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Sie haben ein gutes Spiel abgeliefert

Deutschland ist weiter im Spiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, wohin die FIFA dieses Turnier niemals hätte vergeben dürfen.

Ein Spieler aus Bremen, Niclas Füllkrug, schoß kurz vor Schluss den 1:1-Ausgleich gegen die hochfavorisierten Spanier, die mit dem Namen Füllkrug zukünftig nicht nur Riocha-Karaffen, sondern eben auch diesen agilen deutschen Spieler verbinden werden. Und weil unsere Freunde aus Costa Rica auch Fußball spielen können, hatten sie am Mittag freundlicherweise den Deutschland-Bezwinger Japan besiegt, ergo: alles noch offen für uns, wenn Costa Rica beim Zusammentreffen mit uns keine Dummheiten macht.

Ich gebe zu, dass demonstrativ zur Schau gestellte Desinteresse eines Teils meiner deutschen Landsleute an dieser WM nervt mich. Am späten Nachmittag mit dem ICE in Düsseldorf angekommen, freute ich mich und war sicher, dass ich das Spanien-Spiel mit Familienmitgliedern oder guten Freunden bei ein paar frischen Bieren schauen würde. Aber letztlich hockte ich alleine vor dem Fernseher.

Ein Freund hatte Familienbesuch, der andere muss morgen beruflich früh raus und geht um 20.30 Uhr ins Bett. Ein anderer lag bereits mit seiner Gattin auf dem Sofa, aber ja, die schauten wenigstens das Spiel. Mein ältester Sohn schaute zeitgleich mit seiner Frau zuhause einen „Weihnachtsfilm“, unsere älteste Tochter war in ihrer Wohnung, hatte aber keinen Bock auf Fußball. Und so weiter.

Es war nicht wirklich politischer Protest oder grundsätzliche Ablehnung von WM-Spielen in Katar oder diese dämliche Aktion mit der Kapitänsbinde. Es ist einfach derzeit überhaupt keine WM-Stimmung im Land.  Wo wir früher tagelang besprachen, wer welches Grillfleisch besorgt, wer den größten Flachbildschirm hat und unser aller Gastgeber sein sollte, ob genügend Bier im Keller vorrätig ist, wird nun geschaut, wenn man gerade nichts besseres vorhat. Einer schrieb mir vorhin auf WhatsApp, er habe erstmal nur die erste halbe Stunde geplant, dann würde er wahrscheinlich sowieso keine Lust mehr haben.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ob Sie Fußball mögen oder die WM in Katar boykottieren, geht mich nix an.

Aber ich finde es schade, dass so eine negative Grundstimmung in Deutschland herrscht. Klar, war dieses kindische Binden-Getue, diese dümmliche Unterwerfungsgeste gegenüber den Zeitgeist-Funktionären beim DFB und den woken Mainstreammedien mehr als ärgerlich. Aber bitte: es ist Fußball-Weltmeisterschaft und unsere Jungs haben vier Sterne auf dem Trikot, das ich nebenbei bemerkt otisch sehr ansprechend finde.

Und wir haben endlich wieder eine wirklich gute Mannschaft  mit starken Spielern, eine gute Mischung zwischen erfahrenen Leuten wie Thomas Müller und dem gerade 18 Jahre alt gewordenen Dortmunder Spieler mit dem Namen Youssoufa Moukoko. Aber alleine, weil er nicht Meier oder Schmidt heißt, wird er von einem Teil des schlecht gelaunten Publikums abgelehnt. Weil sie Deutschland scheitern sehen wollen, unsere Regierung scheitern sehen, die Gaspreise unbezahlbar sehen, die Inflation explodieren und diese Mannschaft am besten mit 0:5 gegen Costa Rica nach Hause geschickt.

Und sehen Sie: Da mag ich nicht mitmachen. Ich will nie, dass mein Land scheitert. Nie. Und als Fußballfan eine Mannschaft abzulehnen, weil man Entscheidungen der Funktionäre oder den Bundeskanzler doof findet, das ist selbst doof.

Ich fand klasse, dass Niclas Füllkrug vorhin getroffen hat. Und ich hoffe, dass Deutschland gegen Costa Rica gewinnt und ins Achtelfinale einzieht. Und dann geht’s los! Denn Deutschland – Achtung! – ist eine Turniermannschaft….

 




Spanien macht es vor: 5.600 Abschiebungen an einem Tag

Es geht auch anders – und das nicht nur in Australien, sondern auch in Europa.

Gestern nutzten 8000 Migranten aus Marokko mit der spanischen Enklave Ceuta ein kleines Schlupfloch, um sich auf das Gebiet der Europäischen Union zu „retten“. Zuvor hatten die Grenzwächter in Marokko die Arbeit eingestellt und die Tore einfach so geöffnet – was ohne Billigung ihrer Regierung nicht vorstellbar gewesen wäre. Dazu mus man wissen, dass zwischen Marokko und Spanien gerade miese Stimmung ist, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls macht Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez das, wofür er gewählt wurde – er beschützt sein Land und seine Bürger. Noch vorgestern setzte er die Armee in Marsch, die innerhalb eines Tages 5.600 der ungebetenen Gäste einsammelte und wieder in ihre Heimat bringen ließ. Unter dem üblichen Gejaule von linken NGOs, die vom Gejaule ein auskömmliches Einkommen haben, aber zweifellos mit großer Zustimmung der spanischen Mehrheitsgesellschaft.

In Deutschland werden übrigens derzeit weiter 260.000 rechtskräfig abgelehnte Asylbewerber geduldet, von mir nicht, aber von den Herrschaften, die uns regieren. Sie sollten mal ein Blick zum Kollegen Sánchez werfen. Stellen Sie sich das bloß mal vor: Armin Laschet setzt alle Illegalen in Flieger und Züge nach Hause. Er würde unsterblich werden. Aber wir alle wissen, das wird nie passieren. Und wie auch? Die haben ja gar keine Pässe… Ich wüsste gern, ob die spanischen Soldaten gestern Pässe kontrolliert und Formulare ausgefüllt haben…




Wie ist das mit der Demokratie in der EU?

Carles Puigdemont darf Ende Mai nicht als Spitzenkandidat seiner Partei „Gemeinsam für Katalonien“ zur Europawahl antreten. Das hat die Wahlkommission in Spanien  entschieden. Auch Toni Comin und Clara Ponsati, zwei weitere Anführer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, werden nicht zugelassen.

Zur Erinnerung: Nach einem erfolgreichen Referendum hatte Puigdemont die Unabhängigkeit der nordostspanischen Region Katalonien erklärt. Die Regierung in Madrid setzte ihn danach als Regionalpräsident ab. Um einer Verhaftung wegen Rebellion zu entgehen, floh er 2017 ins Exil nach Belgien. In Spanien liegt weiter ein Haftbefehl gegen ihn vor.

Das Wahlrecht in Spanien schreibt nun vor, dass gewählte EU-Abgeordnete bei Antritt ihres Mandats in Madrid auf die Verfassungs schwören müssen (schöne Idee auch für Deutschland, finde ich). Würde Puigdemont  gewählt und anschließend nach Madrid reisen, würde er zweifellos festgenommen und vor Gericht gestellt. Aber er wird ja nicht gewählt, weil er gar nicht auf den Wahlzettel kommt.

Warum schreibe ich Ihnen das? Weil wir immer mal über die EU und ihr Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit sprechen. Was hat Puigdemont eigentlich gemacht? Volksvermögen gestohlen und nach Panama transferiert? Kinderpornos auf seinem Laptop gespeichert?

Nein, Puigdemont hat sich als politischer Anführer an der Spitze der Unabhängigkeitsbewegung in Katalanien einem Referendum gestellt. Danach wollte er Katalonien aus Spanien herauslösen. Das hat nicht funktioniert, aber wir reden hier über einen zutiefst demokratischen Prozess. Nicht so wie auf der Krim mit der besonderen Art und Weise wie Putin „Referenden“ abhält, sondern offen und fair. Spaniens Standpunkt ist dabei nachvollziehbar, es will seinen Laden zusammenhalten. Aber lösen wir politische Meinungsverschiedenheiten in dieser supertoleranten, hippen EU im Jahr 2019 wirklich mit Haftbefehlen und Ausschluss unliebsamer Politiker von demokratischen Wahlen?

 




Unsere Staaten müssen noch viel rigoroser gegen die „Gefährder“vorgehen

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel drückt den Angehörigen per Twitter sein Beileid aus, Bundedskanzlerin Angela Merkel war gestern Abend auf Wahlkampftour, erwähnte die neue Terrorattacke aber nicht. Das Auswärtige Amt bestätigt, dass es drei deutsche Opfer gab, will aber noch nicht sagen, ob es sich um tote oder verletzte Deutsche handelt. 13 Opfer sind insgesamt sicher zu beklagen, mehr als 80 Verletzte, davon 24 sehr schwer, sind zu beklagen.

Es gibt nach solchen Anschlägen islamistischer Mörder inzwischen eine gewisse Routine der Regierenden und der Behörden. Das kann gut sein, weil es nicht den Eindruck von Hektik und Chaos bei der Bevölkerung weckt. Es ist aber auch ärgerlich, weil man all die Worthülsen – „in Gedanken sind wir bei den Opfern“ – „wir werden jetzt a) sorgfältig, b) mit Nachdruck, c) entschlossen oder d) solidarisch handeln – nicht mehr hören will.

Kommen wir zum Punkt: Wieder waren es islamistische Gewalttäter. Wieder töteten sie unschuldige Menschen. Wieder waren Täter aus Nordafrika dabei. Solche Anschläge sind niemals zu verhindern, weil man nicht in die Köpfe dieser Fanatiker schauen kann. Man kann überwachen, abhören, V-Leute in diesen Netzwerken platzieren, aber wenn wir wieder mehr Sicherheit und Schutz vor derartigen Anschlägen haben wollen, muss unser Rechtsstaat, müssen alle demokratischen Länder rigoroser vorgehen. Das bedeutet nicht, Bürgerrechte aufzugeben, den Rechtsstaat auszuhöhlen, ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht zu stellen. Aber das bedeutet, die sogenannten „Gefährder“ rigoros aus unseren Staaten abzuschieben. Die gesetzlichen Regeln dafür sind nicht ausreichend? Dann schafft neue! Die Herkunftsstaaten wollen „Gefährder“ auch nicht zurück haben? Dann schiebt sie dorthin ab, wo man sie annimmt – für wirtschaftliche Hilfe oder Geld meinetwegen. Von mir aus schafft ein „Dschihadland“ irgendwo in der Mongolei oder anderswo, wo Platz genug ist. Wo sich diese Leute untereinander mit sich selbst beschäftigen können, statt hier zu töten.

Und „diese Leute“, allein die den Behörden bekannten, sind Tausende in Europa. Eine Zeitung berichtete, dass allein im Großraum Brüssel, dem Zentrum der EU, ca. 800 gewaltbereite Islamisten polizeibekannt sind. Die wohnen dort, manche planen wahrscheinlich Terrorattacken, viele leben von staatlichen Zuwendungen, die die anständigen Bürger mit ihren Steuern finanzieren. Und nachts darf die Polizei nicht in ihre Wohnungen von Verdächtigen, weil auch Terroristen ein Recht auf Ruhe haben. Man fasst sich an den Kopf.

Terrorangriffe sind nie auszuschließen, schon gar nicht, wenn es um Attentäter, um feige Mörder geht, die bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern. Aber Deutschland, Europa und der Rest der zivilisierten Welt können noch viel mehr tun, um blutige Ereignisse wie jetzt in Spanien zu vermeiden.




Sangria für Alle!

Nun also auch Spanien. Wohin man in den Demokratien Westeuropas auch schaut – viele Wähler haben die Nase voll von der angeblichen „Alternativlosigkeit“ und suchen sich etwas Neues für das Kreuz in der Wahlkabine. In Spanien war es rund ein Drittel der Wähler – das ist ein politisches Erdbeben. Die Gründe mögen im Detail unterschiedlich sein, aber der Kern ist: der unkreative politische Einheitsbrei hat ausgedient. Kann man mit Deutschland nicht vergleichen, meinen Sie? Das beherrschende Thema der vergangenen Monate hierzulande war und ist die Flüchtlingskrise. Zwischen 40 und 57 Prozent der Deutschen lehnen – ja nach Fragestellung der Meinungsforscher – eine Fortführung des ununterbrochenen Zustroms von Menschen aus Syrien, Irak, Nordafrika und Afghanistan ab. Dann spricht die Kanzlerin im Deutschen Bundestag – und das Hohe Haus klatscht. Von der Linkspartei über Grüne, Sozis bis hin zur CSU. Alle finden es toll. Und der Parteitag einer – nach eigenem Verständnis – Volkspartei greift die Sorgen großer Teile der Bevölkerung auf und weist sie mit 998 zu 2 Stimmen ab.

Ein bedauerlicher Einzelfall, meinen Sie vielleicht? Wie war es in der Euro-Krise? Die Wahrheit ist: ob bei der Energiewende, bei Integration, bei Frauenquoten und staatlichen Verwahreinrichtungen für Kleinkinder, bei Griechenland-Rettung und jetzt in der Flüchtlingskrise: ein demokratischer Streit um das richtige Konzept findet im Bundestag nicht mehr statt. Die etablierten Parteien in Deutschland sollten sich etwas einfallen lassen, sonst können sie sich bei zukünftigen Wahlen warm anziehen.