sie auf Speed oder ähnlich wirkenden Substanzen.

Gegenüber, auf der andern Seite des Ku’damms befindet sich der Applestore, es gab irgendwas Neues, und eine lange Schlange junger Hippster wartete auf Einlass. Urbanes Chaos at it’s best, kann ich Ihnen sagen. Autokolonnen im Stau, hupende BVG-Busfahrer, die verzweifelt durchwollten, überall Polizei-Mannschaftswagen (Wannen“) und viele Uniformierte. Und dieses unerträgliche Gekreische der Palä-Jugend.

Am Straßenrand – meine Heldinnen in dieser Woche – zwei Berlinerinnen – beide in Israel-Fahnen eingehüllt.

Unsere Freunde aus Palästina hyperventilierten, als sie die beiden Damen entdeckten. Ich schlenderte zu den beiden hinüber, um ihnen zu danken für ihren Mut. Eine erzählte mir, sie sei vor ein paar Minuten von dem kreischenden Konfliktpotential gegenüber angespuckt worden. Nun stehen sie hier mit ihren Israelfahnen („Wir sind beiden keine Juden“) inmitten dieses Getümmels, umringt von mindestens einem Dutzend Polizisten, coole Jungs und Mädels in ihren beeindruckenden dunkelblauen Arbeitsanzügen.

Und die waren völlig tiefenentspannt trotz der aufgeladenen Stimmung, denn immer wieder versuchten sich Paläs zu nähern. Aber hier kam niemand vorbei.

Und dann fiel mir noch auf, dass mehr als die Hälfte der Polizisten äußerlich erkennbar irgendeinen Migrationshintergrund hatten. Ich vermute, es waren vornehmlich Türken, die hier als deutsche Polizisten in Berlin für Sicherheit sorgen. Das ist mal die andere Seite, und die sollte nicht unerwähnt bleiben.

 

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„Bedauerlicher Einzelfall“ heute: Schläge am S-Bahnhof

Mit Bildern aus einer Überwachungskamera hat die Berliner Polizei JETZT die Öffentlichkeitsfahnung gestartet. Im Juli (!) hatten diese beiden „jungen Männer“ einen 16-Jährigen überfallen, geschlagen, getreten und ausgeraubt.

Konkret: Das Opfer verließ am 21. Juli gegen 15.50 Uhr am Bahnhof Adlershof die S-Bahn – zur falschen Zeit am falschen Ort.

Die Angreifer rissen dem 16-Jährigen von hinten die Beine weg und stießen ihn zu Boden. Dann traten sie dem Jungen ins Gesicht und gegen den Hinterkopf. Das Opfer wurde zeitweise bewusstlos, erlitt schwere Verletzungen im Gesicht und am Oberkörper. Mit dessen Smartphone und Geldbörse flüchteten die „jungen Männer“.

Am selben Tag gegen 16 Uhr schlugen die Tatverdächtigen auf dem Gehweg in der Schnellerstraße 105 in Niederschöneweide noch einmal zu. Sie begannen ein Gespräch mit einem Mann und einer Frau, schlugen dem Mann dann ins Gesicht und verletzten ihn.

Der dunkelhaarige Gesuchte ist etwa 15 bis 20 Jahre alt, circa 185 cm groß und hat eine kräftige Statur. Der Blonde wird ebenfalls auf 15 bis 20 Jahre geschätzt, ist etwa 180 cm groß und hatte einen Gipsverband am rechten Handgelenk.

Hinweise nimmt die Polizei unter den Rufnummern (030) 4664-373310, (030) 4664-371100 entgegen sowie per E-Mail an dir-3-k-33@polizei.berlin.de.

Soweit Alltag in Berlin. Bleibt für mich die Frage: Weshalb hat man das Foto von den Tätern nicht schon am 21. Juli abends veröffentlicht? Wie viele weitere Körperverletzungen hat es gegeben, weil die Schläger immer noch frei in Berlin herumlaufen?

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Es ist ja nichts passiert….

Eine kleine Meldung heute aus der Berliner Morgenpost: „Unbekannte haben in Kreuzberg einer Frau das Handy geraubt. Die 42-Jährige war am Sonntagabend auf der Lindenstraße unterwegs, als sie von hinten auf den rechten Arm geschlagen wurde. Das teilte die Polizei am Montagmorgen mit. Sie ließ daraufhin ihr Handy fallen. Ein Unbekannter hob es auf und floh damit. Kurz darauf bekam die Frau einen Schlag in den Rücken und fiel beinahe zu Boden. Zwei Männer rannten davon – laut Polizei in die gleiche Richtung wie der erste Unbekannte. Einer von ihnen habe laut gelacht. Die Frau wurde leicht an den Händen verletzt.“

Das sind diese Alltags-Ereignisse, von denen wahrscheinlich die meisten nicht einmal zur Anzeige gebracht werden. Ist ja nichts passiert… Doch, es ist etwas passiert. Unser Alltag verändert sich, wir verändern uns.

Vergangene Woche war ich zu Besuch bei einem Freund in einer Stadt, etwa 30 Autominuten außerhalb Hamburgs. Hinfahrt mit dem Regionalzug. Bei der Ankunft auf dem Bahnsteig „junge Männer“ in stattlicher Zahl, Nafris, wie man bei der Polizei in Köln sagen würde. Sie machten nichts, sie standen einfach in kleinen Gruppen rum oder lehnten an der Wand des Bahnhofsgebäudes. Bei minus drei Grad.

Es war viel los, ständig kamen Züge und S-Bahnen, aus denen Fahrgäste strömten. Alles im grünen Bereich.

Ich wollte so um 22 Uhr zurückfahren, doch der Abend war nett. Wir tranken Rotwein, plauderten angeregt über dies und das, und plötzlich war es 23.30 Uhr. Will ich nachts um diese Zeit mit einer S-Bahn zurück nach Hamburg fahren? Auf einem Bahnsteig warten, wo außer „jungen Männern“ kaum andere Fahrgäste stehen? Nein, ich wollte nicht. Ich rief ein Taxi. Statt 3,30 Euro für die Hinfahrt zahlte ich 44 Euro. Einfach, damit ich mich sicher fühlte.