Unsere Wirklichkeit erscheint mir unglaublich surreal
Gerade Brötchen holen beim Bäcker um die Ecke.
Auf der Straße kommen mir bestimmt 80 Rennradler – alle sinnigerweise in gelben Trikots – in Zweierreihen entgegen. Keine Wettfahrt, sondern anschenend Training irgendwie. Die Gesichter gelöst, nicht angestrengt, manche lachen und freuen sich anscheinend über uns paar Zuschauer am Straßenrand.
Kürbiskernbrötchen gekauft, Rückweg zu Fuß nach Hause.
Auf dem Gehweg kommen mit vier Kindergärtnerinnen mit bestimmt 30 Kita-Kindern entgegen. Alle gut drauf, die Kids lachen und klatschen sich ab, die meisten mit Rucksack, es sieht nach einem Ausflug aus. Sicher haben sie Schokolade, Bananen und belegte Brote drin. So wie bei uns früher…
Sie werden denken, was schreibt der Kelle denn heute (wieder) für einen Quark, vielleicht versteht aber auch der ein oder andere von Ihnen, was ich sagen will und was mich gerade wirklich intensiv beschäftigt. Es ist die Kluft, die sich zwischen unserem gesellschaftlichen Alltag und der tatsächlichen Situation aufgetan hat. Und es beschäftigt mich weit mehr als Fragen wie, welche Partei man wählen kann oder wählen müsste oder neu zu gründen sei.
Wir lesen, dass die deutschen Flughäfen den Ansturm Sonnenhungriger kaum noch wuppen können, DSDS plant eine neue Staffel mit Dieter Bohlen und Robert Lewandowski will immer noch nicht beim FC Bayern bleiben. Ich muss mich damit beschäftigen, weil es viele Menschen interessiert, und Zugriffe auf meinen Seiten die Währung ist, um das nötige Geld zum Überleben zusammenzukratzen.
Gleichzeitig ist der Euro so schwach wie seit 20 Jahren nicht mehr, die Inflation so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr, zwei Flugstunden entfernt lässt ein Irrer ein Nachbarland mit seinen Raketen und Panzern in Schutt und Asche bomben, weil er Phantomschmerz nach seinem alten Reich verspürt. Und Diesel kostet weiter über 2 Euro pro Liter trotz der groß angekündigten spürbaren Entlastungen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber an manchen Tagen empfinde ich unsere Wirklichkeit in Deutschland nahezu surreal, und ich weiß nicht mehr, ob die da draußen vollkommen bekloppt sind und unser Land bewusst vor die Wand fahren, oder ob ich selbst nur in einer Depri-Blase stecke und viel wichtiger ist, dass „Layla“ nicht mehr auf Volksfesten gesungen werden darf, man einmal im Jahr sein Geschlecht wechseln darf – ich meine, wie bekloppt ist allein der Gedanke? – und man Deutsche „Kartoffel“ nennen darf, natürlich nur, wenn sie weiße Hautfarbe haben. Sonst, Zack, Rassismus!