Tragödien am Strand: Ein neues Fernsehformat setzt neue Maßstäbe – und zwar nach ganz unten

Beim Unterbietungs-Wettbewerb, welcher Fernsehsender am tiefsten ins deutsche Prekariat hineinsinken kann, hat Sat.1 im Moment die Nase ganz vorn. Wir Älteren haben ja damals gedacht, schlimmer als „Dschungelcamp“ kann Unterschichten-TV nicht sein, aber mitnichten.

„Frauentausch“ war auch ganz großes Asi-Kino oder die diversen „Promi-Dinner“ ohne irgendwelche Promis. Und immer sind Millionen Menschen bereit, sich das abends vor der Glotze mit ein, zwei Bieren und einer Schale Kartoffelchips ganz freiwillig anzutun.

Als ich allerdings gestern zufällig in einen Trailer auf Sat.1 für „Amore unter Palmen“ hineinschaute, war ich wirklich fassungslos wie weit runter es immer noch geht. Niveau ist keine Creme, Sie wissen schon…

 Viele von Ihnen werden das kennen

Sie sind im Urlaub, also wir zum Beispiel vor Jahren mal in der Türkei, in einer Ferienanlage in Antalya. Echt schön alles, viel Sonne, gutes Essen, Volleyballfelder – und wenn sie dann abends am Pool sitzen, dann bestellen sie zwei, drei, vier eiskalte Efes-Pils und denken, das ist das großartigste Bier der Welt. Ging mir auch so.

Doch als wir dann wieder zu Hause ankamen und ich im Getränkemarkt meines Vertrauens ein Kiste Efes erstand, konnte ich es abends auf der Terrasse gar nicht glauben. Denn das ist gar nicht das großartigste Bier auf der Welt.

So ähnlich muss es wohl verzweifelten, alleinstehenden deutschen Frauen über 40 gehen, die ihre Kleinkinder bei den Großeltern parken und zwei bis vier Wochen im Jahr in Kenia, Tansania oder Ghana verbringen. Mal schauen, was so geht…

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Bestimmt haben Sie im Internet auch schon mal diese legendären Fotos gesehen von blondierten deutschen Muttis, die glückstrunken an einem wenig bekleideten Herrn schwarzer Hautfarbe hingen. Und als wäre dieses Zurschaustellen nicht schon beschämend genug – manche der emotional hungernden Damen verlieben sich dann wirklich unsterblich in ihren dunkelhäutigen Kurzzeitbegleiter und reden beim Abschied in der Flughafenhalle von Akkra (Ghana) von Verlobung oder gleich Hochzeit. So wie beim Efes-Pils, das man ab jetzt nur noch trinken will.

Doch, Sie ahnen es

Das alles geht selten gut. Der „Berliner Kurier“ berichtet gerade über Claudia (37) aus Hannover und Rolence (37) aus Tansania. Unter Tränen verabschiedeten sich die beiden nach heißen Urlaubswochen und schworen sich ewige Liebe.

Rolence wolle sie eigentlich bald in Deutschland besuchen, doch – leider, leider – sei das Visum abgelehnt worden. Er hatte wohl nicht alle Papiere zusammenbekommen.

„Ich war zuerst stocksauer und habe zwei Tage nur knapp mit ihm gesprochen und die Herz-Emojis bei WhatsApp weggelassen.“ In diesen Kreisen wohl so etwas wie Höchststrafe.

Doch dann die wunderbare Wendung, der Mann aus Tansania schrieb einen Satz, der alles wieder gutmachte:  „Baby, bitte gib mich nicht auf, ich liebe dich doch!“ Was wird der Spaß gehabt haben, als er auf Senden drückte, oder?

Im Grunde mag ich mich nicht lustig darüber machen

Eigentlich sind es ganz tragische Geschichten, die hier einem großen Publikum an Voyeuren präsentiert werden. Es sind die Geschichten von Menschen, die etwas suchen, was sie im normalen Alltag nicht finden können. Die vielleicht etwas wiederholen wollen, was sie einst erlebt haben, als sie viel jünger wahren. Vielleicht treibt sie die Angst um, allein und ohne Liebe alt zu werden. Und vielleicht, ganz vielleicht nur, folgt der schwarze Romeo der schmachtenden Erika aus Deutschland auch nicht ganz uneigennützig nach Germoney…

Ich finde solche Fernsehformate verstörend…