„Menstruierende Menschen“

Heute Morgen hier im Staatsfunk im Westen allen Ernstes eine Dame, die fordert, dass – wörtlich – „menstruierende Menschen“ – während ihrer Periode grundsätzlich das Recht haben sollten, von zu Hause aus zu arbeiten. Menstruierende Menschen? Nannte man das nicht früher Frauen?

 




„…tut mir unendlich leid“… Liebe Janine Kunze, warum eigentlich?

Die Kölner Schauspielerin Janine Kunze ist eine großartige Künstlerin. Nie als politische Aktivistin aufgefallen, musste sie jetzt erleben, dass nicht nur der politische, sondern besonders der mediale Mainstream unbarmherzig ist, wenn es jemand wagt, eine Meinung zu haben und dann auch noch im Fernsehen zum Besten zu geben.

Was war passiert? In der WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“ hatte die 46-Jährige wie drei Mitdiskutanten auf die Frage »Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?« eine rote Karte gehoben – als Ausdruck dafür, dass sie das Bannen der Zigeunersauce von den Speisekarten eben nicht für notwendig halten. Aber wer in Deutschland nicht für die Abschaffung eines Begriffes wie Zigeunerschnitzel ist, der gefährdet seine berufliche Existenz. So einfach ist das.

Es gibt viele Beispiele, die aber natürlich nicht 1:1 übertragbar sind, wenn Sie etwa an den Ausnahmekünstler Xavier Naidoo und sein Tränen-Video denken, oder den überdrehten Corona-Rebellen Michael Wendler. Deren Auftritte waren deutlich schärferes Zeug, und wenn ich in einem Fernsehsender etwas zu sagen hätte, würde ich mir auch überlegen, ob ich ihnen weiter ein Millionenpublikum als Forum böte. Aber grundsätzlich gilt doch erst einmal: in einer freien Gesellschaft soll jeder denken und sagen können, was er oder sie will.

Zumindest wenn es um Meinung geht, bei Fake News, mit dem die öffentliche Meinung bewusst vergiftet wird, ist nicht alles erlaubt. Und wer ernsthaft behauptet, der Holocaust habe nicht stattgefunden, der ist ein Fall für die Psycho-Couch oder im schlimmsten Fall für die Klapse. Aber auch dort würde ich zumindest hinterfragen wollen, ob es zum Beispiel sein muss, eine 92-Jährige zum wiederholten Male ins Gefängnis zu sperren, weil sie irre Thesen vertritt. Doch das ist Sache unserer Gerichte.

Man muss gar nicht so weit gehen, aber denken Sie an wirklich harmlose Vorkommnisse wie etwa das Mittagessen im Jahr 2019, das Hans Joachim Mendig, damals Geschäftsführer einer deutschen Filmförderanstalt und davor Programmchef des Hessischen Rundfunks (HR), mit dem Sprecher der größen Oppositionspartei im Bundestag, AFD-Chef Jörg Meuthen, und dem  Frankfurter PR-Guru Moritz Hunzinger zu sich nahm. Als ein harmloses Selfie davon in den Sozialen Netzwerken auftauchte, brach ein Sturm der Entrüstung los. Nur kurze Zeit später berief der Aufsichtsrat der „HessenFilm“ unter Vorsitz der hessischen Kultusministerin Angela Dorn (Grüne) Mendig einstimmig von seinem Posten ab. Raus, Schluß, vorbei. Weil er mit einem Politiker essen war. Nicht in einem dunklen Keller mit Uniform an und widerwärtigen Fahnen im Hintergrund, sondern im Freien an einem Tisch vor einem In-Italiener in Frankfurt, wo es übrigens wunderbares Vitello Tonato gibt. Vor den drei Gesprächspartnern standen drei Wassergläser und eine Espresso-Tasse.

Warum um alles in der Welt sollte man nicht mit Jörg Meuthen Mittag essen? „Viele Filmschaffende“ wollten jetzt nicht mehr mit Mendig zusammenarbeiten, ließ man verlauten. Mit so einer schwachsinnigen Begründung kann man Jeden mundtot machen. Überall. Sollen sich die „Filmschaffenden“ doch die öffentliche Kohle für ihr oftmals schreiend untalentiertes Wirken woanders holen! Vielleicht mal arbeiten in einem Beruf, von dem sie etwas verstehen.

Doch zurück zum Skandälchen um Janine Kunze. Sie meldete sich auf Instagram zu Wort und entschuldigte sich demütigst:

„Es tut mir unendlich leid und ich habe festgestellt, dass ich nicht ausreichend aufgeklärt bin.“

Und weiter mit der Selbstkasteiung:

„Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt, als auch diskriminiert habe und dafür möchte ich mich nochmals aufrichtig entschuldigen.“ 

Fehlte nur noch, dass sie 100 freiwillige Arbeitsstunden in einer sozialen Einrichtung anbietet.

Doch bevor nach dem Shittstorm von Links nun der von Rechts kommt (was bereits angelaufen ist): Es geht den WDR nichts an, wie Janine Kunze bevorzugt, ihr Schnitzel am Mittag zu nennen. Über was reden wir hier eigentlich? Was ist los mit diesem Land? Ich lese immer wieder von Sinti und Roma, die nicht das Geringste daran auszusetzen haben, als Zigeuner bezeichnet zu werden. Und was ist das für ein blöder Vorwurf an die Runde, wenn da vier „Weiße“ über so ein Thema debattieren, dann sei das Rassismus? Wie viel Rassismus ist denn erlaubt, wenn man Weiße bei Themen aus Talkrunden verbannen will, weil sie weiße Haut haben? Sollte es nicht so sein, dass eine Redaktion zu jedem Thema einladen kann, wenn sie will? Wenn die Hautfarbe keine Rolle spielen soll, warum instrumentalisiert man sie dann gegen Weiße? Das ist wie die Gendergaga-Aktivisten, die behaupten, das Geschlecht eines Menschen seit völlig belanglos und jeden Tag individuell festlegbar, aber gleichzeitig Frauenquoten fordern.

Diese Gesellschaft wird nicht an Corona zu Grunde gehen, sondern an der grassierenden Doofheit eines ideologisch aufgeheizten Teiles der Gesellschaft. Und auch daran, dass all die Menschen, die noch klar im Kopf sind, verlernt haben, sich wirkungsvoll gegen all das zu wehren. Ich werde mal bei eBay schauen, ob es da noch alte Schachteln mit dem aufgedruckten Sarotti-Mohr zu kaufen gibt.

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„Vorwärts ficken“ beim öffentlich-rechtlichen Grundversorger

Insgesamt acht Stunden im Zug, sechs Stunden in Stuttgart, Deutschland retten. Ein schöner und erfüllter Tag mit sehr guten Gesprächen. Bis, ja bis ich Köln erreichte, die sich gern als Metropole betrachtet, warum auch immer. Jedenfalls stehe ich gegen 22.45 Uhr auf Gleis 9, Abschnitt D – G und freue mich auf den Regionalzug 7, der mich nach Hause bringt. Macht er aber nicht, denn der RE 7 fällt aus, wie Digitalanzeige informiert. Das will man lesen, wenn man 47 Kilometer von zu Hause auf dem Bahnsteig steht und der Zeiger der Uhr die 23 ankratzt.

Ich also raus aus Cologne Main Station, auf dem Weg zum Taxistand kurzer Stopp an der Currywurst-Bude, nach einem schnellen Blick auf die dargebotenen…Wasauchimmer…schnell weiter. Abends essen ist im Grunde auch nicht gesund, und die Servicekraft in der Bude hatte mir eh konsequent den Rücken zugedreht.

Mit dem Taxifahrer schnell handelseinig, auf die Autobahn und Radio an. 1 Live – Sie ahnen es – die sympathische Jugendwelle der Staatssendeanstalt im Westen mit dem einprägsamen Namen W-D-R. Nun muss man wissen, dass der WDR etwa 4.000 Angestellte und – wie man mir einmal vor Jahren erzählte – 15.000 Honorarmitarbeiter beschäftigt. Beschwören kann ich das nicht. Jeder Haushalt ist jedoch verpflichtet, Zwangsgebühren zu entrichten, weil diese öffentlich-rechtlichen Sender Grundversorgung an Information und Unterhaltung bieten, die eine öffentliche Aufgabe ist.

1946 festgelegt, als es wenig zu Lachen gab in Deutschland und nur einen einzigen Fernsehsender. Irgendwie hat man seitdem übersehen, dass sich die Welt ein bisschen verändert hat und es jetzt dieses Internetz gibt und ein paar Tausend TV-Stationen und Radiosender weltweit, die für jeden empfangbar sind. Und Streamingdienste wie Netflix oder YouTube…oder amazon prime… Aber seien wir nicht kleinlich. Grundversorgung an Unterhaltung – kann ja nicht schaden.

Während ich da schweigend im Taxi auf dem Beifahrersitz Richtung Heimat kutschiert wurde, hörten wir 1Live, das an Grundversorgung eine schöne Sendung mit dem Titel „Fuck forward“ ausstrahlte, für diejenigen von Ihnen, die es nicht so haben mit Englisch: „Vorwärts ficken“. Inwieweit das jetzt unter Grundversorgung der Bevölkerung fällt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Im Studio giggelten drei – darf man noch Damen sagen? – also Damen herum, wie eine Selbsterfahrungsgruppe Elfjähriger, die zufällig entdeckt haben, dass ihnen Haare wachsen. Ja, Haare, und nicht nur unter den Achseln, sondern sogar „auf dem Schamhügel“

Die Sendung – jedenfalls die 35 Minuten, die ich miterleben durfte – hatte null Erkenntnisgewinn für irgendwas, nur geistleeres Gequatsche, so als gäbe es da draußen keine Zuhörer. Da sitzen einfach drei Mädels ein bisschen aufgeregt um ein Mikrophon herum und erzählen sich gegenseitig, was sie so an sich selbst feststellen und wo es manchmal „angenehm juckt, ihr wisst, was ich meine….“. hahaha

Wirklich, mir ist weitgehend egal, was irgendwo jemand sendet oder auch druckt, und wer sich am Abend belanglosen Müll anhört. Aber – wtf – warum ist das eine Staatsaufgabe, die wir alle finanzieren müssen, ob wir wollen oder nicht? Ist diese Frage jetzt ganz schlimm rechts? Neiiin, eher lustfeindlich, oder? Verklemmt vielleicht auch ein bisschen. Und „wtf“ wäre wirklich ein schöner Titel für eine Dokumentation über solche belanglosenen Schwachsinnssendungen mit angehängten Gebührenzwang.

 

Blogs und alternative Medien wie diese erhalten keine staatlichen Gelder. Alles, was wir machen, können wir nur, weil es Leser gibt, die uns mit etwas Geld unterstützen. Wenn SIE in der Lage und willens dazu sind, diese  Arbeit hier zu unterstützen, freue ich mich sehr über eine Ihnen mögliche Spende zum Beispiel über PAYPAL hier oder auf unser Konto bei der Sparkasse Krefeld: DE40 3205 0000 0000 2711 22 .

 




Rassismus beim WDR?

„Handball in Deutschland: Weiß und deutsch wird zum Problem“, so lautete der Titel einer zwölfminütigen Dokumentation, die der Westdeutsche Rundfunk (WDR) im Zusammenhang mit der Handball-EM ausgestrahlt hat. In dem Beitrag wird der Deutsche Handballbund (DHB) kritisiert, weil dieser zu wenig auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehe. Es seien in der Mannschaft einfach „nur blonde Köpfe“ und zu wenige „schwarze Köpfe“.

Was der WDR da macht – der Shitstorm im Netz geht inzwischen steil – ist Rassismus pur. Ob denen das auffählt?




„ne alte Umweltsau“: Die Staatssendeanstalten sind komplett außer Kontrolle geraten

Die öffentlich-rechtliche Staatssendeanstalt im Westen – kurz WDR – ist in aller Munde. Nicht wegen ihres Informationsprogramms, eklusiver Beiträge zum Beispiel, die die Republik erschüttern, oder brillanter wissenschaftlicher Dokumentationen, sondern wegen eines abstoßenden Spottgesangs, dargeboten vom WDR-Kinderchor Dortmund. Fast 20.000 Bürger, die meisten zweifellos Gebührenzahler, haben bis jetzt auf Facebook massive Kritik an dem Schmierenstück geübt.

Zur Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ trällern die lieben Kleinen:

„Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad. Das sind tausend Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau.“

Viel ist inzwischen darüber geschrieben worden von den großartigen Kollegen auf ihren bürgerlichen Blogs und alternativen Medien. Und weil ich der Meinung bin, es muss nicht jeder zu jedem Thema das Gleiche nochmal schreiben, ganz in Kürze:

Es ist eine Frechheit von denen, die diesen hämischen und entwürdigenden Text formuliert haben.

Es ist die Instrumentalisierung von Kindern zum Zweck der politischen Diffamierung Andersdenkender, wie man es aus den ganz üblen Zeiten der deutschen Geschichte kennt.

Es ist ein Verstoß gegen den Anstand und respektlos gegenüber den alten Menschen, denen wir alle so viel zu verdanken haben.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der als Aspirant für den Job des Kanzlerkandidaten seiner Partei genannt wird, schimpfte passend auf Twitter „Grenzen des Stils und des Respekts gegenüber Älteren“ seien überschritten worden. Und WDR-Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich schließlich auch öffentlich für die geschmacklose Fehlleistung seines Senders, nach dem der WDR das Video von dem Auftritt bereits am Freitagabend gelöscht hatte.

An dieser Stelle könnte die Geschichte enden. Könnte. Endet sie aber leider nicht.

Denn nun tritt WDR-Mitarbeiter Danny Hollek auf den Plan und zerstört mit einem einzigen Tweet alles, was sein Intenant Buhrow zuvor mit seiner lauen Entschuldigung versucht hatte, aufzubauen. Hollek twitterte:

„Lass mal über die Großeltern reden, von denen, die jetzt über #Umweltsau aufregen. Eure Oma war keine #Umweltsau. Stimmt. Sondern eine #Nazisau.“

Wenn das nicht Hetze ist, was ist dann Hetze? Von einem Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen WDR, der von uns allen mit Zwangebühren bezahlt werden muss. Weil es die Politik so will. Im Internet ist heute an ielen Stellen zu lesen, dass Hollek zumindest in seiner Vergangenheit Verbindungen ins linksextreme antifa-Milieu hatte. Er habe einen linksextremen Blog betrieben und sei sogar mal Gegenstand polizeilicher Ermittlungen gewesen. Das kann ich am Sonntagabend nicht so schnell checken und deshalb auch nicht behaupten, dass es so war. Aber ich kann Sie informieren, dass andere im Netz darüber schreiben.

Auch Zeljo Davutovic, Leiter des WDR Kinderchors Dortmund, hat sich inzwischen vielsagend entschuldigt. Auf der Webseite des WDR Kinderchores schreibt Davutovic:

„Es gab keinen Zwang und es wurde niemand instrumentalisiert“

Einen Absatz weiter heißt es dann:

„Den teilnehmenden Kindern wurde erklärt, was die Parodie bezwecken soll.“

Ja, was denn nun? War dieser selten blöde Liedtext die Idee der Kinder? Oder stammt das Machwerk von Erwachsenen, die den Kindern vorher erklärten…wofür sie instrumentalisiert werden sollen?

Sich heute Abend um 20.15 den Polizeiruf 110 reinzuziehen (der sinnigerweise den Titel „Tod einer Journalistin“ trägt) und nächste Woche dann GEZ-Gebühren zu zahlen, nachdem wir alle uns erst aufgeregt und dann auch wie üblich wieder abgeregt haben, darf nicht die Lösung sein.

Das Öffentlich-Rechtliche System insgesamt muss auf den Prüfstand! Nicht nur – schlimm genug – die Herabwürdigung der Lebensleistung älterer Menschen. Nicht nur der Hetzer Hollek. Es muss hinterfragt werden, was da für Leute mit welchem Hintergrund und im schlimmsten Fall mit welchem Auftrag und von wem sie die gewaltigen Möglichkeiten des Öffentlich-Rechtlichen Systems nutzen? Wer stellt solche Holleks ein? Und warum? Was ist seine Qualifikation?

Und ist die Dauerberieselung durch platte Unterhaltung, ist die Finanzierung von Dudelsendern mit politischer Beeinflussung, dümmlichster Comedy, ja ist der komerzielle Massensport eine Staatsaufgabe? Ich würde mir wünschen, dass die verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern den aktuellen Skandal beim WDR zum Anlass nehmen, sich endlich mit diesem Moloch kritisch und grundsätzlich zu beschäftigen.

 

 

 

 

 




Junge AfD-Wähler: „Was macht das mit Euch?“

In Brandenburg konnte die AfD gestern die meisten Jungwähler hinter sich versammeln. Unser sympathischer öffentlich-rechtlicher Grundversorger im Westen fragt deshalb heute Morgen seine Radiohörer: „Was macht das mit Euch, dass die AfD so viele Stimmen bekommen hat?“

Nun, als erstes ruft die Frage bei mir ausgelassene Heiterkeit über die Flachheit dieser Frage hervor. Aber morgens lachen, das soll ja gut sein für den Start in den neuen Tag.

Und dann hat der WDR auch noch gleich einen „Experten“ am Telefon, der messerscharf analysiert: Die jungen Leute wählten in so großer Zahl die AfD, weil „Ostdeutschland in Teilen immer noch so strukturschwach ist“.

Ja, klar, da werden viele Teenager gestern früh aus dem Fenster geschaut und gedacht haben. Scheiß Strukturschwäche hier, da wähle ich jetzt mal rechts…“

Viele Bürger in Deutschland sind beunruhigt, dass die AfD so stark gewählt wird. Ich bin mehr beunruhigt über die Unfähigkeit von Politik und Medien in Deutschland, die Wirklichkeit einfach unvoreingenommen wahrzunehmen…




Den Hintergrund leider vergessen zu erwähnen

In der amerikanischen Metropole New York hat die Polizei gestern zwei Männer festgenommen, die in ihrer Wohnung Sprengstoff gelagert hatten und damit Bomben für einen Terroranschlag bauen wollten. Ich habe davon vorhin im Autoradio erfahren, in 1Live, der Jugendwelle des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Leider wurde vom Nachrichtensprecher nicht erwähnt, woher die Täter stammen und welchen Hintergrund sie haben. Ich bin sicher, es waren norwegische Touristen und wahrscheinlich christliche Fundamentalisten oder noch schlimmer: Klimaleugner.




Ein kleiner Satz, der am Morgen bei mir Wohlgefallen auslöste

Trotz meiner seit langem anwachsenden Abneigung gegen den öffentlich-rechtlichen Staatsfunk in Deutschland, höre ich an jedem Morgen WDR 2, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, um unsere Kinder zur Schule zu bringen. Die Musik gefällt mir, die Nachrichten sind in der Regel seriös und informativ, die Verkehrshinweise zuverlässig und wenn zwischendurch ein Witzeerzähler, die man heute ja in Deutschland „Komidiän“ nennt, zwei Minuten geistlose und absolut unwitzige Flachheiten erzählt, schalte ich halt auf einen anderen Sender. Heute Morgen hatte ich jedoch ein positives öffentlich-rechtliches Erlebnis. Beim Moderatorengespräch über US-Präsident Obamas Abschiedsbesuch in Deutschland fragte der Moderator, ob das persönliche Verhältnis zwischen Obama und Bundeskanzlerin Merkel in den gemeinsamen acht Jahren als Regierungschefs zweier der wichtigsten Länder dieser Welt eng und vertrauensvoll gewesen sei. Und der WDR-Experte für Amerika sagte tatsächlich: „Das weiß ich nicht.“ Hammer, oder? Das weiß ich nicht… einfach so.

Manch einer wird jetzt denken: Was ist denn an diesem Satz so besonders? Er weiß es halt nicht. So, wie sich die Königshaus-Berichterstatter der billigen, bunten Frauenzeitschriften Woche für Woche für Millionen Leserinnen etwas ausdenken müssen, um ihre Kundschaft zufriedenzustellen. Die Pressestelle im Buckingham-Palastes in London wird nicht dafür bezahlt, Informationen rauszugeben, sondern zu verhindern, dass die Leute erfahren, wie es wirklich so zugeht bei den Windsors. Und so schaut man sich in den Redaktionen an, was die Paparazzis so liefern und erfindet dann frei Geschichten dazu über Ehekrisen, vermeintliche Schwangerschaften und Saufgelage im Palast. Genau genommen ist DAS die wahre Lügenpresse.

Aber zurück zum Westdeutschen Rundfunk. Da gibt also ein Reporter auf die Frage des Moderators zu, dass er die Frage objektiv gar nicht beantworten kann. Staaten haben keine Freundschaften, sie haben Beziehungen und – außer Deutschland manchmal – echte Interessen, die sie vertreten. Woher soll ein Journalist wissen, was Obama und Merkel wirklich voneinander halten? Klar, die sehen sich, die umarmen sich, sie schauen mit ernster Miene auf die flatternden Nationalfahnen und stellen sich zum Gruppenfoto bei internationelen Konferenzen auf. Aber ein persönliches Verhältnis? Empathie gar? Merkel? Unwahrscheinlich…

Ich finde, Reporter sollten immer ehrlich sein und auch zugeben, wenn sie mal etwas nicht wissen. Das ist menschlich. Ich will keine Gestalten sehen wie diesen ARD-Korrespondenten, der nach dem Terroranschlag in einem Regionalzug nahe Würzburg einem Millionenpublikum mitteilte, was er eine Stunde vorher beim Bäcker an Gesprächen aufgefangen hat. Ich will Fakten, Fakten, Fakten! So, wie der großartige Kollege Helmut Markwort das als Focus-Chefredakteur mal öffentlichkeitswirksam formuliert hat. Und wenn mann nichts weiß, dann weiß man halt nichts.




Die Jecken sind los – Alaaf und Hellau für den Präsidenten

Am 11.11. um 11.11 Uhr geht’s los! Start in die neue Karnevalssaison, oder wie der Kölner sagt: Session. Der 11. November ist – für die Nichts-Jecken unter uns – der Tag, an dem alle Radios stundein, stundaus „Bläck Föös“ und „De Höhner“ dudeln. „Bei uns im Vee-hee-del“ praktisch rund um die Uhr. Aber weil die Medienbranche nunmal ein kreatives Gewerbe ist, haben sie sich zur überraschenden Wahl des Immobilien-Tycoons Donald Trump als 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten ein ganz besonders närrisches Programm einfallen lassen. Das fing beim öffentlich-rechtlichen Kinderradio „1Live“ am frühen Morgen an, wo ein junger aufstrebender Musiker, wohl Ami, gefragt wurde, was er von der Wahl Trumps hält. Er sagte, dass er sich nicht für Politik interessiere und den Wahlkampf nicht verfolgt habe. Er sei aber irgendwie der Meinung, dass es jetzt problematisch sei, dass so ein Mann ins Weiße Haus einziehe. Warum das problematisch sein soll, erwähnte er bedauerlicherweise nicht.

Das war aber noch keineswegs der Höhepunkt des rheinischen Frohsinns. Beim weltweit bedeutenden Mönchengladbacher Lokalradio 90,1 sagte vorhin die Moderatorin allen Ernstes wörtlich: „Ein unfähiger Narzisst schafft es an die Spitze der USA…“ Ohne Witz: Ich dachte im ersten Moment, ich hätte mich verhört. Und dann dachte ich weiter darüber nach, was so eine mittelmäßig begabte Ansagerin eigentlich dazu befähigt, der armen Mönchengladbacher Bevölkerung so eine Unverschämtheit zuzumuten.

Doch so ein Morgen ist lang. Sehr lang. Die Radio-Nachrichten – ich glaube, es war wieder WDR (habe viel umgeschaltet heute) – meldeten, es sei noch nicht bekannt, was der neue Präsident vorhabe, aber – echt wahr – „Menschen in ganz Europa seien beunruhigt“ über die Wahl Trumps. Man muss kein Philosoph sein, um schnell festzustellen, dass dies ein Widerspruch in sich ist. Wie können Menschen in ganz Europa beunruhigt über Trump sein, wenn sie gleichzeitig gar nicht wissen, was er vorhat? So ging es weiter, Sie können einschalten, wo immer sie wollen. Ursula von der Leyen, sozusagen die Mutter der Kompanie, mahnt Trump zur Mäßigung, lässt ihn noch über den großen Teich wissen, was er jetzt tun muss – bloß nicht überreagieren – und was er in Sachen Putin angehen muß. Recht hilfreich nach der Nicht-Gratulation von Bundesaußenminister Steinmeier an unseren wichtigsten Verbündeten in der Welt und der Mahnung von Bundeskanzlerin Merkel, Trump sollen unbedingt an die sexuelle Selbstbestimmung denken… Man könnte sich das alles gar nicht ausdenken, was in diesem Land zum Start in den Karneval derzeit passiert. Und das Dollste: es passiert! Vorhin schreibt mich ein Facebook-Freund an, Markus Lanz habe sich gestern in seiner TV-Sendung mit dem Thema Trump befasst. Aber, nun bitte ich um Ihr Verständnis, hier steige ich aus und mache ein Bier auf. Ist schließlich Karneval heute…




Ein Interview im Kaffeesatz

Es sind nur diese Kleinigkeiten, die wir jeden Tag in den deutschen Staatsmedien erleben, hinnehmen und erdulden. Aber sie nerven, und deshalb muss man sie erzählen.

Heute Mittag, ziemlich genau eine Stunde vor der mit einiger Spannung erwarteten Pressekonferenz der Bundeskanzlerin hörte ich im Autoradio WDR 2. Die Moderatorin führte ein Interview mit der Grünen-Chefin Simone Peter. Sie wurde um Auskunft gebeten, was die Kanzlerin denn nun gleich sagen solle und sollte erraten, was Merkel denn wohl sagen werde. Das darf der WDR natürlich so machen, freies Land, freie Medien und so. Aber mir drängte sich direkt die Frage auf: Was soll das? Wäre es nicht die Aufgabe der Medien, einfach eine Stunde zu warten und dann über die Pressekonferenz zu berichten? Und dann anschließend vielleicht ein Interview mit der Dame von den Grünen führen über das, was die Kanzlerin tatsächlich gesagt hat? Was soll dieses Stochern im Nebel, diese Kaffeesatzleserei? Kostenlose Werbezeit für einen guten Zweck, könnte der Zyniker denken. Aber vielleicht war es ja ein Beitrag zur Rettung unseres Klimas…