Tutti Frutti mit Zwangsgebühren – Öffentlich-Rechtliche Grundversorgung an Orgasmen

Leser meines Blogs wissen, dass ich eine Schwäche fürs Radiohören im Auto habe. Und das nicht nur wegen der Verkehrshinweise, sondern auch wegen der Musik. Trotz menschheitsbeglückender Klima-Migrations-Corona-Dauerberieselung gestehe ich, dass ich meistens 1Live höre, die Jugendwelle des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Denn da gefällt mir die Musik gut. Aber weil wir gerade bei Verkehrshinweisen sind… auf dem Weg zum Hotel heute um Mitternacht wurde ich da Zeuge eine Expert_*Innen-Diskussion über die Frage, wie Frauen ihren „Beckenboden“ trainieren können, um leichter zum Orgasmus zu kommen. Eine der Damen schilderte lebhaft, welche Übungen sie dafür ausübe und dass es oft sehr hilfreich sei, wenn sie einen ihrer Finger in ihre Vagina stecke.

Gut, wieder was gelernt, aber ich erzähle Ihnen diese kleine Episode, weil ich heute Mittag um ca. 14.30 Uhr, als ich ins Auto einstieg, um loszufahren, auch 1Live hörte. Da ging es um die Frage, was Frauen tun können, damit ihre Klitoris besser durchblutet werde, was – Sie ahnen es – gut für den danach anzustrebenden Orgasmus sei.

Ich kann mir denken, das solche Fragen für einen Teil der geneigten Hörerschaft relevant sein mögen, und ich finde es auch gut, wenn darüber gesprochen wird. Und ich freue mich besonders für die beiden Expertinnen, die sich gegenseitig Tipps geben, wie sie ihre sexuellen Verklemmungen in den Griff bekommen. Sicher freuen sich die beiden sogar schon sehr auf das erste Mal. Aber um was in der Welt müssen wir alle das mit Zwangsgebühren bezahlen? Ich bin sicher, die Männer und Frauen, die 1946 den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk in Deutschland begründeten, hatten einen anderen Programmzweck im Auge als den weiblichen Orgasmus wahrscheinlicher zu machen und als dieses Selbstverwirklichungspalaver, mit dem sie uns nicht nur am späten Abend, sondern inzwischen auch tagsüber belästigen…